Auch dieser Name des Herrn offenbart uns kostbare Herrlichkeiten und erfreut immer wieder unsere Herzen.
Im Alten Testament kommt er als ein eigentlicher Name Gottes verschiedene Male vor. Die wörtliche Übersetzung lautet: «Ich bin er» oder «Ich bin derselbe», der unveränderlich in sich selbst ewig besteht.1
Welch ein Gegensatz zur Vergänglichkeit des Menschen, der Welt und ihrer Gestalt: der HERR verändert sich nicht (Mal 3,6)! Himmel und Erde werden vergehen, Gott aber und sein Wort bleiben. Schon diese Tatsache allein genügt, um uns mit Vertrauen und Bewunderung zu erfüllen. Dieser Name «Derselbe» bezieht sich im Neuen Testament unmissverständlich auf den Herrn Jesus. Wie ist nun diese zweifache Anwendung – auf Gott und auf Jesus – zu verstehen?
Das Alte Testament redet von dem «HERRN» oder von «Gott», und damit ist die Gottheit gemeint. Die Personen der Dreieinigkeit blieben im alten Bund, bis auf wenige Andeutungen (z.B. Jes 42,1; 63,7-10) verborgen. Obwohl sie schon immer bestanden haben, sind sie erst unterschieden worden, als der Herr Jesus auf die Erde kam und bei der Taufe des Johannes vom Vater mit dem Heiligen Geist versiegelt wurde. Bis dahin konnte alles, was über Gott gesagt worden war, auch auf den Sohn Gottes angewandt werden. Daher sind alle Namen Gottes im Alten Testament zugleich auch Namen des Herrn Jesus. Einige der Stellen, worin dieser Name vorkommt, werden uns, in ihrem Zusammenhang betrachtet, die Bedeutung dieses Namens «Derselbe» veranschaulichen.
5. Mose 32,39
Mose führte dem Volk Israel in seinem Lied das vollkommene Tun und die Ratschlüsse Gottes, aber auch ihre Untreue vor Augen. Mehrmals nannte er den HERRN den «Felsen». Israel jedoch setzte sein Vertrauen in andere, scheinbare Felsen: in nichtige Götzen.
Schon ihre Väter dienten jenseits des Euphrats andern Göttern (Jos 24,2). Auch in Ägypten war es leider nicht anders. Sie reizten den HERRN durch die Scheusale Ägyptens (Hes 20,8 usw.). Bezeichnenderweise schweigt das 2. Buch Mose darüber. In der Wüste stellte das goldene Kalb keinen Einzelfall des Götzendienstes dar, wie man leicht annehmen könnte. (Lies Amos 5,25-26.)
Trotz der immer wiederkehrenden Sünde des Volkes blieb Gott derselbe: Seht nun, dass ich derselbe bin und kein Gott neben mir!
Welche Geduld des Herrn angesichts der fortwährenden Untreue Israels!
2. Samuel 7,28
David hatte sich im Herzen vorgenommen, Gott ein Haus zu bauen. Nun aber kehrte Gott dieses Begehren um und verhiess ihm ein beständiges Haus und Königtum. Im Blick auf diese weittragenden Verheissungen betete der König: «Und nun, Herr, HERR, du bist es, der da Gott ist (= derselbe), und deine Worte sind Wahrheit.»
Was nützten die herrlichsten Zusagen, wenn keine Gewähr für ihre Erfüllung bestände! Der Herr aber, dessen Name «Derselbe» ist, wird jede Verheissung wahrmachen, so dass wir getrost in die Zukunft blicken können.
Nehemia 9,6-7
In dieser Stelle wird ein Blick in die Vergangenheit getan. Die aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrten Juden sonderten sich vom Mischvolk ab und bekannten ihre Sünden und die Ungerechtigkeiten ihrer Väter. Diese Demütigungsversammlung begann auffallenderweise mit einem Lobpreis. Nachdem sie den herrlichen Namen des HERRN erhöht hatten, nannten sie ihn «Du bist, der da ist» (= derselbe) und priesen ihn als den Schöpfer (Vers 6). Mehr noch! Sie gebrauchten diesen Namen zum zweiten Mal «Du bist es» (= derselbe), «HERR, Gott, der du Abram erwählt hast» (Vers 7). Während seiner ganzen Geschichte, die mit Abram begann, war Israel immer wieder widerspenstig und untreu. Gott aber blieb treu.
Der Überrest des Volkes bekannte seine Schuld und rechnete mit den Erbarmungen Gottes. Er bleibt «derselbe».
Psalm 102,28
Die bisherigen Stellen handelten ausnahmslos von dem HERRN des Alten Testaments. Die Verse 26-28 unseres Psalms aber werden in Hebräer 1,10-12, in einer Reihe von sieben Beweisführungen über die Gottessohnschaft Christi, in unmissverständlicher Weise auf den Sohn Gottes angewandt.
Der 102. Psalm ist das Gebet eines Elenden, wenn er verschmachtet und seine Klage vor dem HERRN ausschüttet. Es sind die Leiden des Herrn, die Er unter der Hand Gottes erduldete, als Gottes Zorn und Grimm Ihn traf.
