Die Versammlung als Haus Gottes (1)

Epheser 2,19-22

Gott gebraucht in der Bibel verschiedene Begriffe, um die Versammlung zu beschreiben. Jede Bezeichnung stellt ein besonderes Merkmal vor. Die Versammlung als Haus Gottes zeigt uns, dass sie ein Ort der Heiligkeit ist.

Wenn wir nun dieses Thema beleuchten, so steigen wir zuerst auf den Berg.1 Dort sehen wir, was die Versammlung als Haus oder Tempel Gottes in seinen Augen ist. 

1) Die Versammlung der Tempel oder das Haus Gottes

Epheser 2,19-22

Alle sind gleichwertig und von Gott anerkannt

«Also seid ihr nun nicht mehr Fremdlinge und ohne Bürgerrecht, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes.»

In diesem Vers werden die Glaubenden als Bürger einer Stadt und als Bewohner eines Hauses betrachtet. Ob sie aus Israel oder aus den Nationen stammen – sie besitzen alle die gleichen Vorrechte und kennen die gleichen Beziehungen. Gott anerkennt sie als seine Hausgenossen. Das ist eine hohe Ehre! Im Haus Gottes sind wir horizontal miteinander vernetzt und vertikal mit Ihm verbunden.

Die Bedeutung der Apostel und Propheten

«… aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, …»

Jetzt werden die Glaubenden als Bestandteile des Hauses Gottes betrachtet. Aus Matthäus 16 wissen wir, dass der ewige Sohn Gottes das Fundament der Versammlung ist und jeder Erlöste ein Stein an diesem Haus bildet.

Hier in Epheser 2 geht es um die lehrmässige Grundlage der Versammlung. Zu Beginn der Bildung der Versammlung hat der Herr Personen als grundlegende Gaben gegeben. Paulus nennt sie in Epheser 3,5 «heilige Apostel und Propheten». Er selbst ist das deutlichste Beispiel dieser Gefässe, die der Herr auserwählt hat (Apg 9,15). In ihrer persönlichen Autorität und durch die empfangenen Offenbarungen haben sie am Haus Gottes eine grundlegende Arbeit geleistet. Dadurch sind örtliche Versammlungen entstanden und belehrt worden (1. Kor 3,10; 4,17-21; 11,23).

Wir besitzen ihren grundlegenden Dienst durch die vom Heiligen Geist inspirierten Schriften des Neuen Testaments. Auf diesem lehrmässigen Fundament werden auch heute Menschen, die zum Glauben an den Herrn Jesus kommen, als Steine am Haus Gottes aufgebaut.

Der Eckstein

«… indem Christus Jesus selbst Eckstein ist.»

Der Eckstein eines Gebäudes gibt die Linie der Länge, der Breite und der Höhe an. So ist Jesus Christus selbst der Bauende und als Eckstein massgebend für alles im Haus Gottes. Alles richtet sich nach seiner Person und nach seinem Willen aus.

Passende Steine

«In welchem der ganze Bau wohl zusammengefügt ist.»

Der Herr baut mit hochwertigem Material. Menschen, die einst in ihren Sünden tot waren, sind durch die Gnade mit dem Christus lebendig gemacht worden. Sie sind lebendige Steine geworden, die für dieses Haus die gute und passende Bausubstanz bilden. Gott sieht jeden Erlösten in Christus, d.h. in der ganzen Schönheit und Herrlichkeit des Herrn Jesus. Darum passen alle ganz hervorragend zu seinem Haus und zueinander. Sie sind in diesem Gebäude wohl zusammengefügt.

Vollkommen, aber noch nicht vollendet

«… wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, …»

Dieser Tempel ist heilig, das heisst für Gott reserviert, damit Er darin wohnen kann. In Offenbarung 21 wird uns die Versammlung Gottes als die heilige Stadt gezeigt. Die Gedanken der Versammlung Gottes als Stadt und als Haus kommen sich sehr nahe. Sowohl «heiliger Tempel» als auch «heilige Stadt» zeigen uns, dass darin nichts Unreines Platz hat. In Offenbarung 21,27 lesen wir: «Nicht wird in sie eingehen irgendetwas Gemeines und was Gräuel und Lüge tut, sondern nur die, die geschrieben sind in dem Buch des Lebens des Lammes.» Das verstehen wir gut: In dem Haus, wo Gott wohnen will, darf es nichts geben, was nicht in seine Gegenwart passt. So werden diesem Gebäude nur Glaubende hinzugefügt, die ihrer Stellung nach in Christus heilig und untadelig sind.

Alles, was der Herr baut, ist vollkommen. So ist die Versammlung in dieser Sichtweise immer vollkommen. Aber sie ist noch nicht vollendet, weil noch nicht alle lebendigen Steine hinzugefügt sind. Sie wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn. Mit jedem Menschen, der durch Gottes Gnade durch Glauben ewiges Leben bekommt, wächst sie ihrer Vollständigkeit entgegen.

Eine Behausung Gottes im Geist

«… in dem auch ihr mitaufgebaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geist.»

