Gott redet in seinem Wort oft durch Bilder, die für die Menschen aller Zeiten verständlich sind. Besonders für die, die weder lesen noch schreiben können, sind solche Illustrationen eindrücklich, weil sie diese aus dem täglichen Leben kennen.
Das Joch ist ein solches Bild. Man versteht darunter einen wohlgeformten Holzbalken, den man als Geschirr für Zugtiere – die z.B. einen Pflug zu ziehen haben – gebraucht. Meistens werden zwei Tiere in ein Joch gespannt. Auch Menschen benutzen Joche, um damit Lasten zu tragen.
Das Joch veranschaulicht uns einerseits Unterwürfigkeit und Dienstbereitschaft, anderseits Unterwerfung und Unterjochung. Jeder Mensch trägt – freiwillig oder unfreiwillig – ein oder gar mehrere Joche. Es ist nur die Frage welches oder welche.
1) Das Joch der Menschen
Seit dem Sündenfall unterjochen sich Menschen gegenseitig. So heisst es von Esau und Jakob: «Der Ältere wird dem Jüngeren dienen.» Esau musste Jakob dienen. Später hat er das Joch von seinem Hals zerbrochen (1. Mo 25,23; 27,40).
Nachdem Rehabeam, der Sohn Salomos, zum König gemacht worden war, beriet er sich zuerst mit den Alten, dann mit den Jungen. Die Alten rieten ihm, dem Volk wie ein Knecht zu dienen und gütige Worte zu ihnen zu reden. Die Jungen dagegen empfahlen ihm: Sage dem Volk: «Nun denn, mein Vater hat euch ein schweres Joch aufgeladen, ich aber will zu eurem Joch hinzutun» (1. Kön 12,6-11). Der Rat der Jungen war der Rat der Menschen. So sagt auch David mit Recht: «Mögen wir doch in die Hand des HERRN fallen, denn seine Erbarmungen sind gross; aber in die Hand der Menschen lass mich nicht fallen!» (2. Sam 24,14). Ahnen wir, was es bedeutet, wenn der Dichter in Psalm 66,12 sagt: «Du hast Menschen auf unserem Haupt reiten lassen.»? Oder was es für den Herrn bedeutet hat, was in den Worten des Evangelisten zum Ausdruck kommt: «Jesus aber übergab er ihrem Willen» (Lk 23,25)? – Und doch gibt es ein noch härteres Joch:
2) Das Joch Satans und der Sünde
Die Knechtschaft Israels in Ägypten unter Pharao ist ein treffendes Bild der Knechtschaft eines Sünders unter der Herrschaft Satans, der ein Menschenmörder von Anfang an ist (Joh 8,44). Zuerst ging es Israel gut im Land Gosen, dann unterjochte der Pharao sie (3. Mo 26,13). Sie mussten Ziegel streichen. Eine Zeitlang bekamen sie Stroh, dann mussten sie auch dieses selbst sammeln.
Kennen wir das nicht aus dem Leben? Das «Muster» ist gratis, für die «Lieferung» kommt dann die Rechnung. Jede Sucht läuft nach diesem Prinzip ab. Das Ende dieser Knechtschaft ist der Tod. «Jeden Sohn, der geboren wird, sollt ihr in den Strom werfen.» – «Jeder, der die Sünde tut, ist der Sünde Knecht.» – «Der Lohn der Sünde ist der Tod» (2. Mo 1,22; Joh 8,34; Röm 6,23). Dieses Joch kann nur der Herr Jesus zerbrechen. Gott aber sei Dank, dass Er den, der an Ihn glaubt, frei macht und ihm ewiges Leben schenkt (Röm 6,17.18.22)!
3) Das Joch des Gesetzes
Gott hat am Sinai dem Volk Israel das Gesetz gegeben, weil sie Ihm geantwortet hatten: «Alles, was der HERR geredet hat, wollen wir tun!» (2. Mo 19,8). Doch die 1500 Jahre der Erprobung unter Gesetz haben völlig erwiesen, dass der Mensch unfähig ist, das Gesetz zu halten. Deshalb ist Christus das Ende des Gesetzes, d.h. seitdem Er gekommen ist, hat das Gesetz aufgehört, das Mittel zu sein, um Gottes Gerechtigkeit zu erlangen (Röm 10,4). Der Herr Jesus konnte als einziger Mensch sagen: «Dein Gesetz ist im Innern meines Herzens.» Durch sein Leben und Sterben hat Er alle gerechten Forderungen Gottes an uns erfüllt. Wer an sein Werk glaubt, dem rechnet Gott dieses Werk und seine Ergebnisse zu. Er ist mit Christus dem Gesetz gestorben.
