In der Einführung zum Thema Opfer haben wir gesehen, dass das Friedensopfer nach 3. Mose 3 und 7 vom Erlösungswerk des Herrn Jesus als der Grundlage unseres Friedens mit Gott und untereinander spricht. Es weist also bildlich auf die Gemeinschaft hin, die wir Gläubige mit Gott und miteinander haben.
Das Friedensopfer
3. Mose 3
Dieses freiwillige Opfer wird sowohl Friedens- als auch Dankopfer genannt. Wenn wir Gott geistlicherweise ein solches Opfer bringen, dann drücken wir damit unsere Dankbarkeit darüber aus, dass wir jetzt aufgrund des Opfers des Herrn Jesus Frieden mit Ihm haben.
Verschiedene Opfertiere
Als Opfertiere kamen ein männliches oder weibliches Rind, ein Widder oder ein Schaf, ein Ziegenbock oder eine Ziege infrage. Die unterschiedliche Grösse des Opfertiers spricht davon, dass nicht jeder Gläubige das gleiche Mass an Verständnis über das Opfer des Herrn Jesus und die Gemeinschaft hat, die wir dadurch mit Gott haben. Im Gegensatz zum Brandopfer konnte der Israelit keine Taube zum Friedensopfer bringen. Das bedeutet: Um Gemeinschaft mit Gott und untereinander zu haben, ist ein gewisses Mass an Verständnis nötig. Das wird auch aus 1. Korinther 10,15 klar. Dort leitet der Apostel Paulus seine Belehrungen über die Gemeinschaft am Tisch des Herrn mit den Worten ein: «Ich rede als zu Verständigen.»
Der Opfernde legte seine Hand auf den Kopf seines Opfertiers. Damit drückte er die empfundene Dankbarkeit gegenüber dem Opfer aus, aufgrund dessen er nun Frieden mit Gott hatte. Dann musste er es am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft schlachten. Die Stiftshütte war der Ort, wo das ganze Volk Israel zusammenkam. Sie spricht von den Gedanken Gottes über den Ort des Zusammenkommens der Erlösten in der heutigen Zeit. Das Darbringen des Friedensopfers ist also eng mit dem Zusammenkommen der Gläubigen als Versammlung verbunden. Geistliche Friedensopfer werden also vor allem dann dargebracht, wenn wir als Versammlung zum Brotbrechen zusammenkommen und unsere Gemeinschaft am Tisch des Herrn zum Ausdruck bringen.
Das Blut und das Fett
Die Priester mussten das Blut an den Brandopferaltar sprengen. So erinnern auch wir uns immer wieder daran, dass das Blut des Herrn Jesus die Grundlage unseres Friedens mit Gott ist. Das Blut gehört ganz Gott (V. 17).
Neben dem Blut war auch das Fett des Friedensopfers für Gott bestimmt (V. 3.4.9.10.14.15). Es handelt sich vor allem um das Fett, das an den inneren Teilen, z.B. an den Eingeweiden und an den Nieren, war.
Das Fett wird in der Bibel häufig als Sinnbild gebraucht. Es spricht von Energie und innerer Kraft. Bei einem Tier ist das Fett ein Zeichen für einen gesunden Zustand. Interessant ist 4. Mose 18,12, wo «Fett» mit «das Beste» wiedergegeben wird. – Die Eingeweide sprechen von den inneren Empfindungen und vom Herzen, während die Nieren von Weisheit und Unterscheidungsvermögen reden.
Auf den Herrn Jesus übertragen, können wir sicher sagen, dass das Fett des Friedensopfers von seinem inneren Willen spricht, nur für Gott da zu sein – auch in seinem Tod am Kreuz. Mit welch einer Liebe zu seinem Gott und zu den Menschen, aber auch mit welcher Entschiedenheit gegen das Böse hat Er dies verwirklicht! In ganzer Hingabe war Er bereit, sich als Opfer zu geben. Wir denken an die Energie, in der Christus das Werk am Kreuz vollbrachte. Können wir nicht sagen, dass das Vorzügliche im Leben unseres Herrn in seinem Opfertod am Kreuz erst recht ans Licht kam?
