Die Geschichte Israels ist ein Gemälde unserer christlichen Zeit, denn es heisst in 1. Korinther 10,11: «Alle diese Dinge aber widerfuhren jenen als Vorbilder und sind geschrieben worden zu unserer Ermahnung.» Wie das Volk Israel in der Wüste vom HERRN geleitet wurde, so werden wir in der Welt durch Gottes Gnade geführt. Der HERR anerkannte die Israeliten als sein Volk. Darum wohnte Er in ihrer Mitte. Heute wohnt Gott durch den Heiligen Geist in der Versammlung. Das Volk Israel hatte die Wolkensäule und die Trompeten zur Führung. Wir haben den Willen und die Absicht Gottes in seinem geschriebenen Wort und den Heiligen Geist, der es uns verstehen lässt.
Die Erlösung bringt uns in die Wüste zu Gott. Es ist seine persönliche Gegenwart, die uns führt. Um auf unserer Reise stark und mutig zu sein, müssen wir die Gegenwart Gottes kennen. An dem Tag, als das Heiligtum aufgerichtet wurde, bedeckte die Wolke das Zelt der Zusammenkunft. So verband sich die Gegenwart Gottes mit seinem Gesetz, denn Er hatte alle Anordnungen zum Bau des Heiligtums gegeben. Bei Nacht hatte die Wolkensäule das Aussehen von Feuer. Es war leicht, dieses Feuer im Dunkeln zu sehen. Das gilt auch für uns: Die Gegenwart Gottes ist bei Dunkelheit und in den Schwierigkeiten für uns viel deutlicher zu erkennen.
Israel lagerte und wanderte auf Befehl des HERRN. Es gibt nichts Schöneres und Einfacheres als die Art und Weise, wie das Volk in jedem Augenblick mit dem Willen Gottes rechnete. Am schädlichsten ist es für uns, wenn wir uns von unserem eigenen Willen leiten lassen, besonders in dem, was Gott betrifft. Die Israeliten wussten nicht, wohin der Weg führte, aber sie gingen ohne zu fragen oder zu zögern in die Richtung, die die Wolke anzeigte. Die Umstände haben keine Macht über den Gläubigen, wenn er in jeder Situation den Willen Gottes tut und keine andere Anleitung hat. Wie konnte Israel den Weg in der pfadlosen Wüste bei Tag und bei Nacht finden? Das Volk sollte einfach auf die Wolke achten. Die Begleitumstände waren nebensächlich.
Philippus tat in Samaria einen segensreichen Dienst. Doch mitten in dieser Arbeit sagte ein Engel des Herrn zu ihm: «Steh auf und geh nach Süden auf den Weg, der von Jerusalem nach Gaza hinabführt; dieser ist öde» (Apg 8,26). Der Herr wollte dort einen Menschen retten. Philippus gehorchte. Als seine Arbeit getan war, führte ihn der Heilige Geist weiter. Dieser Mann hatte seine Augen auf die Wolke gerichtet, um zu gehorchen. Darin gibt er uns ein schönes Beispiel für unser Verhalten als Kinder Gottes. Gehorchen ist wichtiger als alles andere.
Christus war der vollkommene Diener. Er kam, um den Willen Dessen zu tun, der Ihn gesandt hatte. Wenn Er handeln musste, handelte Er. Er sagte: «Wenn jemand am Tag wandelt, stösst er nicht an» (Joh 11,9). Was uns betrifft – ob wir aufstehen oder uns niederlegen –, alles muss nach Gottes Willen geschehen.
In Matthäus 11,25.26 preist Jesus den Vater für das, was sein guter Wille war. Er, der sanftmütig und von Herzen demütig ist, fordert uns auf, von Ihm zu lernen und uns ganz dem Willen Gottes unterzuordnen. Das Kind Gottes soll volles Vertrauen in den Vater haben, das mit vollkommenem Gehorsam verbunden ist.
Es kann sein, dass die Wolke sich mitten in der Nacht erhebt und Gott sagt: Geh! Dann gehen wir, ohne zu wissen, wohin der Weg führt. Doch wir haben die Gewissheit, dass Gott uns leitet. Wir müssen weder auf die Zeit noch auf die Umstände Rücksicht nehmen. Jesus führt seine eigenen Schafe heraus, aber Er geht vor ihnen her. Das ist wie die Wolke, die die Israeliten führte. Welch ein Vorrecht ist es, in jedem Augenblick vom Herrn geführt zu werden! Wir müssen also auf Ihn achtgeben, sonst kann sich die Wolke erheben, ohne dass wir es merken. Wenn wir auf Ihn blicken, können wir gehen, wann immer die Wolke sich erhebt. Lasst uns dies in den Einzelheiten des täglichen Lebens bewusst tun. Hätte der alte Simeon sich nicht vom Heiligen Geist leiten lassen, in den Tempel zu gehen, so hätte er nicht das Vorrecht gehabt, Jesus zu begegnen. Wenn wir nicht auf den Herrn achten, können die kleinsten Umstände sehr ernste Folgen haben, indem sie uns vom Weg abbringen. Vergessen wir nicht, dass wir erlöst worden sind, um auf unseren Herrn zu blicken und den Weg zu gehen, den Er uns führt.
