Die Stiftshütte (4)

2. Mose 27,9-19; 2. Mose 30,17-21; 2. Mose 38,8

4. Der Vorhof

Grundsätzlich redet der Vorhof vom öffentlichen Zeugnis, das die Gläubigen, die das Haus Gottes bilden, nach aussen hin ablegen sollen; wogegen die eigentliche Stiftshütte das Heiligtum, und was man dort betrachtet, darstellt. So war auch das ganze Heiligtum auf Füsse von Silber gestellt (mit Ausnahme der Säulen des Vorhangs am Eingang, die auf kupfernen, von aussen sichtbaren Füssen standen), während die Säulen des Vorhofs alle auf kupfernen Füssen ruhten.

Säulen und Umhänge (2. Mose 27,9-19)

Masse: Länge des Vorhofs = 100 Ellen, Breite = 50 Ellen; 56 Säulen, die 280 Ellen Umhänge trugen; das Tor im Osten ruhte auf vier Säulen und war 20 Ellen breit.

Beachte, dass die Länge der Umhänge der Länge der Teppiche der Stiftshütte entspricht, wenn man sie aneinanderreiht. Das zeigt, dass das Zeugnis nach aussen hin das innere Leben im Heiligtum nicht überschreiten soll. Die Höhe der Umhänge war fünf Ellen; somit war es unmöglich, von aussen her zu sehen, was im Innern des Vorhofs vor sich ging. Man konnte nur die Seekuhfelle der Stiftshütte und den vom kupfernen Altar aufsteigenden Rauch wahrnehmen.

Diese weissen Umhänge von gezwirntem Byssus, von kupfernen Säulen getragen, die auf kupfernen Füssen ruhten, reden im Besonderen von:

  1. der Tatsache, dass das Haus Gottes und sein Vorhof von der Aussenwelt deutlich abgesondert sein sollen. Das reine Weiss der Umhänge zeigte an, dass nichts Unreines in diesen abgeschlossenen Raum eintreten sollte. (Vgl. mit dem neuen Jerusalem, Off 21,27);
  2. dem reinen und fleckenlosen Leben Christi in dieser Welt (Byssus = feinste weisse Baumwolle, 1. Mose 41,42), der in seinem Wandel allem, was die Gerechtigkeit Gottes forderte (Kupfer), völlig entsprochen hat;
  3. dem öffentlichen Zeugnis praktischer Gerechtigkeit nach aussen hin (vgl. Off 19,8), seitens der Gläubigen, die Selbstgericht geübt haben und bereit sind, wenn es nötig ist, Leiden auf sich zu nehmen, um den Willen Gottes zu erfüllen (Kupfer), und die durch die Erlösung (Bindestäbe von Silber: 2. Mose 38,25-31; Joh 11,52) zu einem Ganzen zusammengefügt sind.

Tatsächlich, es geziemt sich den Erlösten nicht, sich vor der Welt mit der Sicherheit ihres Heils (Füsse von Silber) oder den verschiedenen Segnungen, die sie in Christus besitzen, zu brüsten. Vielmehr ist es ihr Wandel, der sprechen soll; sie müssen Selbstgericht üben um aufrecht zu bleiben; die Liebe, die sie als Erlöste des Christus vereint, ist ihr praktisches Zeugnis vor der Welt: «Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt»; « … damit auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast» (Joh 13,35; 17,21).

Das Tor (2. Mose 27,16)

Masse: 20 Ellen breit, 5 Ellen hoch = 100 Quadrat-Ellen; es hat also denselben Flächeninhalt wie die Vorhänge des Eingangs zum Heiligtum; jene massen 10x10 Ellen = 100 Quadrat-Ellen.

Das Tor des Vorhofs war demnach breit. Es hatte die gleichen Farben wie die Vorhänge der Stiftshütte und spricht von Christus, wie Er in Gnade seine Arme weit ausbreitet, um «wer da» eintreten will aufzunehmen. Christus ist die Tür (Joh 10,7). Kein Cherub verwehrte den Zugang zum Vorhof, wie beim Eingang zum Garten Eden (1. Mo 3,24).

