Der Gedanke an das baldige Wiederkommen unseres Herrn ist uns allen mehr oder weniger gut bekannt. Von Herzen dürfen wir Gott danken, dass Er uns eine lebendige Hoffnung geschenkt hat. Diese Hoffnung ist der Herr Jesus selbst, der kommt, um uns zu sich zu holen.
Heute stellt sich nicht die Frage, ob wir die Wahrheit vom Kommen des Herrn kennen, sondern ob diese Wahrheit wirklich einen praktischen Einfluss auf unser tägliches Leben hat. Merkt man in unserem Leben, dass wir Knechte sind, die auf ihren Herrn warten? Wir besitzen diese Wahrheit der Lehre nach, aber wir müssen uns fragen, ob wir sie nicht praktisch oft aufgegeben haben.
Als positives Beispiel wollen wir uns kurz mit den Thessalonichern beschäftigen. Als Paulus ihnen seinen ersten Brief schrieb, waren sie noch jung im Glauben. Dennoch kann er ihnen ein schönes Zeugnis ausstellen. Als der Apostel bei ihnen war, hatte er davon gesprochen, dass der Herr Jesus wiederkommen würde. Wenn die Thessalonicher auch noch nicht wussten, dass der Herr schon vor seiner Ankunft in Herrlichkeit kommen wird, um die Seinen zu sich zu nehmen, so waren sie doch praktisch von der Wahrheit des Wiederkommens des Herrn durchdrungen. Als Folge davon warteten sie wirklich täglich auf Ihn. Ihre wartende Haltung wurde von der Welt wahrgenommen. In jedem Kapitel seines ersten Briefes an die Thessalonicher spricht Paulus von dem Wiederkommen des Herrn, und jedes Mal verbindet er damit einen anderen Gedanken.
1. Das Kommen des Herrn als Lebenshaltung
Paulus kann den Thessalonichern das schöne Zeugnis ausstellen, dass sie sich von den Götzenbildern zu Gott bekehrt hatten, um «dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten» (1. Thes 1,10). Ihr Leben stand sozusagen auf diesen beiden Säulen. Erstens dienten sie Gott, und zweitens erwarteten sie den Herrn Jesus. Beides sollte auch bei uns gefunden werden. Gott wartet auf unseren Dienst. Er möchte, dass wir für Ihn da sind. Gott wünscht aber auch, dass wir gleichzeitig auf den Herrn Jesus warten. Beides sollte im Gleichgewicht sein. Betonen wir den Dienst zu sehr, so besteht die Gefahr, dass wir uns in dieser Welt heimisch fühlen und in unserem Dienst ganz aufgehen. Wie leicht verlieren wir dann unseren Fremdlingscharakter. Betonen wir das Kommen des Herrn zu sehr, so besteht die Gefahr, dass wir träge werden und den Dienst für unseren Gott vernachlässigen.
Die Hoffnung auf das Wiederkommen des Herrn ist also ein wesentliches Kennzeichen unseres Wandels. Es ist kein theoretisches Wissen, sondern es beeinflusst unser Denken, Handeln und Tun.
2. Das Kommen des Herrn als Lohn
Im 2. Kapitel spricht Paulus von seinem eigenen Dienst, den er tat. Am Ende kommt er erneut auf die Ankunft des Herrn zu sprechen und erwähnt in Verbindung damit den Lohn. Er sagt: «Denn wer ist unsere Hoffnung oder Freude oder Krone des Ruhmes? Nicht auch ihr vor unserem Herrn Jesus bei seiner Ankunft?» (1. Thes 2,19).
Der Herr Jesus kommt wieder. Seine persönliche Verheissung am Ende der Offenbarung gilt auch uns: «Siehe, ich komme bald, und mein Lohn mit mir, um einem jeden zu vergelten, wie sein Werk sein wird.» Wenn der Herr für uns kommt, um uns zu sich zu holen, so wird das ein Akt der Gnade sein. Sein Kommen mit uns auf diese Erde steht jedoch mit unserer Verantwortung in Verbindung. Am Richterstuhl des Christus wird der Lohn ausgeteilt werden, der dann bei seinem Kommen mit uns sichtbar wird. Kann Er dann zu uns sagen: «Wohl, du guter Knecht! weil du im Geringsten treu warst, so habe Gewalt über zehn Städte» (Lk 19,17)? Wenn auch der Gedanke an den Lohn nicht alleiniges Motiv für Treue im Dienst für den Herrn sein sollte, so darf uns der Gedanke daran doch anspornen, in Treue für Ihn zu leben.
3. Das Kommen des Herrn als Ansporn zur praktischen Heiligkeit
Auch am Ende des 3. Kapitels kommt Paulus auf die Ankunft des Herrn zu sprechen. Er schreibt: «Euch aber mache der Herr völlig und überströmend in der Liebe zueinander und zu allen …, um eure Herzen zu befestigen, dass ihr untadelig seid in Heiligkeit, vor unserem Gott und Vater, bei der Ankunft unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen» (1. Thes 3,12.13). Der Wandel des Gläubigen sollte einerseits durch Liebe und anderseits durch Heiligkeit gekennzeichnet sein. Es geht hier nicht um unsere Stellung als «Heilige in Christus», sondern um ein Vorangehen in praktischer Heiligkeit. «Wie der, der euch berufen hat, heilig ist, seid auch ihr heilig in allem Wandel» (1. Pet 1,15).
