Gott aber sei Dank!

So lange wir zu den ungläubigen Menschen gehörten, nahmen wir alles Gute aus der Hand unseres Schöpfers ohne weiteres für uns in Anspruch. In seiner Gnade «lässt er seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte» (Mt 5,45). Aus der Fülle der Erde, die sein ist (1. Kor 10,26), gibt Er allen Menschen das Nötige zum Lebensunterhalt. Aber haben wir Ihm dafür gedankt? Nein, wir waren ja seine Feinde, die «Gott kennend, ihn weder als Gott verherrlichten, noch ihm Dank darbrachten» (Röm 1,21). Vieles betrachteten wir als selbstverständlich, oder dachten gar, dass es unser Verdienst sei, dieses oder jenes zu besitzen. Doch alles kam von Ihm, dem gütigen Gott, dem «Erhalter aller Menschen».

Seitdem wir den Herrn Jesus als unseren Herrn und Heiland kennen gelernt haben und durch den Glauben an Ihn Kinder Gottes geworden sind, dürfen unsere Herzen loben und danken. Es ist jetzt unser Vorrecht, Gott zu danken, und zwar auch für die, die es nicht tun, sich aber seiner Wohltaten erfreuen (1. Tim. 2,1).

«Danksagt in allem, denn dies ist der Wille Gottes in Christus Jesus gegen euch» (1. Thes 5,18). Es gibt keine Umstände in unserem Leben, in denen das Danken überflüssig wäre. Wenn wir in der Ewigkeit nicht aufhören werden zu danken, sollten wir es dann nicht schon auf dieser Erde ohne Unterbruch tun? Wir werden auch niemals in Umstände kommen, in denen kein Grund zum Danken vorhanden wäre. Allein schon die Tatsache, dass wir uns allezeit in der guten und sicheren Hand unseres Gottes und Vaters wissen (Joh 10,29), darf uns ruhig und dankbar machen.

«Danksagt allezeit für alles dem Gott und Vater im Namen unseres Herrn Jesus Christus» (Eph 5,20). Danksagen für alles geht weiter als danksagen in allem. Es ist nur möglich, wenn wir erfüllt sind mit dem Heiligen Geist (Eph 5,18), d.h. wenn Er, ungehindert und ungestört durch unseren Eigenwillen, in uns wirken kann. Nur in seiner Kraft sind wir fähig, für alles zu danken.

In den Briefen des Apostels Paulus findet sich verschiedene Male der Ausruf: «Gott sei Dank!» Während der Apostel, geleitet durch den Heiligen Geist, kostbare Wahrheiten niederschreiben durfte, drohte sein Herz manchmal fast zu zerspringen. Er konnte nicht anders, als mit einem Ausruf des Dankes seinem Herzen Luft zu machen. Ist es uns nicht schon ähnlich ergangen? Mussten wir nicht schon beim Studium des Wortes Gottes, bei dem der Herr uns plötzlich etwas Neues erkennen liess, auf die Knie gehen und Ihm dafür von Herzen danken?

Was waren das für herrliche Dinge, die den Apostel, mitten in einem Brief, zu einem spontanen Dank veranlassten? Es ist der Mühe wert, sie der Reihe nach zu lesen.

«Gott aber sei Dank, dass ihr Sklaven der Sünde wart, aber von Herzen gehorsam geworden seid dem Bild der Lehre, dem ihr übergeben worden seid!» (Röm 6,17).

Wenn Paulus an das Einst und das Jetzt der Gläubigen in Rom dachte, konnte er nicht anders, als Gott danken. Was für ein bedauernswertes, trauriges Los war doch das Leben in der Sklaverei der Sünde! Man wusste um das Unrecht der Sünde, wie der Sklave um seine Ketten, und konnte sie trotz allen Anstrengungen nicht loswerden. Man sündigte weiter, weil man nicht anders konnte und doch wurde das Gewissen immer stärker belastet. Was für ein schreckliches Einst!

Und jetzt? Frei gemacht, um dem zu gehorchen, der uns befreit hat, um mit Freuden nach seinem Willen zu fragen und in Ihm die Kraft zu finden, ihn auch zu tun. Das bringt Befriedigung und Freude für das eigene Herz und Freude ins Herz des Herrn über die Frucht der Mühsal seiner Seele.

«Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!» (1. Kor 15,57).

Wenn der Apostel an den Sieg denkt, der uns durch die Auferstehung des Herrn geworden ist, kann er nicht anders, als Gott aus tiefstem Herzen zu danken.

