Vielleicht sind unter unseren Lesern solche, die vor nicht langer Zeit zum Glauben an ihren Erlöser durchgedrungen und daher auf dem Weg der Nachfolge Jesu Christi noch Anfänger sind.
Sie haben auf dem neuen Weg viel Freude gefunden. Aber auch Anfechtungen und sogar Zweifel können sich in solche Herzen einschleichen und Unruhe stiften.
Es liegt uns daran, solchen «Anfängern» aus dem Wort Gottes Hilfe darzureichen. – Heute wollen wir versuchen, auf folgende Frage zu antworten:
Wie kann ich frei werden von der Macht der Sünde?
«Ich habe verstanden, dass mir die Sünden vergeben worden sind um des Namens Jesu willen. Wie aber kann ich nun frei werden von der Macht der Sünde?»
«Ich bin ja noch schlechter als vor meiner Bekehrung!»
Ein Mensch ist in eine tiefe Grube gestürzt. Er ist tot. Grosse und kleine Steine beschweren seine Brust. Aber er merkt nichts davon. Sie bedrücken ihn nicht. Er ist tot. – Wenn sein Herz nun aber wieder zu schlagen begänne und das Leben wieder in ihn zurückkehrte, so würde er die Steine sofort sehen und spüren. Sie wären ihm eine unerträgliche Last.
So ähnlich ist es dir ergangen. Vor deiner Bekehrung warst du «tot in Vergehungen und Sünden» (Eph 2,1). Das Böse konntest du damals gar nicht richtig erkennen: du warst «Finsternis» (Eph 5,8). Du hattest die rechte Empfindlichkeit dafür verloren (Eph 4,19), du warst ja dem Leben Gottes entfremdet (Eph 4,18).
Jetzt aber ist es anders. Durch den Glauben an Jesus, den Sohn Gottes, ist Leben in dich gekommen (Joh 5,24). Jetzt erst wirst du dich deines Zustandes vor Gott, in dem du gelebt hast, so recht bewusst. Und nun fragst du erschreckt:
«Wie kann ich mich aus diesem Zustand herausschaffen?»
Durch das Blut Jesu bist du von deinen Sünden rein gewaschen. Aber es kommen immer wieder neue. Du willst dich aus deiner tiefen Grube herausarbeiten, aber es geht nicht. Ein Schritt vorwärts und gleich wieder ein Schritt rückwärts. Seit du deinem Heiland nachfolgen und Ihm ähnlich werden willst, scheint es, als ob die Sünde in dir recht eigentlich aufgelebt wäre (Röm 7,9). Du siehst das Gesetz der Sünde in deinen Gliedern (Vers 23), und du musst das ausüben, was du hassest (Vers 15). Dein Ausruf: «Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leib des Todes!» (Vers 24) würde mich gar nicht verwundern.
Der «alte Mensch» ist «unverbesserlich»
Dein Kampf in der Grube war nötig. Wir alle müssen einsehen lernen: Der «alte Mensch», meine alte Natur, ist unverbesserlich verdorben. Wir sollen jedes Vertrauen in unsere eigene Kraft verlieren. Wir alle sind von Natur aus «untauglich» geworden (Röm 3,12) wie die Gegenstände auf dem Schuttablagerungsplatz: Der zerbrochene Krug dort – niemand kann ihn mehr brauchen. Jener zerfetzte Schirm – niemand will ihn mehr flicken.
Gott erwartet von uns keinerlei Besserungsversuche. Er hat uns vielmehr auf eine göttlich vollkommene Weise aus unserem elenden Zustand herausgeholfen:
Er hat uns durch Jesus Christus vom «alten Menschen» befreit!
Christus war nicht nur um unserer Sünden willen am Kreuz. Er hat dort nicht nur für das gelitten, was wir getan haben, sondern auch für das, was wir sind. Wenn du ans Kreuz blickst, kannst du sagen: In der Person meines Stellvertreters habe ich, was den alten Menschen betrifft, mein Ende gefunden. Du darfst dich da voll und ganz auf die klaren Aussagen des Wortes Gottes stützen: «Unser alter Mensch ist mitgekreuzigt worden, damit der Leib der Sünde abgetan sei, dass wir der Sünde nicht mehr dienen» (Röm 6,6). «Wir sind mit ihm (Christus Jesus) begraben worden durch die Taufe auf den Tod» (Röm 6,4). – Welche Befreiung!
Diese göttlich grosse Tatsache hat für dich nicht erst Gültigkeit, wenn du sie fühlst, sondern wenn du glaubst, dass der Herr Jesus sein Werk der Erlösung auch für dich am Kreuz vollbracht hat. Entlockt dir das nicht auch den Ausruf: «Ich danke Gott durch Jesus Christus, meinen Herrn!»?
Gott hat dir eine neue Natur gegeben
Du bist «von neuem geboren» worden. Das geschah durch deinen Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes und durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes, also «aus Wasser und Geist» (Joh 3,5). Du hast nun eine neue Natur. Christus ist dein Leben geworden, zugleich aber auch das Muster, nach dem sich dieses Leben in dir entfalten will.
Der Heilige Geist hat die Leitung deines Lebens übernommen
Der Geist Gottes selbst wohnt jetzt in dir (Röm 8,9.11; 1. Kor 6,19). Er hat die Leitung deines neuen Lebens, das Jesus zum Inhalt, zum Zweck und zum Ziel hat, übernommen (Röm 8,14). Tag und Nacht, bei der Arbeit und am Feierabend, unter den Menschen und in der Stille, möchte Er dich regieren. Sein Ziel ist, unsere Zuneigungen zum «Vater und zu seinem Sohn Jesus Christus» wachzuhalten und zu vertiefen.
Die Gegenregierung
Die Heilige Schrift macht uns aber darauf aufmerksam, dass auch das «Fleisch» in uns ist. Du musst dabei nicht an einen Teil deines Körpers denken, sondern an eine Art Gegenregierung, die in dir haust. Die Liste der Minister dieser erbärmlichen Regierung findest du in Galater 5,19-21: «Unreinheit, Ausschweifung, Eifersucht» und viele andere.
Auch diese Regierung will deinen Geist beherrschen, sich deiner Seele bemächtigen und deinen Leib zum willfährigen Diener machen. Wenn ihr das gelingt, wird die ganze Produktion deines Lebens auf «Sünde» umgestellt.
Dass das «Fleisch» in dir ist, darüber brauchst du dir kein Gewissen zu machen. Diese Tatsache allein ist an sich keine Sünde. Aber dieses verdorbene «Fleisch» soll uns nun in keiner Weise mehr beeinflussen. Die einzige, aber wirksame Möglichkeit, die unheilvolle Tätigkeit dieser Gegenregierung zu unterbinden, besteht darin, dass wir den Rat Gottes befolgen:
«Wandelt im Geist, und ihr werdet die Lust des Fleisches nicht vollbringen!» (Gal 5,16). – Darüber werden wir, so Gott will, ein anderes Mal schreiben.