Der Gedanke an die baldige Offenbarung des Herrn Jesus auf der Erde zum Gericht über die gottlosen Menschen sollte uns Ansporn sein, in praktischer Heiligkeit zu leben. Diese Heiligkeit ist völlige Hingabe an den Herrn Jesus bei gleichzeitiger Wegwendung von allem Bösen. Wenn wir mit dem Herrn Jesus auf der Erde erscheinen, wird völlig klar sein, dass wir mit den gottlosen Menschen nichts gemeinsam haben. Wir gehören unserem Herrn an. Sieht man diese Trennung jetzt schon?
4. Das Kommen des Herrn als Trost und Ermunterung
Die wohl bekannteste Stelle über das Kommen des Herrn finden wir im 4. Kapitel. «Der Herr selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes vom Himmel herabkommen …; und so werden wir allezeit bei dem Herrn sein» (1. Thes 4,16.17).
Ist dieser Gedanke nicht dazu angetan, uns zu ermuntern und zu trösten? Der Herr Jesus selbst wird wiederkommen, um uns zu sich zu nehmen. Er hatte es seinen Jüngern verheissen: «In dem Haus meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, hätte ich es euch gesagt; denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit, wo ich bin, auch ihr seiet.» Der Herr Jesus freut sich darauf, uns bei sich zu haben, und wir dürfen uns darauf freuen, Ihn zu sehen, wie er ist.
Die Thessalonicher hörten diese Worte, weil sie in Sorge und Unruhe über die aus ihrer Mitte Entschlafenen waren. Sie konnten sich nicht erklären, wie diese dennoch am kommenden Reich teilhaben könnten. Deshalb gibt Paulus ihnen hier diese Unterweisung. Sie konnten in völliger Ruhe über die Entschlafenen sein, denn diese würden keineswegs im Nachteil sein. Gemeinsam mit den noch Lebenden werden sie bei der Wiederkunft des Herrn Jesus entrückt werden.
Diese lebendige Hoffnung besitzen auch wir. Wenn wir auch über unsere heimgegangenen Geschwister trauern, so dürfen wir doch sicher sein, dass sie bei der Wiederkunft des Herrn auferweckt werden. Daran kann es keinen Zweifel geben. Gemeinsam werden wir mit ihnen entrückt werden, dem Herrn entgegen. Was wird es für uns sein, Den zum ersten Mal zu sehen, der uns so geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat! Wir werden diese Welt mit allem Leid und Elend hinter uns lassen, um für immer bei unserem Herrn zu sein. Können wir nun verstehen, warum Paulus sagt: «So ermuntert nun einander mit diesen Worten.»?
5. Das Kommen des Herrn als Gericht
So sehr der Gedanke an das Kommen des Herrn für die Gläubigen eine Ermunterung ist, so ernst ist die Wiederkunft des Herrn für solche, die Ihm nicht geglaubt haben. Darauf kommt der Apostel Paulus im 5. Kapitel zu sprechen. «Ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn so kommt wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie sagen: Frieden und Sicherheit!, dann kommt ein plötzliches Verderben über sie, … und sie werden nicht entfliehen» (1. Thes 5,2.3).
Das Kommen des Herrn Jesus auf diese Erde wird für eine abgefallene Christenheit furchtbares Gericht bedeuten. Es ist ein plötzliches Verderben, aus dem es kein Entrinnen geben wird. Der Tag des Herrn ist der Tag des Gerichts. Er kommt wie ein Dieb in der Nacht, d.h. unerwartet und mit schrecklichen Folgen. Ein Entfliehen gibt es dann nicht mehr. Wer vor diesem Gericht in Sicherheit sein will, muss jetzt Zuflucht zum Herrn Jesus nehmen. Er allein ist es, «der uns errettet von dem kommenden Zorn» (1. Thes 1,10).
Wie erwarten wir den Tag des Herrn? Bedeutet dieser Tag für jemand, der dies liest, Gericht und Zorn? Dann lass dich noch einmal daran erinnern, dass die Würfel über Heil oder Gericht jetzt fallen. Deine gläubigen Eltern können dir dann nicht mehr helfen. Deine Besuche christlicher Zusammenkünfte nützen dir dann nichts mehr. Was allein zählt, ist der persönliche Besitz des wunderbaren Heils, das der Herr Jesus dir geben will.
Und wir, die wir den Herrn Jesus angenommen haben? Warten wir wirklich täglich auf Ihn? Lassen wir uns doch durch das Beispiel der Thessalonicher ermuntern, unser Leben von der lebendigen Erwartung auf unseren Herrn und Heiland prägen zu lassen.
«Glückselig jene Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachend finden wird» (Lk 12,37)!
«Glückselig jener Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, damit beschäftigt finden wird» (Lk 12,43)!