Die christliche Ehe – ein Geschenk Gottes aus dem Paradies (2)

«Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen» (1. Mo 2,24).

Im ersten Teil unserer Überlegungen haben wir gesehen, dass Gott bereits auf den ersten Blättern der Bibel wichtige Grundsätze über die Ehe vorstellt. Diese haben bis in unsere Zeit hinein nichts an Gültigkeit und Aktualität verloren. Wer sie beachtet, wird reichen Segen haben.

Im zweiten Teil wollen wir ein wenig dem Gedanken nachspüren, wie Gott zwei Menschen zusammenfügt. Auch hier gibt uns die Schöpfungsordnung Gottes wichtige Hinweise – vor allem dann, wenn wir sie im Licht des Neuen Testaments sehen. Sie sind eine Hilfe für solche, die noch nicht verheiratet sind, aber auch für Eltern und Geschwister, die Jüngeren eine Hilfe sein möchten.

Der Weg des Mannes zu einer Frau – ein Geheimnis

Agur hatte Folgendes erkannt: «Drei sind es, die zu wunderbar für mich sind, und vier, die ich nicht erkenne: … der Weg eines Mannes mit einer Jungfrau» (Spr 30,18.19). Agur konnte diesen Weg nicht im Detail beschreiben – und auch wir können es nicht! Allerdings gibt Gott uns Grundsätze, die wir zu unserem Nutzen beachten wollen. «Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden ein Fleisch sein» (1. Mo 2,24). Hier werden uns drei Schritte vorgestellt, die bis heute Grundlage für eine glückliche Ehe sind:

  • verlassen
  • anhangen
  • ein Fleisch sein

Dazu folgende Gedanken:

