2. Zweierlei Gesinnungen
Jetzt möchten wir die beiden Gesinnungen betrachten, die uns die Schrift in Römer 8 vorstellt. «Denn die, die nach dem Fleisch sind, sinnen auf das, was des Fleisches ist; die aber, die nach dem Geist sind, auf das, was des Geistes ist. Denn die Gesinnung des Fleisches ist der Tod, die Gesinnung des Geistes aber Leben und Frieden, weil die Gesinnung des Fleisches Feindschaft ist gegen Gott, denn sie ist dem Gesetz Gottes nicht untertan, denn sie vermag es auch nicht» (Röm 8,5-7).
Gottes Wort kennt also zwei Gesinnungen: Die eine ist nach dem Fleisch und die andere nach dem Geist. Eine Gesinnung nach dem Fleisch haben alle unbekehrten Menschen. Aber auch bekehrte Menschen können eine Gesinnung nach dem Fleisch haben, denn die Sünde ist noch in ihnen. Es heisst hier: nach dem Fleisch, nicht im Fleisch. Ein gläubiger Mensch, in dem der Geist Gottes wohnt, ist nicht mehr im Fleisch. So sieht ihn Gott nie mehr. Darum lesen wir weiter in Vers 9: «Ihr aber seid nicht im Fleisch.» Nein, wir sind nicht mehr im Fleisch, das waren wir früher, vor unserer Bekehrung. Aber wir können noch nach dem Fleisch sinnen. Darum ist es wichtig, diese beiden Gesinnungen zu unterscheiden. «Denn die, die nach dem Fleisch sind, sinnen auf das, was des Fleisches ist.»
Was ist das? Die Gesinnung nach dem Fleisch ist Egoismus. Man denkt nur an das, was einem selbst nützt und einen selbst erhöht. Die Gesinnung nach dem Geist aber bedeutet, unsere Gedanken auf den Herrn Jesus zu richten. Der Geist Gottes möchte in unserem Denken immer die Schönheit des Herrn Jesus vor uns stellen. Das ist wirklich ein Gegensatz: Ich oder der Herr Jesus. Worüber wollen wir sinnen? Über uns selbst, was uns etwas bringt, was wir gern haben? Oder wollen wir darüber nachdenken, was der Herr Jesus möchte und was Er ist? In Philipper 2,21 sehen wir diesen Gegensatz sehr deutlich: «Alle suchen das Ihre, nicht das, was Jesu Christi ist.»
Vor einiger Zeit hatte ich ein Gespräch mit dem Leiter eines Sozialamtes. Er hat mir etwas von seiner Arbeit erzählt, wie er es hauptsächlich mit kaputten Familien zu tun hat. Am Schluss sagte er: «Wissen Sie, das ganz grosse Problem ist der Egoismus des Menschen. Der Egoismus der Väter und der Egoismus der Mütter zerstört die Ehen und die Familien!» Damit traf dieser ungläubige Mann den Kern der Sache. Wenn wir Gläubige nach dem Fleisch sinnen, ist es auch Egoismus. Er kann in einem Hobby zum Ausdruck kommen, oder in unseren Ansprüchen, auf die wir pochen: «Ich bin doch der Vater, ich habe mein Recht, ich bin doch der Mann!» usw. Oder die Frau sagt: «Auch ich habe mein Recht, ich muss mich entfalten können.» Die modernen, auch in die Reihen von Gläubigen eingedrungenen Gedanken der Selbstverwirklichung sind letztlich Egoismus, und das ist die Gesinnung des Fleisches.
«Die Gesinnung des Fleisches ist der Tod.» Sie führt den Menschen auf den Weg zum Tod. Das Ende des unbekehrten Menschen wird der Tod sein. Sollte jemand den Herrn Jesus noch nicht als seinen Heiland angenommen haben, dann ist er, dann bist du auf dem Weg des Todes. Dieser Weg führt in die Hölle, in die ewige Nacht hinein.
Aber auch wenn Gläubige nach dem Fleisch sinnen, kommen sie auf einen Weg des Todes. Praktisch entsteht dann ein geistlich toter Zustand.
- Wenn wir uns von Ihm abwenden,
wird es finster um uns her;
unser Gang ist nicht mehr sicher
und das Herz von Freuden leer.
Haben wir das nicht auch erfahren, wenn wir nach dem Fleisch gesonnen haben? Das ist praktischerweise der geistliche Tod in unserem Leben, in unseren Familien, in den örtlichen Versammlungen. Wenn der Egoismus Triumphe feiert, dann ist der geistliche Tod da.
«… die Gesinnung des Geistes aber Leben und Frieden.» Hier geht es darum, hier auf der Erde das Leben und den Frieden erfahren zu können. Es hat einmal jemand in Zürich an eine Hausmauer gesprayt: «Gibt es ein Leben vor dem Tod?» Das hat mich nachdenklich gemacht.
Seit Jahrtausenden diskutieren die Menschen, ob es ein Leben nach dem Tod gibt. Aber für uns, die wir den Herrn Jesus kennen dürfen, gibt es ein Leben schon vor dem Tod, ein Leben an der Hand unseres Herrn, ein Leben, in dem Er der Zentralpunkt unseres ganzen Denkens und Handelns ist. Das ist wahres Leben vor dem Tod und Frieden des Herzens. Die Gesinnung des Geistes hat den Herrn Jesus zum Inhalt: über Ihn nachdenken, Ihm Platz geben in unseren Herzen, Ihm Platz geben in unseren Häusern, Ihm Platz geben in den Zusammenkünften. Er ist in der Mitte, wenn wir zu Ihm hin versammelt sind, das ist wahr. Aber dann kommt die Praxis. Geben wir Ihm auch Platz und Raum in unseren Herzen, in unserem Leben und in den Zusammenkünften?
Diese beiden Gesinnungen stellt die Schrift vor uns. Möchten wir zur Ehre des Namens unseres Herrn Jesus, aber auch zum Zeugnis in dieser Welt mehr nach dem Geist sinnen!