Alle meine Quellen sind in dir (1)

Psalm 87,7

In diesem Psalm weisen die Söhne Korahs auf die Freude hin, die während des Tausendjährigen Reiches in Jerusalem herrschen wird. Die Segnungen, die das Teil des wiederhergestellten Israel sein werden, haben ihren Ursprung in dem, «der darin geboren ist» (Vers 5), in dem einst verworfenen König. Als «Singende und den Reigen Tanzende» werden sie dann sagen: «Alle meine Quellen sind in dir!» (Vers 7).

Die Zukunft der Gläubigen der jetzigen Haushaltung ist noch herrlicher, da die himmlische Glückseligkeit sich weit über die Segnungen Israels unter der Herrschaft Christi erhebt. Durch Glauben können wir jetzt schon etwas von den kommenden Freuden geniessen, wenn wir in der Kraft der «Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus» wandeln (Phil 3,14; 1. Thes 2,12). Lasst uns daher schon hier auf der Erde verwirklichen, dass alle unsere Quellen in Christus sind, und «ausser Ihm» keine anderen suchen! Christus, die Quelle jeder Gnade, die uns geschenkt ist: welche Reichtümer! Er ist die Quelle

  • des Lebens
  • des Lichts
  • der Liebe
  • der Gnade
  • des Friedens
  • der Freude
  • der Kraft

Zweifellos könnte man noch andere hinzufügen, aber wir möchten unsere Betrachtung auf diese genannten Gnaden beschränken, die jede für sich im Schatzkasten des Glaubens köstliche Edelsteine sind.

1. Christus, die Quelle des Lebens

Die Quelle unseres neuen Lebens ist in Christus. Er ist es, der das Leben gibt. «Der Sohn macht lebendig, welche er will» (Joh 5,21). Nirgends wird gesagt, dass das ewige Leben in uns selbst sei; denn wir besitzen es nur in Christus (1. Joh 5,11-13). In Ihm, dem fleischgewordenen Wort, «war Leben» (Joh 1,4). Er ist auf die Erde gekommen, damit seine Schafe «Leben haben und es in Überfluss haben» (Joh 10,10). «Weil ich lebe, werdet auch ihr leben» (Joh 14,19).

Christus ist also unser Leben, wir besitzen keines ausser Ihm, und wenn wir dies durch den Glauben verwirklichen, so können wir mit dem Apostel Paulus sagen: «Nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir» (Gal 2,20). Dann werden die Früchte des Lebens Christi in uns offenbar werden, und die Menschen können das Wasser aus der Quelle fliessen sehen, die «verborgen ist mit dem Christus in Gott» (Kol 3,3). Dazu müssen wir in Ihm bleiben, wie die Rebe nicht von sich selbst Frucht bringen kann, sie bleibe denn am Weinstock. «Bleibt in mir und ich in euch … Wer in mir bleibt und ich in ihm, dieser bringt viel Frucht, denn ausser mir könnt ihr nichts tun» (Joh 15,4.5).

Christus ist auch heute noch der geschlagene Fels, aus dem das Wasser des Lebens quillt. Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das Christus ihm geben wird, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt, und Ströme lebendigen Wassers werden aus dessen Leib fliessen (Joh 4,14; 7,37-38). Der Gläubige hat seinen Durst in Christus gestillt; in Ihm hat er gefunden, was alle Bedürfnisse seiner Seele befriedigt. Der Geist in ihm ist nicht nur eine Quelle lebendigen Wassers, das ins ewige Leben quillt, sondern auch von ihm aus fliesst lebendiges Wasser, das den Durst derer stillt, die noch am Verdursten sind. Er ist bis zum Überfliessen gefüllt, so dass sein Mund von den Herrlichkeiten spricht, die sein Herz geniesst, und so macht er die anderen zu Mitteilhabern dieser reichen Segnung.

Beim Gang durch die Wüste hat der Gläubige das Vorrecht, unaufhörlich aus der Quelle lebendigen Wassers zu schöpfen; denn durch sie wird dieses Leben unterhalten, erneuert und gestärkt. «Und er wird sein wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und am Bach seine Wurzeln ausstreckt (Bild einer tiefen und innigen Gemeinschaft mit dem Herrn) und sich nicht fürchtet, wenn die Hitze kommt; und sein Laub ist grün (ein Zeugnis voller Kraft), und im Jahr der Dürre ist er unbekümmert (Prüfungen, Schwierigkeiten, Verfolgungen), und er hört nicht auf, Frucht zu tragen» (Jer 17,8).