Wenn jemand am Verschmachten ist, zählt er nicht mehr die Jahre, sondern höchstens noch die Tage. Daher die vier ergreifenden Klagen des abhängigen Menschen Jesus Christus:
- «Wie Rauch entschwinden meine Tage» (Vers 4), und wie schnell verflüchtigt sich der Rauch in der Luft!
- «Meine Tage sind wie ein gestreckter Schatten» (Vers 12). Wenn die Schatten lang werden, steht die Sonne im Begriff, hinter dem Horizont unterzugehen. Dann verschwinden sie gänzlich.
- «Er hat verkürzt meine Tage» (Vers 24). Gott hatte die Kraft des Menschen Jesus Christus gebeugt. Darum rief Er aus:
- «Mein Gott, nimm mich nicht weg in der Hälfte meiner Tage!» (Vers 25).
Wie herrlich lautete Gottes Antwort (ab Vers 25b)! Er redete nicht von Tagen, sondern von Jahren: «Von Geschlecht zu Geschlecht sind deine Jahre … und deine Jahre enden nicht.»
Der Mann der Schmerzen, der seine Klage vor dem HERRN ausschüttete, ist «derselbe», der vormals die Erde schuf. Die Himmel sind seiner Hände Werk. Die Schöpfung wird untergehen, Er aber bleibt. «Du aber bist derselbe, und deine Jahre enden nicht.» Sei es als Schöpfer, sei es als Mann der Schmerzen, der unter der Hand Gottes litt – Er bleibt der ewig Unveränderliche.
Jesaja 37,16
Über den König Hiskia war eine grosse Prüfung hereingebrochen. Der siegreiche König von Assyrien hatte den Rabsake gesandt, um die Stadt Jerusalem einzunehmen. In frivoler Weise eröffnete dieser die Belagerung mit einem Propagandafeldzug und schreckte nicht davor zurück, den HERRN in Wort und Brief zu lästern.
Hiskia nahm den Brief und breitete ihn im Tempel vor dem HERRN aus. In seiner grossen Bedrängnis betete er: «HERR der Heerscharen, Gott Israels, der du zwischen den Cherubim thronst, du allein bist es (= du allein bist derselbe), der der Gott ist von allen Königreichen der Erde.»
Unter diesen herrlichen Titeln des Herrn leuchtet der Name «Derselbe» in besonderer Weise hervor. Mögen die Feinde spotten und wüten, der HERR bleibt derselbe. Er hört das Gebet seiner Knechte. Er tat es ehedem, und Er tut es auch heute.
Jesaja 41,4; 43,10 und 13; 46,4; 48,12; 51,10
«Bist du es nicht (= bist du nicht derselbe), … der die Tiefen des Meeres zu einem Weg gemacht hat?» (Jes 51,10). Ja, aus Ägypten hatte der HERR einst sein Volk herausgeführt.
Jesaja sah voraus, dass sie infolge ihrer Sünden in die babylonische Gefangenschaft geraten, aber (unter Kores) wieder in ihr Land zurückgebracht würden. Doch damit sind die Prophezeiungen noch nicht erfüllt. Am Ende der Tage wird Israel nach schwerer Drangsalszeit erkennen und bezeugen müssen, dass ausser dem HERRN kein Retter und Helfer ist. Dann werden sie glauben und einsehen, dass der HERR «derselbe» ist. Er wirkt, und niemand kann es abwenden (oder rückgängig machen). (Jes 43,10-13).
In besonderem Mass darf dann der treue Überrest Israels die Fürsorge des Herrn erfahren. Noch ehe sie geborgen sind, trägt sie der HERR, und Er wird sie tragen bis zu ihrem grauen Haar. «Bis in euer Greisenalter bin ich derselbe» (Jes 46,4).
Die Wege Gottes mit seinem Volk:
- die Erwählung Abrams
- der Auszug aus Ägypten
- die Rückkehr aus der Gefangenschaft Babylons
- die Wiederherstellung Israels am Ende der Tage
sind von Anfang bis in die ferne Zukunft dadurch gekennzeichnet, dass Er derselbe ist. «Ich, der HERR, bin der Erste, und bei den Letzten bin ich derselbe» (Jes 41,4; 48,12).
Jesaja 46,4
Es sei mir erlaubt, diese Stelle nicht nur auf Israel, sondern auch auf unsere lieben betagten Geschwister anzuwenden:
Wenn die Jahre kommen, wo die Kraft abnimmt, allerlei Gebrechen sich einstellen und der Weg beschwerlich wird, dann darf der Gläubige rückblickend bezeugen: Er hat mich getragen! Für die vor ihm liegenden Tage des Übels gilt nun die Verheissung: «Ich werde heben, und ich werde tragen und erretten.» Verzage daher nicht, lieber Mitpilger, Er hat verheissen: Bis in euer Greisenalter bin ich «derselbe.»
Mag es Israels Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft oder unsere persönlichen Erfahrungen von gestern und heute und die Verheissungen für morgen betreffen, so bewahrheitet es sich:
«Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit» (Heb 13,8).
- 1Als besonders typische Stelle nennen wir 5. Mose 32,39; siehe auch die Fussnote.