Fürchte dich nicht!

Lukas 5,10; Lukas 8,50; Lukas 12,32; Markus 5,36; Apostelgeschichte 18,9; Offenbarung 1,17-18

Im Alten Testament finden wir dieses tröstliche Wort aus dem Mund Gottes oder durch einen Engel übermittelt sehr oft. Auch im Neuen Testament benutzt Gott verschiedene Male Engel, um einzelne Gläubige mit diesem Zuruf zu ermuntern. Bei fünf Gelegenheiten aber sagt es der Herr Jesus selbst zu einem Menschen. Über diese fünf Situationen wollen wir kurz nachdenken.

Petrus

Lukas 5,10

Simon Petrus begegnete dem Herrn Jesus zum ersten Mal in Johannes 1,42, als sein Bruder Andreas ihm erklärte: «Wir haben den Messias gefunden», und ihn zu Jesus führte. Da gab ihm der Herr Jesus einen neuen Namen, was darauf hindeutet, dass Petrus in diesem Moment an Ihn glaubte. Etwas später rief der Herr die beiden leiblichen Brüder in seine Nachfolge: «Kommt, folgt mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen» (Mk 1,17). Um jedoch ein brauchbarer Jünger des göttlichen Meisters zu werden, muss der Gläubige sich selbst im Licht Gottes erkennen und einsehen: «Ich weiss, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt» (Röm 7,18). Dann versuchen wir nicht mehr aus eigener Willenskraft für den Herrn zu leben, sondern stützen uns ganz auf Ihn und auf die Kraft des Heiligen Geistes. Diese Lektion lernte Petrus in Lukas 5.

Zunächst stieg der Herr Jesus in das Schiff von Petrus und bat ihn, «ein wenig vom Land hinauszufahren», damit Er die Volksmenge am Ufer belehren konnte. Nun war Petrus gezwungen, mit dem Waschen der Netze aufzuhören und einfach dem Wort des Herrn zuzuhören. Nachdem der Lehrer aufgehört hatte zu reden, offenbarte Er sich seinem Jünger durch das Wunder eines grossen Fischfangs.

Sowohl die Unterweisung des Herrn Jesus als auch seine Offenbarung als Sohn Gottes, der über allem Geschaffenen steht, verfehlten ihre Wirkung bei Petrus nicht. Mit den Worten: «Geh von mir hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr», fiel er zu den Knien Jesu nieder. Obwohl Petrus an den Herrn Jesus glaubte, kam er zum Schluss: Wir zwei passen nicht zusammen. Warum? Weil er seinen wahren Zustand vor Gott erkannt hatte.

Aber Petrus und der Herr Jesus passen doch zusammen! Am Kreuz hat der Heiland durch sein Erlösungswerk nicht nur für unsere Sünden bezahlt. Er ist auch für uns zur Sünde gemacht worden und für das gestorben, was wir von Natur sind. Bei unserer Bekehrung hat Gott uns einerseits alle Sünden vergeben. Anderseits sind wir auch von neuem geboren worden und haben ewiges Leben empfangen. Wir stehen nun als Erlöste vor Gott und sind in der Lage, zu seiner Freude zu leben. Im Blick auf diese Tatsache sagte der Herr zu seinem Jünger: «Fürchte dich nicht, von nun an wirst du Menschen fangen.»

Dieses «Fürchte dich nicht» gilt also jedem, der mit sich selbst zu Ende gekommen ist und nichts mehr von sich erwartet. So wird der Gläubige nützlich im Dienst für den göttlichen Meister. Er stützt sich nicht mehr auf sich und seine eigenen Fähigkeiten, sondern ganz auf den Herrn Jesus.

Jairus

Lukas 8,50; Markus 5,36

Der Synagogenvorsteher Jairus kam mit einer grossen familiären Not zum Herrn Jesus. Er bat Ihn, in sein Haus zu kommen, denn seine zwölfjährige Tochter lag im Sterben. Dann heisst es: «Er ging mit ihm» (Mk 5,23). Welch ein Hoffnungsschimmer für Jairus!

Wegen der Volksmenge, die den Herrn umgab, kamen sie nur langsam vorwärts. Dann wurde Er durch einen Zwischenfall aufgehalten: Eine kranke Frau trat von hinten zum Heiland. Im Glauben an Ihn und seine Macht zur Heilung berührte sie die Quaste seines Kleides. Sofort wurde sie gesund. Doch der Heiland liess sie nicht einfach wieder verschwinden. Er wollte ihr sein Wort mitgeben. Dazu musste sie sich zu erkennen geben. Dann durfte sie die Zusicherung hören: «Dein Glaube hat dich geheilt; geh hin in Frieden.»

