Räuchern – Verbrennen

Im Alten Testament begegnen uns die beiden Begriffe «räuchern» und «verbrennen» in Verbindung mit dem Priesterdienst und den Opfern. Wenn Gottes Wort einen Unterschied macht, so sollen wir ihn auch machen und bei der geistlichen Anwendung des Alten Testaments darauf achten. Man hört oder liest manchmal, auf dem kupfernen Brandopferaltar seien Schlachtopfer zur Sühnung von Sünden dargebracht worden. Das ist aber nicht nach der Belehrung des Wortes Gottes.

Zunächst die Erklärung der beiden Worte:

  • «Räuchern» heisst zum Wohlgeruch verbrennen, als Weihrauch verbrennen. Dieser Ausdruck wird im Alten Testament neben seiner Hauptbedeutung, dem Räuchern von Räucherwerk und Weihrauch, nur für das Verbrennen auf dem Brandopferaltar verwendet.
  • «Verbrennen» dagegen heisst «völlig verzehren» und wird allgemein für die Wirkung des Feuers verwendet.

Im Folgenden beschränken wir uns darauf, die beiden Ausdrücke in Verbindung mit den Opfern zu betrachten, wie wir sie im 3. Buch Mose finden.

Geräuchert wurde einerseits auf dem Brandopferaltar, und zwar

  • das ganze Brandopfer (3. Mo 1,9.13.15.17)
  • das Gedächtnisteil des Speisopfers samt allem seinem Weihrauch (3. Mo 2,2.16)
  • das Fett des Friedensopfers (3. Mo 3,5.11.16)
  • das Fett des Sündopfers (3. Mo 4,10.19.26.31.35; 16,25)
  • das Gedächtnisteil des unblutigen Sündopfers (3. Mo 5,12)

Anderseits räucherte man das Räucherwerk auf dem goldenen Räucheraltar, der im Heiligtum stand (2. Mo 30,7.8; 3. Mose 16,12). Nur Aaron, der Hohepriester, und seine Söhne, die Priester, durften dies tun (1. Chr 6,49).

Verbrannt wurden die verschiedenen Sündopfer, und zwar ausserhalb des Lagers, auf dem Schutthaufen der Fettasche (z.B. 3. Mo 4,12.21; 16,27.28). Opferfleisch vom Friedensopfer, das übrigblieb oder unrein wurde, musste ebenfalls verbrannt werden (3. Mo 7,17.19). Aber hier liegt der Schwerpunkt auf dem Verbrennen. Daher wird kein bestimmter Ort genannt. Das Gesetz der roten jungen Kuh verlangte, dass diese ausserhalb des Lagers geschlachtet und verbrannt werden musste (4. Mo 19,3.5). Das Verbrennen war nicht den Priestern vorbehalten, sondern konnte durch irgendeinen Mann ausgeführt werden (siehe Fussnote 3. Mose 4,12.21; 16,28).

Vorbilder von Christus und seinem Werk am Kreuz

Alle Opfer reden vom Herrn Jesus. Sie zeigen verschiedene Seiten des einen grossen Werkes am Kreuz von Golgatha. Das Räuchern auf dem Brandopferaltar redet vom Kreuz, das Räuchern des wohlriechenden Räucherwerks auf dem goldenen Altar spricht ebenfalls vom Kreuz, und im Bild des Verbrennens ausserhalb des Lagers auf dem Schutthaufen der Fettasche finden wir auch das Kreuz. Warum macht Gott im Alten Testament einen so grossen Unterschied zwischen räuchern und verbrennen?

