Nimmt diese Beziehung unseres geliebten Herrn zu seinem Volk in unseren Seelen den ihr gebührenden Platz ein? Sie wird zwar hauptsächlich im Alten Testament erwähnt; aber man würde sich eines grossen Segens berauben, wollte man das Hirtenamt Christi nur auf Israel beschränken. Schon das Wort des Herrn in Johannes 10,16 lässt eine solche Begrenzung nicht zu: «Ich habe andere Schafe, die nicht aus diesem Hof sind; auch diese muss ich bringen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde, ein Hirte sein.» Auch die Stellen in 1. Petrus 2,25 und 5,2-4, die sich an Gläubige des neuen Heilszeitalters richten, haben diesen Sinn. Ebenso benutzt Paulus in seinen Abschiedsworten an die Ältesten der Versammlung in Ephesus dasselbe Bild: «Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist als Aufseher gesetzt hat, die Versammlung Gottes zu hüten» (Apg 20,28).
Christus ist also sowohl der Hirte Israels als auch der Hirte der Herde, die in der Jetztzeit aus Israel und allen Nationen gesammelt wird. Die Gläubigen aller Zeitepochen können den herrlichen 23. Psalm auf sich beziehen; er ist zum Trost für das Volk Gottes aller Zeiten.
Dabei müssen wir allerdings darauf hinweisen, dass die Segnungen, die aus dieser Beziehung hervorkommen, je nach der Stellung der Schafe verschieden sind:
- Für Israel wäre Er auf der Erde Hirte gewesen, wenn sie Ihn angenommen hätten; nun wird dies für sie aber erst im Tausendjährigen Reich der Fall sein (Hes 34,23; Jer 23,1-4).
- Für uns aber ist Er Hirte als Der, welcher gestorben und auferweckt worden ist und jetzt zur Rechten Gottes sitzt (Heb 13,20). Er weidet jetzt sein Volk von seinem Platz in der Höhe aus. Er wird «der grosse Hirte der Schafe» genannt, weil Er, der dem Leib nach nicht unter ihnen weilt, in seiner treuen Sorge um die Herde Hirten zu ihr sendet, die sie unter seiner Leitung weiden sollen (Eph 4,11).
1. Der Hirte
Betrachten wir nun vor allem den Hirten selbst. Mit den Worten: «Wer aber durch die Tür eingeht, ist Hirte der Schafe» (Joh 10,2) stellte Er sich den Juden vor als der Einzige, der auf dem gottgewollten Weg in den Schafhof Israels eingegangen ist, als der Einzige, der in allem den Prophezeiungen des Wortes über den Hirten entsprochen hat, als der Einzige, dem Gott die Türe öffnete und Zugang zu seinen Schafen verschaffte.
Aber das Volk nahm Ihn nicht an, und so wurde Er «die Tür der Schafe»: «Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich eingeht, so wird er errettet werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden. Der Dieb kommt nur, um zu stehlen und zu schlachten und zu verderben. Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und es in Überfluss haben. Ich bin der gute Hirte; der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.» (Joh 10,9-11).
Das also ist es, was vor allem den «guten Hirten» kennzeichnet: Er lässt sein Leben für die Schafe. Er ist der Christus, der für alle gestorben ist; und somit sind alle gestorben (2. Kor 5,14). In dieser Tatsache liegt das ganze Geheimnis der Erlösung. Die Schafe wären für immer verirrt und verloren geblieben, aber der «gute Hirte» ist gekommen, zu suchen und zu erretten was verloren war. Er hat sein Leben in den Tod am Kreuz gegeben und hat die verlorenen Schafe gesucht, bis er sie gefunden hat. Darum ist Er der «gute Hirte».
Das ganze Herz Gottes und Christi wird uns durch den Tod Jesu am Kreuz offenbart. In uns selbst war nichts Anziehendes für seine Liebe, nichts, was Ihn veranlassen konnte, unseren Platz im Gericht einzunehmen und uns durch sein kostbares Blut zu erkaufen. Selbst als die völlige Bosheit des Menschen zutage trat, hinderte Ihn dies nicht, auch seinerseits völlig zu offenbaren, was Er war. Gleich wie das helle Licht der Sonne, wenn es durch dunkles Gewölk bricht, uns nur umso strahlender erscheint, so erglänzen die Liebe, die Gnade und die Menschenfreundlichkeit Christi am Kreuz, wohin die ungehemmte Bosheit Ihn gebracht hat, nur umso wunderbarer.