Wie schwer war es für Jairus, diese Verzögerung auszuhalten! Dann bekam er die Nachricht: «Deine Tochter ist gestorben, bemühe den Lehrer nicht.» Damit gab es für Jairus menschlich gesehen keine Hoffnung mehr. Doch der Herr Jesus, der diese Mitteilung auch gehört hatte, tröstete Jairus mit den Worten: «Fürchte dich nicht; glaube nur.» Bevor der Heiland helfend in die ausweglose Situation eingriff und das gestorbene Mädchen auferweckte, bemühte Er sich um das Herz des geprüften Vaters. Er wollte ihn innerlich ruhig machen und sein Gottvertrauen stärken.

Haben wir das nicht auch schon erlebt? Wir haben dem Herrn Jesus eine grosse Not oder eine dringende Bitte vorgelegt. Doch die Antwort fällt anders aus, als wir es uns vorgestellt haben. Was nun? Lasst uns in dieser Situation auf das persönliche «Fürchte dich nicht; glaube nur» unseres Herrn hören. Das bedeutet, die Sache ganz in seine Hände zu legen und nicht selbst nach Lösungen zu suchen. Das wird unser Herz ruhig machen. Gleichzeitig wollen wir Ihm weiterhin unser volles Vertrauen schenken.

Die kleine Herde

Lukas 12,32

«Fürchte dich nicht, du kleine Herde!» Mit diesen Worten wandte sich der Herr Jesus einst an die kleine Schar seiner Jünger. Sie stellten damals prophetisch den gläubigen Überrest der Juden in der Zukunft dar, der nach der Drangsalszeit als Volk Gottes in das Tausendjährige Reich eingehen wird.

Nach dem Tod, der Auferstehung und der Rückkehr des Herrn Jesus in den Himmel sandte der Vater den Heiligen Geist auf die Erde. Das geschah an Pfingsten. Da kam der Geist Gottes auf diese kleine Schar gläubiger Juden, die Christen geworden waren. Dadurch entstand die Versammlung Gottes: eine wunderbare Einheit, gebildet aus allen Erlösten des Herrn.

In Johannes 10,16 spricht der Herr Jesus von der Versammlung, die seit Pfingsten besteht. Er bezeichnet sie als die eine Herde, von der Er der eine Hirte ist. Sie setzt sich zusammen aus Schafen aus dem jüdischen Schafhof und aus Schafen aus den Nationen, die später dazugekommen sind. Die Versammlung ist auf der Erde jedoch eine kleine Herde, denn die gläubigen Christen werden im Vergleich zur Weltbevölkerung immer nur wenige sein. Aber ihnen gilt die persönliche Ermunterung des Hirten: «Fürchte dich nicht!»

Die wunderbare Einheit aller gläubigen Christen ist leider nicht mehr sichtbar, weil die Christenheit infolge unserer Untreue in viele Kirchen und Gruppierungen aufgespalten ist. Aber da, wo Gläubige im Namen des Herrn Jesus versammelt sind, stellen sie örtlich die Versammlung dar. Durch ihre Zusammenkünfte auf der Grundlage der Einheit des einen Leibes des Christus dürfen sie die Wahrheit der Versammlung sichtbar bezeugen. Welch grosse Gnade!

Wir wissen, dass viele örtliche Zusammenkommen als Versammlung zahlenmässig klein und schwach sind. Ihnen gilt die Ermunterung des Herrn Jesus in ganz besonderer Weise: «Fürchte dich nicht, du kleine Herde!» Das macht uns Mut, an dem Ort auszuharren, wo der Herr uns mit anderen Glaubensgeschwistern zusammengestellt hat, um Ihm treu zu dienen. Er verheisst in Offenbarung 22,12: «Siehe ich komme bald, und mein Lohn mit mir, um einem jeden zu vergelten, wie sein Werk ist.»

Paulus

Apostelgeschichte 18,9

Auf seiner zweiten Missionsreise kam der Apostel Paulus von Athen nach Korinth. In jener Handelsstadt suchte er die Synagoge auf, um dort seinen Dienst zu beginnen. Doch die meisten Juden widerstanden seiner Botschaft, als er ihnen Jesus als den Messias verkündigte. Deshalb wandte er sich von ihnen ab, um den Nationen das Evangelium der Gnade zu bringen. Was war das Resultat? «Viele der Korinther, die hörten, glaubten und wurden getauft.» So entstand die örtliche Versammlung in Korinth.

Der Dienst des Apostels brachte Frucht für Gott. Trotzdem hören wir, wie der Herr Jesus durch ein Gesicht in der Nacht zu ihm sprach und ihm Mut machte: «Fürchte dich nicht, sondern rede, und schweige nicht! Denn ich bin mit dir, und niemand soll dich angreifen, um dir etwas Böses zu tun; denn ich habe ein grosses Volk in dieser Stadt.»

