Kommen

Offenbarung 22

Beim Lesen des letzten Kapitels der Offenbarung fällt uns auf, dass wir sieben Mal auf das Wort «kommen» stossen. Das griechische Wort bedeutet «kommen» und «gehen» zugleich. Es spricht von Bewegung. Es lohnt sich, diese Stellen anzusehen. Von einer Ausnahme abgesehen geht es dabei um das Kommen unseres Herrn.

«Siehe, ich komme bald. Glückselig, der die Worte der Weissagung dieses Buches bewahrt!» (V. 7).

«Siehe!» Damit wird unsere besondere Aufmerksamkeit auf das baldige Kommen unseres Herrn gerichtet, um uns zu sich zu holen. Bereits in Johannes 14, als Er noch auf der Erde war, hat Er dies seinen Jüngern versprochen. Jetzt wiederholt Er seine Zusage. Die Verlaufsform (eigentlich: ich bin dabei zu kommen) erinnert uns an einen besonderen Titel unseres Herrn in Hebräer 10,37: Er ist «der Kommende», der ganz sicher kommt und nicht ausbleibt.

Hier wird diese Zusage mit einer weiteren Ermunterung verbunden: Glückselig ist derjenige, der die Worte der Weissagung dieses Buches (der Offenbarung) bewahrt. Diese Aussage richtet unsere Herzen vor allem auf die Erscheinung des Herrn in Macht und Herrlichkeit, denn die Offenbarung spricht weniger von der Entrückung, sondern vielmehr von seiner Erscheinung. In Titus 2 verbindet Paulus beide Aspekte seines Kommens: «Wir erwarten die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres grossen Gottes und Heilandes Jesus Christus» (Tit 2,13). Die Hoffnung erinnert an sein Kommen zur Entrückung. Die Erscheinung verbindet sich mit seiner Rückkehr auf die Erde, um sein Reich aufzurichten.

«Siehe, ich komme bald, und mein Lohn mit mir, um einem jeden zu vergelten, wie sein Werk ist» (V. 12).

Noch einmal wiederholt der Herr seine Zusage und wieder wird die Verlaufsform gebraucht. Wir warten auf Den, der sozusagen unterwegs ist, um zu kommen. Er kommt bald. Aus unserer Perspektive mag die Zeit lang sein, nicht aber aus seiner Sicht, denn für Ihn sind tausend Jahre wie ein Tag (2. Pet 3,8). Dann ist es in der Tat keine lange Zeit.

Hier verbindet Er die Zusage seines Kommens mit seinem Lohn, d.h. mit der gerechten Belohnung und Vergeltung. Dieser Lohn wird am Richterstuhl des Christus ausgeteilt (2. Kor 5,10) und im kommenden Reich sichtbar. Dabei geht es nicht um unsere Ehre, sondern um die Ehre und Herrlichkeit des Herrn (2. Thes 1,10). Er wird in uns verherrlicht werden. Für uns ist das eine Motivation, uns jetzt Ihm zur Verfügung zu stellen und Ihm zu dienen. Für jeden, der dem Herrn Jesus noch nicht angehört, ist die Ankündigung seines Kommens eine ernste Warnung.

«Der Geist und die Braut sagen: Komm!» (V. 17a).

In Vers 16 sagt unser Herr, dass Er die «Wurzel und das Geschlecht Davids» ist, d.h. die Hoffnung Israels. Zugleich ist Er der «glänzende Morgenstern», d.h. die Hoffnung der Gläubigen der Gnadenzeit. Der Gedanke an den Morgenstern weckt in uns den Wunsch, dass Er kommt. Der Morgenstern geht auf, wenn die Nacht am dunkelsten ist. Es ist die Nacht der Ablehnung des Herrn Jesus, in der wir jetzt leben. Die Fokussierung auf den glänzenden Morgenstern verstärkt bei uns das Verlangen nach seinem Kommen. Es ist der Geist – der Heilige Geist – und es ist die Braut – die Versammlung –, die diese kurze Bitte formulieren. An Pfingsten kam der Heilige Geist auf die Erde und wohnt seither in der Versammlung (Apg 2,1-4). Er ist es, der uns anleitet, nach dem Kommen des Bräutigams auszuschauen. Dabei fällt auf, dass die Bitte nicht lautet: «Komm bald!», sondern nur: «Komm»! Kürzer könnte sie nicht sein. Der Geist und die Braut überlassen den Zeitpunkt des Kommens dem Herrn selbst.

«Wer es hört, spreche: Komm!» (V. 17b).