Wir verstehen gut, dass es in den Versen 11 und 16 heisst, dass das Fett eine Speise des Feueropfers dem HERRN war und dass alles Fett dem HERRN gehörte. Gott fand seine Wonne im Leben und im Opfertod seines Sohnes. Er konnte darin ruhen, dass da ein Mensch auf der Erde war, der sich Ihm völlig weihte. Der Herr Jesus war immer bestrebt, das Wohlgefallen Gottes zu tun. Aber am Kreuz gehorchte Er seinem Gott bis in den Tod. Wie muss eine solche Hingabe das Herz Gottes erfreut haben!
Schliesslich musste der Priester den Teil des Friedensopfers, der für Gott war, auf dem Altar räuchern (V. 5.11.16), und zwar auf dem beständigen Brandopfer (V. 5; 2. Mo 29,42). Die verschiedenen Opfer reden alle von dem einen Opfer des Herrn Jesus. Aber sie zeigen uns verschiedene Seiten dieses Opfers. Hier lernen wir: Die Grundlage von allem, auch von unserer Gemeinschaft mit Gott und der Freude, dem Lob und dem Dank, die damit verbunden sind, ist das Brandopfer. Alles gründet sich auf das, was unser Herr in seinem Opfer für Gott war und wie Er allen seinen heiligen Ansprüchen völlig entsprochen hat. Wir sind «angenehm gemacht in dem Geliebten» (Eph 1,6) und können auf dieser Grundlage Gott unsere geistlichen «Dank-Friedensopfer» darbringen.
Das Gesetz des Friedensopfers
3. Mose 7,11-36
Beim Gesetz des Friedensopfers geht es um unseren praktischen Zustand im Blick auf die Gemeinschaft mit Gott und untereinander. Aber warum stehen diese Anordnungen am Schluss der Ausführungen über die Opfer in 3. Mose 1 bis 7? Weil unsere Gemeinschaft mit Gott und untereinander gestört wird, wenn wir als Gläubige straucheln und sündigen. Dann ist ein Sünd- oder Schuldopfer nötig, um die getrübte Beziehung wiederherzustellen. Erst danach können wir die Gemeinschaft wieder geniessen. Deshalb wird das Gesetz des Friedensopfers nach jenem des Sünd- und Schuldopfers erwähnt.
Gemeinschaft am Tisch des Herrn
Das Gesetz des Friedensopfers gibt wichtige Belehrungen über den Tisch des Herrn und über das Mahl des Herrn (1. Kor 10,18; 1. Kor 11,28-31). In Maleachi 1,7.12 wird der Brandopferaltar als Tisch des Herrn bezeichnet. Der Tisch redet von Gemeinschaft. An den Altar wurde das Blut gesprengt und auf ihm wurde das geräuchert, was Gott gehört. Am Altar trafen der Opfernde, der Priester und Gott zusammen. Er war also ein Ort der Begegnung. In der heutigen Zeit kommen wir als Opfernde am Tisch des Herrn zusammen, wo wir zum Namen des Herrn Jesus hin versammelt sind, um Ihm und unserem Gott und Vater unseren Dank, unser Lob und unsere Anbetung zu bringen.
Im Gesetz des Friedensopfers geht es um die Art und Weise der Darbringung des Opfers und um die Voraussetzungen und Vorschriften im Blick auf die Teilnahme am Opfer. Übertragen auf das Neue Testament finden wir in diesen Versen also manche Hinweise auf das Zusammenkommen zum Brotbrechen. Wir lernen etwas über die Darbringung unserer geistlichen Schlachtopfer, d.h. über unsere Anbetung. Wir bekommen Belehrungen über die Teilnahme am Brotbrechen und die Gemeinschaft am Tisch des Herrn.
Lob und Dank
In Vers 12 wird ein wichtiger Grund für das Darbringen des Friedensopfers angegeben: zum Dank oder Lob. Das erinnert uns an Hebräer 13,15: «Durch ihn nun lasst uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.»
Ebenfalls im 12. Vers wird das zum Friedensopfer gehörende Speisopfer erwähnt. Wenn wir an das Erlösungswerk unseres Heilands denken und an die herrlichen Resultate, die für uns daraus hervorgehen, dann geht es immer auch um die Person, die es vollbracht hat. Wir denken an unseren Herrn, wie Er «das Heilige» war, das geboren worden ist, wie Er sündlos gelebt und schliesslich sein heiliges, unbeflecktes Leben geopfert hat.
