Rahab

Josua 2,1-24; Josua 6,15-25

Die Geschichte von Rahab finden wir in Josua 2 und 6. Zudem wird diese Frau im Neuen Testament dreimal positiv erwähnt (Mt 1,5; Heb 11,31; Jak 2,25).

Trotz ihrer traurigen Vergangenheit entging sie dem göttlichen Gericht und bekam einen Platz im Volk Israel. Diese wunderbare Errettung gründete sich auf die Gnade Gottes und kam ihr wegen ihres Glaubens zugute.

Ihre Herkunft

a) Rahab war eine Hure

Sie führte ein sündiges Leben in der Welt. Die Sexualität, die der Schöpfer für die Ehe gegeben hat, lebte sie mit vielen Männern aus, ohne mit ihnen verheiratet zu sein. Sie war eine schlimme Sünderin, die eine grosse Schuld vor Gott hatte. Deutlich stellt sie dar, was in Epheser 2,1-3 über das Leben der Gläubigen vor ihrer Bekehrung steht: Wir haben ein gottloses, sündiges Leben geführt – das war unsere Vergangenheit!

Gott ist heilig und muss Sünder ewig bestrafen. Doch in seinem Sohn Jesus Christus, der am Kreuz für fremde Schuld gelitten hat und gestorben ist, bietet Er allen Menschen seine rettende Gnade an. Wie Rahab die Gnade Gottes zur Rettung vor dem Gericht über die Menschen in Jericho glaubensvoll ergriff, so kommt jeder, der persönlich an den Erlöser glaubt, nicht ins Gericht. Er empfängt Vergebung der Sünden und ewiges Leben. Für ihn gilt nun das, was der Apostel in Epheser 2,8 schreibt: «Durch die Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens.» Eine vollkommene und ewige Errettung – das hat uns Gott aus Gnade geschenkt!

b) Rahab war eine Heidin

Sie gehörte nicht zum Volk Gottes, sondern zu einem der heidnischen Völker in Kanaan, die fremden Göttern dienten und Feinde Israels waren. Damit illustriert Rahab, was der Apostel Paulus in Epheser 2,11.12 über die Herkunft der Gläubigen aus den Nationen sagt. Wir lebten ohne Gott und ohne Christus in der Welt – das war unser hoffnungsloser Zustand vor der Bekehrung!

Doch Gott hat ein Werk an uns getan, als wir an seinen Sohn Jesus Christus glaubten. Er hat uns mit sich versöhnt und uns mit anderen Erlösten vereint. Wie Rahab ins Volk Israel aufgenommen wurde und dort in Beziehung zum lebendigen Gott kam, so sind wir durch den Glauben an den Herrn Jesus «Mitbürger der Heiligen» und «Hausgenossen Gottes» geworden (Eph 2,19). Wir besitzen die gleichen Vorrechte wie alle anderen Gläubigen und sind ganz nahe zu Gott gebracht, der unser Vater geworden ist – das ist die neue Stellung, die wir gemeinsam als Erlöste einnehmen.

Ihr Glaube

In Hebräer 11,31 lesen wir: «Durch Glauben kam Rahab, die Hure, nicht mit den Ungläubigen um, da sie die Kundschafter in Frieden aufgenommen hatte.» Wenn wir über ihren Glauben nachdenken, können wir vier Aspekte erkennen:

1) Die Überzeugung

Die Menschen in Jericho hörten, wie der HERR sein Volk aus Ägypten befreit hatte. Sie vernahmen auch, dass Israel die beiden Könige der Amoriter – Sihon und Og – östlich vom Jordan besiegt hatte. Wie reagierten sie auf diese Botschaft? Sie fürchteten sich vor dem lebendigen Gott!

Rahab hörte die genau gleiche Botschaft. Doch in ihrem Herzen entstand nicht Furcht, sondern eine Glaubensüberzeugung. Mit zwei Aussagen gegenüber den beiden Kundschaftern, die in ihr Haus gekommen waren, bezeugte sie ihren Glauben an Gott:

  1. «Der HERR, euer Gott, ist Gott im Himmel oben und auf der Erde unten» (Jos 2,11). Sie erkannte den Gott Israels als den einzig wahren Gott an.
  2. «Ich weiss, dass der HERR euch das Land gegeben hat» (Jos 2,9). Sie glaubte fest daran, dass Gott sein Wort wahr machen und den Israeliten das Land Kanaan geben würde.

