Sein hohepriesterlicher Dienst auf unserem Lebensweg
«Daher musste er in allem den Brüdern gleich werden, damit er in den Sachen mit Gott ein barmherziger und treuer Hoherpriester werde, um die Sünden des Volkes zu sühnen; denn worin er selbst gelitten hat, als er versucht wurde, vermag er denen zu helfen, die versucht werden» (Heb 2,17.18).
Der Apostel und Hohepriester. Der Herr Jesus wird in Hebräer 3,1 Apostel und Hoherpriester genannt. Als Apostel ist Er vom Himmel gekommen, um von Gott zu reden, um Gott zu den Menschen zu bringen. Diese Tätigkeit geht von oben nach unten. Als Hoherpriester bringt Er den Menschen zu Gott. Er erlöst ihn und stellt ihn vollkommen vor Gott hin. Diese Tätigkeit geht von unten nach oben.
In den Sachen mit Gott. In seinem Dienst als Hoherpriester hat Er zuerst Gottes Wünsche und Ansprüche im Auge. Der Wunsch Gottes ist, dass Er Menschen als Priester vor sich habe. Aber diese Menschen müssen den Ansprüchen seiner Heiligkeit genügen.
Er hat die Sünden gesühnt. Wir haben gesündigt. Dadurch sind wir unrein geworden. Aber wir haben durch jede einzelne unserer Sünden auch Gott schlimm beleidigt und verunehrt. Jemand musste diese Beleidigung und Verunehrung Gottes wegnehmen. Das hat der Herr Jesus getan. Er hat in den drei Stunden der Finsternis am Kreuz unsere Sünden gesühnt.
Er hat selbst gelitten. Diese Leiden umfassen sein ganzes Leben und Sterben. Er wurde versucht, indem Satan Ihn direkt angriff. Gottlose Menschen versuchten Ihn, indem sie Ihm Fangfragen stellten und Beleidigungen ins Gesicht schleuderten. Er heilte viele Besessene und Leidende. Dabei empfand Er zutiefst in seinem Herzen, was die Folgen der Sünde für die Menschen waren. Auf diese Weise nahm Er unsere Schwachheiten und trug unsere Krankheiten (Mt 8,16.17). Er hat auch durch Erfahrung kennengelernt, wie schwer es für einen Menschen ist, in den Tod zu gehen. Und es war nicht irgendein Tod, sondern der schreckliche Tod am Kreuz (Phil 2,8).
Auch wir werden versucht. Satan möchte Zweifel an der Liebe und Heiligkeit Gottes in unsere Herzen säen. Böse Menschen verspotten und verlachen uns. Oft sind die Umstände unseres Lebens langweilig und niederdrückend. Und wie viele Gläubige sind schon heimgegangen und mussten dabei fühlen, wie schwer dieser letzte Gang für den Menschen ist.
Der Herr vermag zu helfen. Er setzt Satan Grenzen in seinem Tun mit uns (Off 2,10). Er stellt sich zu uns, wenn feindliche Menschen uns Mühe machen (Apg 23,11). Er ermutigt uns in schweren und hoffnungslosen Umständen (Apg 27,23-25). Er hilft uns, wenn die Schatten des Todes sich auf uns legen (Off 2,8).
«Da wir nun einen grossen Hohenpriester haben, der durch die Himmel gegangen ist, Jesus, den Sohn Gottes, so lasst uns das Bekenntnis festhalten; denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwachheiten, sondern der in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde. Lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe» (Heb 4,14-16).
Der Hohepriester ist gross. Wir wissen, dass dieser Jesus, der jetzt zur Rechten Gottes sitzt, einmal als demütiger Mensch hier auf der Erde lebte. Und wie erstrahlte da in all den schweren Umständen seines Lebens eine sittliche Reinheit und Schönheit. Er war sanftmütig und von Herzen demütig. Wie gross ist dies! Seine Grösse zeigt sich aber auch in seiner Gottheit. Er ist der Sohn Gottes. Als Mensch kann Er bei allem, was uns begegnet, mitfühlen und mitempfinden. Als Gott ist Er in der Lage, die uns beschwerenden Umstände zu ändern. Und Er tut dies immer, wenn es für unser geistliches Leben nützlich ist.
Er ist durch die Himmel gegangen. Aaron, der Hohepriester im Alten Testament, ist jeweils am Versöhnungstag durch alle Abteilungen des Zeltes der Zusammenkunft gegangen, durch den Vorhof und das Heiligtum, bis hin zur Bundeslade im Allerheiligsten. Unser Hoherpriester ist durch die Himmel gegangen, bis zum Thron Gottes.
Lasst uns das Bekenntnis festhalten. Wir bekennen in dieser Welt nicht allein, dass der Herr Jesus unser Heiland ist; wir bekennen auch, dass Er jetzt im Himmel weilt, und dass wir eine himmlische Berufung haben. Unser Bekenntnis ist, dass wir auf der Erde Fremde sind, und dass wir unserer himmlischen Heimat entgegenwandern.
