Sittliche Zubereitung ist nötig
Verse 5-18
Der HERR nannte Josua einige Dinge der sittlichen Zubereitung, die für den Eintritt ins Land nötig waren, und diese Unterweisung war auch für das ganze Volk wichtig. Josua als Vorbild auf unseren Herrn Jesus Christus steht allein, aber in einem anderen Sinn war Josua der Vertreter des Volkes. Er war ein Mann von «gleichen Empfindungen», wie die zwölf Stämme Israels; und was Josua als Mensch im Blick auf die Besetzung des Landes als Zubereitung benötigte, das hatte auch jeder andere Mann in dem Heer Israels nötig. Zudem war Josua der Führer des Volkes und sollte als solcher ein Vorbild sein für alle. Das erste Erfordernis war Stärke und Mut. Dreimal wiederholte der HERR, fast mit denselben Worten, sein Gebot an Josua: «Sei stark und mutig» (Verse 6-9). Und die Wiederholung unterstrich die Wichtigkeit dieser Aufforderung. Als das Volk Israel dem Land zum ersten Mal nahte, war es von Furcht erfüllt und weinte eine ganze Nacht lang (4. Mo 14,1). Wie Josua, einer der zwölf Kundschafter, wohl wusste, verhinderte die grosse Feigheit das Volk damals daran, sich aufzumachen und das Land in Besitz zu nehmen. Sie sagten: Das Land fliesst wirklich von Milch und Honig und die Trauben von Eskol sind dort; aber dort gibt es auch Riesen und Städte mit himmelhohen Mauern. Wir kommen uns wie Heuschrecken vor und haben keine Kraft (4. Mo 13,26-33). Es fehlte ihnen der Glaube, der ihnen Löwenmut gegeben hätte. Sie vergassen die Hilfe, die sie in dem HERRN besassen, der sie doch durch das Rote Meer gebracht hatte. Deshalb waren sie mit Furcht erfüllt.
Als das Volk nun wieder zum Land kam, sagte der HERR zu ihrem Führer Josua: «Sei stark und mutig»! Waren sie denn jetzt in sich selbst stärker als vorher? Nicht im Geringsten; aber wenn der HERR sagte: «Sei stark», so meinte Er damit: «Sei stark in mir.» Sei stark, denn Ich bin mit dir, es soll niemand bestehen vor dir alle Tage deines Lebens! Du wirst auf deinem Weg Erfolg haben, und es wird dir gelingen. Warum sollte er nicht mutig sein? Der HERR wollte ja mit ihm und mit seinem auserwählten Volk sein. Diese Lektion über sittliche Kraft und Kühnheit in der Erfüllung des offenbarten Willens Gottes musste zuallererst gelernt werden.
Das Buch des Gesetzes kennen und ihm folgen
Eine andere Lektion, die Josua empfing, war die, dass er sich in allen Dingen vom Buch des Gesetzes leiten lassen sollte: «Nur sei sehr stark und mutig, dass du darauf achtest, zu tun nach dem ganzen Gesetz, das mein Knecht Mose dir geboten hat. Weiche weder zur Rechten noch zur Linken davon ab, damit es dir gelinge überall, wohin du gehst. Dieses Buch des Gesetzes soll nicht von deinem Mund weichen, und du sollst darüber nachsinnen Tag und Nacht.»
Da haben wir eine praktische Belehrung für uns alle. Um geistliche Eroberer zu sein, müssen wir den geschriebenen Willen Gottes erkennen und ihm gehorchen. Es ist nutzlos, allgemeine Vorsätze zur Umbildung unserer Wege zu fassen, wenn sie nicht vom Entschluss begleitet sind, sich bei jedem Schritt dem Wort zu unterwerfen. Wir haben Gottes Wort als einen unmissverständlichen Führer, so wie Josua das Buch des Gesetzes besass, von dem ihm gesagt wurde: «Du sollst darüber nachsinnen Tag und Nacht, damit du darauf achtest, zu tun nach allem, was darin geschrieben ist; denn dann wirst du auf deinem Weg Erfolg haben, und dann wird es dir gelingen.» Das Geheimnis eines siegreichen Kampfes besteht für den Gläubigen
- erstens in der erworbenen Erkenntnis des offenbarten Willens Gottes, und
- zweitens im kühnen Vertrauen, jenen Willen auszuführen, in Abhängigkeit von Ihm, in dem alle Stärke und Weisheit gefunden werden.