Es gibt solche, die den Ausruf und die Bitte des Geistes und der Braut hören. Sie werden eingeladen, in diese Bitte einzustimmen. Wer sind diese Zuhörer? Während im ersten Satzteil von der Braut die Rede ist, sind hier die einzelnen Gläubigen angesprochen, die zusammen die Braut bilden. (Nur Erlöste wünschen, dass der Herr kommt.) Warum wird der Scheinwerfer hier auf die Einzelnen gerichtet? Zu wissen, dass Christus zurückkommt, ist eine Sache. Doch dieses Wissen allein genügt nicht. Wir sollen tatsächlich auf Ihn warten. Wenn wir das intensiver tun, werden wir uns gern vom Wunsch der Braut anstecken lassen und sagen: «Komm!» Gerade dann, wenn wir geistlich schläfrig geworden sind, haben wir diese Motivation nötig, damit wir neu auf unseren Herrn warten und uns auf den Augenblick freuen, an dem Er kommt – sei es zur Entrückung, sei es, um auf der Erde verherrlicht zu werden.

«Wen dürstet, der komme; wer will, nehme das Wasser des Lebens umsonst» (V. 17c).

Zum dritten Mal in Vers 17 wird das Wort «kommen» gebraucht. Doch jetzt ist der Gedanke ein völlig anderer. Noch einmal erfolgt eine Einladung an die Menschen, zu Christus zu kommen, der ihnen das Wasser des Lebens (das ewige Leben) umsonst geben will. In einer kurzen Aussage wird die Botschaft Gottes zusammengefasst. Aber ebenso knapp und prägnant ist die Aufforderung, sie anzunehmen. Es ist ein persönlicher Appell (wen dürstet) und eine Aufforderung, sich zum Heiland der Welt zu wenden (der komme). Es ist ein Appell an den Willen des Menschen (wer will). Obwohl es wahr ist, dass der Vater zum Sohn zieht, muss der Mensch auch kommen wollen. Gott zwingt niemand. Wer kommt, empfängt das Wasser des Lebens umsonst. Das ewige Leben ist für uns Menschen unbezahlbar. Ein anderer hat bezahlt, was wir nicht zahlen konnten. Deshalb ist das Angebot Gottes umsonst. Noch gilt den Menschen die Einladung: «Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben» (Mt 11,28). Sobald der Herr gekommen ist, wird es für die Menschen zu spät sein, sich zu Ihm zu wenden und an Ihn zu glauben.

«Der diese Dinge bezeugt, spricht: Ja, ich komme bald» (V. 20a).

Es wird nicht nur einmal oder zweimal bestätigt, dass Er bald kommt, sondern gleich dreimal. Wir sollen es uns gut einprägen. Wieder wird die Verlaufsform gebraucht. Dieses dreifache Zeugnis kommt überdies vom «treuen Zeugen» selbst (Off 1,5), von Dem, der diese Dinge bezeugt. Wenn irgendetwas sicher ist, dann die Tatsache, dass Er bald kommt. Hier verbindet Er seine Zusage nicht mit der Verantwortung, die Worte der Weissagung des Buches zu bewahren. Er verbindet sie nicht mit dem Lohn, sondern Er gibt einfach nur ein Versprechen. Freuen wir uns darüber? Freuen wir uns auf sein Kommen? Aber mehr noch: Denken wir daran, was es für Ihn bedeutet, wenn Er kommt? Einst kam Er in Niedrigkeit, um das Werk am Kreuz zu vollbringen. Danach ist Er mit Freude als Mensch in die Herrlichkeit gegangen. Doch wie sehnt Er sich danach, die Frucht der Mühsal seiner Seele bei sich zu haben! Dazu wird Er bald kommen.

«Amen; komm, Herr Jesus!» (V. 20b).

Das ist die letzte Stelle, die von seinem Kommen spricht. Jetzt wird nicht mehr gesagt, ob es der Geist, die Braut oder die Zuhörenden sind, die sagen: «Amen; komm, Herr Jesus!» Es ist die sehnsuchtsvolle Antwort von Menschen, die auf Ihn warten. Sie sagen: Amen! Das bedeutet: «Wahrhaftig», oder: «So sei es!» Sie bekräftigen ihren Wunsch mit der Anrede «Herr Jesus». So kennen wir Ihn und reden wir Ihn gern an. Er ist unser Herr, dem wir folgen, dem wir gehorchen und dem wir dienen. Er ist Jesus, unser Heiland, der am Kreuz sein Leben für uns gab. Welche Freude wird es sein, diesen Herrn zu sehen und in seine Freude einzugehen! Welche Freude wird es sein, unseren Heiland zum ersten Mal von Angesicht zu Angesicht zu sehen! Wie sehr wünschen wir uns, dass Er kommt!