Gott ist ein Geist. Er bewohnt ein unzugängliches Licht. Kein Mensch kann Ihn je sehen. Doch der grosse und allmächtige Gott will sich uns, seinen Geschöpfen, offenbaren. Damit wir etwas von Ihm kennen lernen und verstehen können, spricht Er in seinem Wort u.a. von seinem Mund, seinen Augen, seinen Ohren, seiner Hand, seinem Arm, aber auch von seiner Nase.
Wenn wir über die Gerüche nachdenken, die Gott wahrnimmt, finden wir etwas von seiner Erhabenheit über seine Geschöpfe. Als Er das Volk Israel durch das Rote Meer von Ägypten befreite, genügte der Hauch seiner Nase, um die Strömungen wie einen Damm aufzurichten (2. Mo 15,8). Gott vermag seine Knechte am Tag der Bedrängnis durch das Schnauben des Hauchs seiner Nase zu retten (Ps 18,16-18). Im Gegensatz dazu vergehen die Ungerechten durch den Hauch seiner Nase (Hiob 4,9).
Die Nase ist das Organ, mit dem man Gerüche wahrnehmen und unterscheiden kann. Auch Gott nimmt Gerüche wahr, sowohl im natürlichen als auch im moralischen Sinn. Gottes Wort spricht von dem, was für Ihn ein «Gestank» ist, und anderseits von dem, was für Ihn ein «lieblicher Geruch» ist. Wir müssen lernen, unseren Sinn nach seinem Sinn zu schärfen.
A) Ein Gestank für Gott
Sich stinkend machen
Zwei Söhne Jakobs, Simeon und Levi, hatten betrügerisch und hinterlistig gegen die Männer von Sichem gehandelt. Sie gaben vor, friedlich zu sein, missbrauchten das Entgegenkommen der Sichemiter und brachten alle um, da sie sich nicht wehren konnten. Jakob klagte: «Ihr habt mich in Trübsal gebracht, indem ihr mich stinkend macht unter den Bewohnern des Landes» (1. Mo 34,30). Viele Jahre später musste Jakob Fluch anstatt Segen über diese zwei Söhne aussprechen: «Ich werde sie verteilen in Jakob und sie zerstreuen in Israel» (1. Mo 49,5-7).
Doch welchen Wechsel hat Gott im Leben der Leviten bewirkt, dass sie sich beim Übel des goldenen Kalbes auf die Seite des Herrn stellten (2. Mo 32,26)! Als Belohnung dafür wurden sie mit einer besonderen Aufgabe betraut: «Sie werden Weihrauch vor Gottes Nase legen» (5. Mo 33,8-10). Der Kontrast könnte nicht grösser sein: einst stinkend für die Menschen, dann berufen, Wohlgerüche vor Gott zu verbreiten.
Das Land stinkend machen
Als Gott sein Volk Israel aus der Sklaverei Ägyptens befreien wollte, liess Er Plagen über den Pharao und das ganze Gebiet kommen. Als zweite Plage sandte Er Frösche. Diese versinnbildlichen moralische Unreinheit. In Offenbarung 16,13 steigen unreine Geister wie Frösche auf.
Das Ende jener Plage in Ägypten war ein Frosch-Sterben. Die toten Tiere wurden haufenweise gesammelt und das Land stank. – So wie Gott den Ägyptern den Nil zum Segen gegeben hat, hat Er den Menschen die Ehe zum Segen geschenkt. Doch die Menschen haben den natürlichen Verkehr von Mann und Frau verlassen. «Darum hat Gott sie hingegeben in den Begierden ihrer Herzen zur Unreinheit … in schändliche Leidenschaften» (Röm 1,24-27). Die Ehe, ein liebliches Bild von der Beziehung des Herrn Jesus zu seiner Braut, haben viele Menschen durch und durch verdorben. Es bleibt Verderben und Zerrüttung, ein Gestank für Gottes Nase.