In Vers 21 haben wir das Haus Gottes in seinem universellen Aspekt gesehen – bestehend aus allen Erlösten von Pfingsten bis zur Entrückung. In Vers 22 wird der Blickwinkel eingeschränkt. Hier geht es um die Glaubenden, die zu einem bestimmten Zeitpunkt auf der Erde leben. Sie bilden das Haus Gottes, in dem Er jetzt durch den Geist auf der Erde wohnt.

Wir sehen hier zwei wichtige Grundsätze, die grosse praktische Auswirkungen haben:

a) Der Wohnort Gottes

Die Versammlung ist nicht das Haus der Glaubenden, sondern der Wohnort Gottes, wo alles nach seinem Willen geschehen muss. Zwei grosse Elemente charakterisieren das Haus Gottes:

  • Gott offenbart sich in seinem Haus. Das ist eine Bewegung von oben nach unten. In 1. Timotheus 3,15 heisst es, dass die Versammlung des lebendigen Gottes «der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit» ist. Wenn jemand wissen will, was Wahrheit ist, wenn jemand Gott kennen lernen möchte, dann muss er den Pfeiler und die Grundfeste ansehen. Dort steht ein Name: Christus. Durch die Verkündigung des Wortes Gottes und durch das Verhalten der Glaubenden im Haus Gottes wird Jesus Christus bekannt gemacht. Durch Ihn lernen wir die Wahrheit über Gott kennen, denn Gott offenbart sich in seinem Sohn.
  • Gott empfängt Anbetung in seinem Haus. Das ist eine Bewegung von unten nach oben. Diese Wahrheit finden wir in 1. Petrus 2,5. Dort erklärt uns der Apostel, dass wir heilige Priester im Haus Gottes sind, «um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlangenehm durch Jesus Christus». In der Versammlung beten wir Gott durch geistliche Schlachtopfer an. Im Unterschied zu Israel opfern wir keine Tiere und spielen nicht auf Musikinstrumenten, sondern bewundern Ihn in unseren Herzen. Wenn wir gemeinsam Lieder singen, wenn ein Dankgebet gesprochen oder eine Bibelstelle vorgelesen wird, steigt aus unseren Herzen Anbetung zu Gott empor.

b) Die Leitung des Geistes

Der Heilige Geist wohnt in der Versammlung. Sie ist der Tempel Gottes und Gott ist heilig! (1. Kor 3,16.17). Darum ist in den Versammlungsstunden alles durch die Anwesenheit des Geistes Gottes und durch seine Wirksamkeit geprägt (Joh 4,23.24; 1. Kor 12 – 14).

Wir stehen in den Zusammenkünften unter der Zucht und Leitung des Heiligen Geistes. Diese Aussage finden wir zwar nicht wörtlich in der Bibel, aber die Sache selbst sehr wohl. Die Zucht des Heiligen Geistes verhindert eine falsche, seine Leitung bewirkt eine richtige öffentliche Beteiligung. Die freie Leitung des Geistes in der ‹Versammlung›2 ist eine zentrale Anweisung des Wortes Gottes (1. Kor 12,8-11). Das hat auf die einzelnen Zusammenkünfte folgende Auswirkungen:

  • Der Heilige Geist bewirkt beim Brotbrechen Anbetung. Wir lesen in Johannes 4,23: «Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden.» Im Blick auf das Zusammenkommen zum Brotbrechen bedeutet dies, dass der Geist in den Herzen aller Glaubenden Anbetung hervorruft und die Brüder in der öffentlichen Beteiligung führt. Durch die Lieder, die Gebete und das Lesen eines Bibeltextes werden die Gedanken und Empfindungen aller Anwesenden geführt und ausgedrückt.
  • Der Heilige Geist leitet in der Wortverkündigung. Der Apostel Paulus belehrt uns: «Dies alles aber wirkt ein und derselbe Geist, einem jeden insbesondere austeilend, wie er will» (1. Kor 12,11). Der Heilige Geist bestimmt und führt, wen Er will, was Er will und wie Er will. Dafür gibt es mehrere Gründe: Nur der Geist kennt die Herzenszustände der Anwesenden und kann das passende Wort aus der Bibel auf die Herzen und Gewissen der Zuhörer legen. Nur der Geist weiss, welchen Bruder oder welche Brüder Er zum Segen und zur Auferbauung der Versammlung benutzen kann.
  • Der Heilige Geist wirkt in der Gebetsstunde. Auch im Zusammenkommen zum Gebet hat der Geist Gottes eine zentrale Funktion. Durch den Geist benutzen wir gemeinsam den Zugang zum Vater (Eph 2,18). Zudem bewirkt der Geist in uns die richtige Herzenshaltung beim Beten (Röm 8,26), damit wir einerseits in Ehrerbietung vor Gott Ihm nicht vorschreiben, was Er tun soll, und anderseits im Vertrauen auf Gott viel von Ihm erwarten. Schliesslich beten wir im Heiligen Geist – nicht zum Heiligen Geist (Jud 20). Das verhindert leere und formelle Gebete.