Die Versammlung als Zeugnis Gottes auf dieser Erde
Wir haben gesehen, dass das Fest der Wochen von der Zeit spricht, da die Versammlung hier auf der Erde gebildet wird. Es geht also in 3. Mose 23 ab Vers 15 um Gottes Wege mit dieser Erde durch uns Christen. In dieser Hinsicht nehmen wir für eine Zeit den Platz von Israel ein. Wir sollen jetzt Gottes Zeugnis auf der Erde sein. Israel stellt die echten Zweige des Ölbaums dar. Doch sie sind ausgebrochen worden und wir, die wilden Zweige, sind eingepfropft worden (Röm 11,16-24).
Wir haben in diesen Versen nicht einen Hinweis auf den ureigenen Charakter der Versammlung, sondern wir sehen sie in ihrem Charakter als Zeugnis auf der Erde. Lehrmässig finden wir im Alten Testament nichts über die Versammlung, denn sie war zu jener Zeit noch nicht offenbart (Eph 3,1-13). Wer aber durch das Neue Testament über die Wahrheit von der Versammlung belehrt worden ist, wird im Alten Testament eine Anzahl Bilder finden, die von ihr reden.
Obwohl es eine ganze Reihe solcher gibt, kann man sie im Grossen und Ganzen in zwei Gruppen einteilen. Das erste Bild zeigt uns die Versammlung in ihrem eigentlichen Charakter. Sie ist himmlisch und ewig. Das stellt uns vor allem der Apostel Paulus vor. Ein Bild davon sehen wir in Rebekka in 1. Mose 24.
Das zweite Bild zeigt uns die Versammlung in ihrem Zeugnischarakter. Sie hat die Aufgabe, auf der Erde ein Zeugnis für Gott zu sein. Diese Seite finden wir in der Offenbarung, besonders in den Kapiteln 2 und 3. Das entsprechende alttestamentliche Bild haben wir im Fest der Wochen.
Unser kollektives Zeugnis
Wir Christen sollen hier persönlich und kollektiv ein Zeugnis für den Herrn sein. Vom letzteren spricht das Fest der Wochen und das Darbringen eines neuen Speisopfers.
Dieses Zeugnis wird durch den ersten Tag der Woche charakterisiert, denn in Vers 16 ist vom anderen Tag nach dem siebten Sabbat die Rede. Aus diesem Grund halten wir nicht den Sabbat, sondern kommen am ersten Tag der Woche zum Brotbrechen zusammen.
Es ist tatsächlich ein neues Speisopfer. Wenn die Versammlung als Zeugnis einen Ersatz für Israel bildet, dann bedeutet das nicht, dass sie eine Fortsetzung von Israel sei. Sie ist etwas ganz Neues.
Aus den Wohnungen sollten sie Webe-Brote bringen. Es gibt Fragen der Familie und Fragen der Versammlung. Wir müssen sie unterscheiden, aber auch ihre Verbindung sehen. Eine intakte christliche Familie ist ein grosser Segen für die örtliche Versammlung. Aus diesen Wohnungen (Familien) soll das neue Speisopfer gebracht werden. Es sind zwei Brote von zwei Zehnteln Feinmehl. Das überrascht vielleicht, denn in Verbindung mit dem Tisch des Herrn kennen wir nur ein Brot. «Denn ein Brot, ein Leib sind wir die vielen, denn wir alle nehmen teil an dem einen Brot» (1. Kor 10,17). Warum hier zwei Brote?
Es geht um die Versammlung als Zeugnis. Zwei ist die Zahl des Zeugnisses. Die Zahl 10 in den zwei Zehnteln spricht von unserer Verantwortung in dieser Sache: ein gemeinsames Zeugnis und eine gemeinsame Verantwortung.
Alles, was der Herr in unsere Hände gegeben hat, ist ein Vorrecht, aber zugleich mit einer Verantwortung verbunden. Es gibt Gläubige, die nur Vorrechte haben möchten, von Verantwortung wollen sie nichts wissen. Wenn wir jedoch keine Verantwortung für das gemeinsame Zeugnis übernehmen wollen, werden wir auch das Vorrecht verlieren.
Die beiden Brote sollen gesäuert gebacken werden. Es ist das einzige Speisopfer mit Sauerteig. Alle übrigen Speisopfer im Alten Testament sprechen von der Person des Herrn Jesus. In Ihm war kein «Sauerteig», d.h. in Ihm ist keine Sünde. Aber in uns, die zur Versammlung gehören und ein gemeinsames Zeugnis bilden sollen, ist noch die Sünde. Das kann zu grossen Problemen führen, und zwar dann, wenn das Fleisch, d.h. die Sünde in uns, wieder zum Zug kommt. Die Tätigkeit des Fleisches zerstört das Zeugnis. Doch durch den Backprozess wird die Wirkung des Sauerteigs zum Stillstand gebracht. Deshalb sollen die zwei Brote gesäuert gebacken und als Erstlinge dem HERRN gebracht werden.