Nun gibt es aber religiöse Menschen, die trotzdem versuchen, dieses Joch anderen auf den Hals zu legen, obwohl weder sie selbst noch ihre Väter es zu tragen vermochten (Apg 15,10). Es ist ein Joch der Knechtschaft. Christus aber hat uns zur Freiheit berufen (Gal 5,1). Deshalb sagt Er: «Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben» (Mt 11,28).
4) Das Joch Jesu
Wenn der Herr Jesus uns zu sich ruft, will Er uns zuerst etwas geben: Ruhe – Ruhe vom Joch der Knechtschaft der Sünde und des Gesetzes. Als Zweites ruft Er uns zu: «Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden.» Wenn wir uns unter sein Joch beugen, finden wir Ruhe in den Umständen des Lebens. Er selbst ist sanftmütig und demütig. Wenn wir von Ihm lernen, werden wir erfahren, dass sein Joch sanft und seine Last leicht ist. Falls es uns doch einmal zu schwer wird, will Er selbst unser Joch erleichtern, wie Er in Hosea 11,4 sagt: Ich war ihnen wie einer, der ihnen das Joch zur Erleichterung anhebt. Die Seile seines Jochs, womit Er uns zieht, sind Seile der Liebe!
5) Das Joch meiner Übertretungen
Das Volk Israel, das die gute Hand seines Gottes wohl kannte, hat sich gegen seinen Gott aufgelehnt. Der Prophet Jeremia musste gegen sie zeugen und sagen: «Denn von alters her hast du dein Joch zerbrochen, deine Fesseln zerrissen, und du hast gesagt: ‹Ich will nicht dienen!›» (Jer 2,20). Deshalb musste sie Gott unter das Joch des Königs von Babel bringen (Jer 27,11.12). Sie sollten das Joch ihrer Übertretungen tragen. Doch auch gegen diese Zucht haben sie sich aufgelehnt. Jeremia musste ihnen sagen: «So spricht der HERR: Hölzerne Jochstäbe hast du zerbrochen, aber an ihrer statt eiserne Jochstäbe gemacht» (Jer 28,13). Gott selbst musste sie an das Joch ihrer Übertretungen anschirren (Klgl 1,14). Aus Gottes Zucht gibt es kein Ausweichen. Doch wenn Israel seine Lektion gelernt haben wird und zu seinem Gott zurückkehrt, wird es die Verheissung aus Jeremia 30,8 erfahren: «Denn es wird geschehen an jenem Tag, spricht der HERR der Heerscharen, dass ich sein Joch von deinem Hals zerbrechen und deine Fesseln zerreissen werde, und Fremde sollen ihn nicht mehr dienstbar machen.»
Israel ist uns hier ein Beispiel, wie Gott uns erzieht, wenn wir uns von Ihm abwenden. Wie bitter ist es, wenn wir das Joch unserer Übertretungen tragen müssen! Wie beschämend, wenn der Herr uns durch das Joch Babels, d.h. das Joch der Welt, erziehen muss. Jona z.B. hat dies erfahren müssen, als er vom Angesicht des Herrn hinwegfloh und der Obersteuermann ihm sagen musste: «Was ist mit dir, du Schläfer? Steh auf, rufe deinen Gott an!» (Jona 1,6). – Doch Gott hört, wenn wir umkehren und zu Ihm rufen. Er hat auf Jona gehört, als er im Bauch des Fisches zu sich selbst kam: «Ich rief in meiner Bedrängnis zum HERRN, und er antwortete mir; ich schrie aus dem Schoss des Scheols, du hörtest meine Stimme.» – «Ich aber werde dir opfern mit der Stimme des Lobes … Bei dem HERRN ist die Rettung» (Jona 2,3.10).
6) Das Joch der Arbeit
Das Joch ist auch ein Bild für die tägliche Arbeit. Elisa war gerade mit zwölf Joch Rindern am Pflügen, als Elia ihn im Auftrag Gottes zum Prophetendienst berief (1. Kön 19,16.19). Elisa war geschickt und tüchtig in seinem Beruf als Ackerbauer. Mit 24 Rindern zu pflügen, verlangt ein grosses Können. Und der stattlichen Zahl seiner Rinder nach hatte er es auch zu etwas gebracht. Er hat sich unter die tägliche Disziplin der Arbeit gebeugt. Deshalb konnte ihn Gott in einen anspruchsvollen Dienst stellen. Auch der Apostel Paulus hat uns ein Beispiel gegeben, wie man mit seinen eigenen Händen arbeitet, sowohl für die eigenen Bedürfnisse als auch die der Schwachen (Apg 20,34.35).
Das Joch der Arbeit ist also nötig und gut für uns. Nur dürfen wir die Arbeit nicht als Entschuldigung gebrauchen, wenn der Herr uns einen Auftrag gibt. Einer der Geladenen im Gleichnis vom grossen Abendmahl schlug die Einladung zum Bankett mit der Begründung aus: Ich habe fünf Joch Ochsen gekauft und muss sie zuerst versuchen! – Bei der täglichen Arbeit gilt: «Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes … und alles dies wird euch hinzugefügt werden» (Mt 6,33).
