Der grosse Hohepriester (1)

Hebräer 2,12-13

Einleitung

Der Schreiber des Hebräerbriefes

Wenn wir uns mit dem Hebräerbrief beschäftigen, stellen wir fest, dass der Verfasser, der, inspiriert durch den Heiligen Geist, diesen Brief geschrieben hat, seinen Namen nicht nennt. Obwohl wir starke Vermutungen haben, wer der Schreiber ist, so genügt es uns zu sagen: Wir wissen es nicht sicher; Gott weiss es!

Die Empfänger des Hebräerbriefes

Die Empfänger dieses Briefes waren Menschen aus dem Judentum. Dies geht schon deutlich aus Kapitel 1,1 hervor. Aber sie waren echte Christen geworden, Genossen der himmlischen Berufung (Heb 3,1).

Die besonderen Umstände der Empfänger

Ihr Weg war nicht einfach. Umgeben von Juden, die den Herrn Jesus hassten, wurden auch sie selbst von ihnen verfolgt. Hab und Gut war ihnen geraubt worden. Einige von ihnen mussten im Gefängnis leiden (Heb 10,32-39).

Daneben gab es auch solche, die, beeindruckt von den Zeichen und Wundern, mit denen Gott das christliche Zeitalter einleitete, sich äusserlich zu den Christen hielten, aber ohne Buße getan zu haben. In der nachher aufkommenden Verfolgung kehrten sie zum Judentum zurück (Heb 6,4-8; 10,26-31).

Durch die Feindschaft der religiösen Menschen, die kein Leben aus Gott besassen, verängstigt und durch die Täuschung der Mitläufer verunsichert, war der Lebensweg der Hebräer voller Mühsal, und sie standen in Gefahr zu verzagen. Wenn ihr Leben auch schwierig war, so kannten sie doch das wunderbare Ziel aller Erlösten. Sie wussten, dass sie nach Abschluss ihres Weges auf dieser Erde die Stadt des lebendigen Gottes, das himmlische Jerusalem, erreichen würden (Heb 12,22). Ihr Ziel war die Herrlichkeit der Gegenwart Gottes.

Die Anwendung auf uns

Für uns, die wir am Ende der christlichen Zeitperiode leben, hat dieser Brief viel zu sagen. Auch wir sind umgeben von Menschen, die äusserlich eine «christliche« Religion haben. Und wenn diese uns auch nicht verfolgen, so verachten sie uns doch. Und manchmal müssen wir erleben, dass solche, die eine Zeitlang mit uns gegangen sind, sich wieder auf irgendeine Weise mit den religiösen Organisationen dieser Welt verbinden. Das kann Angst und Unsicherheit in unser Leben bringen.

Der Hohepriester

Doch wir haben einen grossen Hohenpriester, unseren Herrn und Heiland, Jesus Christus. Er sorgt für uns ganz persönlich. Wir werden durch alle Wirrnisse des Lebens hindurch das Ziel, die Herrlichkeit, unbeschadet und sicher erreichen.

Die Einsetzung des Hohenpriesters

Der Herr Jesus konnte nicht durch Abstammung Hoherpriester werden, da Er aus dem Stamm Juda kam. Nur die Nachkommen Aarons, aus dem Stamm Levi, konnten Priester werden (Heb 7,14). Doch es war Gott selbst, der Ihn berief und Ihn gemäss der Ordnung einsetzte, die durch Melchisedek vorgebildet ist (Heb 5,4-10).

Der Dienst des Hohenpriesters

Obwohl der Herr Jesus Priester nach der Ordnung Melchisedeks ist, übt Er jetzt seinen Dienst an uns noch nach der Weise Aarons aus. Dieser Dienst umfasst im Wesentlichen zwei Tätigkeiten.

Die erste finden wir in 4. Mose 16. Als eine Plage über das Volk Israel kam, eilte Aaron zum Volk und stand mit seiner Räucherpfanne zwischen den Lebenden und den Toten (4. Mo 16,46).

Die zweite Tätigkeit wird in 3. Mose 16 beschrieben. Da geht Aaron für das Volk ins Heiligtum hinein, damit Anbetung zu Gott emporsteigen kann (3. Mo 16,23.24). So dürfen auch wir wissen, dass der Herr Jesus sich für uns betätigt, damit wir in den vielen Schwierigkeiten dieses Lebens nicht verzagen, aber auch damit wir trotz schwieriger Umstände Kraft und Zeit finden, um anzubeten.

