In den beiden vorhergehenden Artikeln haben wir die Geburt von Mose unter dem prophetischen Aspekt (einem Hinweis auf die Geburt des Retters Jesus Christus) und unter dem praktischen Aspekt des Glaubensvertrauens und Glaubensmutes der Eltern von Mose besehen. Jetzt wollen wir uns noch damit auseinandersetzen, was uns dieser biblische Bericht an Hinweisen für unser christliches Familienleben gibt.
Das positive Beispiel der Eltern von Mose ist richtungweisend für Eltern, die ihre Kinder für den Herrn erziehen möchten. Ich möchte einige Punkte nennen:
1) Ja sagen zu Kindern
Amram und Jokebed hatten bereits zwei Kinder (eine Tochter und einen Sohn), als Pharao das Dekret erliess. Hätte man in solch einer Situation nicht besser auf ein drittes Kind verzichten sollen? Nein, der Glaube reagiert anders. Auch wenn unsere Zeit nicht mit der Zeit des Pharaos verglichen werden kann, leben wir doch in schwierigen und gefährlichen Zeitverhältnissen. Oft kommt die Frage auf, ob es überhaupt gut und richtig bzw. zu verantworten ist, heute noch Kinder zu haben? Die Antwort lautet eindeutig: ja! Das Beispiel von Amram und Jokebed ermutigt uns dazu. Die beiden haben Gott vertraut und Er hat sie nicht beschämt.
Normalerweise sollte ein Ehepaar nicht allein bleiben, sondern Kinder bekommen. Das entspricht den Gedanken Gottes und ist einer der Gründe, warum Er die Ehe gegeben hat (1. Mo 1,28; 9,1.7).
Doch es gibt Ehepaare, denen Gott den Wunsch nach einem Kind versagt. Solchen Fällen sollten wir zurückhaltend und vorsichtig begegnen. Für viele Betroffene ist es sehr schwer, dies anzunehmen und zu tragen.
2) Der richtige Blick auf unsere Kinder
Amram und Jokebed sahen, dass ihr Kind nicht nur schön, sondern «schön für Gott» war. Mit diesen Augen sollten wir jedes unserer Kinder von Geburt an sehen. Gewiss freuen sich Eltern, wenn Kinder «schön» sind oder wenn sie nach Vater oder Mutter «geraten». Vielmehr aber sollten wir erkennen, dass Gott jedes Kind, das geboren wird, nicht nur retten, sondern für sich und sein Werk benutzen möchte. Hanna, die Mutter Samuels, hatte genau diesen Blickwinkel. Sie brachte ihren Samuel zu Eli, damit er dort «vor dem HERRN erscheine und dort für immer bleibe» (1. Sam 1,22). Das muss eins der grossen Ziele der Kindererziehung sein.
Es geht nicht darum, dass unsere Kinder in dieser Welt Grosses leisten und die Karriereleiter so schnell wie möglich nach oben kommen. Vielmehr sollen unsere Kinder einmal brauchbare Werkzeuge ihres Herrn und Heilands werden. Nur Gott kann das bewirken, aber wir haben als Eltern in dieser Hinsicht auch eine Verantwortung. Wir können sie in die eine oder andere Richtung beeinflussen.
3) Das Glaubensvertrauen der Eltern
Wir sahen im zweiten Teil dieser Artikelserie bereits den Glauben und das Vertrauen der Eltern von Mose. Das sollte uns als Eltern im Blick auf unsere Kinder ebenfalls kennzeichnen. Die Seite der Verantwortung ist ohne Frage da. Doch ohne das Vertrauen auf einen lebendigen Gott ist es unmöglich, Kinder für Ihn zu erziehen. Wenn Kindererziehung «geraten» soll, ist das immer eine Sache der Gnade Gottes. Wenn Kinder den Herrn Jesus als ihren Heiland annehmen, ist das reine Gnade. Und wenn sie Ihm treu nachfolgen, ist es ebenfalls nichts als Gnade. Dieser unverdienten Zuwendung Gottes wollen wir als Eltern vertrauen.