Eine einzige Bedingung jedoch war zu erfüllen, damit der Israelit durch dieses Tor eintreten durfte: er musste ein Opfer bringen (5. Mo 16,16). Das führt uns zum

Kupfernen Altar (2. Mose 27,18)

dem ersten Gegenstand, dem man, vom Eingang des Vorhofes herkommend, begegnete.

Masse: 5x5x3 Ellen; die quadratische Form erinnert an die alles umfassende Tragweite des Opfers am Kreuz (4 Winde, 4 Himmelsrichtungen usw.). Der Altar ist ein Vorbild von Christus (Akazienholz), aber eines Christus, der dem Gericht Gottes über die Sünde begegnet ist (Kupfer; siehe 4. Mose 16,36-40).

Welches war der Hauptzweck des Altars? Er war die Stätte, wo man die Opfer darbrachte und das Blut vergoss, das allein «Sühnung tut durch (oder für) die Seele» (3. Mo 17,11; siehe auch Heb 9,22: «ohne Blutvergiessung gibt es keine Vergebung»). Der Altar spricht von Christus; die Opfer sprechen von Christus und auch der Priester, der sie darbrachte, spricht von Christus.

Alles was sich am Altar zutrug, weist auf das Kreuz hin.

Zwei grundlegende Wahrheiten gehen aus dem kupfernen Altar und aus den Opfern hervor, die dort dargebracht wurden:

  1. die Notwendigkeit der Blutvergiessung, um die Sünde wegzutun. Diese Wahrheit wird vom 1. Buch Mose bis zur Offenbarung deutlich gemacht. «Der Lohn der Sünde ist der Tod» (Römer 6,23); das vergossene Blut redet vom Tod des Schuldigen oder des an seiner statt dargebrachten Opfers. Es gibt kein anderes Mittel, um die Sünde vor Gott wegzutun.
  2. die grundlegende Wahrheit der Stellvertretung. Nach den Gedanken Gottes kann anstelle des Schuldigen ein Opfer ohne Fehl zur Sühnung dargebracht werden, so z.B. der Widder, der anstelle Isaaks geschlachtet wurde (1. Mo 22,13), oder das Passahlamm, das statt des Erstgeborenen sterben musste (2. Mo 12). «Christus hat einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten» (1. Petrus 3,18); «Er, der Sünde nicht kannte, wurde für uns zur Sünde gemacht» (2. Kor 5,21).

Das Gitter von Netzwerk aus Kupfer im Altar, das das Feuer des Gerichts trug, erinnert ebenfalls an Christus, der durch das Feuer des Gerichts Gottes gehen musste. Dort, wo sein ganzes Wesen erprobt wurde, hat Er nur seine eigenen Vollkommenheiten offenbart.

Die Opfer wurden auf dem Altar dargebracht, und zwar:

  • Brandopfer
  • Speisopfer
  • Friedensopfer
  • Sünd- und Schuldopfer

Bleiben wir einen Augenblick beim Sündopfer stehen, wie wir es in 3. Mose 4,27-35 beschrieben finden.

Ein Israelit, der einem der Gebote des HERRN gegenüber ungehorsam war und sich somit «verschuldet hat», wird sich seiner Sünde bewusst. Der Heilige Geist ist es, der mittels des Wortes von Sünde überführt. Ein Mensch mag gegenüber seinen Sünden, die er begangen hat, und hinsichtlich seines sündigen Zustandes vor Gott lange Zeit gleichgültig bleiben, aber es kommt ein Augenblick, wo Gott durch seinen Geist in Gnade eingreift, um in ihm dieses Schuldbewusstsein zu wecken. Was soll er nun tun? Der Israelit musste «seine Opfergabe bringen», eine Ziege oder ein Schaf ohne Fehl (Verse 28,32). Es genügte nicht zu wissen, wie man vorzugehen hatte, damit die Sünde vergeben wurde; der Israelit musste in Wirklichkeit eine Opfergabe bringen: Er musste hingehen, aus seiner Herde ein Tier ohne Fehl – nicht ein krankes oder gebrechliches – holen, das ganze Lager durchqueren und das Tier durch das Tor des Vorhofs bis zum Altar führen. Dort angekommen, musste der Israelit «seine Hand auf den Kopf des Sündopfers legen», wie um zu sagen: Die Sünde, deren ich mich schuldig gemacht habe, lege ich auf dieses unschuldige und makellose Opfertier. Dann musste er selber das Tier schlachten. – Man muss persönlich zum Kreuz kommen, seine Sünde bekennen und für sich annehmen, dass das heilige und makellose Opferlamm sie getragen und dafür anstelle des Sünders vom Gericht Gottes heimgesucht worden ist.