Die Voraussetzungen für seinen Dienst als Hoherpriester (Hebräer 2,14-16)

Die vier grossen Aufgaben des Christen

Drei Zitate aus dem Alten Testament in Hebräer 2,12.13 markieren unser Teil und unsere Aufgabe als Christen auf unserem Weg zum himmlischen Ziel.

1. Deinen Namen kundtun. Der Herr Jesus hat uns nach vollbrachtem Werk und nach seiner Auferstehung einen besonderen Namen Gottes kundgetan. Nach Johannes 20,17 wissen wir, dass es der Name des Vaters ist.

2. Der Lobgesang. Wir dürfen solche sein, in deren Mitte der Herr Jesus Gott lobsingt. Dieser Lobgesang, diese christliche Anbetung, zeichnet sich durch das Kennen des Vaternamens Gottes aus.

3. Das Vertrauen auf Gott. Wie der Herr Jesus in den so mühevollen und schrecklichen Umständen seines Lebens sein Vertrauen auf Gott setzte, so dürfen auch wir in allen Lebenslagen Gott vertrauen, wissend, dass alles, was uns trifft, seiner Weisheit und seiner Liebe entspringt.

4. Siehe, ich und die Kinder. In Verbindung mit Jesaja 8,18 erkennen wir, dass es sich bei diesem Zitat um unser Zeugnis auf der Erde handelt. Es ist unsere Aufgabe, in engster Verbindung mit dem Herrn Jesus und als in Wahrheit vor Gott stehend, von Ihm zu zeugen. Da, wo wir stehen, in der Familie, im Beruf und beim Zusammenkommen der Gläubigen, dürfen wir durch unser Benehmen etwas von Gott zeigen. Nicht von seiner Macht – dies ist unmöglich für Menschen –, aber von seinen sittlichen Eigenschaften.

Wir sind Blutes und Fleisches teilhaftig

Als Menschen sind wir Geschöpfe, die in Fassungsvermögen und Tätigkeit begrenzt sind. Auch Müdigkeit und Hunger kennzeichnen diese Stellung. Dazu sind wir als Menschen in Sünde gefallen und leiden unter den Folgen der Sünde. Das ist unser Zustand. Damit Er uns jetzt als Hoherpriester helfen kann, hat der Herr Jesus in nahekommender Weise an Blut und Fleisch teilgenommen. Er wurde in seiner Stellung wahrhaftiger Mensch. Aber Er kam nicht in unseren Zustand. Er war ohne Sünde und litt, was seinen Leib betrifft, nicht unter den Folgen der Sünde. Dies zeigen uns die Ausdrücke «in nahekommender Weise» (Fussnote zu Heb 2,14) und «teilgenommen» statt teilhaftig sein.

Die Knechtschaft der Todesfurcht

Wir waren der Knechtschaft Satans und der Todesfurcht unterworfen. Wir versuchten, unsere Angst durch Zerstreuung und Vergnügen zu verdecken. Für Gott waren wir blockiert.

Nun wurde der Sohn Gottes Mensch, damit Er sterben konnte. Weil Engel nicht sterben können, war Er während der ganzen Zeitspanne seines Menschseins auf der Erde unter die Engel erniedrigt (Heb 2,9; deshalb das Wort wegen – nicht während – des Leidens des Todes in diesem Vers). Doch auch in seinem Menschsein blieb Er immer Gott. Und nur in seiner göttlichen Kraft konnte Er sein Leben lassen (Joh 10,18). Es besteht also die anbetungswürdige und unser Denken übersteigende Tatsache, dass der Herr Jesus Mensch werden musste, um sterben, dass Er aber Gott sein musste, um sein Leben lassen zu können. Ja wahrlich, niemand erkennt den Sohn als nur der Vater!

Durch den Tod hat Er den zunichtegemacht, der die Macht des Todes hat, den Teufel. Satans Macht ist in Bezug auf die Gläubigen unwirksam. Aus der Macht Satans befreit und aus der Todesfurcht entlassen, können wir jetzt Gott mit Freimütigkeit dienen.

Die Nachkommen Abrahams

Haben alle Geschöpfe Gottes teil an den Ergebnissen des Sterbens Jesu Christi am Kreuz? Nein, die Engel haben keinen Anteil daran. Und von den Menschen nur die, die geistlicherweise Kinder Abrahams sind. Denn nur die Menschen, die in Buße und Glauben zum Herrn Jesus gekommen sind, gehören wirklich zu den Nachkommen Abrahams (Gal 3,26-29).