Die Stiftshütte (8)

Hebräer 10,19-22

8. Der Zugang zum Heiligtum

Die Stiftshütte hat vom Haus Gottes und von der Gesamtheit seiner Erlösten gesprochen, dargestellt in den Brettern, den Teppichen, den 12 Broten, den Säulen und den Umhängen des Vorhofs – Vorbilder, wenn auch unvollständig, des Geheimnisses, das später dem Apostel Paulus völlig offenbart werden sollte: die Versammlung, die sein Leib ist (Eph 3,5).

In einem höheren Sinn noch hat die Stiftshütte von der Offenbarung Gottes in Christus geredet; in allen ihren Teilen, von der Lade bis zum Tor haben wir Christus gesehen. Möge Er immer mehr der Gegenstand des Sinnens unserer Herzen und der Anziehungspunkt unserer Seelen werden.

Die Stiftshütte zeigt uns schliesslich auch den Weg, durch den wir Zugang zu Gott haben. Das Evangelium Johannes folgt in den grossen Zügen dieser Linie. Die Kapitel 1 – 13 handeln vom Vorhof: Gleich am Anfang, wo dort der kupferne Altar steht, wird uns hier das Lamm Gottes vorgestellt (Joh 1,29); das 13. Kapitel entspricht dem kupfernen Becken. Die Kapitel 14 – 16 lassen uns ins Heilige eintreten. Der Herr Jesus redet dort mit seinen Jüngern ganz besonders vom Heiligen Geist, und von dem Licht, das Er ihnen bringen würde. Dann, in Kapitel 17, geht unser Hoherpriester allein ins Allerheiligste hinein, um mit seinem Vater zu reden und sich für die Seinen zu verwenden.

Jeder vom Volk Israel durfte durch das grosse Tor in die Umzäunung der Stiftshütte treten, vorausgesetzt, dass er mit einem Opfer kam; kein Cherub verwehrte den Zugang. Am kupfernen Altar lernte der Schuldige verstehen, wie seine Sünden vergeben werden konnten. Heute erkennt der bußfertige Sünder, der im Glauben zum Kreuz kommt, dass das Blut Christi seine Sünden wegnimmt: Gott wird ihrer nie mehr gedenken.

Wer in der heutigen Haushaltung der Gnade so zu einem Gläubigen und gleichzeitig auch zum Priester geworden ist, findet am kupfernen Becken das, was von den Verunreinigungen des Weges reinigt. Dann, wenn er ins Heiligtum hineingeht (das Heilige und Allerheiligste bilden, da der Vorhang zerrissen ist, für uns heute nur einen Bereich), findet er Nahrung und Licht. Er hat das Bewusstsein, dass er in Christus vor Gott dargestellt wird: «ihr in mir» (Joh 14,20). Am goldenen Altar kann er anbeten und dabei etwas von den Vollkommenheiten der wunderbaren Person, die diese heilige Stätte erfüllt, zu Gott emporsteigen lassen; denn jetzt kann er durch den zerrissenen Vorhang hindurch die Schönheit und die Herrlichkeiten dessen betrachten, von dem die Lade nur ein Schatten war (Ps 27,4; 2. Kor 3,18).

Als die Wolke, das Zeichen der Gegenwart Gottes, die Stiftshütte und später auch den Tempel erfüllte, mussten sich die Priester draussen aufhalten (2. Mo 40,35; 2. Chr 5,14). Selbst für die Jünger war diese Wolke ein Gegenstand der Furcht (Lk 9,34), aber für uns heute ist sie die Herrlichkeit des Vaters, von woher die Stimme ertönt: «Dieser ist mein geliebter Sohn, ihn hört». In Hebräer 10,19-22 wird die Summe unserer gegenwärtigen Vorrechte beschrieben. Anstelle eines verschlossenen Zugangs haben wir nun volle Freimütigkeit, um in das Heiligtum einzutreten. Das Blut Jesu ist vergossen; der neue und lebendige Weg wurde durch Ihn, durch den Vorhang hin, geöffnet; Er bleibt unser grosser Priester, der unsere heiligen Opfer Gott gereinigt darbringt. Sollen wir «von fern» stehen, wie damals die Ältesten Israels? (2. Mo 24,1). Im Gegenteil, wir können ohne Furcht herzunahen. Aber der praktische Zustand soll mit der Gegenwart Gottes übereinstimmen: Ein wahrhaftiges Herz, das den Herrn liebt; eine volle Gewissheit des Glaubens, die auf das Wort Gottes gegründet ist; die Herzen durch die Besprengung des Blutes Christi gereinigt vom bösen Gewissen, und der Leib ein für alle Mal mit reinem Wasser gewaschen (Titus 3,5; Johannes 13,10. Nach dieser letzten Stelle benötigen wir nur immer wieder die Fusswaschung).

Welch wunderbares Wort: «Lasst uns hinzutreten»! Alles, was wir in der Stiftshütte gesehen haben, hat uns immer wieder gezeigt, dass damals «der Weg zum Heiligtum noch nicht offenbart» war. Gott wohnte im Dunkel (2. Chr 6,1). Heute aber ist alles geöffnet, alles ist Licht. Christus ist mit seinem eigenen Blut gekommen; Er hat seinen eigenen Leib geopfert; und jetzt haben wir durch Ihn – welch gesegnete Stellung in Erwartung der Herrlichkeit! – «beide den Zugang durch einen Geist zu dem Vater» (Eph 2,18). Als «lebendige Steine», die geschmeckt haben, dass der Herr gütig ist, kommen wir zu Ihm (1. Pet 2,4). Es ist der Wunsch seines Herzens, uns in seiner Gegenwart zu haben; der Vater sucht Anbeter, die Ihn in Geist und Wahrheit anbeten. Könnte es einen besseren Abschluss für unsere ganze Betrachtung geben, als diesen dringenden Aufruf: «Lasst uns hinzutreten!»