A. Die Verteidigungswaffen
1. Der Gürtel
«Eure Lenden umgürtet mit Wahrheit.»
Wir haben weiter oben gesagt, dass die Waffenrüstung ein praktischer Zustand ist, und was in diesen Zustand herbeiführt, ist das Wort Gottes.
Der Gürtel ist die Wahrheit. Die Wahrheit ist das Wort Gottes, wie der Herr es in Johannes 17,17 ausdrückt: «Dein Wort ist Wahrheit.» Man muss die Wahrheit auf sich selbst anwenden, bevor man sich ihrer im Blick auf andere bedienen kann. Das Wort wird als Gürtel für die Lenden gebraucht. Die Lenden bezeichnen das Innerste, das Verborgenste des Menschen, seine Gedanken, seine Gefühle, sein Gewissen. Der Apostel Petrus nennt es «Gesinnung»: «Umgürtet die Lenden eurer Gesinnung, seid nüchtern» … (1. Pet 1,13). Die Lenden unserer Gesinnung umgürten, bedeutet also, unseren «inwendigen Menschen» durch das Wort zubereiten, um nüchtern zu sein in unserem ganzen Wandel. Dieser Gürtel, das Wort der Wahrheit, gibt uns Kraft, wie geschrieben steht: «Sie gürtet ihre Lenden mit Kraft» (Spr 31,17), und auch: «Gott, der mich mit Kraft umgürtet» (Ps 18,33).
Gemäss unserer Stelle müssen die Lenden für den Kampf gegürtet sein, und wir sollen im Wort der Wahrheit die nötige Kraft schöpfen, um den Listen des Feindes zu widerstehen. Andere Stellen belehren uns, dass wir denselben Gürtel auch
- für unseren Wandel nötig haben (2. Mo 12,11);
- für unseren täglichen Dienst (Lk 12,35);
- für den priesterlichen Dienst vor Gott (3. Mo 16,4);
- für den prophetischen Dienst (Mt 3,4; 2. Kön 1,8).
In allen diesen Diensten benötigen wir das Wort der Wahrheit, das alles, was vom Fleisch ist, verurteilt, unsere Gedanken stärkt, unsere Zuneigungen, den ganzen inwendigen Menschen, befestigt, indem es unseren Herzen und Gewissen Christus offenbart. Das Wort der Wahrheit enthüllt und verurteilt alles in uns, was nicht von Christus ist; es bewirkt, dass wir es verwerfen und führt dagegen unserer Seele die Erkenntnis seiner gesegneten Person zu, in seiner Gnade und Liebe, um uns zu erfreuen – aber auch in seiner Macht und Autorität, um uns zu befestigen und im Gehorsam zu bilden. So legt das Wort der Wahrheit alles in uns bloss, was unvereinbar ist mit dem göttlichen Leben, und es formt uns, damit wir dessen Kraft verwirklichen. Mit anderen Worten: Es richtet das Fleisch und bildet den inwendigen Menschen zum Wandel, zum Kampf und zum Dienst heran.
«Umgürtet mit Wahrheit» ist also von grosser Bedeutung. Es ist das erste Stück der Waffenrüstung, das wir vor allen anderen anzuziehen haben. Im Inneren muss hinsichtlich unserer Zuneigungen alles geregelt sein, damit diese allein auf Christus gerichtet seien und nichts, was dem Leben Gottes fremd, nichts, was dem Leben der Welt gleichförmig ist, sich damit vermischt. Dann wird unser geistlicher Zustand gut sein; Christus wird in unseren Herzen den Platz einnehmen, der Ihm zukommt; alles, was Ihm entgegen ist, wird gerichtet und aufgegeben sein. Die Seele, die die vorzüglicheren Dinge geniesst, wird nicht von den Begierden angezogen, durch die Satan sie zu überwinden sucht. Sie wird ihnen widerstehen, nachdem das Heilige Wort ihr alles enthüllt hat, was mit Christus und dem neuen Menschen unvereinbar ist.
Wie wichtig ist es also, allezeit in verborgener Verbindung mit der Wahrheit, mit dem Wort Gottes, zu stehen! Jede Niederlage vor dem Feind hat ihren Ausgangspunkt in der Vernachlässigung des Wortes, einer Vernachlässigung, die diesem gegenüber gleichgültig macht: Man sinnt nicht mehr darüber nach und ist gegenüber den Anläufen Satans schliesslich machtlos. In einem solchen Zustand ist der alte Mensch nicht gerichtet, das Herz ist trocken und ohne Interesse für Christus; die geistliche Kraft fehlt; der Feind, der stärker ist als wir, hat die Oberhand, und wir unterliegen schmählich in einem Kampf, in dem uns doch der Sieg verheissen war!
«Die Lenden umgürtet mit Wahrheit» ist demnach ein praktischer und persönlicher Zustand unserer Seele, unter der Wirksamkeit des Wortes und wir werden sehen, dass dies auch von den anderen Stücken gesagt werden kann, die wir die Verteidigungswaffen des Christen genannt haben.
2. Der Brustharnisch
«Angetan mit dem Brustharnisch der Gerechtigkeit.»
Diese Ausdrucksweise, die in den Schriften des Apostels Paulus in anderen Zusammenhängen oft wiederkehrt, bedeutet nicht: der Brustharnisch, der zur Gerechtigkeit gehört, sondern: dieser Brustharnisch ist die Gerechtigkeit selbst. Es handelt sich hier wie in manchen anderen Stellen nicht um die Stellung der vollkommenen, unveränderlichen Gerechtigkeit, die der Christ vor Gott besitzt, da Christus selbst seine Gerechtigkeit ist, sondern hier geht es um die praktische Gerechtigkeit. Wir können diese Gerechtigkeit als Abwesenheit der Sünde in unseren Wegen definieren. So finden wir im 23. Psalm die Worte: «Er erquickt meine Seele, er leitet mich in Pfaden der Gerechtigkeit um seines Namens willen.» In diese Pfade wird die Sünde nicht eintreten, denn es sind die Pfade, auf denen der Hirte selbst vor den Schafen her gewandelt ist.