Ein Rauch in seiner Nase
Dass Gott von den Ägyptern nichts anderes erwarten konnte, erstaunt uns wohl nicht. Aber wie steht es mit seinem Volk? In Jesaja 65 sagt Gott von Israel: «Das mich beständig ins Angesicht reizt … Diese sind ein Rauch in meiner Nase, ein Feuer, das den ganzen Tag brennt.» Was missfiel denn Gott an ihnen? Es war ein widerspenstiges Volk, das seinen eigenen Gedanken nach auf dem Weg wandelte. Die eigenen Gedanken über die Gedanken Gottes zu stellen, ist Götzendienst. So warnt Johannes auch uns: «Kinder, hütet euch vor den Götzen!» (1. Joh 5,21).
Unsere eigenen Wohlgerüche
Als das Volk Israel im Land lebte, meinten sie, dem Herrn Gottesdienst darzubringen, wenn sie auf jedem hohen Hügel und unter jedem dichtbelaubten Baum opferten. Doch ihre Opfergaben waren für Gott Ärger erregend (wörtlich: eine Reizung). Sie brachten Ihm «den Duft ihrer Wohlgerüche dar» (Hes 20,28).
Gott hat uns jedoch in seinem Wort deutlich mitgeteilt, was, wo und wie wir Ihm etwas darbringen können. Er kann sich nur am Opfer des Herrn Jesus erfreuen, niemals an dem, was aus uns oder aus der Frucht unserer Arbeit hervorkommt (1. Mo 4,3-5). Auch den Ort hat Er mit der Person seines Sohnes verbunden. «Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte» (Mt 18,20).
Im Gegensatz dazu sind mit «jedem hohen Hügel» unsere Vernunftschlüsse gemeint, die sich gegen die Erkenntnis Gottes und den Gehorsam des Christus erheben (2. Kor 10,4.5). «Jeder dichtbelaubte Baum» steht für eigenwilliges Christentum. Das Sich-Sammeln um einen Menschen, statt um Christus, ist für Gott nicht wohlgefällig. In Bezug auf das «Wie» müssen wir bedenken, dass tote Fliegen das Öl des Salbenmischers stinkend machen (Pred 10,1). Die Tätigkeit unseres Fleisches im Gottesdienst ist für Gott kein Wohlgeruch, sondern ein Gestank! Deshalb lasst uns Ihm mit gereinigten Herzen nahen.
Der Rauch ihrer Qual
Israel wird wiederhergestellt werden, Gott zum Wohlgeruch. Das Ende des christlichen Bekenntnisses aber wird das Ausspeien aus dem Mund des Herrn sein (Off 3,16). Für Babylon bleibt nur das Gericht. Im Blick auf die Zukunft der ungläubigen Menschen heisst es: «Der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit» (Off 14,8-11).
B) Ein Wohlgeruch für Gott
Ein lieblicher Geruch
Wegen der Bosheit der Menschen musste Gott die Sintflut über die Erde bringen. Die erste Handlung Noahs nach der Flut war, dass er auf der gereinigten Erde dem HERRN einen Altar baute und Brandopfer opferte. Gott roch den lieblichen Geruch (1. Mo 8,20.21). Nach all dem Bösen war Ihm dies ein Duft der Beruhigung. Diese Opfer sind ein Bild des einen Opfers, des Kreuzestodes unseres Herrn Jesus. In den Belehrungen über das Brandopfer in 3. Mose 1 wird dreimal bezeugt: «Es ist ein Brandopfer, ein Feueropfer lieblichen Geruchs dem HERRN.»
Ob der Israelit ein Rind, ein Schaf oder eine Turteltaube brachte, Gott schätzte es als Hinweis auf das Werk seines Sohnes, der sich Ihm freiwillig opfern würde. So bezeugt der Geist Gottes in Epheser 5,2: «Wie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch.» Wenn wir den Wunsch in unserem Herzen haben, Gott etwas darzubringen, das Er wohlgefällig annehmen kann, dann dürfen wir Ihm das Opfer des Herrn Jesus vorstellen. Auch wenn wir noch jung im Glauben sind, sollten wir das, was wir von Ihm erkannt haben, Gott darbringen. Er wird sich auch über ein kleines Opfer (Turteltaube) freuen. Fast vierzig Mal spricht Gott von diesem lieblichen Geruch des Opfers. Sollten wir Ihm diesen Wunsch nicht erfüllen (Joh 4,23)?
