Er und ich (2)

Psalm 18,2-3; Apostelgeschichte 18,9-10; Apostelgeschichte 23,11

Für unser Glaubensleben ist es wichtig, dass wir eine persönliche Beziehung zum Herrn Jesus pflegen. Beispiele von Gläubigen aus der Bibel ermutigen uns dazu. Nachdem wir im vorherigen Artikel über Abraham und Jakob nachgedacht haben, wollen wir jetzt David und Paulus etwas näher anschauen.

David in Psalm 18

«Ich liebe dich, HERR, meine Stärke!» (V. 2).

David hatte ein inniges, wenn auch nicht immer ungetrübtes Verhältnis zum HERRN. In seiner Biografie finden wir sowohl Glaubenssiege und Gelingen als auch Niederlagen und Versagen. Er war kein Übermensch. Deshalb fällt es uns sicher leicht, Parallelen zu unserem Leben zu ziehen.

David dichtete Psalm 18 gegen Ende seines Lebens. Du findest den Wortlaut dieses Psalms auch in 2. Samuel 22. Im Anschluss daran lesen wir von den «letzten Worten Davids» (2. Sam 23,1). Er blickt also in diesem Psalm auf sein ganzes Leben zurück und erkennt das Wirken des HERRN zu seinen Gunsten. Er hat erfahren, dass Gott ihn aus der Hand «aller seiner Feinde und aus der Hand Sauls» errettet hat. Die Gefahren waren gross, die Feinde stark (V. 18). Doch der HERR hat sich als stärker, grösser und mächtiger erwiesen. – Das trifft auf dich und mich genauso zu:

«Daher vermag er diejenigen auch völlig zu erretten, die durch ihn Gott nahen, indem er allezeit lebt, um sich für sie zu verwenden» (Heb 7,25).

«Dem aber, der euch ohne Straucheln zu bewahren und vor seiner Herrlichkeit untadelig darzustellen vermag mit Frohlocken, dem alleinigen Gott, unserem Heiland, durch Jesus Christus, unseren Herrn, sei Herrlichkeit, Majestät, Macht und Gewalt vor aller Zeit und jetzt und in alle Ewigkeit! Amen» (Jud 24.25).

Der Herr bietet uns also alle Unterstützung an und ist fähig, immer zu helfen. An Ihm liegt es sicher nicht, wenn wir nicht siegen oder in den Umständen verzweifeln.

Ist dir Vers 2 auch schon von ganzem Herzen über die Lippen gekommen? Ich gebe zu, dass ich immer etwas Hemmungen habe, so zu meinem Herrn zu sprechen. Ich sehe meine schwachen Empfindungen für Ihn und denke an Petrus, der seine Liebe zum Herrn in den Vordergrund stellte und auf sie zählte.

Doch bei David kommt dieser Ausruf aus seiner innigen Beziehung zu Gott hervor. Er vertraut nicht auf sich selbst und seine Gefühle, sondern ganz auf den HERRN. Er gibt zu: Ich habe keine Kraft, meine Stärke bist Du!

Damit kommen wir zur Kernfrage dieses Abschnitts: Was bedeutet mir der Herr Jesus? Im Leben von David nahm der HERR den zentralen Platz ein. Immer wieder erkannte er etwas Spezielles von Ihm. Hier einige Impulse:

  • Meine Stärke – ich muss mich nicht auf meine eigene Kraft verlassen.
  • Mein Fels – Er ist die Stabilität in meinem Leben.
  • Meine Burg – Er ist mein Zufluchtsort, wohin ich mich bei Gefahr wenden kann und in Sicherheit bin.
  • Mein Retter – es gibt keine Gefahr, aus der Er mich nicht erretten kann.
  • Mein Gott – und keiner sonst (vgl. Jes 45,5). Er bestimmt über mein Leben.
  • Mein Schutz – Er wirkt auch präventiv, Er steht zwischen einer Gefahr und mir.
  • Mein Schild – ich kann mich ohne Beschämung hinter Ihm «verstecken». (Suche, wie häufig das Wort «Schild» in diesem Psalm vorkommt.)
  • Meine hohe Festung – Er will mich aus dieser Welt und über die Umstände heben.
  • Das Horn1 meines Heils – Er ist die Sicherheit meiner ewigen Errettung.

Paulus in Apostelgeschichte 18

«Fürchte dich nicht!» (V. 9).

Paulus hat mehrfach erlebt, dass der Herr direkt zu ihm sprach. Die eindrücklichste Begebenheit ist sicher jene auf dem Weg nach Damaskus, die zu seiner Bekehrung führte. Der Herr teilte ihm aber auch manches mit, was der Apostel weitersagen musste (1. Kor 11,23).

An zwei Stellen in der Apostelgeschichte spricht der Herr zu Paulus, als dieser niedergeschlagen war. Das erste Mal befand er sich in Korinth. Seine Volksgenossen lagen dem Apostel immer sehr am Herzen. So verkündete er ihnen auch in Korinth das Evangelium. Doch sie lehnten es ab, indem sie «widerstrebten und lästerten» (V. 5.6). Paulus verliess sie und wandte sich den Menschen aus den Nationen zu. Von diesen bekehrten sich viele. Doch Paulus muss gespürt haben, dass er von den Juden noch Angriffe zu erwarten hatte. Offensichtlich fürchtete er sich davor. Vielleicht stand er auch in Gefahr, seinen Dienst in Korinth aufzugeben. Da sprach der Herr durch ein Gesicht in der Nacht zu ihm: «Fürchte dich nicht, sondern rede, und schweige nicht! Denn ich bin mit dir, und niemand soll dich angreifen, um dir etwas Böses zu tun; denn ich habe ein grosses Volk in dieser Stadt.»

