Praktische Belehrungen aus dem Leben des Propheten Elisa

2. Könige 3,13-15

Es war zur Zeit von König Joram, des Sohnes Ahabs. Um die abgefallenen Moabiter wieder unter die Herrschaft Israels zu bringen, verbündete sich Joram mit Josaphat, dem gottesfürchtigen König von Juda, und mit dem heidnischen König von Edom. Auf dem Weg in den Krieg kamen sie in grosse Probleme: Es gab kein Wasser für das Heer und das Vieh, das ihnen folgte. Nun zog diese Koalition, die Gott sicher nicht gutheissen konnte, auf Anregung von Josaphat zum Propheten Elisa, um durch ihn Gott zu befragen.

«Und Elisa sprach zum König von Israel: Was haben wir miteinander zu schaffen? Geh zu den Propheten deines Vaters und zu den Propheten deiner Mutter! … So wahr der HERR der Heerscharen lebt, vor dessen Angesicht ich stehe, wenn ich nicht auf die Person Josaphats, des Königs von Juda, Rücksicht nähme, so würde ich dich nicht anblicken noch dich ansehen!» (2. Kön 3,13.14).

Elisa sprach mit dem König von Israel so, wie er mit jedermann aus dem Volk gesprochen hätte. Er wusste: Wenn es um die Wahrheit Gottes geht, sind alle Menschen gleich. Daher wählte er keine besonderen Worte und nahm auch keine besonders demütige Haltung ein, nur weil er den König von Israel vor sich hatte. – Wenn wir das Wort Gottes weitergeben möchten, dann lasst uns dies furchtlos, aufrichtig und deutlich tun. Es wäre manchmal besser, wir würden schweigen, als die Wahrheit mit vielen Phrasen verwässert weiterzusagen. Wir sollten dem Apostel Paulus gleichen, der gesagt hat: «Da wir nun eine solche Hoffnung haben, so gebrauchen wir grosse Freimütigkeit (beim Reden)» (2. Kor 3,12).

Die Eltern Jorams waren die gottlosen Ahab und Isebel. Elisa erinnerte ihn an deren Propheten. Er sagte mit anderen Worten: Wenn deine Religion die wahre ist, dann such Hilfe bei ihr. Wenn aber nicht, warum hältst du noch daran fest?

Elisa anerkannte Josaphat als den Vertreter des Volkes Gottes. Er wusste, dass Gott sein Volk befreien wollte. Und wenn der Gottlose vom äusseren Segen, den Gott geben wollte, ebenfalls profitieren würde, so durfte doch niemand denken, Gott mache keinen Unterschied zwischen Gut und Böse. Die Frage Elisas an Joram: «Was haben wir miteinander zu schaffen?» war daher auch ein Verweis für den gläubigen Josaphat, der durch fleischliche Überlegungen ein unheiliges Bündnis mit den Worten eingegangen war: «Ich will sein wie du, mein Volk wie dein Volk.»

Wir sollten das, was wirklich Auflehnung gegen Gott und sein Wort ist, nicht einfach als eine unterschiedliche Ansicht hinstellen. Von solchen, die einem falschen Kurs, einer falschen Religion folgen, sollten wir nicht sagen: «Sie sind ebenso religiös, ebenso fromm und gut wie andere. Sie sehen die Dinge einfach etwas anders. Das ist alles.» Was hilft uns, in solchen Fällen richtig zu urteilen und zu entscheiden? Die entscheidende Testfrage heisst: Was sagt das Wort des Herrn?

Bevor Elisa seine Botschaft von Gott weitergab, ordnete er an: «Und nun holt mir einen Saitenspieler.» Erst dann heisst es: «Und es geschah, als der Saitenspieler spielte, da kam die Hand des HERRN über ihn» (2. Kön 3,15). Durch das unheilige Bündnis der drei Könige war der Geist des Propheten durcheinander gebracht und betrübt worden. In einem solchen Zustand war er nicht bereit, göttliches Licht zu empfangen oder es zu widerspiegeln. Die zarte Musik, vielleicht irgendeine Melodie, die David, «der Liebliche in Gesängen Israels», gesungen hatte, vermochte seinen Geist zu beruhigen.

Haben wir hier nicht eine praktische Unterweisung? In einer Atmosphäre der Begeisterung, wo die Gefühle angeregt und aufgepeitscht werden, wo die Stimmung möglichst angehoben wird, kann wahre Gottesfurcht und Frömmigkeit schlecht gedeihen. Gottseligkeit muss ihre Wurzeln in die geheimsten Winkel des Herzens ausstrecken können. Wahre Frömmigkeit ist von Ruhe, Frieden und Ernst geprägt. Sie ist zu heilig, als dass man sie jedem Blick aussetzen kann, und zu tiefgehend, als dass sie durch blosse Begeisterung erreicht werden könnte.

Wir haben uns für den Herrn Jesus und seine Nachfolge entschieden, weil wir fest und tief davon überzeugt sind, dass Er unser Herr und Heiland ist. Dies geschah nicht überstürzt, sondern ganz bewusst, indem wir die Kosten überschlagen haben und jetzt «alles für Verlust achten wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu, unseres Herrn» (Phil 3,8). Unser Hauptbeweggrund ist nicht Furcht, sondern die Liebe des Christus. Und wenn diese Liebe des Christus harte Herzen verändern kann und diese sanft, mitfühlend, empfindlich für die Sünde und voll heiliger Entschiedenheit machen und mit Freundlichkeit, Freigebigkeit und Liebe erfüllen kann, dann lasst nicht zu, dass gesagt wird, Fanatismus habe dies bewirkt. Nein, es ist dieser wunderbare Hirte, der sein Leben für die Schafe gab, der uns Verlorene gefunden und zur Herde zurückgebracht hat.