Wandelt in Liebe (2)

1. Korinther 13,4

Die Liebe neidet nicht

Neid und Missgunst kennzeichnen in zunehmendem Mass die Gesinnung der Welt. Die wahre Liebe steht im vollsten Gegensatz dazu. Denn Neid ist nichts als Selbstsucht: man möchte selbst das sein und haben, was der andere ist und hat.

Was aber, wenn Gläubige neidische Gefühle und Gedanken haben, ja, sie sogar zum Ausdruck bringen?

In der Familie Gottes sollten solche Dinge keinen Zutritt finden! Wenn es deinem Bruder in geschäftlicher Hinsicht besser geht als dir, freust du dich? Wenn deine Schwester es leichter in ihrer Familie, in ihrem Haushalt hat als du, freust du dich? Wenn ein anderer in seiner Arbeit für den Herrn mehr Erfolg sieht als du, freust du dich? Wenn nicht, so steht es nicht richtig mit dir; dein Herz hat sich entfernt aus dem Kreis der göttlichen Liebe, du befindest dich im Gegensatz zu Gott, der Liebe ist. Lasst uns mehr um Vermehrung der Liebe bitten!

Die Liebe tut nicht gross

Grosstuerei ist etwas Unwahres; man will als etwas angesehen sein, was man nicht ist. Der Gläubige sollte schon vom Standpunkt der Wahrheit aus alle Grosstuerei hassen und meiden. Aber es gibt noch einen höheren Standpunkt: die Liebe tut nicht gross. Sie will sich nicht über ihren Nächsten erheben, sondern vielmehr ihm dienen. Wenn wir nun berufen sind, «in Liebe zu wandeln», so sollen wir mit vielem anderen auch alle Grosstuerei verwerfen.

Und doch, wie zeigt sich diese hässliche, unwahre, törichte und böse Eigenschaft in so trauriger Weise oft auch unter uns! Man will im ganzen Auftreten und Wesen mehr scheinen, als man ist. Wie unwürdig ist das doch eines Christen, dessen Stellung als Kind Gottes und als Eigentum des Herrn der Herrlichkeit eine so hohe ist, dass alle irdische Grösse dagegen als wertlos verblasst. Haben wir ganz vergessen, welchen Pfad der Niedrigkeit und Verachtung unser Herr und Heiland ging, als Er hier auf der Erde pilgerte? Verleugnen wir Ihn damit nicht, wenn wir nach hohen Dingen trachten und mehr scheinen wollen, als wir sind?