Der geistliche Fels, aus dem wir auf dem Weg unseren Durst stillen, wird uns nicht nur während unserer Wüstenreise begleiten (1. Kor 10,4), sondern ist dann auch in der heiligen Stadt, im himmlischen Jerusalem gegenwärtig. Dort wird der Strom von Wasser des Lebens, glänzend wie Kristall, aus dem Thron Gottes und des Lammes hervorgehen. Das wird Leben sein in seiner ganzen erhabenen Kraft und Fülle, offenbart in seinem eigentlichen Bereich, wo alles in vollkommener Übereinstimmung ist mit ihm. «Ein Strom – seine Bäche erfreuen die Stadt Gottes, das Heiligtum der Wohnungen des Höchsten» (Ps 46,5). Der Baum des Lebens wird seine Wurzeln in ihm ausstrecken; er wird zwölf Früchte tragen und jeden Monat seine Frucht geben (Off 22,1.2). Schliesslich hören wir bei Anbruch des ewigen Tages das Alpha und das Omega noch einmal ausrufen: «Ich will dem Dürstenden aus der Quelle des Wassers des Lebens geben umsonst» (Off 21,6). Christus wird also während der Ewigkeit die Quelle lebendigen Wassers sein, an der sich ohne Ende alle die erlaben können, die hier auf der Erde auf den Ruf seiner Gnade: «Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke», geantwortet haben.

2. Christus, die Quelle des Lichts

Der Mensch ist in seinem natürlichen Zustand nicht nur ohne Leben, sondern auch ohne Licht. In die Finsternis der Sünde eingeschlossen, ist er unfähig, den Willen Gottes zu erkennen und alle Dinge nach dessen Gedanken zu beurteilen. Gott aber hat ihn in seiner Gnade aus diesem Zustand des Todes und der sittlichen Finsternis dadurch befreien wollen, dass Er ihm in Christus, dem fleischgewordenen Wort, göttliches Leben und Licht mitteilt. «In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst … Das war das wahrhaftige Licht, das, in die Welt kommend, jeden Menschen erleuchtet» (Joh 1,4.5.9). Das Licht hat im Schoss der Finsternis geleuchtet, als der Sohn Gottes in einem menschlichen Leib auf diese Erde herabkam. «Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoss des Vaters ist, der hat ihn kundgemacht.» Seine Gegenwart in dieser Welt beleuchtete alle Dinge. In seinem letzten Aufruf an sein Volk konnte Er sagen: «Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe» (Joh 12,46).

Noch heute lässt Christus durch das Evangelium verkünden: «Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben» (Joh 8,12). Diese Botschaft richtet sich an jeden Sünder persönlich. Wer sie im Glauben aufnimmt, besitzt das wahre Licht, das Licht des Lebens. Christus wird auf diese Weise für jeden Glaubenden die Quelle des Lichts, das ihm ermöglicht, Jesus ohne Straucheln nachzufolgen. Einst Finsternis, sind wir nun «Licht im Herrn». Jedoch können wir nicht als «Kinder des Lichts» wandeln, wenn wir nicht wirklich von dieser Welt der Finsternis abgesondert sind. «Denn welche Genossenschaft haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis?» (2. Kor 6,14). Wenn wir als Kinder des Lichts wandeln, werden wir zu unterscheiden wissen, was dem Herrn wohlgefällig ist, und wir werden «die Frucht des Lichts» hervorbringen, die «in aller Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit» besteht (Eph 5,9). Die göttliche Natur in uns richtet alles, was in unserem inneren Wesen und in unserem Wandel nicht in Übereinstimmung ist mit ihr, und sie führt uns durch die Wirksamkeit des Wortes und des Heiligen Geistes zur Trennung vom Bösen in allen seinen Formen.

Unter dieser Bedingung nur werden wir um uns her das Licht Christi widerstrahlen. Wir werden ein Zeugnis sein inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechtes, unter dem wir wie Lichter scheinen, die das Wort des Lebens darstellen, indem wir untadelig und lauter sind, unbescholtene Kinder Gottes (Phil 2,15.16). Unser Herr Jesus selbst hat gesagt: «Ihr seid das Licht der Welt; eine Stadt, die oben auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen sein» (Mt 5,14). Welch ein Vorrecht, aber auch welche Verantwortung: das Licht der Welt, wie Christus selbst! Alle sind «Söhne des Lichts und Söhne des Tages; wir sind nicht von der Nacht, noch von der Finsternis» (1. Thes 5,5). Möchten wir uns der Verantwortung bewusst sein, die uns dadurch auferlegt ist!

Wenn Christus in Herrlichkeit erscheint, so wird das Licht in seinem ganzen Glanz erstrahlen und die Finsternis dieser Welt vertreiben. Bald ist diese Zeit da; denn «die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe». Alle Söhne des Lichts werden mit dieser Herrlichkeit verbunden sein. Die heilige Stadt benötigt weder die Sonne noch den Mond, um sie zu erhellen, denn die Herrlichkeit Gottes wird sie erleuchten, und das Lamm, die Quelle des göttlichen, unerschaffenen Lichts, ist ihre Lampe. Sie wird dieses Licht auf die ganze Erde widerstrahlen, und die Nationen werden durch ihr Licht wandeln (Off 21,23.24). So wird unsere arme Welt, die heute in die Finsternis der Sünde eingehüllt ist, während des Tausendjährigen Reiches von der himmlischen Herrlichkeit erleuchtet sein. Möge dieser erhabene Ausblick unsere Seelen durchdringen und in uns den Wunsch beleben, hier auf der Erde schon zu offenbaren, dass wir alle Söhne des Lichts und Söhne des Tages sind.