Aber nicht nur, wenn es um die Errettung der Seele unserer Kinder geht, ist Glaubensvertrauen nötig. Wir brauchen es auch im Blick auf die Bewahrung unserer Kinder vor den vielfältigen und verderblichen Einflüssen, denen sie früher oder später ausgesetzt sind. Satan versucht alles, um sie für sich einzunehmen, und da brauchen wir dieses unerschütterliche Glaubensvertrauen der Eltern von Mose.
4) Die Glaubensenergie der Eltern
Glaubensvertrauen ist immer von Glaubensenergie begleitet. Es ist wahr, dass nur Gott unsere Kinder retten und bewahren kann. Genauso wahr ist, dass wir eine Verantwortung für unsere Kinder tragen und entsprechend handeln müssen. Das ist unsere Seite. Obwohl Amram und Jokebed im Glauben fest verwurzelt waren – oder gerade weil sie es waren –, handelten sie ihrem Glauben entsprechend. Sie taten alles, was in ihrer Kraft stand, um ihr Kind zu schützen, und überliessen das, was sie selbst nicht tun konnten, ihrem Gott. Nur so können wir in einer gottfeindlichen Umgebung Kinder für Ihn aufziehen.
Gott auferlegt uns als Eltern eine Verantwortung. Es ist sein Auftrag, dass wir die Kinder in der «Zucht und Ermahnung des Herrn» erziehen. Es ist unsere Verantwortung, ihnen früh von Dem zu erzählen, der für sie gestorben ist und sie für sich haben möchte. Es ist unsere Verantwortung, sie vor den Gefahren zu warnen, denen sie in der Welt ausgesetzt sind. Es ist unsere Verantwortung, sie in liebevoller Zuwendung zu begleiten und ihnen zu helfen, wo immer es möglich ist. Gott erwartet von uns, dass wir handeln und alles tun, was in unseren Möglichkeiten steht. Resignation ist keine Lösung. Wir wollen uns der Verantwortung stellen, die Gott uns übergibt.
5) Das Schutzmittel für unsere Kinder
Für Mose war das Schutzmittel ein mit Pech und Harz abgedichtetes «Kästchen». Es spricht vom Herrn Jesus, der für uns in den Tod (den Nil) gegangen ist. Es ist unsere Aufgabe als Eltern, unsere Kinder so früh wie möglich mit diesem Schutzmittel vertraut zu machen. Von Natur ist jedes unserer Kinder verloren und ein Kind des Todes. Retten kann sie nur der Herr Jesus. Aber unsere Aufgabe ist es, den Kindern klarzumachen, dass sie verloren sind und einen Heiland brauchen. Wir müssen sie zu Ihm bringen – und das so früh wie möglich. Der Herr Jesus sagt selbst: «Lasst die Kinder zu mir kommen und wehrt ihnen nicht» (Lk 18,16). Leider können wir als Eltern durch unser Verhalten die Kinder genau daran hindern. Kinder sind in der Regel offen für die Botschaft des Evangeliums. Deshalb fordert der Herr uns auf, ihnen kein Hindernis zu sein.
6) Erziehung ist eine gemeinsame Sache
Beim Vergleich der drei Stellen, in denen das Handeln der Eltern von Mose vorgestellt wird, fällt uns etwas auf:
- In 2. Mose 2 geht es um den natürlichen Schutz eines Kleinkindes. Da ist die Mutter die Handelnde.
- Apostelgeschichte 7 hat mehr mit der Verantwortung zu tun. Deshalb wird der Vater als der Aktive vorgestellt.
- Hebräer 11 zeigt die Seite des Glaubens. Dort werden beide Elternteile genannt.
Erziehung ist in der Tat eine gemeinsame Sache von Vater und Mutter, aber doch mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Es gibt Aufgaben, die entweder mehr der Mutter oder mehr dem Vater obliegen. Anderes aber muss unbedingt gemeinsam erfolgen.
Für Kinder ist es wichtig, dass sie merken: Ich habe sowohl einen «Vater» als auch eine «Mutter». Beide sollen als eine Einheit auftreten und den Kindern «Eltern» sein. Es ist fatal, wenn Kinder erkennen, dass Vater und Mutter unterschiedlich denken, und es ihnen möglicherweise sogar gelingt, beide Elternteile gegeneinander «auszuspielen». Gemeinsames Handeln der Eltern ist für einen gesunden Wachstumsprozess von Kindern jedenfalls förderlich.