Der «gute Hirte» gibt seinen Schafen ewiges Leben (Joh 10,28). Aber dies kann nur durch den Glauben an Ihn geschehen (Joh 3,36). Er ist die Tür und jeder, der durch Ihn eingeht, ist errettet und hat ewiges Leben. Es wäre ein verhängnisvoller Irrtum, anzunehmen, man könne dieses Leben besitzen, das eine Gabe seiner souveränen Gnade ist, ohne persönlichen Glauben zu haben. Der Glaube ist nach dem Willen Gottes das alleinige Mittel, um Leben zu empfangen; er kennzeichnet seine Schafe als dem Herrn angehörend und sondert sie von der Welt ab.
Vom «guten Hirten» wird auch gesagt: «Er ruft seine eigenen Schafe mit Namen» (Joh 10,3). Dies tat Er mit dem Blinden, dem Er die Augen auftat und den Er zu einem seiner Jünger machte (Kap. 9), und noch so viele andere Beispiele finden sich in den Evangelien. Von Ewigkeit her kennt Er seine Schafe.
Zur bestimmten Zeit richtet Er sein wirksames Wort an sie und bringt sie dahin, seine Stimme als die des guten Hirten zu erkennen. So wird Er alle Schafe seiner Herde zusammenrufen, und sie versammeln, bis das letzte, in den Bergen oder in der Wüste umherirrende Schaf unter seinen Stab gebracht ist.
«Ich kenne sie» (Joh 10,27). Welch tiefer Trost für die Seinen! Obwohl wir auf dem Weg durch die Wüste unter seiner Führung stehen, so ist unser Glaube doch oft nahe daran, schwach zu werden; Müdigkeit übermannt uns, und wir sind versucht, an seiner Liebe zu zweifeln. Wie vermögen dann diese kostbaren Worte: «Ich kenne meine Schafe», die ängstliche Seele zu beruhigen und jede Furcht zu zerstreuen! Wir dürfen festhalten, dass sein Auge auf uns ruht, unsere Umstände und alle unsere Bedürfnisse sieht.
Seine Herde setzt sich heute aus Juden und Heiden zusammen; das ist ihr Merkmal in dieser Zeit der Gnade. Der Herr sagt: «Ich habe andere Schafe, die nicht aus diesem Hof (dem jüdischen Schafhof) sind; auch diese muss ich bringen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde, ein Hirte sein» (Joh 10,16). Einst war Israel allein die Herde des HERRN; daher beginnt der 23. Psalm mit den Worten: «Der HERR ist mein Hirte.» Da Er aber, als Er in die Mitte seines Volkes trat, von den Seinen nicht angenommen wurde, brach Er durch seinen Tod die Zwischenwand der Umzäunung ab, die die Juden von den Heiden trennte, und legte in seinem Sühnungswerk die Grundlage zur Vereinigung aller, die im Glauben darauf ruhen würden. Seit jenen Pfingsten, wo der Heilige Geist auf die Erde gekommen ist, hat Er die Schafe seiner Herde aus aller Welt gerufen: Sie hören seine Stimme, sie werden herzugeführt und wenn sie mit der Herde verbunden sind, so gibt es in ihr weder Juden noch Heiden; die Schafe bilden nur noch eine Herde, unter einem Hirten.
Schliesslich ist es auch kennzeichnend für den Hirten, dass Er seine Schafe bewahrt: «Ich gebe ihnen ewiges Leben und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist grösser als alles, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters rauben» (Joh 10,28.29).
Damit sichert Er den Seinen absolute Bewahrung zu. Aus der Hand des Mietlings kann der Wolf die Schafe rauben, aber nicht aus der Hand des «guten Hirten». Wie geben diese herrlichen Worte, wenn wir sie im Glauben aufnehmen, unseren Herzen eine unerschütterliche Ruhe!