An dem Tag, da der Herr Jesus wiederkommt, um die Seinen zu sich zu nehmen, wird dieser Sieg über den Tod offenbar: Alle entschlafenen Gläubigen werden auferstehen und wir, die Lebenden werden verwandelt werden. Aber er wirkt sich nicht nur auf die Zukunft aus. Schon heute stehen wir im Genuss des Sieges über den Tod durch seine Auferstehung, auch wenn die Anwendung auf uns – die Errettung unseres Leibes – noch nicht vollendet ist. Denken wir daran, dass der Tod für uns keine sicher zu erwartende Sache mehr ist, wie für die nicht wiedergeborenen Menschen! Wir dürfen den Herrn Jesus täglich zu unserer Entrückung erwarten. Alle Gläubigen, die leben, wenn Er wiederkommt, werden somit den Tod nicht sehen. Und für alle Kinder Gottes, die bis dahin wohl noch durch den Tod zu gehen haben, muss er kein Schrecken mehr sein. Er ist der Übergang zu einem Leben ungetrübter Glückseligkeit.

Dieser Sieg, wofür der Apostel Paulus Gott dankt, lenkt unsere Blicke hin zum Kreuz, wo der Herr Jesus die Grundlage dafür gelegt hat. Und welch ein Sieg wurde dort für uns errungen! Seit jenem Tag ist Satan ein besiegter Feind, der Tod hat seine Macht verloren, die Sünden sind gesühnt und das Opfer zur Abschaffung der Sünde wurde dargebracht. (Heb 2,14; 1. Kor 15,55; 1. Joh 2,2; Heb 9,26). Die Auferstehung des Herrn ist der Beweis des umfassenden Sieges. Erfüllt das unsere Herzen nicht mit einem grossen Glück und einem tiefen Frieden? Denn die Folgen dieses Sieges kommen uns zugut:

Gott hat mit dem, was wir von Natur sind, mit der Sünde, mit dieser Wurzel alles Bösen, am Kreuz endgültig abgerechnet, als der Herr Jesus, für uns zur Sünde gemacht, gerichtet wurde (2. Kor 5,21). Aufgrund des Blutes Jesu Christi hat Gott uns alle Sünden, Ungerechtigkeiten und Übeltaten vergeben (Eph 1,7). Er wird sie nie mehr hervorholen. Er hat sie hinter seinen Rücken geworfen, um ihrer nie mehr zu gedenken. Der Tod hat den Schrecken für uns verloren. Er ist für uns weder ein Tor ins Ungewisse, noch ins Gericht, sondern zur Herrlichkeit. Und Satan ist ein besiegter Feind. Auch wenn er uns ständig bekämpft und die in Besitz genommenen Segnungen in den himmlischen Örtern uns immer wieder streitig machen und unsere Blicke vom Wesentlichen ablenken will, um uns besser zu Fall zu bringen, steht er doch auf verlorenem Posten. Er ist ein geschlagener Feind, an dem das Gerichtsurteil nur noch nicht vollstreckt ist.

Gott zweifelt nie am Sieg seines Sohnes. Lasst auch uns die Dinge durch die Augen des Glaubens so betrachten, wie Gott sie sieht. Dann dürfen uns die Fehltritte, die in unserem Leben leider immer wieder vorkommen, das tiefe Glück, den Frieden nicht mehr rauben. Es war das alte Ich, das die Oberhand hatte. Aber dadurch wird der Sieg des Herrn nicht erschüttert. An uns liegt es, die Tat zu bekennen und Gott zu danken, dass Er den Herrn Jesus für das gerichtet hat, was wir sind. Er hat dort das Gericht über mein eigenes Ich getragen und mir wurde dafür die neue, göttliche Natur zuteil. «Neues ist geworden.» Gott aber sei Dank für diesen herrlichen Sieg!

«Gott aber sei Dank, der uns allezeit im Triumphzug umherführt in Christus und den Geruch seiner Erkenntnis an jedem Ort durch uns offenbart!» (2. Kor 2,14).

Der Apostel Paulus war ein besonderer Verkündiger des Evangeliums. Er sollte die frohe Botschaft den Nationen bringen, die bis dahin keine Beziehung zu dem wahren Gott gehabt hatten. Aber trotz dieses grossen Missionsauftrages lag ihm die Sorge um alle Versammlungen täglich auf dem Herzen. Die bekehrten Menschen und all die Versammlungen, die da entstanden, wo er auf seinen Reisen hindurchzog, waren ihm keineswegs nebensächlich. So hatte er trotz der geöffneten Tür in Troas keine Ruhe, da zu bleiben, weil er Titus nicht fand, der ihm Nachricht von den Korinthern bringen sollte. Er zog weiter bis nach Mazedonien, wo er ihn dann fand.

