Nach seiner Barmherzigkeit durch die Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes (Titus 3,5).
Das Heil beruht somit allein auf dem Grundsatz seiner Barmherzigkeit. Aber Gott braucht zwei unerlässliche Dinge, um es uns zu beschaffen: die Waschung der Wiedergeburt und die Erneuerung des Heiligen Geistes.
1. Die Waschung der Wiedergeburt
Wir wollen sehen, was dieser Ausdruck bedeutet.
Die Waschung (Loutron) ist das Wasser des Bades, in das man getaucht wird. Diese Waschung, wie sie uns in der Schrift durch verschiedene Bilder gezeigt wird, stellt den Tod dar, durch den man von der Sünde gereinigt und vom alten Menschen befreit wird: wie der Jordan, wo Naaman von seinem Aussatz gereinigt wurde, oder die Taufe, in der wir «auf den Tod Christi getauft worden sind.» In der Tat ist es sein Tod, worin der alte Mensch sein Ende findet, und in dem wir «der Sünde gestorben» sind. Das, worin der Sünder bestand, was ihn kennzeichnete, seine Gewohnheiten, seine Gedanken, das alles hat in den Augen Gottes im Tod Christi sein Ende gefunden. Gott errettete uns, indem Er uns von diesen Dingen gereinigt hat. Ohne diese Reinigung kann man nicht mit Gott in Verbindung treten, und das ist es, was Gott in Bezug auf uns tat, als Er uns sozusagen im Tod Christi «untergetaucht» hat.
Das Bad der Reinigung findet ein für alle Mal statt und wird sich nie wiederholen: «Wer gebadet ist, hat nicht nötig sich zu waschen, ausgenommen die Füsse, (was die tägliche Reinigung betrifft), sondern ist ganz rein» (Joh 13,10). Die Waschung, von der wir sprechen, hat das Wasser oder das Bad im kupfernen Waschbecken zum Vorbild.
Es besteht ein Unterschied zwischen dem kupfernen Waschbecken und dem Wasser, das es enthält. Das Kupfer stellt uns die Fähigkeit Christi vor, sich mit der Sünde zu befassen, sei es, um sie durch das Opfer zu sühnen, wie das auf dem kupfernen Altar geschah, sei es, um sie durch den Tod abzuschaffen, wie im Bad des kupfernen Waschbeckens. Im letzteren Fall wird der Mensch durch den Tod Christi in einem Zustand der Reinheit vor Gott hingestellt, der der Heiligkeit seiner Natur entspricht.
Das Becken von Kupfer wurde aus den Spiegeln der Frauen hergestellt, die sich am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft scharten (2. Mo 38,8). Dadurch anerkannten diese Frauen, im Vorbild, ihre Sünde, wie auch die alleinige Fähigkeit Christi, die Verantwortung dafür zu übernehmen. So entäusserten sie sich dessen, was ihrer Eitelkeit gedient hatte. (Das Gold ihres Schmuckes war gebraucht worden, um das goldene Kalb zu machen (2. Mo 32,2-41). Nun waren sie gedemütigt und konnten sich fortan nicht mehr selbst gefallen, indem sie ihr natürliches Gesicht betrachteten. Sie hatten vor ihren Augen einen Gegenstand, der aus allen diesen geschmolzenen Spiegeln zusammengesetzt war, und dieser allein war fähig, sie zu vereinen. So haben alle Gläubigen erkannt, dass ihr Leben der Eitelkeit und der Begierden durch den getragen worden ist, der allein die Verantwortung dafür übernehmen konnte. Aber gleichzeitig finden sie in Ihm das Wasser ihrer Reinigung, das aus der Seite eines gestorbenen Christus floss.
Wie wir bereits gesagt haben, hat diese Waschung ein für alle Mal durch das Wort stattgefunden, das uns den Tod Christi vorstellt, der unserem Zustand von sündigen und befleckten Menschen ein Ende setzt. Aber für den Wandel und jede Art von priesterlichem Dienst haben wir ausser der ursprünglichen Reinigung noch die tägliche Reinigung nötig. Das ist die Fusswaschung, von der in unserem Abschnitt nicht gesprochen wird, weil er nur das Heil behandelt.
Wir wollen nun betrachten, was der Ausdruck «die Waschung der Wiedergeburt» bedeutet. Der Begriff «Wiedergeburt»1 spricht vom Übergang aus unserer ehemaligen Stellung in eine neue Stellung, aus unserem Leben im Fleisch in ein Leben der Auferstehung, aus der Stellung des gestorbenen Christus in die Stellung des auferstandenen Christus, aus der alten Schöpfung in die neue Schöpfung. Bei der «Wiedergeburt» in diesem 5. Vers geht es nicht um das Vermitteln einer neuen Natur, (wir werden es bei der «Erneuerung des Geistes» sehen), wie dies geschieht, wenn ein Mensch «von neuem» «aus Wasser und Geist geboren» wird (Johannes 3). Die Wiedergeburt ist, im Gegensatz dazu, eine Stellung der Segnung, in die wir jetzt durch die göttliche Kraft in Christus eingeführt werden, wenn der Herr in Herrlichkeit kommen wird. Diese Stellung ergreifen wir jetzt durch den Glauben. Wir sind von der Macht der Finsternis befreit und «versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe». Darin besteht diese Wiedergeburt, aber sie wird ihre volle Offenbarung erst in der Herrlichkeit haben. Darum sagt der Herr zu seinen Jüngern: «auch ihr werdet in der Wiedergeburt, wenn der Sohn des Menschen auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen wird, auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten» (Mt 19,28). Durch die Waschung der Wiedergeburt sind wir gerettet worden (1. Pet 3,20). Man kann erweckt oder belebt sein, wie Kornelius, bevor man errettet, d.h. in die Stellung eines Christen geführt ist, wie es uns im Neuen Testament offenbart wird.