Das kollektive Zeugnis als Versammlung wird auf der Erde in den örtlichen Versammlungen dargestellt und in ihren Zusammenkünften zum Namen des Herrn hin sichtbar. Besonders deutlich wird dies beim Zusammenkommen zum Brotbrechen. Diese Belehrung gibt uns der erste Korinther-Brief.
Würde man eine übergeordnete Zentrale über die örtlichen Versammlungen setzen, zerstörte man das gemeinsame Zeugnis nach Gottes Gedanken. Und wenn örtliche Versammlungen unabhängig handeln wollten und die Beschlüsse anderer Versammlungen nicht respektierten, würde das gemeinsame Zeugnis ebenfalls zerstört.
Die Opfer
Die Opfergabe der Erstlinge durfte nach 3. Mose 2,12 nicht zum lieblichen Geruch auf den Altar des HERRN kommen. Diese Anordnung gilt auch für dieses spezielle Speisopfer. Wir Gläubige, die miteinander die Versammlung Gottes bilden, sind in uns selbst nicht zum lieblichen Geruch für Gott. Doch wir sind angenehm gemacht worden in dem Geliebten, im Herrn Jesus. Er – nicht wir – wurde als das vollkommene Brandopfer auf den Altar gelegt (V. 18).
In Vers 18 werden drei Opfer zum lieblichen Geruch dem HERRN genannt: das Brandopfer, sein Speisopfer und sein Trankopfer. Alle drei sprechen von der herrlichen Person des Herrn Jesus.
Das Brandopfer weist auf sein Sterben am Kreuz auf Golgatha hin, wie Er sich ohne Flecken durch den ewigen Geist Gott geopfert hat. Damals stieg vom Kreuzaltar ein Wohlgeruch zu Gott auf, der durch dieses vollkommene Opfer in jeder Hinsicht befriedigt worden ist.
Wenn das Brandopfer vom Sterben des Herrn Jesus spricht, so redet das Speisopfer von seinem reinen Leben. Er war nicht nur rein, sondern heilig, unangreifbar von der Sünde. Das war die Voraussetzung, um das Brandopfer werden zu können.
Das dritte Opfer ist das Trankopfer. Der ausgegossene Wein spricht von der wunderbaren Hingabe unseres Herrn an seinen Gott von der Krippe bis zum Kreuz. Hingabe ist mehr als Gehorsam, der einfach in der Ausführung von Geboten liegt. Hingabe beinhaltet auch alle damit verbundenen Gedanken und Empfindungen eines Menschen. Im Markus-Evangelium sehen wir etwas von diesem Trankopfer, wenn wir den Herrn Jesus sehen, wie Er sich täglich Gott geweiht hat.
Wenn wir beim Zusammenkommen zum Brotbrechen das Brot und den Kelch vor uns haben, dürfen wir an dieses vollkommene Brandopfer, an dieses vollkommene Speisopfer und an dieses vollkommene Trankopfer denken. Es darf uns beschäftigen, wie dies alles zum lieblichen Geruch für Gott war.
In Vers 19 wird noch von einem Ziegenbock zum Sündopfer gesprochen. Dieses lenkt unsere Gedanken zu 1. Korinther 11. Da berichtet uns der Apostel Paulus, dass er die Mitteilung über das Mahl des Herrn vom verherrlichten Herrn selbst empfangen und sie uns überliefert hat. Es ist der Wunsch unseres Herrn, dass wir dies zu seinem Gedächtnis tun, bis Er kommt.
Aber dann fährt der Apostel fort und sagt, dass wir es nicht in unwürdiger Weise tun, sondern uns selbst prüfen sollen. Manchmal wird gesagt, dass wir uns am Samstagabend fragen sollten, ob nicht vielleicht noch eine ungerichtete Sünde vorliege, um die Sache noch in Ordnung zu bringen. Das ist nicht verkehrt, aber es ist nicht das, wovon das Sündopfer spricht. Dieses zeigt uns eine allgemeine bußfertige Haltung. Jene, die als gemeinsames Zeugnis den Tod des Herrn verkündigen, sollten generell eine bußfertige Haltung haben. Das bedeutet, dass wir in unserem Inneren bereit sind, wenn Gott uns etwas zeigt, das seinen Gedanken entgegen ist, dies sofort zu verurteilen und wegzutun. Das trifft auch auf verkehrte lehrmässige Gedanken zu, die vielleicht aus guten Überlegungen entstanden sind, aber doch im Widerspruch zur Bibel stehen. Der Ziegenbock zum Sündopfer zeigt uns, dass wir alles verurteilen müssen, was gegen den Willen Gottes ist.
