Kampf und Waffenrüstung (2)

Römer 13,11-14

Kriegsziele des Feindes

Die verschiedenen Ziele des Feindes, die er beim Kampf gegen Christus und sein Volk verfolgt, finden wir in der Geschichte Israels bildlich dargestellt, anfangend von ihrem Auszug aus Ägypten bis zum Einzug in Kanaan.

1. Erneute Versklavung

Das erste Ziel Satans besteht darin, die Menschen, seine Opfer, in der Knechtschaft und unter seiner Herrschaft zu halten. Wenn er sieht, dass ihm dies nicht gelingt, und ihm seine Sklaven durch die Macht Gottes entrinnen, so verfolgt er sie, wie Pharao – ein Bild des Widersachers – es mit seinem Heer getan hat, um sie wieder einzufangen und sie unter seine Botmässigkeit zu bringen. Hier beginnt der Kampf, aber dieser Kampf ist nicht die Angelegenheit des Volkes, sondern ausschliesslich die Sache des HERRN selbst. Er verlangte in Israel nur Glauben: «Der HERR wird für euch kämpfen, und ihr werdet still sein» (2. Mo 14,14). Er wird es sein, der «das Pferd und seinen Reiter ins Meer stürzt» (2. Mo 15,1).

2. Das Erbteil nicht erreichen

Sobald Israel der Sklaverei entronnen ist und die Wüste betreten hat, begegnet es in Amalek dem Feind in einer anderen Form und mit einem anderen Ziel: Er will der Reise des Volkes durch die Wüste ein Ende setzen und verunmöglichen, dass es sein Erbteil erreicht.

3. Nicht ins Erbteil eintreten

Nach dem Durchzug des Volkes Gottes durch den Jordan richtet der Feind vor ihm eine furchtbare Schranke auf: die Stadt Jericho. Sein Ziel ist, es daran zu hindern, in sein Erbteil einzutreten.

4. Das Erbteil nicht erobern, festhalten, erweitern

Als die Mauern dieser Festung vor dem Heer des Glaubens gefallen waren, stand Israel allen Königen Kanaans gegenüber, die sich verschworen hatten, sie sowohl zu hindern, von ihrem Erbteil Besitz zu ergreifen, als auch diesen Besitz festzuhalten und zu erweitern.

Was wir zu verteidigen und zu befreien haben

Die Ermahnungen des 6. Kapitels des Epheserbriefes nehmen vor allem Bezug auf diese vierte Etappe. Dieser Brief, auf eine so bemerkenswerte Weise mit dem Buch Josua vergleichbar, zeigt uns den Christen als in die himmlischen Örter eingeführt, um dort alle Segnungen seines Erbteils zu geniessen. Aber Satan sucht ihm diese Segnungen zu rauben, und der Gläubige muss «gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern» einen Kampf ausfechten, um die Segnungen zu verwirklichen, aufrecht zu halten und zu bewahren, nachdem ihm zu diesem Zweck die ganze Waffenrüstung Gottes gegeben worden ist.

Dieser Kampf, von dem wir jetzt geredet haben, wird der besondere Gegenstand unserer Betrachtung sein, aber es ist nötig zu bemerken, dass er nicht nur auf dieses Ziel begrenzt ist. Der Christ hat gefangene Brüder, und es gilt auch zu kämpfen, um diese zu befreien. Solcher Art war z.B. der Kampf Abrahams, worüber in 1. Mose 14 berichtet wird. Mit wenigen Männern nur verfolgte der Erzvater die vier Könige, errang den Sieg und befreite seinen Bruder Lot, ihren Gefangenen. Ein solcher Kampf mag, wie im Fall Abrahams, vielleicht nur die Befreiung eines einzelnen unserer Brüder, der ein Gefangener der Welt ist, zum Ziel haben, um ihn zur Freiheit der Kinder Gottes zu führen; aber erinnern wir uns dabei daran, dass auch ein solcher Sieg eine grosse Belohnung vonseiten unseres Melchisedeks einträgt. Wir mögen aber auch allein um die Befreiung des ganzen Volkes Gottes zu kämpfen haben, so wie Jonathan gegen den Vorposten der Philister stritt und durch deren Niederlage die Befreiung von ganz Israel herbeiführte (1. Samuel 14).