Welch ein Zuspruch: «Fürchte dich nicht!» Im Neuen Testament werden sieben Personen so vom Herrn angesprochen (Joseph, Zacharias, Maria, Jairus, Simon Petrus, Johannes und Paulus). Paulus darf dieses ermutigende Wort sogar zweimal hören (Apg 18,9; 27,24).

Welch eine Aufforderung: «Rede und schweige nicht!» Das erinnert mich an die vier Aussätzigen ausserhalb der belagerten Stadt Samaria in 2. Könige 7. Sie hatten nichts zu verlieren und gewannen alles, als sie ins syrische Heerlager gingen. Da sahen sie, dass die feindliche Armee abgezogen war. Diese gute Botschaft behielten sie nicht für sich. Lies, was sie in Vers 9 zueinander sagen: «Wir tun nicht recht. Dieser Tag ist ein Tag guter Botschaft; schweigen wir aber und warten, bis der Morgen hell wird, so wird uns Schuld treffen.»

Welch eine Zusage: «Ich bin mit dir, und niemand soll dich angreifen, um dir etwas Böses zu tun.» Natürlich ist mir bekannt, dass der Herr immer bei mir ist (Mt 28,20). Doch häufig fehlt mir das Bewusstsein dafür. Deshalb verinnerliche ich es neu. Seine ständige Anwesenheit ist viel bedeutender als die Nähe zu allen noch so glaubensstarken Christen.

Welch eine Aussicht: «Denn ich habe ein grosses Volk in dieser Stadt.» Als Kind Gottes bin ich kein Einsiedler. Ich gehöre zur Familie Gottes und darf die Liebe und Gemeinschaft der Mitgläubigen geniessen.

Paulus gab nicht auf, sondern stellte sich der Situation. Er hielt sich ein Jahr und sechs Monate in Korinth auf. Später heisst es, dass er «noch viele Tage» blieb, bevor er weiterreiste (Apg 18,11.18).

Paulus in Apostelgeschichte 23

«Sei guten Mutes!» (V. 11).

Als Paulus zum zweiten Mal in seiner Niedergeschlagenheit einen Zuspruch vom Herrn erhielt, befand er sich in Jerusalem. Den Galatern hatte er geschrieben, dass er «durch das Gesetz dem Gesetz gestorben sei, damit er Gott lebe» (Gal 2,19). Doch jetzt wollte er ein blutiges Opfer nach dem Gesetz darbringen (Apg 21,26). Da griff Gott ein, damit das nicht geschah. Paulus wurde unter falscher Anklage festgenommen und daran gehindert, das Opfer zu bringen. Ein Tiefpunkt in der Biografie dieses Apostels! In der darauffolgenden Verhandlung vor dem Synedrium bezeichnete er zuerst den Hohenpriester als eine getünchte Wand, was gegen die Anordnung des Gesetzes war. Aber Paulus wusste nicht, dass es der Hohepriester war, der befohlen hatte, ihn zu schlagen. Dann spielte er die beiden grossen Parteien im Synedrium gegeneinander aus (Apg 23,3-6). War das eine geistliche Handlungsweise?

Sicher war sich Paulus bewusst, dass er versagt hatte. Wie mutlos muss er in seiner Gefängniszelle gewesen sein! Wir können aber davon ausgehen, dass er sein Unrecht dem Herrn bekannte. Wäre das nicht der Fall gewesen, hätte der Herr Jesus zuerst als Sachwalter wirken müssen, um Paulus zum Einsehen und Bekennen seines Versagens zu führen (1. Joh 2,1). Doch der Herr kam zu seinem Knecht, um ihn wieder aufzurichten. Was sagte Er ihm?

  • «Sei guten Mutes!» Sei nicht pessimistisch, sei zuversichtlich. Der Teufel bringt uns die Schlechtigkeit unserer Handlungen ebenfalls ins Bewusstsein. Doch er stellt unser Versagen immer so hin, als sei es unverzeihbar. Er will, dass wir verzweifeln. Wenn wir aber das, was wir verkehrt gemacht haben, Gott bekennen, vergibt Er uns. Der Herr stellt uns wieder her und spricht uns Mut zu. Wunderbarer Heiland!
  • «Wie du von mir in Jerusalem gezeugt hast, so musst du auch in Rom zeugen.» Paulus hatte geplant, nach Rom zu gehen (Röm 15,22-29). Nun bejahte Gott diesen Plan, doch Er lenkte die Ausführung auf seine Weise. Gott dachte nicht nur an die Gläubigen in Rom. Er dachte auch an uns: Paulus hatte als Gefangener die Möglichkeit, Briefe zu schreiben. Vier von ihnen schrieb er während seiner ersten Gefangenschaft. «Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR. Denn wie der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken» (Jes 55,8.9).

Schluss

Eine intensive Beziehung zum Herrn Jesus ist keine beengende, freudlose Angelegenheit. Gerade die betrachteten Beispiele zeigen, dass der Lebenssinn und die echte Freude eng mit der Beziehung zum Herrn verbunden sind. Das Leben dieser Glaubensleute war weder eintönig noch langweilig, sondern ausgefüllt. Wir wollen weder dem Teufel noch der Welt noch der Sünde oder einfach der Nachlässigkeit erlauben, diese wunderbare Beziehung zum Herrn zu stören.

  • 1Hörner wurden im Orient als ein Symbol von Erhöhung und Macht getragen. Der Herr war Davids Horn der Errettung. Er erhöhte auch das Horn seines Volkes und brach die Hörner der Gottlosen ab (Ps 18,3; 75,11; 148,14; Lk 1,69).