7) Kinder müssen ernährt werden
Mose musste wie jedes andere Kind mit guter Nahrung versorgt werden, damit sein natürliches Leben erhalten blieb. Es fällt auf, dass der Text das Wort «stillen» (nähren) dreimal erwähnt. Unsere Kinder brauchen aber nicht nur Nahrung für ihren Körper und für das natürliche Leben. Es ist für uns unerlässlich, dass wir sie auch mit dem nähren, was sie für ihr geistliches Leben nötig haben. Die Milch ist hier ein Hinweis auf das Wort Gottes, das wir alle nötig haben, um geistlich zu wachsen.
In der Kindheit und Jugendzeit müssen die Eltern dafür Sorge tragen, dass Kinder die geistliche Nahrung bekommen, die sie «verdauen» und «verarbeiten» können. Ein kleines Kind wird gestillt. Ein grösseres Kind bekommt feste Speise. So müssen wir als Eltern ein Auge dafür haben, welche geistliche Speise (Art und Menge) für unsere Kinder gut und nützlich ist. Was sie früh lernen und aufnehmen, geht in der Regel durch das ganze Leben mit. Bei Mose war es jedenfalls so.
8) Kinder sind eine Leihgabe Gottes
Mose wurde seinen Eltern zweimal geschenkt: einmal durch Geburt und einmal nach seiner Rettung aus dem Nil. Sie mussten ihn auch zweimal abgeben. Einmal in den Nil und einmal in das Haus der Tochter des Pharaos. So sind Kinder bis heute ein Geschenk Gottes, aber sie sind eben auch eine «Leihgabe». Wir können sie nicht für uns behalten.
Zum einen müssen wir sie – je nach Alter – Stück für Stück in die Welt geben. Das beginnt spätestens dann, wenn sie ins schulpflichtige Alter kommen. Zum anderen kommt der Zeitpunkt, da sie das Elternhaus ganz verlassen, weil sie selbstständige Erwachsene geworden sind. Auf beides müssen sie vorbereitet werden. Doch wir sollen sie auch auf dem Weg dorthin begleiten.
Amram und Jokebed haben das getan. Sie konnten den Nil nicht leer schöpfen, um Mose zu bewahren. Umgeben vom Schutz des «Kästchens» und beobachtet von den Blicken der Schwester lag der Kleine im Fluss. So dürfen auch wir unsere Kinder im Gebet und im völligen Vertrauen auf Gott in diese Welt hineingeben. Der Herr allein kann sie vor dem Bösen bewahren. Im Leben Moses zeigte sich später, wie positiv die ersten Entwicklungsjahre im Haus seiner Eltern gewesen waren. Am Hof des Pharaos weigerte er sich als erwachsener Mann, ein Sohn der Tochter des Pharaos zu heissen. Die Schmach des Christus war ihm mehr wert als alle Schätze Ägyptens (Heb 11,26).
9) Gott ist ein Belohner
Gott lässt das Vertrauen der Seinen nicht unbelohnt – auch nicht im Blick auf unsere Kinder. Mose hatte vom Vertrauen seiner Eltern gelernt. Er wurde ein Mann des Glaubens und ein Mann, der wie sie den Pharao nicht fürchtete (Heb 11,27). Allein auf sich selbst gestellt, hat sich der prägende Einfluss der Jahre im Elternhaus bemerkbar gemacht. Sein Herzensentschluss ist bemerkenswert.
Es ist bekannt, dass die ersten Jahre im Leben eines Kindes besonders prägend sind. Gerade deshalb versucht der Feind, die Kinder so früh wie möglich für sich zu bekommen, und gerade deshalb sollten wir versuchen, sie so lange wie möglich vor den Einflüssen der Welt zu schützen.
Mose wurde ein Mann Gottes, einer, der für den HERRN brauchbar war. Das war eine «Belohnung» für die Eltern, aber es war vor allem eine Freude für Gott. Vielleicht schenkt es uns der Herr, dass auch wir in unseren Kindern etwas von dieser «Belohnung» des Glaubens sehen dürfen.