Als Fortsetzung unserer Antwort auf die Frage: «Wie kann ich frei werden von der Macht der Sünde?» wollen wir heute den Ratschlag des Wortes Gottes beleuchten:
Wandelt im Geist, und ihr werdet die Lust des Fleisches nicht vollbringen (Gal 5,16).
Wie ist das Wesen des Heiligen Geistes, der in mir wohnt?
Es bereitet uns keine Mühe zu verstehen, dass der Heilige Geist, der als Person in uns wohnt, göttlich vollkommen ist. Er ist Gottes Geist und besitzt daher alle seine Wesenszüge: Er ist Licht und gar keine Finsternis ist in Ihm (1. Joh 1,5). Er ist Liebe (1. Joh 4,8). Er ist der Geist des Lebens (Röm 8,2), der Wahrheit (Joh 15,26; 1. Joh 5,6 usw.), der Weisheit (Eph 1,17), der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit (2. Tim 1,7).
Seinem Wesen entsprechend ist auch die Frucht, die Er in unserem Leben hervorbringt: «Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit» (Gal 5,22).
Das «Fleisch» ist dem «Geist» entgegengesetzt
Das «Fleisch», das in mir ist solange ich auf der Erde bin, ist dem «Geist» entgegengesetzt und wird seinen Charakter nie verändern.
Auch diese Tatsache bietet unserem Verständnis keinerlei Schwierigkeit. Wir haben zu sehr und zu lange unter der Verdorbenheit unseres alten Wesens geseufzt, als dass wir darüber erstaunt wären, dass das «Fleisch» im Wort ganz und gar verurteilt wird, und dass als Werke des «Fleisches» nur diese negativen, verwerflichen Dinge genannt werden, die wir schon einmal aufgezählt haben: «Hurerei, Unreinheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Streit, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Sekten, Neid, Totschlag, Trunkenheit, Gelage und dergleichen» (Gal 5,19-21).
«Im Geist» oder «nach dem Fleisch» wandeln
Mein «ich» kann nur entweder «im Geist» oder aber «nach dem Fleisch» wandeln.
«Das ist nun etwas, das ich nicht verstehe», wirst du vielleicht sagen. «Gibt es denn zwischen dem Bereich dieser beiden unversöhnlichen Gegner, die mich zu regieren suchen, kein Niemandsland, in dem ich ruhig dahinleben könnte?»
Die Antwort ist einfach: Ich kann nur entweder den guten, wohlgefälligen und vollkommenen Willen Gottes tun, oder aber meinem eigenen Willen folgen. Zwischen Gehorsam und Ungehorsam gibt es für mich keine dritte Möglichkeit.
Ich mag Gott «Brand- und Schlachtopfer opfern» wie Saul. Aber wenn ich es nicht in Übereinstimmung mit dem mir gebotenen Wort Gottes tue, so ist es vor Gott eine Sünde der Widerspenstigkeit und des Eigenwillens (1. Sam 13 und 15).
Ich mag «zwischen den Hürden bleiben» wie Ruben, «um das Flöten bei den Herden zu hören», in der Meinung, das sei doch nichts Böses. Aber wenn ich weiss, dass der Feind im Land ist und vielen Menschen der Tod, der ewige Tod droht, so ist meine Untätigkeit sträflicher Ungehorsam (Richter 5,16) Schliesslich mag ich hingehen, um meinen Vater zu begraben. Aber wenn die Pflichten gegenüber meinen Angehörigen der Nachfolge Jesu vorangehen und nicht ein Bestandteil dieser Nachfolge sind, so ist diese wohlmeinende Ausübung der Liebe nicht dem «Geist», sondern dem «Fleisch» entsprungen (Mt 8,21-22).
Nein, es gibt kein Niemandsland zwischen dem Wirkungsfeld des «Geistes» in meinem Leben und dem Schauplatz der Tätigkeit des «Fleisches» in mir. Und wenn ich dieses Niemandsland immer noch suche, so ist das ein Beweis, dass ich mein Leben dem Herrn noch nicht rückhaltlos ausgeliefert habe.
Du weisst ja, wie ein Automobil funktioniert. Es fährt vorwärts oder rückwärts. Eine andere Bewegung macht es nicht. Der Apostel Paulus hatte in grosser Treue «im Geist» gewandelt. Daher jagte er mit Vollkraft zum Ziel, hin zum Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus (Phil 3). Demas aber, der eine Zeitlang Seite an Seite mit dem Apostel vorwärtseilte, blieb nicht nur stehen, sondern ging zurück: Er gewann den jetzigen Zeitlauf lieb. Wie rasch vergrösserte sich der Abstand zwischen den beiden! Wie traurig! (Phlm 24; 2. Tim 4,10).