2. Die Schafe
Lasst uns noch einige Charakterzüge der Schafe aufzählen!
«Sie hören meine Stimme» (Joh 10,4.16.27), das ist eines ihrer wichtigsten Merkmale. Wie wir schon am Anfang festgestellt haben, kennt der Hirte seine eigenen Schafe und ruft sie mit Namen. Der Herr stellt sie den Juden gegenüber, von denen Er sagen musste: «Aber ihr glaubt nicht, denn ihr seid nicht von meinen Schafen, wie ich euch gesagt habe. Meine Schafe hören meine Stimme …» (Vers 26).
Der Herr sagt von seinen Schafen auch: «Einem Fremden aber werden sie nicht folgen» (Vers 5). Das macht die Sicherheit seiner Herde aus. Die Schafe erkennen sogleich die Stimme des Hirten; ein Fremder mag versuchen, die Stimme des Hirten täuschend ähnlich nachzuahmen – sie merken doch, dass es die Stimme eines Fremden ist. Das lehrt auch der Apostel Johannes: «Ihr habt die Salbung von dem Heiligen und wisst alles … Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang an gehört habt, so werdet auch ihr in dem Sohn und in dem Vater bleiben» (lies 1. Joh 2,20-27). Um vor der Lüge bewahrt zu bleiben, ist es demnach nicht nötig, die unzähligen, von allen Seiten auftauchenden Irrtümer kennen zu lernen. Es genügt uns, die Stimme des Hirten zu kennen; unsere Sicherheit besteht darin, auf seine Worte zu hören, sie immer besser kennen zu lernen und uns viel zu den Füssen des Herrn hinzusetzen, wie Maria es tat (Lk 10,39). Das schützt uns vor den Gefahren und ist zu unserem Segen.
Die natürliche Folge davon, dass die Schafe die Stimme ihres Hirten hören und sie kennen, ist die, dass sie Ihm folgen (Joh 10,4.27). Die Schafe haben keinen anderen Willen als den des Hirten. Sobald sie aufhören, Ihm zu folgen, gehen sie irre (vgl. Jes 53,6). Im Orient, und auch in einigen Gegenden Europas, zieht der Hirte den Schafen voran; geht er, so folgen sie ihm; bleibt er stehen, so stehen auch sie still. Auf diese Tatsache spielt der Herr in dem Abschnitt an, den wir vor uns haben; sie gibt Ihm Anlass zu einer sehr ernsten Belehrung. Um dem Hirten zu folgen, halten die Schafe den Blick auf Ihn gerichtet; sie dürfen nie unaufmerksam sein; immer wieder müssen sie sich vergewissern, in welcher Richtung Er vorangeht, und wohin sie Ihm folgen sollen. So überlassen sie alles den Händen des Hirten: An Ihm ist es, die Gefahr zu erkennen, für Nahrung und Trank zu sorgen und ihnen den Weg zu zeigen. Ihre Verantwortung aber besteht darin, Ihm zu folgen, überall dahin, wohin Er sie führen wird – Ihm zu folgen, bis Er kommt, um sie heimzuführen, dahin, wo Er ist.
Von den Schafen wird auch gesagt, dass sie den Hirten kennen. Sie kennen nicht nur seine Stimme, sondern auch Ihn selbst (Joh 10,14-15). Das ist die höchste Segnung, die die Schafe besitzen. Ein anderer Schreiber sagt darüber: Der gute Hirte bejaht mit Bestimmtheit, dass die Schafe Ihn kennen. Wie könnte es auch anders sein, wenn man seine Liebe geniesst? Der Herr setzt nicht voraus, dass in dieser Erkenntnis eine Abschwächung eintreten könnte. Er stellt hier fest, was die Seinen kennzeichnet, und redet nicht davon, in welcher Weise die Schafe diese Erkenntnis verwirklichen. Zwischen dem Hirten und den Schafen ist die Grundlage zu einer völligen Gemeinschaft gelegt, wie sie zwischen Ihm und seinem Vater besteht. Er gab sein Leben dahin, damit dies zustande kommen konnte.