Der Priester nahm von dem Blut des Opfertieres, strich es an die Hörner des Altars und goss den Rest an den Fuss des Altars; dann verbrannte er das Fett und tat Sühnung für den Schuldigen. Dieser Priester ist ein Bild von Christus, der für die Reinigung des Sünders alles erfüllt hat. Das Wort stellt zweimal ausdrücklich fest: «Und es wird ihm vergeben werden» (Verse 31 und 35). Der Israelit konnte mit der Gewissheit der Vergebung in sein Zelt zurückkehren, nicht etwa, weil er etwas davon fühlte, sondern weil in dem inspirierten Wort geschrieben stand: «es wird ihm vergeben werden». So ist es auch heute; das Werk Christi ist die Sicherheit unseres Heils, aber das Wort Gottes ist es, das uns die Gewissheit gibt: «Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben» (Joh 3,36; siehe auch Heb 10,10 und 14). Wenn jemand seines Heils nicht gewiss ist, so nehme er seine Bibel und lese vor dem Angesicht Gottes, was darüber gesagt ist und glaube es.

Beim Brandopfer (3. Mo 1) musste der Israelit, der sich dem Altar nahte, ebenfalls «seine Hand auf den Kopf des Brandopfers legen» (Vers 4). Da handelte es sich aber nicht darum, Vergebung zu empfangen; dem, der ein Brandopfer brachte, war schon vergeben. Er opferte dieses Brandopfer als Zeichen der Dankbarkeit und der Anbetung. In gewisser Hinsicht gingen die Vollkommenheiten des Opfers auf den Anbeter über und jenes war «zum Wohlgefallen für ihn». «Er hat uns begnadigt (angenehm gemacht) in dem Geliebten» (Eph 1,6). Gott sieht die Seinen in Christus, und aufgrund des Brandopfers, dem «Feueropfer lieblichen Geruchs dem HERRN», ist der Herzunahende Ihm wohlgefällig (Eph 5,2).

Das Becken von Kupfer (2. Mose 30,17-21; 38,8)

Das Becken von Kupfer, dessen Masse uns nicht mitgeteilt sind, stand zwischen dem kupfernen Altar und der Stiftshütte. Es diente nicht zum Opfern der Tiere, sondern zum Waschen, was Aaron und seine Söhne jedes Mal tun mussten, bevor sie ins Zelt der Zusammenkunft hineingingen, oder bevor sie dem Altar nahten, um ein Opfer darzubringen.

In Johannes 13 hat uns der Herr Jesus selbst gezeigt, was das kupferne Becken bedeuten soll. Während jenes letzten Abendessens mit seinen Jüngern, stand Er vom Tisch auf und fing an, ihre Füsse zu waschen. Petrus wollte es zuerst nicht, aber Jesus sagte zu ihm: «Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil mit mir». Darauf bat Ihn Petrus, dass Er ihm nicht nur die Füsse, sondern auch die Hände und das Haupt waschen möge. Aber Jesus gab ihm zur Antwort: «Wer gebadet ist, hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen die Füsse, sondern ist ganz rein.»

Das zeigt uns, dass es für die, die gebadet, d.h. durch die Neugeburt zum Leben gekommen sind, nicht nötig ist, das zu wiederholen, was ein für alle Mal geschehen ist (Titus 3,5). Aber es kommt nur zu oft vor, dass der Gläubige wegen des Fleisches, das noch in ihm ist, sich auf dem Weg durch die Welt die Füsse beschmutzt. Es handelt sich für ihn nun nicht darum, dass er sich von neuem «bekehre», sondern dass die Füsse gewaschen werden. Der Herr zeigt durch sein Wort an, worin man sich verunreinigt hat; dann muss man dies Gott bekennen (1. Johannes 1,9) und sich daran erinnern, dass Christus auch für diese Sünde gestorben ist. Hat der Erlöste auf diese Weise seine Füsse gewaschen, so kann er «ein Teil mit dem Herrn» haben: er kann die Gemeinschaft mit Ihm wieder geniessen.