Verbrennen – in Verbindung mit Sünde

Alles, was ausserhalb des Lagers verbrannt werden musste, stand in Verbindung mit Sünde (auch das Übriggebliebene und Unreine des Friedensopfers) und konnte für den heiligen Gott niemals zum Wohlgeruch sein. Alles, was mit Sünde zu tun hatte, durfte in keinem Fall auf den Altar kommen. Denn der Altar war hochheilig (2. Mo 40,10) und alles, was darauf kam, war angenehm für Gott. Und der Herr Jesus? Am Kreuz wurde Er beladen mit unseren Sünden (1. Pet 2,24). Er wurde für uns zur Sünde gemacht, hat unseren Zustand der Sünde und Feindschaft auf sich genommen (2. Kor 5,21). Als Gott Ihn so sah, musste Er sein Angesicht von Ihm abwenden und Ihn seinen heiligen und gerechten Zorn über die Sünde spüren lassen. Was das für den Herrn bedeutet hat, können wir nur ahnen. Die Psalmen 22; 69 und andere zeigen etwas von dem, was seine gerechte Seele dabei empfunden und gelitten hat. Im Übrigen aber hat Gott einen Vorhang dichter Finsternis über die Szene gehängt, um vor unseren Augen zu verbergen, was wir doch nicht völlig verstehen können. Das ist der Herr Jesus, als Sündopfer.

Räuchern – Gott wohlgefällig

Der erhabenste Zweck des Kommens des Herrn Jesus war aber die Verherrlichung Gottes, seines Vaters. Bevor Er kam, hören wir Ihn sagen: «Siehe, ich komme … Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust» (Ps 40,8.9). Am Jakobsbrunnen erklärte Er seinen Jüngern: «Meine Speise ist, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat» (Joh 4,34). Und Gott konnte von Ihm sagen: «Siehe, mein Knecht, … mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat» Jes 42,1). Er hat seinen Sohn nie allein gelassen, «weil er allezeit das ihm Wohlgefällige tat» (Joh 8,29).

Einst hatte Gott den Menschen geschaffen, damit er zur Ehre und Verherrlichung des Schöpfers sei (Jes 43,7). Aber der Mensch hörte auf den Widersacher Gottes und fiel in Sünde. Der Herr Jesus wurde Mensch, um nur für Gott da zu sein. Er hat Ihn mit einer Hingabe geehrt und verherrlicht, die die gerechten Forderungen Gottes an den Menschen übertrafen. Diese Hingabe führte Ihn bis in den Tod, «indem er gehorsam wurde bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz» (Phil 2,8). Das ist der Herr Jesus, als Brandopfer. Gerade in den schrecklichen Stunden des Kreuzes, als der heilige Gott sich vom Sündenträger abwenden musste, fand Er das grösste Wohlgefallen an dem, dessen völlige Hingabe auch dann nicht schwächer wurde. Wir hören den Gekreuzigten rufen: «Mein Gott, mein Gott!» Seinen Gott gab Er nicht auf. Wunderbare Tatsache, die unser Verständnis übersteigt!

Ausser dem Brandopfer, das auf dem Altar ganz vom Feuer verzehrt wurde, sind alles Fett und die Eingeweide der anderen Opfer auf dem Altar geräuchert worden. Nach 4. Mose 18,12 bedeutet das hebräische Wort sowohl «Fett» als auch «das Beste» oder «Vorzüglichste». Über das Fett des Sündopfers schreibt ein Bruder: «Wenn auch das ganze Sündopfer vom Feuer verzehrt werden musste, weil es der Ausdruck des schonungslosen Gerichts Gottes über die Sünde war, wurde doch ein Teil (das Fett) auf dem Altar dargebracht und da für Gott geräuchert. Gott wollte darin zeigen, dass wenn Er sein Angesicht auch verbergen musste vor dem, der unsere Sünden trug und sein Gericht dort erdulden musste, Er doch niemals mit mehr Bewunderung und mehr Wohlgefallen auf seinen Sohn geschaut hat, als in diesem Augenblick. Das Fett spricht von der Energie des Willens. Der Wille des Herrn Jesus, gehorsam zu sein, sein Wille, Gott zu verherrlichen, hatte so viel Energie, war so kräftig, dass Er alles ertragen wollte, um die Frage der Sünde, durch die Gott so beleidigt war, aus der Welt zu schaffen (Heb 9,26; Joh 1,29).»

Brandopfer- und Räucheraltar

Die Opfer auf dem Brandopferaltar zeigen uns was Er tat, die Grösse des Werkes des Herrn Jesus am Kreuz von Golgatha. Das Räucherwerk auf dem goldenen Altar redet mehr von seinen persönlichen Herrlichkeiten, wer Er war, der dieses wunderbare, gewaltig grosse Werk vollbrachte. Und beides, die Person und das Werk des Herrn sind ein duftender Wohlgeruch für Gott.