Der christliche Kampf hat aber auch den Zweck, der uns dem Bild nach in Josua 1 vorgestellt wird. Die Rubeniter, die Gaditer und der halbe Stamm Manasse hatten ihr Teil im Land schon erhalten (und zwar jenseits des Jordan), und der HERR hatte ihnen «Ruhe» verschafft, aber sie sollten sich nicht dabei aufhalten. Sie sollten gerüstet vor ihren Brüdern herziehen, um ihnen zu helfen, bis der HERR auch diesen Ruhe gegeben hatte. So ist es auch heute: Ein Teil der Versammlung Gottes ist berufen, den anderen Handreichung zu tun, bis dass auch diese durch den Kampf zum Genuss der Vorrechte gelangen, die jene schon besitzen.

Schliesslich, oder besser gesagt vor allem, ist der christliche Kampf der «Kampf des Evangeliums». Wenn wir auch in Bezug auf uns selbst nichts zu tun hätten, als nur an die Liebe und an die Macht Gottes zu glauben, um der Sklaverei Satans zu entrinnen, so gibt es noch arme Sünder, die in den Fesseln zurückgehalten werden, die auch uns einst gefangen hielten. Wir haben gegen den Feind zu kämpfen, um ihr Gewissen zu erreichen und sie dahin zu führen, auf den Heiland-Gott zu vertrauen, so wie wir es tun. Derart war der Kampf der Philipper. Sie standen fest in einem Geist, indem sie mit einer Seele mitkämpften mit dem Glauben des Evangeliums, und sich in nichts von den Widersachern erschrecken liessen (Phil 1,27.28). Auch der Apostel selbst focht diesen Kampf, entweder allein (2. Tim 2,8-10), oder indem er auch andere Gläubige darin einschloss (Phil 1,27.28.30; 4,3; 2. Tim 1,8; 2,3).

Dieser Kampf gehört zum «guten Kampf des Glaubens» (1. Tim 6,12; 2. Tim 4,7)

Die Waffen des Kampfes des Evangeliums sind Angriffswaffen. Sie bestehen aus dem Wort und dem Gebet. Wir werden später darauf zurückkommen.

Verschiedene Listen des Teufels

Wir haben es vor allem mit den «Listen des Teufels» zu tun. Diese sind viel gefährlicher als seine Gewalttaten. Seine Hauptlist besteht darin, uns wieder in die Sphäre dieser Welt herabzuziehen, deren Fürst er ist und die er nach seinem Belieben beherrscht. Wenn ihm dies gelingt, so gewinnt er Macht über uns, denn die Welt ist ein weites, soziales, politisches und religiöses System, das Gott ausschliesst. Jeden Augenblick kommen wir mit diesem System, das wir wie Fremde durchschreiten sollten, in Berührung; uns in irgendeiner Weise damit zu verbinden, ist nur ein kleiner Schritt.

Das Mittel, das der Feind anwendet, um uns um den Genuss des himmlischen Landes zu bringen, wird immer dies sein, uns vom Himmel zu lösen und Christus vor unseren Blicken zu verbergen, indem er unser Christentum zur Erde erniedrigt und es der Welt anpasst.

Ein anderer gefährlicher Kunstgriff des «Fürsten der Gewalt der Luft» besteht in falschen Lehren, die er unter den Christen verbreitet. Dadurch vernichtet er ihre himmlische Hoffnung. In den Briefen des Apostels Paulus finden sich viele solcher Beispiele.

Da waren falsche Lehrer, die behaupteten, «dass es keine Auferstehung der Toten gebe» (1. Kor 15,12). Das war der alte Irrtum der Sadduzäer. Diese Irrlehre, die unweigerlich dazu führen musste, die Auferstehung Christi zu leugnen, raubte den Gläubigen den Genuss des himmlischen Landes, das kraft dieser Auferstehung unser Teil ist.

Nach 2. Timotheus 2,18 lehrten Hymenäus und Philetus, dass die Auferstehung schon geschehen sei – eine traurige Lehre, die die Kirche oder die Familie Gottes für ewig an die Erde kettet.

Gemäss 2. Thessalonicher 2,2 verkündeten Verführer, dass der Tag des Herrn schon da sei. Damit versetzten sie den Christen mitten in den zukünftigen Schauplatz des Gerichts. Sie nahmen ihm die Hoffnung auf das Kommen Christi, das jenem Tag vorausgehen wird, um die Erlösten in den Himmel einzuführen.