Zuletzt haben wir noch das Friedensopfer. Es richtet unsere Gedanken auf 1. Korinther 10, wo wir die Belehrungen über den Tisch des Herrn mit dem Leitgedanken «Gemeinschaft» finden. Das Friedensopfer hier bestand aus zwei einjährigen Lämmern.
Am Tisch des Herrn wird die Gemeinschaft in zwei Richtungen ausgedrückt: einerseits mit dem Herrn – davon spricht das eine Friedensopfer und anderseits untereinander – das sehen wir im zweiten Friedensopfer. In 1. Korinther 10,16 heisst es: «Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes des Christus? Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes des Christus?» Hier haben wir die Gemeinschaft mit dem Herrn (durch das Essen vom Brot und das Trinken aus dem Kelch). Dann heisst es: «Denn ein Brot, ein Leib sind wir die Vielen.» In unseren Herzen schliessen wir alle Erlösten ein, die in diesem Augenblick auf der Erde leben, und besagen, dass wir mit ihnen allen zusammen ein Brot, einen Leib bilden. Das drücken wir am Tisch des Herrn aus.
Verkündigung des Todes des Herrn
In Vers 20 ist die Rede vom Webopfer. Dieses Opfer wurde auf die Hände genommen und hin und her bewegt. Es illustriert die Verkündigung des Todes des Herrn. Wenn wir vom Brot essen und aus dem Kelch trinken, verkündigen wir durch diese Handlung den Tod des Herrn.
Wem verkündigen wir dies? In erster Linie Gott. An jedem ersten Tag der Woche schaut Er vom Himmel auf uns, die versammelt sind, um Brot zu brechen. Er sieht viele Menschen, die an diesem Tag in Gleichgültigkeit leben und dem Vergnügen nachgehen. Aber dann sieht Er einige wenige, die an jedem ersten Tag der Woche zusammenkommen, um den Tod des Herrn Jesus zu verkündigen. Welch eine Freude für sein Herz!
Wir verkünden diesen Tod auch vor den heiligen Engeln, aber auch vor den Menschen. Davon spricht das Webopfer.
Vers 21 spricht von einer heiligen Versammlung. Neben unserer persönlichen Heiligkeit als gläubige Christen, gibt es auch eine kollektive Heiligkeit. Das Zusammenkommen als Versammlung an einem Ort geschieht in Hingabe und Heiligung an den Herrn. Das bedeutet, dass alles, was im Widerspruch zu Gottes Wort steht, verurteilt werden muss.
«Keinerlei Dienstarbeit sollt ihr tun.» Das ist kein ausschliessliches Sabbatgebot, denn jenes Fest wurde ja am Tag nach dem Sabbat gehalten. Diese Aussage hat also auch eine geistliche Bedeutung für uns und den ersten Tag der Woche. Wir dürfen an diesem Tag nichts tun, was unsere Herzen und Gedanken vom Herrn weg in eine andere Richtung lenkt. Für uns gibt es kein Sonntagsgebot, aber wir haben am ersten Tag der Woche das Vorrecht, an diesem Tag in besonderer Weise für den Herrn da zu sein.
«Eine ewige Satzung in allen euren Wohnsitzen bei euren Geschlechtern» Die Grundsätze des Wortes Gottes über das Zusammenkommen als Versammlung ändern sich im Lauf der Zeit nicht. Für alle «eure Geschlechter» bedeutet: Was vor 2000 Jahren wahr war, ist heute noch ebenso wahr. Es gilt heute noch. «In allen euren Wohnsitzen» meint: Diese Grundsätze gelten für die Gläubigen an jedem Ort auf dieser Erde. Auch wenn es verschiedene Mentalitäten und kulturelle Unterschiede gibt, bleiben die Grundsätze Gottes doch in allen Ländern die gleichen.
Diese Verse enden mit Barmherzigkeit. Es ist schwierig zu sagen, ob Vers 22 noch zum Fest der Wochen gehört oder schon zum Gedächtnis des Posaunenhalls. Wenn wir ihn aber auf das Fest der Wochen beziehen, dann heisst die Anwendung: Das Zusammenkommen als Versammlung ist eine heilige Sache, aber es ist auch ein Ort, wo Gnade und Barmherzigkeit ausgeübt werden. Das dürfen wir nie vergessen.
Beides ist völlig wahr: Einerseits müssen wir auf der Heiligkeit bestehen, aber anderseits sollen wir auch gnädig und barmherzig sein, so dass die Gläubigen mit glücklichem Herzen zusammenkommen können. Sie sollen die Worte verwirklichen: «Seid heilig, denn ich bin heilig» (3. Mo 11,44.45; 19,2; 20,26; 1. Pet 1,16), gleichzeitig aber auch bemüht sein, Barmherzigkeit und Gnade zu üben (Heb 12,15).