Kampf und Waffenrüstung (3)

1. Korinther 9,25-27; 2. Korinther 6,4.7; 2. Korinther 10,3-6; 1. Thessalonicher 5,4-10; 2. Timotheus 2,3-5; Hebräer 4,12; 1. Petrus 5,8-9

1. Thessalonicher 5,4-10

«Ihr aber, Brüder, ihr seid nicht in Finsternis, dass euch der Tag wie ein Dieb ergreife; denn ihr alle seid Söhne des Lichts und Söhne des Tages; wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis. Also lasst uns nun nicht schlafen wie die Übrigen, sondern wachen und nüchtern sein. Denn die, die schlafen, schlafen bei Nacht, und die, die betrunken sind, sind bei Nacht betrunken. Wir aber, die von dem Tag sind, lasst uns nüchtern sein, angetan mit dem Brustharnisch des Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung der Errettung. Denn Gott hat uns nicht zum Zorn gesetzt, sondern zur Erlangung der Errettung durch unseren Herrn Jesus Christus, der für uns gestorben ist, damit wir, sei es, dass wir wachen oder schlafen, zusammen mit ihm leben

Wir finden hier einen Gedanken, der von dem in Römer 13 etwas verschieden ist. Hier ist der Christ nicht in der Finsternis und er hat keinen Kontakt mit der Nacht. Daher kann ihn die Erscheinung des Tages des Herrn nicht wie ein Dieb überraschen. Darum wird er ermahnt, nicht zu schlafen wie die Übrigen, die nicht wissen, was ihnen bevorsteht, und keine Hoffnung besitzen (1. Thes 4,13; 5,6.) Zwei Dinge kennzeichnen diese «Übrigen»: Schlaf und Trunkenheit, die beide zur Nacht gehören. Sie haben keine Kenntnis von der Gefahr, in der sie schweben, und diese Unkenntnis kennzeichnet ihren Zustand moralischen Todes. Mehr noch, sie berauschen sich durch die Befriedigung ihrer Begierden, wodurch sie Satan unterworfen sind und jedes Verantwortungsgefühl gegen Gott verlieren. Gegenüber solcher Finsternis wird das Kind Gottes, der Sohn des Lichts und des Tages, ermahnt, nüchtern zu sein. Es soll seine volle Klarheit und Freiheit des Geistes bewahren, als einer Frucht der Abwesenheit der Begierden, die von der Welt angezogen und beherrscht werden und ihn zu einer Beute Satans machen würden. Das verwickelt den Gläubigen notwendigerweise in einen Kampf mit den Dingen, durch die der Feind ihn zu locken versucht. Dieser Kampf ist ein Verteidigungskampf. Dadurch wird ein Christ bewahrt, in die Fallstricke zu fallen, die gegen ihn gelegt werden. Hier hat er nur zwei Teile der Waffenrüstung: Brustharnisch und Helm, aber sie genügen ihm völlig. Was sie darstellen Glaube, Liebe und Hoffnung – kennzeichnen im ersten Kapitel dieses Briefes (1. Thes 1,3) die Tätigkeit und das praktische Leben des Christen. Diese Tugenden, die als Waffe dienen, machen den Charakter des Kampfes deutlich.

Im Kampf, den der listenreiche Gegner gegen den Gläubigen führt, sucht er ihn an zwei verwundbaren Stellen zu treffen: Er will sich des Herzens bemächtigen, des Sitzes der Zuneigungen, und ihm tödliche Verletzungen zufügen. Wir müssen es daher hinter einem Brustharnisch in Sicherheit bringen, der aus Glaube und Liebe besteht. Zunächst schützen wir unser Herz vor den Schlägen des Widersachers durch den Glauben, indem wir die Augen der Seele auf Christus gerichtet halten; denn der Glaube hat immer diese gesegnete Person zum Gegenstand. Liebe ist der zweite Bestandteil des Brustharnisches. Sie ist hier das Bewusstsein, dass wir geliebt sind. Der Glaube gibt uns Christus zum Gegenstand und die Liebe verwirklicht, dass Er in unseren Herzen wohnt. Satan hat keine Pfeile, die eine solche Glückseligkeit anzugreifen vermögen. Werde ich diesen vollkommenen und vortrefflichen Gegenstand, eine solch völlige Freude, einen dermassen erhabenen Genuss, die ich in Ihm finde, gegen den berauschenden und vergifteten Trank eintauschen, den die Welt mir anbieten will?