Zu jener Zeit hatte der HERR seinem auserwählten Volk das Buch des Gesetzes gegeben, um dieses im Gottesdienst und in ihrem täglichen Wandel zu leiten. Wie wir wissen, hatte Abraham kein solches Buch zum Nachschlagen. Er kannte einige Berichte über das Tun Gottes in der Vergangenheit, die ihm vermutlich mündlich überliefert worden waren. Aber Josua besass ein Buch, das Mose geschrieben hatte, das die göttlichen Aussprüche enthielt, wie auch seine Vorschriften. Der Gesetzgeber war nun gestorben, und dieses Buch war jetzt sein Schatz, sein fortwährender Führer bei der Eroberung des Landes. Seine Pläne sollten in Übereinstimmung mit diesem Buch gefasst werden. Es war seine Aufgabe, mit dessen Inhalt vertraut zu sein. Es sollte seine Worte beherrschen und ihn auf seinem Weg führen. Er sollte es in seinem Herzen aufbewahren zum stündlichen Nachsinnen.
Wie nötig sind solche Gewohnheiten im christlichen Wandel, in der Anbetung und auch im Kampf! Wenn das Wort Gottes in unseren Herzen aufgespeichert ist, wird die Frucht unserer Lippen von derselben Natur sein wie das, worüber unsere Herzen sinnen. Aus dem Herzen kommen hervor entweder böse Gedanken und dann auch böse Worte, oder gute Gedanken und dann auch gute Worte.
So hängt also die geistliche Stärke und Tapferkeit, die Besitznahme unseres Erbteils in erster Linie von der Erkenntnis ab, dass Gott mit uns ist, und in zweiter Linie von der Übereinstimmung unseres Weges mit seinem Wort. Das Wort Gottes ist das hauptsächlichste Mittel unserer Zubereitung für den geistlichen Kampf. In der Waffenrüstung Gottes ist es das Schwert des Geistes, während die Wahrheit der Gürtel unserer Lenden bildet (Eph 6,11-17).
Diesseits des Jordan
Josua gebot den Vorstehern, durch das Lager zu gehen und dem Volk zu gebieten, sich für den Übergang durch den Jordan in drei Tagen bereit zu machen. Sie hatten Zehrung zu bereiten.
Aber die zweiundeinhalb Stämme empfingen von Josua eine besondere Ermahnung (Verse 12-15). Sie bildeten einen besonderen Teil der Kinder Israel. Einmal hatte das ganze Volk gewünscht, nach Ägypten zurückzukehren (4. Mo 14,1-4). Wegen dieses ihres Unglaubens und ihrer Abtrünnigkeit starb jenes Geschlecht in der Wüste und durfte nicht in das Land der Verheissung eingehen (4. Mo 14,29). Das nachfolgende Geschlecht, das dann dem Land Kanaan entgegenging, war in zwei Klassen geteilt: Die einen wollten mit ganzem Herzensentschluss ihr Erbteil einnehmen. Sie wünschten, den Jordan zu durchqueren und das Land, das Gott ihren Vätern verheissen hatte, zu besitzen und darin zu wohnen. Aber da gab es andere, ein kleinerer Teil des Volkes, deren Glaube sie nicht so weit führte wie die übrigen. Als diese in die Nähe Palästinas kamen, sahen sie, dass das Land diesseits des Jordans gut bewässert war. Ohne den Fluss durchschreiten zu müssen, fanden sie viel Weideland, und sie sagten: Dies ist ein sehr guter Ort, wie geschaffen für unsere Herden! Da lässt es sich leicht und angenehm leben! Warum können wir nicht hier bleiben? Wir sind ja dem verheissenen Land ganz nahe! Sie sagten Mose, was in ihren Herzen war. Die bewässerten Ebenen hielten sie davon ab, wie die übrigen Stämme vorwärts zu gehen. Mose, der im Namen des HERRN redete, kam ihnen entgegen und verhiess ihnen diesen Landstrich ausserhalb Kanaans, diesseits des Jordan, zum Erbteil (4. Mo 32; 5. Mose 3,12-20).