Das gesäuerte Brot in Vers 13 ist ein Bild von uns, den Opfernden. Wir sind nicht sündlos wie der Herr Jesus (1. Joh 1,8). Bestimmt hat jeder von uns dies schon bemerkt, wenn wir sonntags zum Brotbrechen zusammenkamen. Gab es da nicht Gedanken und Worte, die nicht völlig rein, nicht vollkommen, nicht ausschliesslich vom Heiligen Geist gewirkt waren?
Die Verse 15-18 enthalten weitere praktische Hinweise für uns. Das Essen vom Opfer und das Opfer selbst sind zeitlich eng miteinander verbunden. Oder anders ausgedrückt: Unsere Gemeinschaft (das Essen vom Opfer) darf nicht vom Opfer selbst getrennt werden. Wenn wir in Gemeinschaft mit Gott an den Herrn Jesus denken und dabei unser Lob und unsere Anbetung vor Ihm ausdrücken, möchte Er, dass es frisch und echt aus unserem Herzen kommt. Geschieht es nicht manchmal, dass wir Gott etwas «Aufgewärmtes» oder Formales vorbringen? Wenn Gott in Vers 18 von einem Gräuel spricht, dann drückt Er damit seinen Abscheu gegenüber einem toten Formalismus aus. Wir wollen jetzt nicht einfach an die Liturgie in den offiziellen Kirchen denken, sondern uns selbst prüfen und uns fragen, wie weit wir in der Anbetung zu einem gewissen Formalismus neigen.
Praktische Reinheit
Vers 19 macht zuerst klar, dass der Ort rein sein muss, damit das Opferfleisch nicht mit Unreinem in Berührung kommt. Dieser Grundsatz wird in Haggai 2,11-13 unterstrichen. Was bedeutet das für uns? Böses darf in der örtlichen Versammlung nicht geduldet werden (1. Kor 5,13). In 2. Timotheus 2,19-22 werden wir aufgefordert, uns von der Ungerechtigkeit in der Christenheit (das grosse Haus) abzusondern und einen Ort aufzusuchen, wo keine Ungerechtigkeit gefunden wird. Wir können also nicht an einem Ort das Brot brechen, wo man nicht befolgt, was nach Gott und seinem Wort recht ist. Ein solcher Ort ist z.B. da, wo man den Gottesdienst menschlich organisiert und nicht allein auf der Grundlage der Bibel zusammenkommt.
Der zweite Teil von Vers 19 enthält eine wunderbare Aussage: Jeder Reine darf davon essen. Das bedeutet zunächst, dass kein Ungläubiger am Mahl des Herrn teilnehmen darf. Mit «jedem Reinen» ist grundsätzlich jeder Gläubige gemeint, jeder, der von seinen Sünden im Blut des Lammes Gottes gewaschen ist (Off 1,5.6). Er ist dem Grundsatz nach rein. Da es beim Gesetz des Friedensopfers aber um die Praxis der Gemeinschaft geht, ist hier jeder Gläubige gemeint, der auch praktisch rein ist. Darum sind wir persönlich verantwortlich, uns zu prüfen und durch ein Bekenntnis die begangenen Sünden zu ordnen, um dann am Brotbrechen teilzunehmen (1. Kor 11,28; 1. Joh 1,9).
Obwohl der Opfernde das Tier gebracht hat und jener Anteil, der Gott gehörte, bereits auf dem Altar geräuchert worden ist, heisst es vom Fleisch, das jeder Reine essen darf: Es ist das Fleisch, das dem HERRN gehört (V. 20). Es geht Gott beim ganzen Opfer immer um die Person und das Werk seines Sohnes. Darum wird in 1. Korinther 11 davor gewarnt, das Mahl des Herrn in unwürdiger Weise zu halten (unwürdig essen und trinken). Das geschieht u.a. dann, wenn man «den Leib nicht unterscheidet», d.h. nicht beachtet, worum es beim Brotbrechen überhaupt geht.
In Vers 20 wird der Fall beschrieben, bei dem Unreinheit an jemand ist. Auf das Neue Testament übertragen geht es hier um jemand, der in der Sünde verharrt. Das ist eine ernste Situation. Denn im Alten Testament gab es die Möglichkeit sich zu reinigen (4. Mo 19) und heute gilt 1. Johannes 1,9. Wenn jemand sich nicht reinigen will, wenn er nicht bereit ist, eine begangene Sünde einzusehen und sie zu bekennen, sondern in diesem Zustand bleibt, muss er von der Gemeinschaft am Tisch des Herrn ausgeschlossen werden (1. Kor 5,13). Das entspricht der Ausrottung einer Seele in Israel.