Die Trompeten waren das Zeugnis Gottes. Die Wahrheit Gottes offen und freimütig anzuerkennen, ist sehr wichtig für uns, denn der HERR tritt selbst hervor, um seine Wahrheit zu bezeugen.
In 4. Mose 10,11-32 sehen wir die Marschordnung des Volkes. Zuerst zogen Juda und zwei andere Stämme los. Dann kam die Stiftshütte, gefolgt von drei weiteren Stämmen. Danach folgten die Bundeslade und die übrigen, wertvollen Geräte, die von den Kehatitern getragen wurden. Doch in den Versen 33-36 lesen wir, dass die Bundeslade vorausging, um einen Ruheplatz zu suchen. Gott weiss sehr wohl, dass wir auch in der Wüste Momente der Ruhe in seiner Nähe nötig haben. Seine Treue bereitet sie uns vor. Als die Israeliten den Jordan überqueren mussten, ging die Bundeslade vor ihnen her und stellte sich mitten in den Fluss. Obwohl der Fluss über die Ufer trat, weil es Erntezeit war, hörte er auf zu fliessen, sobald die Priester mit den Füssen ins Wasser traten. Die Lade stand dort, bis alle Israeliten vorbeigezogen waren. Selbst im Tod können wir auf diese göttliche Führung zählen.
Gott macht sich nie mit der Sünde eins, aber Er hilft die Folgen der Sünde zu tragen. Als es den Israeliten aus Furcht vor den Kanaanitern an Glauben fehlte und sie in die Wüste zurückkehren mussten, ging die Wolke mit. Umso bereitwilliger sollten die Treuen unter dem Zustand des Volkes Gottes leiden! Josua und Kaleb mussten das Volk Israel 38 Jahre lang durch die Wüste begleiten und dabei die äusseren Konsequenzen der Sünde des Volkes mittragen. Niemals dürfen wir die Sünde gutheissen, aber die schmerzlichen Folgen des Zustands im himmlischen Volk Gottes gilt es zu ertragen. Dabei dürfen wir aber mit der Wolke rechnen: Der Gott der Treue wird mit uns gehen.
Wenn der Heilige Geist betrübt wird, wird Gott dieses Böse nicht gutheissen. Dennoch wird Er uns nicht im Stich lassen. Jesus war einsam und ging selbst durch die Wüste. Nun versteht Er voll Mitgefühl die Situation des Volkes Gottes und bereitet ihm in der kargen Welt Ruheplätze vor. In der Wüste können wir immer mit Gottes Güte rechnen, denn ohne sie finden wir den Weg nicht. Mose wünschte Hobab als Führer – er hatte die Führung der Wolke vergessen. In der Wüste gibt es ohne Gott keinen Weg, aber Gott ist da. Wenn wir in guten Zeiten nicht auf die Wolke achten, werden wir sie auch in den Schwierigkeiten nicht wahrnehmen – und schwierig wird es oft infolge der Sünde.
Auf der Wanderung durch die Wüste wird unser Vertrauen durch das geschriebene Wort und den Heiligen Geist gestärkt. Das eine wäre ohne das andere nutzlos. Die menschliche Vernunft kann die Gedanken Gottes nicht ergründen. Doch der Heilige Geist leitet uns in die ganze Wahrheit. Wir Christen haben beides nötig: Weder das Wort ohne den Geist noch der Geist ohne das Wort würden genügen. Wir brauchen den Heiligen Geist, damit wir den Wunsch haben, das Wort zu verstehen, und damit wir auch die Kraft besitzen, vorwärtszugehen und zu gehorchen. Gott ist da, um uns zu lehren und zu führen. Wenn wir als Kinder Gottes aufmerksam sind, können wir die Führung des Heiligen Geistes klar erkennen. Doch es ist nicht möglich, vom Geist geleitet zu werden, wenn man gegen das Wort Gottes handelt. Werden wir aber durch Gott und sein Wort geleitet, so sagen wir wie Mose: «Steh auf, HERR, dass deine Feinde sich zerstreuen!» (4. Mo 10,35).