Gesinnung (4)

Philipper 2,12-13

4. Die Gesinnung des Herrn Jesus in uns

«Daher, meine Geliebten, wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid, nicht allein als in meiner Anwesenheit, sondern jetzt viel mehr in meiner Abwesenheit, bewirkt euer eigenes Heil mit Furcht und Zittern; denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken, zu seinem Wohlgefallen» (Phil 2,12.13). Hier finden wir vier Auswirkungen der Gesinnung des Herrn Jesus in unserem Leben.

a) Gehorsam

Die erste Auswirkung ist ein ganz besonderer Gehorsam. Der Apostel schreibt hier an die Philipper, dass sie gehorsam waren, nicht nur in seiner Anwesenheit, sondern auch in seiner Abwesenheit. Sie waren also nicht einfach wegen seiner starken Persönlichkeit gehorsam. Sie zeigten auch einen Gehorsam aus persönlicher Überzeugung. Es ist etwas Wunderbares, aus wirklicher Überzeugung dem Wort Gottes gehorsam zu sein. Wenn man jung ist, hat man damit manchmal etwas Mühe. Man meint, wenn man dem Wort Gottes gehorsam sei, wäre alles verboten, was man gern tun möchte. Wird man jedoch etwas älter, dann darf man lernen, dass Gehorsam gesegnet ist. Es ist der Weg des Segens, auch heute noch. Das Wort Gottes ist die Wahrheit, und wenn wir ihm gehorchen, sind wir auf einem Weg des Lebens und Friedens. Das wird man in unserem Leben sehen. Wenn wir dem Wort Gottes ungehorsam sind, werden die Folgen nur Leid und Not sein. Aber im Gehorsam aus innerer Überzeugung liegt ein besonderer Segen Gottes.

b) Das Heil oder die Errettung bewirken

Wenn der Apostel Paulus von Errettung spricht, meint er im Allgemeinen das Ende unseres Weges, wenn wir an das Ziel kommen. Wir sollen also dieses Ziel bewirken oder kultivieren. Die zweite Auswirkung der Gesinnung des Herrn Jesus ist daher, dass unsere Blicke auf das Ziel gerichtet werden. Das ist viel wichtiger als wir denken. Aber wie geschieht dies in der Praxis? Wir beginnen stets mehr über den Himmel und über den verherrlichten Herrn droben nachzudenken. «Sucht was droben ist, sinnt auf das was droben ist», das ist hier gemeint. Das Heil bewirken bedeutet nicht, dass wir an unserer Bekehrung arbeiten müssen, sondern dass unsere Gedanken sich ausstrecken nach dem, was uns in der Zukunft erwartet. Das ist die einzige Kraft, um hier auf der Erde wirklich gehorsam leben zu können.

Wir sehen das auch in 1. Petrus 2,2: «… damit ihr durch diese wachst zur Errettung.» Das, was am Ende unseres Weges kommt, soll mehr und mehr unsere Gedanken und unser Herz erfüllen. Man kann oft beobachten, dass der Herr gerade ältere Geschwister dahin gebracht hat, sich sehr viel mit der Zukunft und mit dem Himmel zu beschäftigen. Das ist dieses Wachsen zur Errettung oder dieses Bewirken des Heils.

c) Furcht und Zittern

Damit ist gemeint: Wir sollen uns davor fürchten und zittern, dass der Feind die irdischen Dinge benutzen kann, um unsere Herzen damit zu erfüllen. Wir leben noch auf der Erde und müssen uns in unserer Arbeit mit allerlei Irdischem beschäftigen. Zudem stehen wir immer wieder vor Entscheidungen, die unser irdisches Leben betreffen. Dabei besteht die grosse Gefahr, auf das Irdische zu sinnen, eine irdische Gesinnung zu haben. Im Philipper-Brief geht es nicht um Sünde, auch nicht so sehr um die Welt. Es geht darum, dass das Irdische für uns eine Gefahr bedeutet, dass der Beruf, die Familie, unser ganzes Herz erfüllt. Ein Vater sagte einmal, er könne die Zusammenkünfte am Sonntagnachmittag nicht besuchen, weil er dann mit seinen Kindern spazieren gehen müsse. Sogar die eigene Familie kann uns zur Gefahr werden, dass wir nicht mehr mit dem Herrn Jesus und seinen Dingen beschäftigt sind.

In Matthäus 13,2 sagt der Herr Jesus: «Der aber in die Dornen gesät ist, dieser ist es, der das Wort hört, und die Sorge der Welt und der Betrug des Reichtums ersticken das Wort, und er bringt keine Frucht.» Die Sorgen der Welt und der Betrug des Reichtums sind zwei Gefahren, die es besonders zu beachten gilt. Wenn es im Berufsleben glänzend geht und man immer mehr verdient und kaum mehr weiss, wohin mit dem Geld, dann ist das eine Gefahr für das geistliche Leben. Aber auch wenn es schwierig wird im Beruf, wenn die Sorgen kommen, kann dies eine ernste Gefahr für das Glaubensleben werden. Wir sorgen uns dann so stark um die irdischen Dinge, dass der Herr Jesus aus unseren Herzen verdrängt wird. Also: mit Furcht und Zittern vor den irdischen Dingen, die wir sehr wohl in Treue zu tun haben, die aber niemals unser Herz erfüllen dürfen!

d) Gnade

«… denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken nach seinem Wohlgefallen» (V. 13). Wenn die Gesinnung des Herrn Jesus in unseren Herzen ist und sie in unserem Leben durch Gehorsam, durch das Anschauen des Zieles, durch Furcht und Zittern vor den irdischen Dingen zur Auswirkung kommt, dann erfüllt uns ein tiefes Bewusstsein von Gnade. Wenn aus der Gesinnung des Herrn Jesus ein Weg des Gehorsams in unserem Leben resultiert und der Herr Segen auf uns legen kann, dann erkennen wir, dass alles nur Gnade ist.

Den Weg, den der Herr Jesus nach Golgatha hinaus gehen musste, den können und müssen wir nicht nachahmen. Diesen Weg musste Er allein gehen. Aber wir können und dürfen seine Gesinnung nachahmen. Sie wird uns zu einem Leben des Gehorsams und des Segens, aber auch zu einem tiefen Empfinden der Gnade Gottes führen.