3. Der Hirtenpsalm
Der 23. Psalm hilft uns, sowohl die Vorrechte der Schafe als auch ihre Beziehungen zum Hirten besser zu verstehen.
«Der HERR ist mein Hirte.» Können auch wir diese Sprache sprechen? Das hängt von der Wirklichkeit unserer Beziehungen zu Ihm ab. Jeder kann sagen, der Herr sei ein Hirte; aber die Kraft dieser Aussage steckt in dem kleinen Wort: mein. Die Sprache des Glaubens ist: «Mein Hirte»; das Wort mein ist also der Schlüssel zu diesem Psalm.
Was ist die Folge davon, dass Er mein Hirte ist? «Mir wird nichts mangeln.» Hier handelt es sich nicht um das, was wir für Ihn sind, sondern was Er für uns ist. Viele Christen beginnen mit sich selbst. Aber was geschieht dann, wenn sie entdecken, dass sie arme, schwache und sündige Geschöpfe sind? Sie fallen in Zweifel und Furcht. – Beginnen wir jedoch mit dem Herrn, betrachten wir, was Er sowohl in sich selbst als auch in seinen Beziehungen zu uns ist, so haben wir die völlige Gewissheit, dass uns nichts mangeln wird, ist Er doch ein Hirte, der den Bedürfnissen seiner Herde vollkommen zu entsprechen weiss. Wie töricht wären die Kinder, die ihre Eltern fragten: «Werdet ihr morgen auch wieder für uns sorgen?» Wir aber, die einen solchen Hirten haben, wären noch weit törichter, wenn wir uns im Blick auf das Kommende beunruhigten. Es genügt unseren Herzen, zu wissen, dass Er unser guter Hirte ist, und in diesem kostbaren Vertrauen überlassen wir alles seinen Händen, denn «Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte» (Jes 40,11). Er ist unser und wir besitzen alles in Ihm; unser Herz kann also in vollkommenem Frieden ruhen, in der völligen Gewissheit seiner immerwährenden Liebe, seiner Allmacht und seiner beständigen Fürsorge.
«Er lagert mich auf grünen Auen, er führt mich zu stillen Wassern.» Er ist es, der uns alle diese Segnungen nahebringt, der für unsere Bedürfnisse sorgt, der uns Ruhe und Erfrischung gibt. Auf den grünen Auen können die Schafe mit Wonne weiden, und wenn sie wie von Mark und Fett gesättigt sind, ruhen sie sich bei den erfrischenden Wassern aus. So also ist das Herz des Hirten. Er sorgt für die Bedürfnisse der Seinen, Er wacht über sie, damit ihnen nichts mangle.
«Er erquickt meine Seele; er leitet mich in Pfaden der Gerechtigkeit um seines Namens willen.» Er erquickt uns, wenn wir ermattet sind; Er richtet uns auf und stellt uns wieder her. Er ist für die Seinen Erquickung, Stärke, Trost und Hilfe. Der Weg ist schwierig, und wir, ach! wie bald würden wir schwach und müde werden, wenn Er uns nicht hielte! Wie oft würden wir inmitten der Schwierigkeiten des Glaubensweges ermatten, aber «Er erquickt meine Seele.»
Und wenn ein Schaf vom Weg abirrt, so läuft Er ihm nach und bringt es wieder zurück. Über jedem seiner Schafe hält Er seine Augen offen; keines kann abirren, ohne dass Er es weiss, und keines würde den Rückweg finden, wenn der Hirte ihm nicht nachginge und es zurückführte. Er führt den Irrenden zu sich selbst, auf den Pfad der Gerechtigkeit zurück, der seinem Willen entspricht. Er tut es um seines Namens willen, mit dem wir aufs innigste verbunden sind.
Nachdem der Psalmist betrachtet hat, was der HERR ist und getan hat, kann er sagen: «Auch wenn ich wanderte im Tal des Todesschattens, fürchte ich nichts Übles, denn du bist bei mir; dein Stecken und dein Stab, sie trösten mich.» Die Welt ist durch den Tod Christi gerichtet (Joh 12,31), und deshalb ist sie für den Gläubigen, der in Bezug auf die Beurteilung der Welt in die Gedanken Gottes eingetreten ist, das Tal des Todesschattens. Auch wenn er durch Krankheit gehen muss und die Schatten des Todes sich nähern, so mag er unter dem Eindruck stehen, nun wandere er durch ein dunkles Tal.