Bei alledem war sein Herz doch voller Dank, da er wusste, dass sich auch auf diesem Weg überall Gelegenheiten bieten würden, das Evangelium des Christus zu verkündigen. Zur Illustration verwendet er den Triumphzug der damaligen römischen Feldherren. Ihre Prunkwagen wurden von Menschen begleitet, die Weihrauchfässer trugen. So befand sich auch Paulus im Triumphzug des Siegers von Golgatha als Räucherfassträger. Überall verbreitete das Evangelium, das Zeugnis von Christus, seinen Wohlgeruch. Für die, die es annahmen, war es der Geruch zum Leben. Sie glichen den Gefangenen, die bei einem solchen Triumphzug jeweils begnadigt wurden. Für die, die es ablehnten, bedeutete es den Geruch zum Tod. Lässt sich diese Stelle auch auf uns anwenden? Im Dienst für den Herrn befinden wir uns im Triumphzug des Siegers über Satan, Tod und Sünde. Wenn wir in ungetrübter Gemeinschaft mit Ihm unseren Weg gehen, dürfen wir allezeit und überall ein Zeugnis für Ihn sein. Es gibt da weder zeitliche noch örtliche Einschränkungen. Die Welt sieht zwar noch nicht, dass wir im Gefolge eines triumphierenden, siegreichen Herrn sind. Sie kennt nur den Verworfenen und Gekreuzigten. Für uns aber darf diese Verbindung mit Ihm, dem Triumphator, ein Grund ständiger Freude und ständigen Dankens sein.

«Gott aber sei Dank, der denselben Eifer für euch in das Herz des Titus gegeben hat!» (2. Kor 8,16)

Im Gedanken an Titus, den Paulus auch sein echtes Kind im Glauben, seinen Mitarbeiter, seinen Bruder und Genossen nennt (Tit 1,4; 2. Kor 8,23), konnte er Gott nur danken. Er war ein Mann, der die Gefühle des Apostels gegenüber den Korinthern mit ihm teilte. Er war da der Verbindungsmann zwischen dieser Versammlung und dem Apostel. Aber er überbrachte nicht bloss Nachrichten, sondern engagierte sich mit seinem ganzen Herzen. Er war bereit, noch ein zweites Mal nach Korinth zu gehen.

Haben wir Gott auch schon gedankt für die Brüder oder Schwestern, die Er uns zur Seite gegeben hat, mit denen wir übereinkamen, gemeinsam für die Probleme des örtlichen Zeugnisses zu beten? Schätzen wir das gegenseitige Vertrauen und die Verschwiegenheit, die dabei unerlässlich sind, als ein Geschenk Gottes? Ist es für uns nicht immer wieder eine grosse Ermunterung vom Herrn, wenn wir im Herzen dieses Bruders oder jener Schwester die gleichen Gedanken über eine Sache entdecken, die wir schon länger auf dem Herzen hatten? Wie tröstlich zu merken: wir stehen nicht allein. Dies sind Ermunterungen, die der Herr auf unseren Weg legt. Lasst uns nicht achtlos darüber hinweggehen, sondern im Danken uns freuen, wie der Apostel Paulus.

«Gott sei Dank für seine unaussprechliche Gabe!» (2. Kor 9,15).

Dieser letzte Ausruf des Dankes ist der Schönste. Er hat die Person unseres Herrn Jesus zum Gegenstand.

Die Kapitel 8 und 9 des zweiten Korintherbriefes haben den materiellen Dienst für die Heiligen zum Thema. Es ging um Sammlungen für die Bedürftigen in Jerusalem und Judäa. In Kapitel 8,9 stellt der Apostel die Gnade unseres Herrn Jesus als Massstab für unsere Freigebigkeit hin, «dass er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet.» Diese Gaben der Gläubigen aus Mazedonien und Achaja dienten aber nicht nur zur Erfüllung des Mangels der Heiligen in Jerusalem, sondern ihretwegen würden auch Danksagungen zu Gott aufsteigen aus den Herzen derer, denen geholfen wurde.

Er spricht aber nicht nur von der Gabe, sondern auch vom Geber: «Einen fröhlichen Geber liebt Gott.» Gott sieht, wie wir geben, nicht nur, dass wir geben.

Doch was ist das alles im Vergleich zu Gott, als dem Geber, und zu seiner unaussprechlichen Gabe! Der Apostel kann nicht anders, er muss ein «Gott sei Dank» ausrufen. Im Herzen Gottes war nur Liebe und Erbarmen gegenüber uns verlorenen Sündern. Und wie drückte sich die Freigebigkeit Gottes in ihrem höchsten Mass aus? Er gab das Liebste, Teuerste und Beste, was Er hatte, seinen Einzigen, seinen Vielgeliebten, den Sohn seiner Liebe. Wo wären wir ohne den Herrn Jesus, diese unaussprechliche Gabe Gottes? Ja wahrlich, Ihm gebührt jetzt und in alle Ewigkeit der ganze Dank unserer Herzen.

Haben wir nicht viel Grund, mit dem Apostel auszurufen und es immer wieder zu tun: «Gott aber sei Dank!»?