  1. Es geht um Mann und Frau. Das setzt Reife und Selbständigkeit voraus. Bei einer möglichen Eheschliessung geht es weder um Kinder noch um pubertierende und unreife Jugendliche. Es ist unmöglich, in der Ehe den andern kennenzulernen und lieben zu lernen, wenn man sich nicht in gewissem Sinn selbst kennengelernt hat. Dazu brauchen wir die Reife der abgeschlossenen Pubertät – zumindest in einem gewissen Sinn. Die Erfahrung zeigt, dass zu früh geschlossene Ehen besonders gefährdet sind. Es ist übrigens bemerkenswert, dass die Bibel an keiner Stelle von unverbindlichen Freundschaften zwischen Jungen und Mädchen spricht.
  2. Gott fügt in der Ehe immer zwei Geschlechter zusammen. Gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften – das bestätigen das Alte und das Neue Testament übereinstimmend – sind gegen die Natur und gegen den ausdrücklichen Willen Gottes! Solche Verbindungen sind – wenn sie den geschlechtlichen Bereich einschliessen – für unseren Herrn ein Gräuel. Wir sollten sie nicht anders ansehen. Das schliesst keineswegs aus, dass es – beginnend im jugendlichen Alter – Freundschaften zwischen Jungen und Jungen (Männern und Männern) und Mädchen und Mädchen (Frauen und Frauen) gibt. Solche Freundschaften können von grossem Segen sein. Aber jeder Gedanke an den geschlechtlichen Bereich muss in solchen Freundschaften konsequent ausgeschlossen sein.
  3. Es wird vom Verlassen gesprochen. Verlassen bedeutet, das bisherige Umfeld aufzugeben. Ein Ehepaar muss finanziell/wirtschaftlich, aber auch geistig/geistlich auf eigenen Füssen stehen können. Der Mann muss die Familie mit beidem «versorgen» können, und wenn Kinder kommen, müssen diese erzogen werden können. Diese Selbständigkeit ist ein Prozess und braucht Zeit. Ein junger Mann ist nicht von heute auf morgen selbständig und eine junge Frau auch nicht. Die Erfahrung zeigt auch hier, dass viele Ehen dadurch bedroht sind, dass die jungen Eheleute in der einen oder anderen Weise noch zu sehr von ihren Eltern oder von ihrem gewohnten Umfeld abhängig sind.
  4. Wir wollen auch die Seite der Eltern beachten, die ihre Kinder loslassen und ihnen die Selbständigkeit geben müssen. Eltern dürfen und sollen wohl noch beraten. Sie dürfen und sollen sich aber nicht in die Ehe der Kinder einmischen. Ihre Einmischung kann ein Virus sein, der eine junge Ehe bedroht und verdirbt. Als Rebekka mit dem Knecht Abrahams ging, um Isaaks Frau zu werden, lesen wir ausdrücklich, dass ihre Angehörigen sie «entliessen» (1. Mo 24,59).
  5. Gott erwähnt das Anhangen. Das ist Ausdruck der geistig/geistlichen und seelischen Einheit. Es ist ein Prozess, der in der Verlobungszeit beginnt, aber erst mit der Eheschliessung die körperliche Einheit beinhaltet. Anhangen bedeutet «zusammenkleben», «eine Pflanze werden». Es ist eine totale Lebenseinheit – und zwar solange Mann und Frau leben. Die Ehe ist nach Gottes Gedanken kein unverbindliches und lockeres Zusammenleben auf Zeit. Die Ehe ist immer ein verbindliches Treueversprechen und auf Lebenszeit ausgelegt. Kein Mensch hat das Recht, diese Verbindung zu lösen. Die Option «Scheidung» kennt die Bibel nicht. Gott sagt ganz klar: «Ich hasse Entlassung» (Mal 2,16). Trennen und scheiden wir eine Ehe, handeln wir gegen den ausdrücklichen Willen Gottes. Ausserdem sollten wir bedenken, dass «Anhangen» keine «Schraubverbindung», sondern eine «Klebverbindung» ist. Wenn man gegen den Willen Gottes die Ehe löst, geht immer etwas kaputt. Die seelischen Folgen sind oft ein Leben lang spürbar.
  6. Wir lernen, dass Mann und Frau in der Ehe «ein Fleisch werden». Das schliesst das geschlechtliche Zusammensein von Mann und Frau ein – aber nur und ausschliesslich in der Ehe. «Ein Fleisch zu werden» ist aber mehr als die Intimgemeinschaft in der Ehe. Gott hat diese nicht nur zur Fortpflanzung, sondern auch zur Freude von Mann und Frau gegeben. Sie krönt die völlige Liebes- und Lebenseinheit zweier Menschen nach Geist, Seele und Körper. Wie Gott das zusammenführt, ist für uns Menschen ein Wunder. Da sind zwei Menschen, die sich in ihrer Jugendzeit vielleicht kaum oder gar nicht gekannt haben – und doch bilden sie nach einer gewissen Zeit des Kennenlernens eine solche Lebens- und Liebeseinheit, die Gott segnet und in der Er wirkliche Erfüllung schenkt.

Die Schöpfungsordnung Gottes – im Neuen Testament bestätigt

Die Anweisungen über die Ehe aus 1. Mose 2 werden im Neuen Testament bestätigt. Dreimal wird der Vers: «Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden ein Fleisch sein» im Neuen Testament zitiert. Jedes Mal steht damit eine besondere Belehrung im Vordergrund.

1) Keine Scheidung

Als die Pharisäer zum Herrn Jesus kamen, um mit Ihm über Scheidung zu diskutieren, zitierte Er 1. Mose 2 und bestätigte die Grundsätze der Schöpfungsordnung: «Deswegen wird ein Mann den Vater und die Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die zwei werden ein Fleisch sein. Also sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden» (Mt 19,5.6).

Diese Worte des Herrn brauchen wir nicht weiter zu kommentieren. Wir sahen schon, dass Ehescheidung gegen den ausdrücklichen Willen Gottes ist und für den Christen keine Alternative sein kann. Jede auf der Erde geschlossene Ehe ist «von Gott zusammengefügt» und darf deshalb nicht geschieden werden. Eine andere Frage ist, ob wir «im Herrn» geheiratet haben. Aber selbst eine Ehe, die nicht «im Herrn», sondern im Eigenwillen geschlossen worden ist, ist «von Gott zusammengefügt» und darf nicht geschieden werden.