Was aber hilft uns gegen die Furcht in diesem Tal? Das Bewusstsein: «Du bist bei mir». Er selbst ist Grund genug zur Freude. In Ihm haben wir eine Quelle des Segens. Sein Stab leitet uns und sein Stecken schützt uns. Tröstet uns dieser Gedanke, und ist uns dieses Bewusstsein allezeit gegenwärtig? Mögen wir auch schwach und müde sein, wir haben in unserem Hirten unendliche Hilfsquellen. Gepriesen sei sein Name!
Unser Psalm redet aber noch von einem anderen Wesenszug der Segnung: «Du bereitest vor mir einen Tisch angesichts meiner Feinde; du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, mein Becher fliesst über.» Der Weg führt nicht nur durch das Tal des Todesschattens, es sind auch Feinde um uns her. Aber der Hirte, der mit uns ist, begegnet dieser Schwierigkeit. Die Feinde mögen wüten und zu zerstören suchen – Er aber bereitet «vor mir einen Tisch angesichts meiner Feinde.» Er stärkt sein Volk, und die Feinde müssen erkennen, dass Gott mit ihnen ist und sie mit allem Nötigen versorgt, wie wir es in Hebräer 13,5.6 lesen:
«Er hat gesagt: Ich will dich nicht versäumen, noch dich verlassen; so dass wir kühn sagen können: Der Herr ist mein Helfer, und ich will mich nicht fürchten; was wird mir ein Mensch tun?»
Zudem haben wir die Salbung Gottes, den Geist der Kraft: «Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt». Darum fügt der Psalmist hinzu: «Mein Becher fliesst über». Nichts fehlt, und selbst inmitten einer solchen Szene überfliesst sein Herz von der Güte und Huld in IHM. Ihn als Hirten zu haben, ist die Quelle jeder Segnung; denn sie fliesst aus Ihm, aus dem, was Er in sich selbst für uns ist. Und vergessen wir nicht: Dies ist unser gegenwärtiges Teil. Das sind Segnungen für die Gegenwart. Wie schränken wir doch oft durch unseren Unglauben das Herz Gottes ein! Wie nötig haben wir es, auf unserer Reise durch die Wüste die Überfülle seiner Gnade und den Reichtum seiner Liebe völlig kennen zu lernen!
Der Schluss ist einfach und schön. «Nur Güte und Huld werden mir folgen alle Tage meines Lebens.» Wie können wir dies sagen? Weil der Herr unser Hirte ist. Das Vertrauen in Ihn und die Erkenntnis dessen, was Er ist, lassen uns mit tiefer Überzeugung so reden.
Und was fügt der Psalmist noch hinzu? «Und ich werde wohnen im Haus des HERRN auf immerdar». Das ist das herrliche Ziel am Ende unseres Weges! So reich gesegnet wir jetzt im Genuss dessen sind, was Christus als Hirte für uns ist, so werden wir doch noch wunderbarere Segnungen und tiefere Freude haben, wenn Er kommt, um uns zu sich zu nehmen.
Wie sind doch diese Worte und die Wirkung der Gnade auf unser Herz dazu angetan, uns Dem näher zu bringen, dem die Gnade entspringt, und in uns den Wunsch auszulösen, für immer in seinem Haus zu sein, für ewig bei Ihm zu wohnen! Alle Segnung hat ihren Mittelpunkt in Ihm, und darum möchte die Seele, die Ihm nachfolgt, für immer bei Ihm sein. Glückselig, wer gelernt hat, dass er in Christus alles besitzt, dass Christus genug ist, um die Herzen und Gedanken auszufüllen!
Möge uns der Herr selbst zu immer tieferer Erkenntnis seiner Fülle und unserer unaussprechlichen Segnungen in Ihm führen, uns, die wir durch die Gnade in die Beziehung zu Ihm, als dem guten Hirten, gebracht worden sind!