Gab es für den Apostel Gründe, sich in Korinth zu fürchten? Ja. Aus dem ersten Brief an die Korinther lernen wir, dass nicht nur die Juden der Botschaft von Paulus widerstanden, sondern auch die gelehrten Griechen. Für sie war das Wort vom Kreuz eine Torheit. Mit grosser Redegewandtheit traten sie dem Prediger des Evangeliums entgegen und versuchten ihn zum Schweigen zu bringen (1. Kor 2,1-5). In Korinth herrschten auch Unmoral und Gewalttat. Es gab also viel Böses (1. Kor 6,9-11), das Paulus hätte entmutigen können. Der Herr Jesus wusste das alles und ermunterte deshalb seinen Diener ganz persönlich.

Es gibt auch heute Dienste, die den besonderen Widerstand der Ungläubigen hervorrufen. Doch nie gibt der Herr Jesus einen Auftrag, ohne gleichzeitig die nötige Hilfe und Kraft dazu zu schenken. Unter besonders schwierigen Umständen ermutigt Er durch sein persönliches «Fürchte dich nicht, sondern rede, und schweige nicht». Stehst du vielleicht in Gefahr, mutlos zu werden und den Dienst für den Herrn aufzugeben? Dann nimm dieses «Fürchte dich nicht» für dich persönlich und führe deinen Auftrag vom Herrn treu weiter.

Johannes

Offenbarung 1,17.18

Der Apostel Johannes war in der Verbannung auf der Insel Patmos. Dort sah und hörte er all das, was er unter der Leitung des Heiligen Geistes aufschreiben musste und was wir in der Offenbarung besitzen.

Im ersten Kapitel sieht Johannes den Sohn des Menschen als Richter. Er kannte den Herrn Jesus sehr gut, denn er war sein Jünger und Apostel. Drei Jahre lang hatte er den Meister während seines Dienstes auf der Erde begleitet. Doch die Person, die jetzt vor ihm stand, erschreckte ihn zutiefst. «Als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füssen nieder wie tot.» So hatte er seinen Herrn noch nie gesehen.

Doch nun legt der Sohn des Menschen seine rechte Hand (mit dem Wundmal vom Nagel des Kreuzes) auf seinen erschreckten Apostel. Dann hört Johannes das persönliche Trostwort aus dem Mund des Richters: «Fürchte dich nicht!» Weiter erklärt ihm der Herr Jesus, wer Er ist:

  • «Ich bin der Erste und der Letzte» (vgl. Jes 44,6). Er ist der ewige und alleinige Gott, der schon da war, als noch nichts existierte. Am Ende der Zeit wird Er das letzte Wort haben. Die Geschicke der Welt hat Er in seiner Hand. Ihm entgleitet nichts.
  • «Ich bin … der Lebendige.» Er ist die Quelle des natürlichen und des ewigen Lebens, weil Er Gott ist.
  • «Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit.» In der Fülle der Zeit wurde der Sohn Gottes Mensch, aber ohne aufzuhören, Gott zu sein. Aus Liebe zu seinem Gott und zu denen, die Er erretten wollte, opferte Er sein heiliges Leben. Er starb am Kreuz von Golgatha. Aber nach drei Tagen auferstand Er aus den Toten, um ewig Mensch zu bleiben. Jetzt ist Er verherrlicht im Himmel. Dort werden wir Ihn sehen, wie Er ist. Wie herrlich wird das sein!
  • «Ich … habe die Schlüssel des Todes und des Hades.» Als Sieger über den Tod hat Er die Schlüsselgewalt. Bei der Entrückung wird Er zuerst alle, die im Glauben an Ihn gestorben sind, aus den Toten auferwecken. Dann wird Er alle lebenden Gläubigen verwandeln. Gemeinsam werden sie mit einem Herrlichkeitsleib entrückt werden, um für immer bei dem Herrn zu sein. Möge dieser Moment bald da sein!

In seinem ersten Brief schreibt der Apostel Johannes, der sich damals gefürchtet hat: «Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus» (1. Joh 4,18). Vielleicht beschleicht auch uns dann und wann einmal Furcht vor der Zukunft oder vor einem Gericht. Dann wollen wir unseren Glaubensblick auf die Grösse und Herrlichkeit des Herrn Jesus richten und an sein tröstliches «Fürchte dich nicht» denken. Er ist aus Liebe zu dir und zu mir am Kreuz gestorben, um uns von dem kommenden Zorn zu erretten. Unser Heil ist ewig sicher!