Er hat Mitleid mit unseren Schwachheiten. Niemals hat Er Mitleid mit unseren Sünden. Sünden müssen bekannt und verurteilt werden. Doch Schwachheiten sind keine Sünden. Der Begriff Schwachheit kann in Gottes Wort Verschiedenes bedeuten:
- Wenn der Mensch mit Gott verglichen wird, dann zeigt sich seine Schwachheit. Der Mensch ist begrenzt in seinem Wirkungskreis; er hat Hunger; er wird müde; alles Dinge, die Gott nicht kennt (Jes 40,28). – Als Menschen müssen wir diese Schwachheit anerkennen (Ps 16,2).
- Wenn das Wort «Schwachheit» im zweiten Korintherbrief vorkommt, so meint es im Allgemeinen, dass Gott seine Diener auf eine Art benutzt, die nach der Meinung der Menschen dieser Welt schwach und verächtlich ist. – Wir dürfen uns dieser Schwachheit rühmen (2. Kor 12,9).
- In Römer 8 steht Schwachheit in Verbindung mit unserem Leib. Der Leib ist noch nicht erlöst. Er leidet noch unter den Folgen der Erbsünde. Krankheiten verschiedenster Art können ihn noch befallen, dazu gehören auch die verschiedenen Formen von Gemütskrankheit. Ebenso sind der Alterungsprozess und die damit verbundenen Leiden eine solche Schwachheit. – Es ist normal, dass wir in dieser Schwachheit seufzen (Röm 8,23).
- In Römer 14 wird gezeigt, dass es schwache und starke Christen gibt. Ein Schwacher in diesem Sinn ist ein Christ, der durch Erziehung und religiöse Tradition gewisse Speisen nicht isst, oder gewisse Tage vor den anderen hält, d.h. ihnen eine besondere Bedeutung beimisst, und dergleichen Dinge mehr. – Solche Schwache sollen wir aufnehmen und nicht verachten (Röm 14,1.10).
In allen diesen Schwachheiten vermag der Herr Jesus uns zu verstehen und mit uns zu fühlen.
Denn:
- Erstens war Er einst auch Mensch auf der Erde.
- Zweitens ist Er in seinem Dienst für Gott in Schwachheit gekreuzigt worden (2. Kor 13,4). Und dabei hat Er den grössten Sieg errungen.
- Drittens war Er auch umgeben von Menschen, die unter den Folgen der Erbsünde litten.
- Und viertens begegnete Er unzähligen Menschen, die durch religiöse Traditionen unter Vorschriften und Satzungen geknechtet waren.
Der Zutritt mit Freimütigkeit. Unser Hoherpriester ist tätig für uns, ohne dass wir Ihn darum bitten. Dies ist seine Aufgabe. Er tut sie aus Liebe zu uns, ob wir es wissen oder nicht, ob wir daran denken oder nicht. Unsere Aufgabe ist es, mit Freimütigkeit, mit frohem Vertrauen das freie Zutrittsrecht zum Thron Gottes zu benutzen. Wir dürfen in den Übungen unseres Lebens jederzeit im Gebet vor Gott treten.
Der Thron der Gnade. Der Thron Gottes ist für uns ein Thron der Gnade geworden. Wir werden in Gnaden empfangen, auch wenn wir durch eigene Schuld in Not geraten sind.
Die rechtzeitige Hilfe. Im Bewusstsein, dass wir in uns selbst zaudern und schwankend sind, beanspruchen wir seine Barmherzigkeit. Weil wir wissen, dass der Weg der Treue und Gottesfurcht ein Weg des Kampfes ist, beanspruchen wir seine Gnade. Alle Hilfsquellen Gottes stehen zu unserer Verfügung. Ihm gebührt unser aufrichtiges Danken.
Ausgenommen die Sünde. Gottes Wort legt grossen Wert auf die Tatsache, dass der Herr Jesus nicht nur eine menschliche Gestalt angenommen hat, sondern dass Er wahrhaft Mensch geworden ist. Er ist nicht ins Fleisch, sondern im Fleisch gekommen (Joh 1,14). Doch ebenso grossen Wert legt die Bibel auf die Tatsache, dass Er ohne Sünde war. Die Apostel reden mit aller Bestimmtheit davon, jeder gemäss der besonderen Aufgabe, die er von Gott empfangen hat.
- Der Apostel Petrus schreibt vom Wandel des Herrn. Er sagt: «Der keine Sünde tat» (1. Pet 2,22). In all seinem Tun und Handeln hat Er niemals gesündigt!
- Der Dienst des Apostels Paulus besteht besonders darin, uns Erkenntnis über die Lehrgrundsätze des Herrn Jesus zu vermitteln. Er schreibt: «Der Sünde nicht kannte» (2. Kor 5,21). In allen Lehren des Herrn Jesus ist kein Grundsatz der Sünde zu finden!
- Der Apostel Johannes ist der Mann der Gemeinschaft. Er spricht von der ununterbrochenen Gemeinschaft, die der Herr Jesus als Mensch mit seinem Gott hatte. Gemeinschaft ist eine innere Sache; darum schreibt er: «Sünde ist nicht in ihm» (1. Joh 3,5).
Wir wollen uns in Anbetung vor unserem geliebten Herrn neigen. Er ist heilig und rein!