«Wir, die wir der Sünde gestorben sind, wie sollten wir noch darin leben?» fragt der Apostel (Röm 6,2). Nur der Heilige Geist darf die Entscheidungen meines Herzens beeinflussen und meinen Wandel leiten.
Was ist «vom Geist» und was «vom Fleisch»?
Das ist nicht immer so einfach zu unterscheiden! – Das Ei eines Kuckucks sieht dem Ei einer Bachstelze ähnlich, und ein ungeübtes Auge hat Mühe, sie zu unterscheiden. So mag es auch dem, der noch nicht lange auf dem Weg des Glaubens wandelt, oft schwierig erscheinen zu unterscheiden, was «vom Fleisch» und was «vom Geist» ist, besonders, wenn eine Sache erst im Keim an ihn herantritt und ihre ausgereiften Früchte noch nicht sichtbar sind.
Aber, wenn auch dieses Unterscheidungsvermögen in gewissem Sinn eine Sache der Erfahrung sein mag, so ist es doch noch viel wichtiger, ein ungeteiltes Herz zu haben, das auf Christus in der Herrlichkeit gerichtet ist, wie Paulus (Phil 3), und ein einfältiges Auge wie der geheilte Blindgeborene (Joh 9). Selbst ein gereifter Christ, dem es an Wachsamkeit fehlt, kann in dieser Beziehung durch ein kleines Kind im Glauben beschämt werden, das diese beiden Dinge besitzt. Gottes Wort sagt: «Die Augen des HERRN durchlaufen die ganze Erde, um sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist» (2. Chr 16,9) und: «Die Lampe des Leibes ist dein Auge; wenn dein Auge einfältig ist, so ist auch dein ganzer Leib licht; wenn es aber böse ist, so ist auch dein Leib finster» (Lk 11,34-36).
Gott gab Abraham die einfache Wegweisung: «Wandle vor meinem Angesicht und sei vollkommen!» (1. Mo 17,1). So helfen uns auch die einfachen Fragen: «Bringt mich diese Sache näher zum Herrn Jesus, oder führt sie mich von Ihm fort? Ist sie mir nützlich in seinem Dienst?»
Für wen treffe ich Vorsorge?
Säe ich für den «Geist» oder «für das Fleisch»? (Röm 13,14; Gal 6,8).
Manchen, und besonders jüngeren Gläubigen, erscheint es oft als eine grosse Anstrengung, die Lust des Fleisches zu überwinden und zur Welt und zur Sünde, «nein» zu sagen.
Aber die Frage ist wohl die: Säe ich «für den Geist» oder «für das Fleisch»? Sowohl das Gute als auch das Böse braucht Vorbereitung. Und wir müssen darüber wachen, was wir vorbereiten. Du kannst Unkraut säen statt Blumen; der schlechten Pflanze Dünger geben statt der guten. Welche wird dann wachsen und stark werden?
Das Wort Gottes ist der gute Same (Lk 8,11). Streue ich ihn reichlich in mein Herz hinein, durch eifriges Lesen, und unter Gebet? Sinne ich darüber nach? (Ps 119,148). Lebe ich davon? (Mt 4,4) Lasse ich das Wort des Christus reichlich in mir wohnen? (Kol 3,16). Bin ich ein Täter des Wortes, oder ein vergesslicher Hörer? (Jakobus 1,21-25).
Die Welt tritt so leicht in Heft- oder Buchform in die Familien der Kinder Gottes ein, die den Stätten der Vergnügungen und Sünde fernbleiben. So vieles daraus ist wie «Dünger» für unser Fleisch und macht es üppig und fett. Die Wünsche, die daraus hervorspriessen, werden unversehens stark und gebieterisch. Wie schwer ist es, die Welt zu überwinden. wenn ich sie mein Herz erfüllen liess!
Wie kam es zum Fall Davids? Er lag zur Abendzeit untätig auf dem Lager! Joab, alle Knechte Davids und ganz Israel waren in ringendem Kampf mit einem bösen Feind; der König aber lag im Schatten und tat nichts! Müssen wir uns da noch wundern, wenn schlechte Gedanken aus seinem Herzen hervorkamen und zu einer schrecklichen Sünde wurden? In keiner Luft kann sich das «Fleisch» besser entfalten, als im Leerraum des Müssiggangs (Spr 6,10.11; 1. Tim 5,13). Darum sollten die Gläubigen auf der Insel Kreta, die in dieser Gefahr standen, «Sorge tragen, gute Werke zu betreiben» (Tit 1,12; 3,8). Lasst auch uns diese Ermahnung beherzigen und «eifrig sein in guten Werken», die Gott für einen jeden von uns zuvor bereitet hat (Eph 2,10).