Die Waschung ist somit die Waschung der Wiedergeburt. Sie bezieht sich auf mein altes Leben, das im Tod Christi sein Ende gefunden hat.
2. Die Erneuerung des Heiligen Geistes
Dies hat Bezug auf mein neues Leben. Der Gläubige ist erneuert, hat durch den Heiligen Geist dieses neue Leben erlangt. Diese göttliche Kraft erzeugt in ihm neue Gedanken, neue Gewohnheiten und neue Wünsche, im Gegensatz zu allem, was zum alten Menschen gehörte, zum Menschen im Fleisch, zum sündigen und verlorenen Menschen.
(«den er reichlich über uns ausgegossen hat durch Jesus Christus, unseren Heiland» Titus 3,6).
Wie wir es hier durch die Klammer dargestellt haben, bildet dieser Satz eine Einschaltung. Die darauffolgenden Worte: «damit wir, gerechtfertigt durch seine Gnade» beziehen sich nicht auf «Jesus Christus, unseren Heiland» (Vers 6), sondern auf «unseren Heiland-Gott» (Vers 4).
Der Heilige Geist hat sich nicht damit begnügt, uns das neue Leben mitzuteilen, denn Gott hat Ihn reichlich über uns ausgegossen, und Jesus Christus, unser Heiland, ist der, von dem wir Ihn direkt empfangen. In Apostelgeschichte 2,33 sagt der Apostel, dass Er es ist, der, «nachdem er die Verheissung des Heiligen Geistes vom Vater empfangen hat, dieses ausgegossen hat, was ihr seht und hört.» Er ist reichlich ausgegossen worden, ohne Mass, «denn Gott gibt den Geist nicht nach Mass» (Joh 3,34), und wir haben jetzt «Leben in Überfluss» (Joh 10,10).
Damit wir, gerechtfertigt durch seine Gnade, Erben würden nach der Hoffnung des ewigen Lebens (Titus 3,7).
Das Wort «damit» bezieht sich sowohl auf die «Waschung» wie auf die «Erneuerung» und ist die Folge davon. Durch diese beiden Dinge: die Reinigung und die Gabe des Heiligen Geistes, werden wir Erben nach der Hoffnung des ewigen Lebens. Gerechtfertigt durch die Gnade des Heiland-Gottes (nicht durch Werke der Gerechtigkeit), und im Besitz des ewigen Lebens, aufgrund des Heils, das Er uns durch die Waschung und die Erneuerung erworben hat, sind wir Erben nach der Hoffnung dieses ewigen Lebens, von dem der Apostel in Kapitel 1,2 spricht.
Man muss mit Christus sterben, um am Reich des Heiland-Gottes teilzuhaben, und dem entspricht die Waschung der Wiedergeburt; aber man muss die Kraft eines neuen Lebens empfangen haben, um Erbe nach der Hoffnung dieses Lebens zu sein, und dem entspricht die Erneuerung des Heiligen Geistes. Die Waschung durch den Tod in Christus trennt uns vollständig von unserer ehemaligen Stellung; die Auferstehung mit Christus und das neue Leben, das wir in Ihm besitzen, führen uns in eine neue Stellung als Erben Gottes und Miterben Christi ein.
Wir haben nun in den Versen 5-7 die sieben Charakterzüge gesehen, die zum Heil gehören, während wir in den Versen 1-2 die sieben Kennzeichen der Kinder Gottes haben und im Vers 3 die sieben Charakterzüge, durch die sich die Welt unterscheidet. Die sieben Merkmale des Heils sind also die folgenden:
- Die Werke der Gerechtigkeit sind davon ausgeschlossen.
- Es hängt von der Barmherzigkeit des Heiland-Gottes ab.
- Es findet durch die Waschung der Wiedergeburt und
- durch die Erneuerung des Heiligen Geistes statt.
- Dieser Geist ist reichlich über uns ausgegossen worden.
- Wir sind durch die Gnade des Heiland-Gottes gerechtfertigt.
- Wir sind Erben des ewigen Lebens geworden.
So sehen wir in diesem Brief, um nur von diesem zu sprechen, wie die Zahl 7 die Zahl der vollständigen Dinge ist, denen man unmöglich etwas hinzufügen kann!
- 1Er kommt nur hier und in Matthäus 19,28 vor; in Johannes 3,3.7 finden wir andere Worte: «von neuem oder «von oben her geboren»; da geht es nicht um das Gleiche.