Aber wenn Satan das Herz nicht angreifen kann, so richtet er seine Angriffe gegen das Haupt, den Sitz der Gedanken, um diese von Christus abzulenken. Der Helm, die Hoffnung, bewahrt uns, dass die Gedanken ganz auf Christus gerichtet bleiben, als auf den, dessen Kommen wir erwarten. Unsere Hoffnung wird in der Erlangung der Errettung verwirklicht sein. Diese ist uns zugesichert, denn dazu hat uns Gott bestimmt und nicht zum Zorn. Der Ratschluss Gottes über uns wird sich erfüllen. Der Zorn ist jetzt hinter uns, denn er hat sich am Kreuz völlig entleert, indem er auf das Lamm Gottes gekommen ist; aber die Hoffnung ist vor uns, und die Errettung, die sie uns zusichert, werden wir erlangen; sie wird uns nicht genommen werden können.

Kein Pfeil Satans vermag solche Wirklichkeiten zu zerstören. Sie sind auf das Opfer Christi gegründet, «der für uns gestorben ist, damit wir, sei es, dass wir wachen oder schlafen, zusammen mit ihm leben.» Wir besitzen sie jetzt schon in Ihm. Die Worte: «zusammen mit ihm leben» deuten darauf hin, dass heute alle lebenden und entschlafenen Heiligen in einem gemeinsamen Leben mit Ihm vereinigt sind, wie sie auch an einem künftigen Tag, beim Kommen des Herrn, vereinigt sein werden, wenn sie auferweckt und verwandelt sind.

1. Petrus 5,8.9

«Seid nüchtern, wacht; euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widersteht standhaft im Glauben

Wir finden hier dieselben Ermahnungen wie in den vorangegangenen Stellen. Angesichts der Anläufe des Feindes sind zwei sittliche Voraussetzungen erforderlich, ohne die der Christ keinen Sieg erringen kann:

«Seid nüchtern, wacht.» Sich nicht berauschen, nicht schlafen, sind völlig negative Eigenschaften, aber Gott will, dass sie bei den Seinen in bewusster Weise vorhanden seien. Man kann mässig trinken, ohne sich zu berauschen; aber nüchtern sein geht viel weiter. Die Nüchternheit ist die Eigenschaft eines Menschen, der aus seiner Charakterfestigkeit heraus keine berauschenden Getränke liebt. Man kann, ohne tief zu schlafen, zu wenig wach sein und so dennoch überrascht werden. Diese Stelle spricht nicht von den Listen und Verführungen Satans, die so gefährlich sind, weil sie uns von allen Seiten umgeben und sich auf die schwache Stelle unserer Verteidigung richten; aber sie redet von einer weiteren Anstrengung des Feindes: er sucht uns zu erschrecken, wenn er sonst nicht zum Ziel kommt. So war es selbst bei unserem Herrn, der am Anfang seines Dienstes allen Listen Satans begegnete, um dann am Ende in Gethsemane den brüllenden Löwen zu finden, der Ihn zu verschlingen suchte. In der Wüste siegte Jesus durch die einfache Unterwürfigkeit unter das Wort; in Gethsemane durch die völlige Unterwürfigkeit unter den Willen Gottes. Daher wurde Er aus dem Tod gerettet, als der Löwe glaubte, seine Gebeine zermalmt zu haben.

Man findet in dieser Stelle nur einen einzigen Teil der Rüstung, den Brustharnisch des Glaubens, aber er ist völlig genügend, um jede Anstrengung des Feindes zunichtezumachen: «Dem widersteht standhaft im Glauben.» Wir finden dieselbe Ermahnung auch im Jakobusbrief (Jak 4,7): «Unterwerft euch nun Gott (das ist der Gehorsam des Glaubens). Widersteht dem Teufel (das ist der Schild des Glaubens), und er wird von euch fliehen.» Welch ein wichtiger, einzigartiger Platz wird hier dem Glauben gegeben! Diese einzige Verteidigungswaffe genügt, um den schrecklichsten Feind in die Flucht zu schlagen.