In der Tat, wenn der Gläubige gefehlt hat, so ist seine Gemeinschaft mit dem Herrn unterbrochen. Er hat keine Freude, keinen Geschmack mehr am Wort Gottes. Das Heil ist nicht verloren, das ewige Leben immer noch vorhanden, aber eine Wolke ist zwischen den Herrn und ihn getreten. Nun gilt es, sich unverzüglich zum Herrn zu wenden, Ihm seine Sünde zu bekennen, sich selbst zu richten, der Wirkungskraft seines Opfers zu gedenken – und man ist wiederhergestellt. Aber vergessen wir nicht, dass uns reichliche Mittel gegeben sind, damit wir uns nicht mit der Sünde einlassen, wie der Apostel sagt: «ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt» (1. Johannes 2,1).

Es ist wichtig, jeden Tag Selbstgericht zu üben und diese Fusswaschung vorzunehmen. Aber wie die Priester vor dem Eintritt in das Heiligtum oder bevor sie dem Altar nahten, sich einer Waschung unterziehen mussten, so ist es ganz besonders wichtig, dass «jeder» sich selbst prüft, bevor er sich zur Stunde der Anbetung einfindet und am Brotbrechen teilnimmt, gemäss der Belehrung von 1. Korinther 11,26-32. In jenen Versen wird uns gesagt, dass jeder, der das Brot isst oder den Kelch des Herrn trinkt unwürdig, des Leibes und Blutes des Herrn schuldig sein wird. Aber es wird nicht hinzugefügt, dass man sich wegen der Verunreinigung auf dem Weg vom Abendmahl enthalten soll; im Gegenteil: «Jeder aber prüfe sich selbst, und so esse er.» Es ist wichtig, sich vor dem Eintritt ins Heiligtum selbst zu richten, am kupfernen Becken vorbeizugehen und dann zu essen. So wird man es in dem tiefen Bewusstsein der Gnade tun, die es uns aufgrund des Werkes Christi allein ermöglicht, diesem Mahl zum Gedächtnis seines Todes zu nahen, um seinem letzten Wunsch zu entsprechen.

Das tägliche Selbstgericht zu vernachlässigen und in diesem Zustand am Abendmahl teilzunehmen, heisst, sich dem Gericht des Herrn auszusetzen: Mehrere in Korinth waren körperlich schwach, krank oder sogar entschlafen. Aber es hat auch sittliche Folgen. Denn wenn man es am Selbstgericht fehlen lässt und leichtsinnig am Brotbrechen teilnimmt (sich enthalten ist vielleicht noch schlimmer), werden wir geistlich schwach und krank (ein krankes Schaf bleibt hinter der Herde zurück!) oder werden gar von einem geistlichen Schlaf übermannt (siehe Eph 5,14). Wenn dies der Fall ist, wie dringend nötig ist es da, aufzuwachen, «aus den Toten» aufzustehen, um das Licht des Angesichtes Christi wiederzufinden!

Das kupferne Becken wurde aus den Spiegeln der Frauen gemacht, die sich am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft scharten (2. Mo 38,8). Hierin liegt eine doppelte Belehrung:

  1. Die Spiegel sind nach Jakobus 1,23 ein Hinweis auf das Wort Gottes, das uns die Vergehungen, die Verunreinigung unserer Füsse zum Bewusstsein bringt.
  2. Die Frauen, die mit denen, die den HERRN suchten, (2. Mo 33,7), zum Zelt der Zusammenkunft hinausgingen, hatten ein Herz für Ihn. Im Genuss seiner Gegenwart fiel es ihnen leicht, das mit Freuden dem Herrn hinzugeben, was bis dahin ein Gegenstand der Eitelkeit war.