Vers 21 spricht von einem anderen Fall. Hier geht es um den Kontakt mit Unreinem. Dadurch wird die Person, die an sich rein ist, selbst verunreinigt und darf nicht vom Fleisch des Friedensopfers essen. Tut sie es dennoch, muss sie ausgerottet werden. Unreines anrühren bedeutet für uns, sich mit etwas zu verbinden, was dem Herrn zuwider ist und was Er verurteilt. Im Blick auf die Teilnahme am Tisch des Herrn geht es um religiöse Verbindungen mit Gruppen in der Christenheit, wo Dinge festgehalten und praktiziert werden, die die Bibel verurteilt (wo z.B. Prediger angestellt sind, Älteste gewählt werden, Frauen öffentlich reden oder vorehelicher Geschlechtsverkehrt geduldet wird). Solche Verbindungen machen eine Teilnahme am Tisch des Herrn unmöglich, denn es gilt hier der gleiche Grundsatz wie bei der Teilnahme an gemeinsamen Götzenopfer-Mahlzeiten (1. Kor 10,19-21). Man hört zwar manchmal sagen: Gemeinschaft mit Verkehrtem verunreinigt nicht, wenn man selbst frei davon ist. Dieser Vers zeigt aber, wie Gott darüber denkt. Für Ihn ist jemand, der mit Unbiblischem in Verbindung steht, genauso unrein, wie wenn er es selbst tun oder festhalten würde.
Bringen und empfangen
In den Versen 22-27 finden wir ausführliche Bestimmungen über das Fett und das Blut. Das Fett spricht von der Kraft des Willens und das Blut ist ein Bild des Lebens. Beides gehört allein Gott, nicht uns. Wir lernen daraus, wie wichtig es ist, dass wir Ihm gehorchen, wie Jesus Christus es getan hat, und nicht eigenwillig leben.
In den Versen 28-30 wird die persönliche Handlung des Opfernden hervorgehoben. In Kapitel 3 wird zwar auch gesagt, dass der Opfernde das Fett des Opfertieres dem HERRN darbringen soll. Aber dort wird vor allem vom Priester gesprochen, der dieses Fett auf dem Altar, auf dem beständigen Brandopfer, räucherte. Hier wird das Fett und dazu die Brust des Opfers als Gabe vonseiten des Opfernden betont: «Seine Hände sollen … bringen.» Er musste es vor dem HERRN weben, d.h. vor Gott hin und her bewegen. Auf uns übertragen bedeutet dies, dass jeder sein Opfer bringen darf, aber auch, dass Gott auf den Dank und das Lob all seiner Erlösten wartet. Haben wir nicht allen Grund, es Ihm zu bringen? Als bei der Heilung von zehn Aussätzigen nur einer zum Herrn Jesus zurückkehrte, um Gott die Ehre zu geben, fragte Er: «Wo sind aber die neun?» (Lk 17,15-18).
In den Versen 31-36 wird gezeigt, welche Stücke vom Friedensopfer die Priester bekamen. Wenn wir uns zum Schluss daran erinnern, wer alles an diesem Opfer teilhatte, wird uns nochmals klar, dass das Friedensopfer besonders die Gemeinschaft betont:
- Gott bekommt seinen Teil: das Fett und das Blut. Nur Er kann die Hingabe des Herrn Jesus in seinem Opfertod völlig ermessen.
- Der darbringende Priester erhält den rechten Schenkel. Er weist auf den Herrn Jesus hin, der sich selbst in göttlicher Kraft geopfert hat.
- Aaron und seine Söhne empfangen die Brust des Opfers. Diese Gruppe spricht von den Gläubigen im priesterlichen Charakter mit dem Herrn Jesus in ihrer Mitte, der das gemeinsame Lob anstimmt. Sie haben mit Ihm teil am Friedensopfer.
- Das Übrige des Friedensopfers ist für den Opfernden, für seine Familie und für jeden reinen Israeliten. So darf jeder einzelne Gläubige die Gemeinschaft mit Gott, mit dem Herrn Jesus und mit den anderen Gläubigen geniessen und sich gemeinsam mit allen über den Erlöser und sein gewaltig grosses Werk am Kreuz freuen. Ist das nicht wunderbar?