2. Timotheus 2,3-5

«Nimm teil an den Trübsalen als ein guter Streiter Christi Jesu. Niemand, der Kriegsdienste tut, verwickelt sich in die Beschäftigungen des Lebens, damit er dem gefalle, der ihn angeworben hat. Wenn aber auch jemand kämpft, so wird er nicht gekrönt, es sei denn, er habe gesetzmässig gekämpft

Die hier erwähnten Leiden sind «Trübsale mit dem Evangelium» (2. Tim 1,8). Was den guten Streiter Jesu Christi kennzeichnet, ist die Teilnahme an diesen Trübsalen. Man kann nicht in den Krieg ziehen und sich gleichzeitig «in die Beschäftigungen des Lebens verwickeln». Diese Beschäftigungen werden in dieser Stelle nicht als ein berauschendes Getränk betrachtet, sondern als ein Hindernis für unseren Wandel, als eine Bürde, die den freien Gebrauch unserer Waffen erschwert. Was uns veranlasst, diese Bürde niederzulegen, ist der Wunsch, unserem geliebten Meister zu gefallen, der uns für den Kampf angeworben hat. Liebe zu Ihm ist der wahre Beweggrund, um «jede Bürde und die leicht umstrickende Sünde» abzulegen (Heb 12,1).

Hierauf werden die Gesetze des Kampfes erwähnt, weil der Apostel nun nicht mehr vom Streit in der Schlachtordnung redet, sondern vom Kampf in der Rennbahn. Da handelt es sich darum, den Preis zu erlangen. Dies gelingt nur, wenn wir uns den für den Lauf festgesetzten Gesetzen unterwerfen. Dazu ist ein Herz nötig, das frei ist von jeder Bürde und sich der strikten Beachtung des göttlichen Willens unterwirft. Um zu siegen, sollen wir weder hinter diesem Willen zurückbleiben noch ihm vorauseilen oder uns selbst Gesetze machen, sondern ausharrend und sorgfältig nach den Anweisungen Gottes laufen, die in seinem Wort niedergelegt sind, bis wir am Ende unserer Anstrengungen den Preis erlangt haben. Hier ist der Streiter zwar mit seiner Waffenrüstung versehen, aber Satan sucht ihn durch unnützen Ballast aufzuhalten. Er wird jedoch durch die Liebe zu seinem Herrn vor der Niederlage bewahrt. In 1. Petrus 5 war es der Glaube, hier die Liebe, und in 1. Thessalonicher 5 beides, was zusammen mit der Hoffnung (1. Thes 5,8) zum Sieg verhilft.

2. Korinther 10,3-6

«Denn obwohl wir im Fleisch wandeln, kämpfen wir nicht nach dem Fleisch; denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern göttlich mächtig zur Zerstörung von Festungen, indem wir Vernunftschlüsse zerstören und jede Höhe, die sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes, und jeden Gedanken gefangen nehmen unter den Gehorsam des Christus und bereit stehen, allen Ungehorsam zu strafen

Diese Stelle beschreibt uns den Kampf des Apostels. Beschuldigt, er wandle nach dem Fleisch, zeigte er hier, dass seine Kampfwaffen nicht fleischlich waren, sondern von geistlicher Kraft und von Gott kommend; sie dienten vorerst zur Zerstörung jeder Festung, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erhob, sodann gebrauchte er sie dazu, um die Seele für Christus gefangen zu nehmen, und schliesslich, um allen Ungehorsam zu rächen. Dieser letztere Fall stand im Zusammenhang mit der dem Apostel verliehenen besonderen Machtbefugnis.