Die praktische Gerechtigkeit zeigt sich in unserem Wandel:
- gegenüber Gott,
- gegenüber den Menschen und
- gegenüber uns selbst.
In allen diesen Beziehungen vermeidet der treue Gläubige zu sündigen. Und wie vermöchte Satan den zu überwinden, der nicht strauchelt? Ein solcher hat ein gutes Gewissen vor Gott und den Menschen; nicht dass er ohne Sünde wäre, aber da sein Gewissen wachsam ist, richtet und bekennt er vor Gott jede Sünde, die er begehen mag, um davon gereinigt zu sein, und der Feind kann ihn nicht überwältigen. Das gute Gewissen, von dem wir reden, ist hier nicht das durch das Blut Christi «auf immerdar vollkommen gemachte» Gewissen, das gereinigt worden ist, damit wir vor Gott «kein Gewissen von Sünden mehr» hätten (Heb 10,2.14.17.22); nein, es ist ein Gewissen ohne Anstoss, das uns befähigt, dem Feind im Kampf zu widerstehen. Es kennzeichnete den ganzen Wandel des Apostels Paulus (vgl. 2. Kor 1,12; 1. Tim 1,5.19, usw.) Er konnte sagen: «Darum bemühe ich mich auch, allezeit ein Gewissen ohne Anstoss zu haben vor Gott und den Menschen»; und: «Ich habe mit allem guten Gewissen mein Leben vor Gott geführt bis auf diesen Tag» (Apg 24,16; 23,1).
In allen diesen Dingen ist Jesus unser vollkommenes Vorbild. Wie die praktische Gerechtigkeit Ihn von Anfang seines Dienstes an kennzeichnete (Mt 3,15) und Ihn bis zum Ende seiner Laufbahn begleitete (Lk 23,47), so wird sie Ihn, den Sohn des Menschen, auch weiterhin charakterisieren, und Er wird im kommenden Kampf den Sieg davontragen. In Jesaja 59,16.17 lesen wir: «Da half ihm sein Arm, und seine Gerechtigkeit, sie unterstützte ihn. Und er zog Gerechtigkeit an wie einen Panzer und setzte den Helm der Rettung auf sein Haupt.»
Der Brustharnisch schützt unser Herz, wie wir weiter oben bei der Besprechung von 1. Thessalonicher 5,4-10 gesagt haben. Satan kann uns nicht anrühren und uns an den Quellen des Lebens verwunden, wenn wir ihm Herzen entgegenstellen, die von den Begierden und den Verunreinigungen der Welt abgesondert sind, Herzen, die ihre Wonne am Wort Gottes und an denen finden, die aus Ihm sind. Wir haben auch hier einen praktischen und persönlichen Zustand, der uns wie ein Gurt umgeben soll. Diese praktische Gerechtigkeit findet ihre Ordnung und ihre Kraft im Wort Gottes, denn der Brustharnisch setzt, wie auch der Gürtel der Wahrheit, Kraft voraus, um den Anläufen des Feindes zu widerstehen.
3. Die Schuhe
«An den Füssen beschuht mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens.»
Wir finden in dieser Stelle den Frieden im Wandel, einen Frieden, zu dem uns die Erkenntnis des Evangeliums führt. Das Evangelium macht uns demütig, indem es uns unseren verdorbenen Zustand zeigt und die freie Gnade Gottes uns gegenüber offenbart. Durch die Annahme des Evangeliums im Glauben haben wir Frieden mit Gott und die Gewissheit, dass uns fortan nichts mehr von seiner Liebe scheiden wird. Alles ist geordnet zwischen unserer Seele und Ihm. Wenn wir für uns selbst Frieden gefunden haben, zeugt unser ganzer Wandel davon. Dieser Teil der Waffenrüstung treibt uns zu den Menschen, nicht um sie zu bekriegen und zu bekämpfen, sondern um ihnen den Frieden zu bringen, den unsere Seele durch das Evangelium empfangen hat. In diesen Bemühungen begegnen wir dem Feind, der seine Herrschaft über die Seele aufrecht halten und sie in einem Zustand des Widerstandes gegen Gott bewahren will. Umgürtet mit dem Gurt der Wahrheit, geschützt durch den Brustharnisch der Gerechtigkeit, begegnen wir ihm, aber wir fürchten uns nicht, den Frieden laut auszurufen. Der Friede, den wir durch das Evangelium bringen, verwickelt uns notwendigerweise in einen Kampf mit Satan, doch wissen wir, dass ihn der Gott des Friedens in kurzem unter unsere Füsse zertreten wird.
In der Praxis müssen wir, um die Seelen für Christus zu gewinnen, auf der Hut sein, dass wir ihnen nicht mit Diskussionen entgegentreten, die sie aufreizen, sondern ihnen das bringen, was sie nicht besitzen: den Frieden des Gewissens und des Herzens in der Erkenntnis Jesu, den Frieden, den Er selbst besass und den Er uns gelassen und gegeben hat, so dass wir ihn auch anderen verkündigen können.
Auch die «Schuhe» sind ein praktischer Zustand unserer Seele, herbeigeführt durch das Wort Christi, ein Zustand, der sich in unserem Wandel zeigt. Ein solcher Zustand widersteht allen Listen Satans, der den Menschen noch nie etwas anderes als das Gegenteil des Friedens verschafft hat. Einzig der Christ kennt ihn, kann darin wandeln und ihn auch anderen vorstellen.