Wenn es Satan nicht gelingt, die Kinder Gottes durch falsche Lehren zu verführen, so ist er noch nicht am Ende seiner Hilfsquellen. Er besitzt noch alltäglichere Mittel, um unseren Augen und unseren Herzen den Himmel zu rauben. Er sucht uns oft einzureden, dass das Christentum vor allem darin bestehe, uns auf der Erde gut aufzuführen, ein wenig an den Zerstreuungen der Welt teilzunehmen, bei ihren Wohltätigkeitsbestrebungen mitzuwirken und ihre religiösen Aufgaben – wie sie sie nennt – zu erfüllen. Auf diese Weise werden die Christen, indem sie vor den Menschen ein korrektes Leben führen, das ihnen aber nie den Hass der Welt eintragen wird, ihr Christentum vom Himmel auf die Erde erniedrigen. Sie haben ihre Kämpfereigenschaft verloren und sind an diesen Zustand so sehr gewöhnt, dass es oft aussergewöhnliche Umstände braucht, wie z.B. das Totenbett, um in ihnen Spuren vom himmlischen Leben aufzudecken. In diesem Zustand der geistlichen Erniedrigung hat der Feind keine Mühe, seine Opfer völlig mit der Umgebung, in der sie sind, zu verbinden und sie dazu zu verleiten, die Welt und ihre Lust zu lieben. Ihr irdisches Christentum wird dann zu einem weltlichen Christentum. Indem sie nur die irdischen Segnungen zum Ziel haben – so kostbar und wichtig das, womit Gott die Gottseligkeit hier auf der Erde belohnt, sein mag – und die «Verheissung des zukünftigen Lebens» vernachlässigen, haben sie sich nach und nach, wie der «gerechte Lot» von den Freuden der Sünde anziehen lassen und werden dann oft nur noch «wie durchs Feuer» gerettet.

Verschiedene Stellen, die von Kampf reden

Wir sind berufen, diesen Listen zu entrinnen, wachsam und nüchtern zu sein und alle Waffen, die Gott uns gibt zu benützen, um sie zu bekämpfen.

Bevor wir uns mit dem Kampf beschäftigen, wie er im Epheserbrief dargestellt wird, ist es nützlich, zuvor noch einige andere Stellen zu betrachten, die denselben Gegenstand behandeln.

Römer 13,11-14

«Und dieses noch, da wir die Zeit erkennen, dass die Stunde schon da ist, dass wir aus dem Schlaf aufwachen sollen; denn jetzt ist unsere Errettung näher, als damals, als wir gläubig wurden: Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe. Lasst uns nun die Werke der Finsternis ablegen, die Waffen des Lichts aber anziehen. Lasst uns anständig wandeln wie am Tag; nicht in Schwelgereien und Trinkgelagen, nicht in Unzuchthandlungen und Ausschweifungen, nicht in Streit und Neid; sondern zieht den Herrn Jesus Christus an, und treibt nicht Vorsorge für das Fleisch zur Befriedigung seiner Begierden.»

Die Stelle hat die weit vorgerückte Nacht dieser Welt im Blickfeld, die durch die Abwesenheit Christi, dem «Licht der Welt», gekennzeichnet ist. Bald wird der Tag anbrechen. Dieser Tag ist die noch zukünftige Errettung, die nun näher ist als damals, als wir gläubig wurden. Wir werden sie beim Kommen dessen erreichen, den wir als Heiland erwarten. Daher sollen wir aus dem Schlaf aufwachen. Es ist Zeit, auf nichts anderes mehr das Augenmerk zu richten, als nur auf den Anbruch des Tages, auf die Errettung. In Erwartung dieses Ereignisses haben wir zwei Aufgaben zu erfüllen: die erste ist, die Werke der Finsternis ablegen, wie ein Nachtkleid, das man weglegt. Wenn wir inmitten der Finsternis leben, kommen wir mit ihren Werken in Berührung. Unsere Gedanken und unsere Tätigkeit sind in Gefahr, die Kennzeichen der Umgebung anzunehmen, in der wir uns bewegen. Das ist es, was wir zuerst von uns abschütteln sollen. In zweiter Linie aber sollen wir die Waffen des Lichts anziehen, das Tageskleid, das Kleid des Kriegers. Der Tag soll uns bewaffnet finden, in einer Haltung, die mit ihm in Übereinstimmung ist und im völligen Gegensatz zur Finsternis und ihren Werken steht. Wenn Satan den Waffen des Lichts begegnet, kann er gegen die, die sie tragen, nichts unternehmen. Sie drücken unserem Verhalten den Stempel der Rechtschaffenheit auf, der in Übereinstimmung ist mit dem Tag, dem wir angehören. Das angezogene Kleid des Lichts ist eine Waffe gegen alle Werke der Finsternis, durch die Satan den christlichen Wandel in Verruf bringen will. In der Tat, die Waffen des Lichts anziehen bedeutet, den Herrn Jesus Christus im praktischen Wandel anzuziehen (Röm 13,14). Auf diese Weise können wir während seiner Abwesenheit als «Kinder des Lichts» wandeln (Eph 5,8).