Der Ausdruck «zur Zerstörung von Festungen» erinnert an Jericho und charakterisiert die Waffen, die der Apostel gebrauchte. Es waren Angriffswaffen, aber rein geistliche. Vor allem war es der Glaube an das Wort Gottes, der das Volk veranlasste, während sieben Tagen, und am siebten Tage sogar siebenmal, die Stadt zu umziehen; ihr Ausharren hatte somit ein vollkommenes Werk. Der Kampf des Apostels war also ein Kampf des Glaubens gegen das Hindernis, das Satan auf seinen Weg legte. Das Hindernis war schrecklich, aber nicht in den Augen des Glaubens. Auch die Posaunen des Zeugnisses dienten Israel als Waffen; und schliesslich war die Gegenwart Christi – die Bundeslade – in der Mitte des Volkes der unfehlbare Beweis der Anwesenheit einer Macht, der nichts zu widerstehen vermochte. Dieser Art waren auch die Waffen des Apostels. Indem er die Macht Gottes der Macht des Feindes gegenüberstellte, nahm er die Seelen unter den Gehorsam des Christus gefangen.

2. Korinther 6,4.7

«Sondern uns selbst in allem als Gottes Diener erweisen … im Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes; durch die Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken.»

Hier begegnen wir aufs Neue den Waffen, deren sich der Apostel im Kampf bediente. Er hatte das Wort Gottes, aber welche Wirkung hätte es gehabt, ohne die Kraft Gottes? Um von dieser Macht Gebrauch zu machen, verwendete der Apostel auch persönliche Waffen: «die Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken», d.h. das Schwert und den Schild, Angriffs- und Verteidigungswaffen, die hier Waffen der Gerechtigkeit genannt werden. Unter Gerechtigkeit ist hier die praktische Gerechtigkeit gemeint. Unser Angriffs- oder Verteidigungskampf führt zu keinem Ergebnis ohne die Gerechtigkeit, also ohne dass unser Betragen und unsere Wege frei von Sünde sind. Wir benötigen ein gutes Gewissen, um in den Kampf zu ziehen; sonst würde uns die Kraft Gottes fehlen. Ein reines Gewissen ist der Ausgangspunkt für die Kraft Gottes, um das Wort anzuwenden.

Hebräer 4,12

«Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes, und ein Beurteiler der Gedanken und Überlegungen des Herzens

In dieser Stelle finden wir, wie wir es auch in Epheser 6 sehen werden, das Wort Gottes als Angriffswaffe des Geistes, einem zweischneidigen Schwert vergleichbar. Aber hier wird das Schwert nicht gebraucht, um einen äusseren Feind zu bekämpfen; es ist vielmehr gegen uns selbst gerichtet, oder genauer, gegen den alten Menschen als unseren Feind. Dieses Bild verweist uns in gewisser Hinsicht auf Galater 5,16.17, wovon wir schon einmal geredet haben. Das Wort erforscht und durchdringt uns, damit wir lernten, in uns zu unterscheiden, was vom Fleisch und was vom Geist ist, und damit wir in der Lage seien, uns selbst zu richten. Dieses Selbstgericht ist schmerzlich und mühsam, aber die Seele, die einmal «erforscht und erkannt» ist, und die Segnungen geschmeckt hat, die einem solchen Selbstgericht folgen, hat nur noch den Wunsch, dass die heiligende Wirkung des Wortes Gottes sich in ihr fortsetze bis zum Ende der Wüstenreise. «Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne meine Gedanken! Und sieh, ob ein Weg der Mühsal bei mir ist, und leite mich auf ewigem Weg!» (Ps 139,23.24).

1. Korinther 9,25-27

«Jeder aber, der kämpft, ist enthaltsam in allem; jene freilich, damit sie eine vergängliche Krone empfangen, wir aber eine unvergängliche. Ich laufe daher so, nicht wie aufs Ungewisse; ich kämpfe so, nicht wie einer, der die Luft schlägt; sondern ich zerschlage meinen Leib und führe ihn in Knechtschaft, damit ich nicht etwa, nachdem ich anderen gepredigt habe, selbst verwerflich werde

Auch hier wird der christliche Kampf im Sinn von Galater 5 und Hebräer 4 geführt. Um den Feind von aussen zu überwinden, müssen wir auch einen wirklichen Kampf mit uns selbst führen, ohne Heuchelei oder falschen Schein. Damit der Kampf gegen Satan wirksam sei, muss ich damit beginnen, die Glieder des Leibes des Fleisches zu töten, indem ich mich ständig der Sünde für tot halte, Gott aber lebend in Christus Jesus; denn es ist eine schreckliche Gefahr, zu predigen und das Wort Gottes zu verkündigen, ohne dass der praktische Zustand damit übereinstimmt.