Ein ausgegossenes Salböl ist sein Name
Gott erfreut sich sowohl am Werk als auch an der Person seines Sohnes. In Hohelied 1,3 wird gesagt: «Lieblich an Geruch sind deine Salben, ein ausgegossenes Salböl ist dein Name.» Der Name einer Person ist Ausdruck seiner Persönlichkeit, alles was sie ist. Alle Vorzüge des Sohnes Gottes – seine wahre Menschheit, seine Erniedrigung als Knecht, sowie seine königliche Würde – sind für Gott ein angenehmer Duft. Welch ein Gegensatz zu allen Menschen, die vor Ihm gelebt haben, die nur auf Böses sannen den ganzen Tag (1. Mo 6,5; 8,21).
Das Ausgiessen des Salböls erinnert uns daran, dass der Herr Jesus nicht für sich selbst gelebt hat, sondern von Herzen sagen konnte: «Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust» (Ps 40,9). Er hat sein Leben ausgeschüttet in den Tod (Jes 53,12). Maria von Bethanien hat das Alabasterfläschchen zerbrochen, um die Füsse des Herrn zu salben. «Das Haus aber wurde von dem Geruch des Salböls erfüllt» (Joh 12,3). Anbetungswürdiger Name, anbetungswürdige Person!
Das Räucherwerk
Als Gläubige dürfen wir Gott im Gebet nahen. Oft wissen wir aber nicht, wie wir beten sollen, und unsere Gebete sind hilflos und schwach. Der Herr Jesus verbindet sie mit Räucherwerk. Der Wohlgeruch seiner Person gibt den Gebeten der Heiligen Kraft (Off 8,3.4). Dieser Rauch steigt zu Gott auf, der ein Hörer des Gebets ist (Ps 65,3), und macht die Gebete wohlangenehm.
Er wird sein Volk als einen lieblichen Geruch wohlgefällig annehmen
Das Verhalten des Volkes Israel war für Gott wirklich wie ein Rauch in der Nase, nicht nur unangenehm, sondern unerträglich. Er musste sie unter die Völker zerstreuen. Doch die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar. Er wird seine Verheissungen wahr machen und bis zur völligen Wiederherstellung seines Volkes wirken. Er wird sie wieder aus den Völkern herausführen und sammeln und sie und ihre Opfer als einen lieblichen Geruch wohlgefällig annehmen (Hes 20,40.41).
Ein Wohlgeruch Christi
Die Verbreitung des Evangeliums ist für Gott ein Wohlgeruch Christi! Wenn die Person des Herrn Jesus verkündigt wird und die Menschen an Ihn glauben, ist das für Gott ein Wohlgeruch. Auch die Verkündiger sind ein Wohlgeruch Christi. Doch der Wohlgeruch, den sie durch die Predigt des Evangeliums verbreiten, ist nur für die einen, die errettet werden, ein Geruch vom Leben zum Leben. Für jene aber, die die Botschaft ablehnen und verloren gehen, ist die gleiche Verkündigung ein Geruch vom Tod zum Tod (2. Kor 2,14-16).
Materielle Gaben – ein duftender Wohlgeruch
Die Gläubigen in Philippi hatten dem Apostel Paulus durch Epaphroditus eine Gabe überbringen lassen. Paulus, der erkannte, mit welcher Herzenshaltung und Hingabe sie dies taten, bezeichnet diese materielle Gabe als «einen duftenden Wohlgeruch, ein angenehmes Opfer, Gott wohlgefällig» (Phil 4,18).
Im Hohenlied ruft die Braut dem Nord- und dem Südwind zu: «Durchwehe meinen Garten, lass träufeln seine Wohlgerüche!» (Hld 4,16). Sie wünscht, dass ihr Leben wie ein Garten sei, der Wohlgerüche für ihren Geliebten verbreitet. Ist das nicht auch unser Wunsch? Im natürlichen Leben sind wir darauf bedacht, keine unangenehmen Gerüche zu verbreiten. Ist es nicht noch wichtiger, im geistlichen Leben Wohlgerüche zu verbreiten? Das ist nur möglich, wenn wir selbst zum Myrrhenberg und zum Weihrauchhügel hingehen (Hld 4,6). Der Myrrhenberg erinnert uns an die Leiden, die der Herr Jesus auf Golgatha erduldet hat. Der Weihrauchhügel an das, was Er ist. Alles an Ihm ist lieblich.