Gottesfurcht in der Familie

Lukas 1,5-6; Lukas 6,47-48

2. Gottesfurcht in der Familie

Wir wollen uns zunächst daran erinnern, was Gottesfurcht nicht ist. Gottesfurcht bedeutet nicht, vor einem zukünftigen Gericht Angst zu haben. Der Herr Jesus hat selbst gesagt, dass niemand, der an Ihn glaubt, ins Gericht komme. Johannes schreibt dazu: «Hierin ist die Liebe mit uns vollendet worden, damit wir Freimütigkeit haben an dem Tag des Gerichts, dass, wie er ist, auch wir sind in dieser Welt. Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht hat Pein» (1. Joh 4,17.18). Gott wirkt in unseren Herzen, dass wir uns nicht vor einem Gericht fürchten.

Was Gottesfurcht ist, finden wir sehr klar in Jesaja 66,2 ausgedrückt. Dort lesen wir: «Aber auf diesen will ich blicken: auf den Elenden und den, der zerschlagenen Geistes ist und der da zittert vor meinem Wort.» Mit anderen Worten: Gottesfurcht ist, wenn wir Gottes Wort in seiner ganzen Autorität auf unsere Herzen und Gewissen anwenden.

Anhand von zwei Abschnitten aus dem Lukas-Evangelium wollen wir jetzt sehen, was Gottesfurcht in der Familie ist, und wie sie sich auswirkt.

Lukas 6,47.48

Der Herr Jesus spricht hier von einem Mann, der sein Haus auf den Felsen gebaut hat, und zeigt uns damit drei wichtige Grundsätze.

1. «Jeder, der zu mir kommt»

Wir sahen schon, dass das für den Sünder gilt, der sich im Glauben an den Heiland wendet. Es gilt aber in der Anwendung für uns alle, und zwar jeden Tag. Wir haben es immer wieder nötig – auch in Ehe und Familie –, uns an den Herrn Jesus zu wenden. Das tun wir im Gebet.

Echtes Beten kommt aus dem tiefen Bewusstsein hervor, dass wir innerlich unfähig sind, das zu tun, was Gott von uns möchte. Im Gebet bringen wir somit unsere Unfähigkeit zum Ausdruck.

Von uns aus können wir seinen Willen nicht tun. Dazu benötigen wir seine Hilfe. Deshalb zeigt das Gebet auch unsere Abhängigkeit von Ihm.

Das persönliche Gebet ist überaus wichtig. Niemand kann von dem Glauben des anderen leben. Der Mann lebt nicht vom Glauben seiner Frau und umgekehrt. Auch die Kinder können nicht vom Glauben der Eltern leben. Jedes Familienglied braucht ein persönliches Gebetsleben. Aber darüber hinaus ist auch das gemeinsame Gebet der Familie wichtig und mit Segen verbunden.

Unsere Kinder müssen lernen, ein persönliches Gebetsleben zu führen. Dazu brauchen sie die Anleitung der Eltern und besonders der Väter. Am besten können die Kinder lernen, wenn sie an den Eltern ein Vorbild haben.

2. «… und meine Worte hört»

Wir reden nicht nur im Gebet zu Gott, sondern wir hören auch, was Er uns durch sein Wort zu sagen hat. In gottesfürchtigen Familien wird Gottes Wort jeden Tag gemeinsam gelesen. Das kann, wenn es zum Segen sein soll, nur in Abhängigkeit und mit Überlegung geschehen.

Für jeden Vater ist es wichtig, dass er lernt, kindgemäss zu lesen. Gottes Wort ist reich für alle, auch für die Kleinen. Aber sind wir Väter auch in der Lage, aus dem Gelesenen für die Kinder Speise zu bereiten? Nur so profitieren sie von dem Wort, das gelesen wird. Lesen wir schwierige Texte, ohne sie zu erläutern, werden die Kinder nichts empfangen und innerlich verhungern.

Deshalb sollten wir uns sehr wohl überlegen, was wir lesen und wie wir es lesen. Kinder brauchen Anleitung, um Gottes Wort zu verstehen. Allerdings sollten wir darauf achten, unsere Kinder nicht zu überfüttern. Auch darin liegt eine Gefahr.

Die natürliche Entwicklung der Kinder kann uns als Beispiel dienen. Kinder essen jeden Tag nach dem Mass ihres Essens – nicht zu viel und nicht zu wenig. So sollte es auch im Geistlichen sein.

3. «… und sie tut»

In einer christlichen Familie wird das Wort Gottes nicht nur gehört, sondern auch befolgt. Gottes Wort zu tun, bedeutet es auszuleben, es zu praktizieren. Es genügt nicht, wenn wir in der Lage sind, zu gewissen Gelegenheiten bestimmte Verse zu zitieren. Es genügt auch nicht, schöne Bibelsprüche an den Wänden zu haben. Das alles ist an seinem Platz in Ordnung, aber die entscheidende Frage ist: Befolgen, d.h. tun wir das Wort Gottes? Leben wir nach seinen Gedanken?

