Die Versammlung als Leib Christi (1)

Kolosser 1,18; Epheser 1,22-23; Epheser 2,13-18

Noch einmal steigen wir auf den Berg zu Gott, um von Ihm über die Versammlung als Leib Christi belehrt zu werden. Bei diesem Thema lenkt Gott unsere Blicke zuerst und vor allem auf Jesus Christus: Er ist als der Auferstandene und Verherrlichte im Himmel das Haupt des Leibes, der Versammlung. Gleichzeitig macht Gott uns mit der Tatsache vertraut, dass die Gesamtheit der Erlösten einen Leib auf der Erde bildet.

Der zentrale Gedanke der Versammlung als Leib des Christus ist Einheit. Diese Einheit besteht in zweierlei Hinsicht:

  • Die Versammlung ist eins mit Christus im Himmel. Das kommt in Apostelgeschichte 9,5 deutlich zum Ausdruck. Saulus reiste nach Damaskus, um dort die Christen zu verfolgen. Doch der Herr trat ihm in den Weg und fragte ihn: «Saul, Saul, was verfolgst du mich?» Der Leib auf der Erde, gebildet aus allen Erlösten, ist so unzertrennlich mit dem Haupt im Himmel verbunden, dass jeder Angriff auf die Versammlung ein direkter Angriff auf Christus ist.
  • In der Versammlung sind die Erlösten eins untereinander. Die Bibel sagt mit Bestimmtheit: «Da ist ein Leib» (Eph 4,4). Damit dokumentiert sie die völlige Verbundenheit der Glieder miteinander.

Mit der Kenntnis dieser biblischen Tatsachen sind wir fähig, uns in der Praxis Gott gemäss zu verhalten.

1) Die Tatsache – da ist ein Leib

Kolosser 1,18; Epheser 1,22.23; 2,13-18

Christus, das Haupt im Himmel

«Er ist das Haupt des Leibes, der Versammlung, der der Anfang ist, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem den Vorrang habe» (Kol 1,18).

Verfolgen wir kurz den Weg, den der Herr Jesus gegangen ist, um das Haupt des Leibes zu werden. Zuerst ist Er, der Sohn Gottes, Mensch geworden, dann ist Er am Kreuz gestorben und nach drei Tagen aus den Toten auferstanden. 40 Tage später ist Er als Mensch in den Himmel hinaufgestiegen. Von dort hat Er den Heiligen Geist auf die Erde gesandt. Durch das Kommen des Geistes Gottes an Pfingsten wurden die Glaubenden zu einem Leib zusammengefügt. Seit diesem Moment ist Jesus Christus das Haupt des Leibes, der Versammlung. Als Haupt im Himmel ist Er in voller Einheit mit der Versammlung verbunden, die sein Leib ist, der aus der Gesamtheit aller Erlösten besteht.

In seiner Beziehung zur Versammlung stehen zwei herrliche Tatsachen seiner Person vor uns:

  • Als der ewige Sohn Gottes ist Er das Fundament der Versammlung.
  • Als verherrlichter Mensch im Himmel ist Er das Haupt der Versammlung.

Mit tiefer Freude erkennen wir: Jesus Christus hat in allem den Vorrang! Wir werden die Wahrheit des einen Leibes in seiner Tragweite nie richtig verstehen, wenn wir nicht die Herrlichkeit des Hauptes anbetend würdigen. Darum wollen wir in unseren Gedanken und Herzen seiner herrlichen Person den rechten Platz geben, damit wir Gottes Gedanken über die Versammlung erfassen können.

Eins mit Christus

«Gott hat alles seinen Füssen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Versammlung gegeben, die sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt» (Eph 1,22.23).

Die Vereinigung des Leibes mit Christus, dem Haupt, gibt der Versammlung ihren Wert und ihre Bestimmung.

Gott hat die Versammlung nicht nur durch das Blut seines eigenen Sohnes für sich erworben, sondern ihr auch den verherrlichten Christus als Haupt gegeben. Darin kommt Gottes hohe Wertschätzung für die Versammlung zum Ausdruck. Er gibt ihr Den, der sein Herz und seinen Himmel erfüllt! Was wäre die Versammlung ohne Christus? Eine menschliche Vereinigung wie ein Sängerverein oder ein Sportklub! Aber durch Jesus Christus als ihr Haupt wird sie zu diesem grossen göttlichen Geheimnis (Eph 3,4-6).

Es liegt noch ein zweiter Gedanke in der Aussage von Epheser 1: Jesus Christus wird als Mensch durch die Versammlung zur Fülle gebracht. Das zeigt die hohe Bestimmung der Versammlung. Christus wird die Pläne und Wege Gottes mit der ganzen Schöpfung erfüllen. In dieser Aufgabe wird Ihn die Versammlung immer begleiten und bei Ihm sein. Wenn Gott Ihm alles unterwirft, ist die Versammlung davon ausgenommen. Sie wird an der Seite des Siegers von Golgatha stehen, der über alles im Himmel und auf der Erde gesetzt ist. Welch eine grossartige Aufgabe, die Fülle Dessen zu sein, der alle Gedanken und alle Wege Gottes ausführt und erfüllt!