7) Das Joch des Besitzes
Irdischer Besitz kann uns zu einem Joch werden. Hiob hatte unter anderem 500 Joch Rinder. So viele Tiere erleichtern wohl die Arbeit des Pflügens. Wenn sie sich aber sehr mehren und wir unser Herz daran hängen, werden sie für uns zu einem schweren Joch! Der Prediger spricht von einem Übel, das schwer auf den Menschen lastet: «Ein Mann, dem Gott Reichtum und Güter und Ehre gibt und der nichts für seine Seele entbehrt von allem, was er wünschen mag; aber Gott ermächtigt ihn nicht, davon zu geniessen, sondern ein Fremder geniesst es» (Pred 6,1.2).
8) Ein ungleiches Joch
Bereits im Gesetz sagt Gott, dass man nicht mit einem Esel und einem Ochsen zusammen pflügen soll (5. Mo 22,10). Das hat zuerst eine praktische Bedeutung: Mit einem ungleichen Gespann kann man keine geraden Furchen ziehen. Doch die Verordnung wurde auch für uns geschrieben, um uns eine geistliche Belehrung zu geben: «Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen!» (2. Kor 6,14). Die Folgen eines ungleichen Jochs sind so gravierend, dass Gläubige keine solche Verbindung mit Ungläubigen, wie z.B. Heirat, eingehen sollen. Paulus stellt fünf Fragen, um die Unvereinbarkeit dieser zwei Seiten aufzuzeigen:
- Welche Genossenschaft hat Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit?
- Welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis?
- Welche Übereinstimmung Christus mit Belial?
- Welches Teil ein Gläubiger mit einem Ungläubigen?
- Welchen Zusammenhang der Tempel Gottes mit Götzenbildern?
Die Antwort lautet jedes Mal: keine. Stattdessen will Gott jedem, der sich zu Ihm hin absondert, zum Vater sein. Wiegt das nicht ungleich mehr als eine vermeintlich gute Partie?
9) Ein Knecht unter dem Joch
Das Tragen des Jochs ist nicht nur das Los von Tieren, sondern auch das von Menschen. Ein Knecht unter dem Joch zu sein, deutet auf die soziale Stellung eines Sklaven hin, was bestimmt ein sehr schweres Los ist. Paulus ermahnt solche, ihre Herren aller Ehre würdig zu achten, damit der Name Gottes und die Lehre nicht verlästert werde (1. Tim 6,1). Wenn gläubige Sklaven aber freikommen konnten, sollten sie diese Freiheit benutzen (1. Kor 7,21). Sowohl Untergebenen als auch Vorgesetzten gilt die Ermahnung: «Ihr seid um einen Preis erkauft worden; werdet nicht Sklaven von Menschen» (1. Kor 7,23). Man kann in einer freien sozialen Stellung sein, sich aber doch – z.B. durch einen Kleinkredit – zu einem Sklaven der Menschen machen.
10) Jochgenossen
Im Dienst für den Herrn sind wir nicht allein. Er hat uns Brüder und Schwestern an die Seite gestellt. Er selbst hatte seine Jünger zu zweit ausgesandt. Denken wir z.B. an Johannes und Petrus, die zuerst zusammen Fischer waren und die der Herr zusammen zu Menschenfischern machte. Oder an Paulus, der oft mit Silas zusammen ausging, wie sie zusammen in Philippi geschlagen und eingekerkert wurden, aber auch zusammen beteten und lobsangen. Ein andermal diente Paulus mit Titus, den er seinen Genossen nennt (2. Kor 8,23). Besonders lieblich spricht Paulus von Epaphroditus, den er seinen Mitknecht (wörtlich: meinen echten Jochgenossen) nennt (Phil 4,3). Keiner erhält so viele Titel wie er: mein Bruder, mein Mitarbeiter, mein Mitstreiter, euer Abgesandter und Diener meines Bedarfs (Phil 2,25). Sie haben zusammen auf dem gleichen Arbeitsfeld gearbeitet. Sie taten dies in der gleichen Gesinnung, den Herrn Jesus nachahmend. Sie liefen in den gleichen Fussstapfen, indem sie im selben Tempo und mit derselben Blickrichtung einem gemeinsamen Ziel – Christus – entgegenjagten (Phil 3,16.14).
Wenn wir die Bedeutung all dieser Bilder bedenken, wird uns klar, dass Gott uns nie mit einem schweren Joch belasten wollte. Schwer zu tragende Lasten sind eine Erfindung Satans und der Menschen. Deshalb hat Er uns Christus gesandt. Er hat uns frei gemacht von jeder Knechtschaft, damit wir sein sanftes und leichtes Joch tragen dürfen. Lohnt es sich nicht, dieses Joch schon von Jugend an zu tragen (Klgl 3,27)?