Damit setzte Rahab das um, was in Hebräer 11,1 steht: «Der Glaube aber ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft, eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht.» Sie war überzeugt, dass der lebendige, aber unsichtbare Gott existiert. Sie glaubte auch, dass Er die Hoffnung der Israeliten erfüllen und ihnen das Land Kanaan geben würde.

2) Die Tat

Ihre persönliche Glaubensüberzeugung liess Rahab zur Tat schreiten. Als die israelitischen Boten in die Stadt Jericho und in ihr Haus kamen, nahm sie diese beiden Männer auf und versteckte sie.

Für den Verstand schien es unwahrscheinlich, dass die Armee Israels, die kaum Kriegserfahrung und keine besondere Ausrüstung hatte, die gut befestigte Stadt Jericho erobern konnte. Aber Rahab glaubte, dass Gott seinem Volk den Sieg geben würde. Darum half sie den beiden Kundschaftern.

Aus menschlicher Sicht war die Tat Rahabs ein Verbrechen, denn sie verriet ihre Stadt an die Feinde. Was sie tat, war jedoch ein Werk des Glaubens. Sie stellte sich entschieden auf die Seite des Volkes Gottes, als es noch verachtet war und keinen einzigen Sieg in Kanaan errungen hatte.

Jakobus schreibt dazu: «Ist aber ebenso nicht auch Rahab, die Hure, aus Werken gerechtfertigt worden, da sie die Boten aufnahm und auf einem anderen Weg hinausliess?» So soll es auch bei uns sein: Die innere Überzeugung bringt ein Verhalten hervor, das unseren Glauben beweist. Wenn sich das neue Leben zeigt, gehorchen wir Gott wie Abraham und lieben sein Volk wie Rahab (Jak 2,21-25).

3) Die Sicherheit

Weil sich der Glaube Rahabs durch ihre Tat als echt erwies, kam ihr Gott durch die beiden Boten zu Hilfe und gab ihr eine sichere Zusage: Die Karmesinschnur im Fenster würde sie und alle, die in ihrem Haus waren, vor dem Gericht schützen, das die Bewohner von Jericho treffen sollte. Diese rote Schnur weist auf das Blut des Herrn Jesus hin, das am Kreuz vergossen wurde und alle, die an Ihn glauben, vor dem göttlichen Gericht rettet.

Die Sicherheit unserer Errettung liegt im Erlöser, der an unserer Stelle sein Leben gelassen hat. Das Wort Gottes bezeugt uns, dass wir durch den Glauben an Ihn Frieden mit Gott haben und nicht ins Gericht kommen (Röm 5,1; Joh 5,24). Durch diese göttlichen Zusagen kommt unser Gewissen völlig zur Ruhe.

4) Die Belohnung

Gott belohnte den Glauben Rahabs auf vierfache Weise. Das finden wir in Josua 6, als die Stadt Jericho erobert wurde, und in Matthäus 1.

  1. Der HERR verschonte Rahab vor dem Gericht. Sie kam nicht mit den Ungläubigen um (Heb 11,31; Jos 6,22).
  2. Gott wirkte im Herzen ihrer Angehörigen, so dass sie im Haus Rahabs Schutz suchten und ebenfalls gerettet wurden (Jos 6,22.23).
  3. Rahab bekam einen Platz im Volk Gottes und durfte am Segen teilhaben, den Er den Israeliten im Land Kanaan schenkte (Jos 6,25).
  4. Salmon, der Sohn eines Fürsten im Stamm Juda, heiratete Rahab. Dadurch gehörte sie zu diesem Stamm und sogar zu den Vorfahren des Messias (1. Chr 2,11; Mt 1,5).

Gott ist auch heute ein Belohner derer, die seinem Wort glauben und danach handeln (Heb 11,6). Weil sie Ihm durch ihren Glauben Freude machen, bekennt Er sich zu ihnen und segnet sie.

Wir sehen bei Rahab, was die Gnade Gottes bewirken kann. Sie rettet verlorene Sünder vom Verderben, macht sie zu Zeugen ihres Glaubens, schenkt ihnen einen geistlichen Segen und bringt sie in Beziehung zu Christus.