2) Keine Hurerei

In 1. Korinther 6 spricht Paulus ernst über die Sünde der Hurerei. Darunter versteht die Bibel jedes Ausleben der von Gott gegebenen Sexualität ausserhalb der Ehe. Neben anderen Argumenten sagt Paulus: «Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind? Soll ich denn die Glieder Christi nehmen und zu Gliedern einer Hure machen? Das sei ferne! Oder wisst ihr nicht, dass der, welcher der Hure anhängt, ein Leib mit ihr ist? Denn es werden, spricht er, die zwei ein Fleisch sein» (1. Kor 6,15.16). Der aufmerksame Leser bemerkt folgenden Unterschied: In der Ehe bedeutet die Intimgemeinschaft von Mann und Frau «ein Fleisch». Bei der Hurerei heisst es «ein Leib». Hurerei täuscht in Wirklichkeit eine Einheit vor, die gar nicht vorhanden ist. Gott hat – zu unserem Schutz und zu unserem Nutzen – die Intimgemeinschaft als Ausdruck der Liebe und Einheit (geistig/geistlich und seelisch) gegeben. Das ist bei Hurerei unmöglich. Jedes Ausleben der Sexualität ausserhalb der Ehe ist ein rein körperlicher Akt, ein unverbindlicher Tauschhandel der Gefühle ohne seelische Bindung und dem Versprechen der Treue. Das will Gott nicht.

3) Christus und seine Versammlung

Die letzte Anführung der Stelle aus 1. Mose 2 führt uns zu einem überaus grossen Gedanken. In Epheser 5 schreibt Paulus: «Deswegen wird ein Mensch den Vater und die Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die zwei werden ein Fleisch sein. Dieses Geheimnis ist gross; ich sage es aber in Bezug auf Christus und auf die Versammlung» (Eph 5,31.32). Hier lernen wir, dass die christliche Ehe ein Ziel in sich selbst hat. Es ist wahr, dass Gott uns in der Ehe glücklich machen möchte. Es ist wahr, dass Gott die Ehe segnet, indem Er Kinder schenkt. Aber es ist auch wahr – und das geht weit darüber hinaus – dass die irdische Beziehung zwischen Mann und Frau in der Ehe ein Abbild der himmlischen Beziehung zwischen Christus und seiner Versammlung sein darf. So wie Christus die Versammlung liebt, sollen Männer ihre Ehefrauen lieben. So wie Christus für seine Versammlung sorgt, sollen christliche Ehemänner um ihre Ehefrauen besorgt sein. So wie die Versammlung Christus unterworfen ist, soll die christliche Ehefrau ihrem Mann untergeordnet sein.

Adam «entschlief», als Gott eine von seinen Rippen nahm und daraus Eva baute. So ist Christus gestorben, um sich die Versammlung zu erwerben. Sein Tod am Kreuz war nötig, damit Gott Ihm die Versammlung geben konnte. Das zeigt deutlich, welch einen Wert die Versammlung sowohl für Gott als auch für Christus hat. Adam freute sich, als Eva ihm gegeben wurde. Auch Christus freut sich über seine Versammlung. Aber mehr noch. Die Wirklichkeit geht weit über das Bild hinaus: Christus wird die Versammlung sich selbst verherrlicht darstellen, die nicht Flecken oder Runzel haben wird. Das konnte Adam nicht. Heilig und untadelig werden wir in Ewigkeit vor Ihm sein, zu seiner Ehre und zu seiner Herrlichkeit.

Es lohnt sich, unser Eheleben auf der Erde mehr im Licht dieses himmlischen Bildes von Christus und seiner Versammlung zu sehen.