Miteinander versöhnt und vereint

«Denn er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht und abgebrochen hat die Zwischenwand der Umzäunung, nachdem er in seinem Fleisch die Feindschaft, das Gesetz der Gebote in Satzungen, weggetan hatte» (Eph 2,14.15).

Es gibt zwei Menschengruppen, die von Gott unterschieden werden: Menschen aus dem Volk Israel und Menschen aus den Nationen. In der Zeit der Gnade gibt es aus beiden Gruppen solche, die zum persönlichen Glauben an den Erlöser Jesus Christus kommen. Die ersten nennt Gott «die Nahen», denn sie kommen aus einem Umfeld, in dem Gott gekannt wird. Die zweiten sind «die Fernen», denn sie kommen von einem gottlosen Hintergrund. Diese beiden Gruppen, die einst verfeindet waren, hat Jesus Christus durch seinen Opfertod miteinander versöhnt. So ist unter den Glaubenden die gegenseitige Feindschaft beendet. Aber noch mehr: Der Herr Jesus hat aus beiden eins gemacht. Die Unterschiede sind weggetan. Die Glaubenden aus den Juden und die Glaubenden aus den Nationen bilden einen gemeinsamen lebendigen Organismus: die Versammlung Gottes.

Auch heute ist das Umfeld derer, die zum Glauben kommen, verschieden. Es gibt Menschen, die wachsen in einem gläubigen Elternhaus auf. Von Kind auf kennen sie Gott und sind dadurch äusserlich geheiligt – und bekehren sich. Andere kommen aus schwierigen familiären Verhältnissen und haben während ihrer Jugendzeit nie etwas von Gott gehört – und kommen ebenfalls zum Glauben an den Herrn Jesus. Zwischen diesen beiden Gruppen besteht ein gewaltiger Unterschied, ähnlich wie zwischen Glaubenden aus den Juden und solchen aus den Nationen. Sie sind nicht gerade verfeindet, aber es fehlt doch manchmal das gegenseitige Verständnis.

Oft besuchte ich gottesfürchtige Familien. Ab und zu hatte ich die Gelegenheit, Menschen zu helfen, die aus einem gottlosen Umfeld kamen. Ich erkannte den grossen Unterschied und fragte mich, wie können Menschen mit so verschiedenen Lebenshintergründen zusammengebracht werden? Ist das nicht ein Ding der Unmöglichkeit? Nein! Ich erlebte, wie sie durch Jesus Christus in Frieden vereint in der örtlichen ‹Versammlung› zusammenkamen. Welch eine göttlich grosse Gnade!

Mit Gott versöhnt

«… damit er die zwei, Frieden stiftend, in sich selbst zu einem neuen Menschen schüfe und die beiden in einem Leib mit Gott versöhnte durch das Kreuz, nachdem er durch dieses die Feindschaft getötet hatte» (Eph 2,15.16).

Der Herr hat in sich selbst – das heisst in seiner Person und durch sein Werk am Kreuz – ein vollständig neues Gebilde geschaffen: diesen «einen neuen Menschen». Menschen, die sich vorher gehasst und nicht verstanden haben, sind in der Versammlung in Frieden zusammengebracht.

Doch dann folgt ein zweiter Aspekt: Menschen, die einst Feinde Gottes waren, sind durch das Kreuz in einem Leib mit Gott versöhnt worden. Sie haben Frieden mit Gott und stehen in einer harmonischen Beziehung zu Ihm.

Wir fassen zusammen: Die erste Sünde des Menschen hat ihn zu einem Feind Gottes gemacht (1. Mo 3,6; Röm 5,10). Die zweite Sünde hat die Menschen untereinander verfeindet (1. Mo 4,8; Tit 3,3). Durch das Werk des Herrn Jesus am Kreuz sind wir, die Glaubenden, mit Gott und als Menschen miteinander versöhnt worden. Gemeinsam bilden wir den Leib Christi und sind so aufs Engste miteinander verbunden.

Der Frieden ist bestätigt

«Er kam und verkündigte Frieden, euch, den Fernen, und Frieden den Nahen. Denn durch ihn haben wir beide den Zugang durch einen Geist zu dem Vater» (Eph 2,17.18).

Dieses Wort verweist auf das Ereignis an Pfingsten (Apg 2,1-4). Durch das Kommen des Heiligen Geistes ist der Herr Jesus durch den Geist zu uns gekommen (Joh 14,16-18). Nun bestätigt Er durch den Geist auf der Grundlage des Wortes Gottes diesen Frieden und bezeugt diese volle Einheit in der Versammlung.

Frieden ist nicht nur Abwesenheit von Krieg, sondern eine gekannte und gelebte Beziehung zueinander. Nicht nur das Trennende unserer Sünden ist im Tod von Christus verschwunden. Es ist uns auch etwas Neues geschenkt worden. Wir haben als Kinder Gottes miteinander Zugang zum Vater, um gemeinsam mit unserem Gott und Vater Gemeinschaft zu pflegen. Ein hohes Vorrecht und eine grosse Gnade!