Es ist die Verantwortung von Vater und Mutter, die Kinder so zu erziehen und sie anzuleiten, Gottes Gedanken in ihrem Leben zu befolgen.

Auf welche Weise unterrichten wir unsere Kinder? Tun wir es auf dem Weg der Befehle und Anweisungen? Als Gott dem Volk Israel das Gesetz gab und sagte: «du sollst», da zeigte sich schnell, dass das Volk niemals in der Lage war, den Anforderungen Gottes zu entsprechen. Nach dem vollbrachten Werk seines Sohnes spricht Gott nicht mehr so. Auch wir sollten nicht so zueinander reden. Wer sagt: «du sollst», steht in Gefahr, mit dem Finger auf andere zu zeigen und etwas zu fordern. In Jesaja 58,9 wird das Fingerausstrecken als ein Joch bezeichnet.

Nein, die Weise, unseren Kindern das Befolgen der Worte zu lehren, ist eine andere. Im Hebräerbrief finden wir elfmal die Aufforderung: «lasst uns». Das ist die richtige Weise. Wir dürfen uns gegenseitig auffordern, durch Gottes Gnade den Willen Gottes zu tun. Das bringt wahres Glück.

«Lasst uns» schliesst Eltern und Kinder ein. Dann verlangen wir nichts von unseren Kindern, das wir selbst zu tun nicht bereit sind. Kinder sind genaue Beobachter. Wenn wir ihnen ein schlechtes Vorbild geben, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn sie diesem schlechten Vorbild folgen.

Ein Haus, in dem diese drei Punkte Beachtung finden, ist ein Haus, das auf dem Felsen steht. Dann haben wir ein Fundament unter den Füssen. Ein solches Fundament bedeutet Sicherheit vor Stürmen und Prüfungen, die in jeder Familie kommen. Auch in unseren Familien läuft nicht immer alles so ab, wie wir es uns vorstellen. Wer dann auf den Herrn und sein Wort vertraut, der übersteht solche Stürme unbeschadet.

Der Fels ist das Wort Gottes und gleichzeitig auch der Christus. Das Wort Gottes ist fest mit der Person des Herrn Jesus verbunden. Deshalb haben wir auch nur dann wirklich Freude beim Lesen des Wortes, wenn wir unseren Herrn darin suchen.

Lukas 1,5.6

In wenigen Versen wird uns hier ein Ehepaar vorgestellt, bei dem wunderbare Folgen der Gottesfurcht sichtbar werden. Zacharias und Elisabeth werden durch vier Dinge gekennzeichnet, die auch zu unseren Herzen reden.

1. Sie waren gerecht vor Gott

Hier geht es nicht um unsere grundsätzliche Stellung vor Gott, sondern um praktische Gerechtigkeit im Leben. Gerechtigkeit und Gehorsam liegen sehr nah beieinander, werden aber doch unterschieden. Gehorsam ist Unterwerfung unter Gottes Wort. Gerechtigkeit ist Übereinstimmung mit Gottes Gedanken und Willen. Echter Gehorsam führt immer zu praktischer Gerechtigkeit. – Unser Wandel als Familie sollte gerecht sein vor Gott. Natürlich sollten wir anderen Menschen gegenüber Vorsicht und Rücksicht walten lassen, aber zuerst immer daran denken, dass unser Tun und Lassen aufgedeckt ist vor Gottes Augen.

2. Sie wandelten in den Geboten des Herrn

Das ist es, was wir schon sahen. Es kommt nicht so sehr auf das an, was wir reden, sondern viel entscheidender ist, was wir tun. In Römer 12,2 werden wir aufgefordert zu prüfen, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist. Das bedeutet eine ständige Übung für uns. Wir brauchen viel Abhängigkeit, um so zu leben.

3. Sie wandelten in allen Geboten des Herrn

Es ist durchaus möglich, dass wir in unseren Herzen eine Auswahl nach unseren Neigungen treffen. Wir suchen uns das heraus, was uns gefällt, und das andere übersehen wir einfach. So sollte es nicht sein. Es geht darum, den ganzen Willen Gottes zu tun. Zu Timotheus wurde gesagt: «Halte fest das Bild gesunder Worte.» Es geht um das ganze Bild. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Für manche liegt eine Gefahr darin, dem Wort Gottes weitere Gebote hinzuzufügen und z.B. Dinge von den Kindern zu fordern, die über das Wort hinausgehen.

4. Sie wandelten untadelig in den Geboten des Herrn

Man kann in den Geboten des Herrn wandeln, es aber nicht untadelig tun. Das ist der Fall, wenn wir uns auf unseren Wandel etwas einbilden und auf andere herabschauen. Das Wort Gottes untadelig tun, bedeutet, es in aller Demut zu halten.