Der Sardis
Der Sardis ist der erste Stein in der obersten Reihe des Brustschilds Aarons (2. Mo 28,17-20). In 2. Mose 39,10-13 finden wir dieselbe Aufzählung in der gleichen Reihenfolge. Sardis ist nicht mit dem Sardonyx zu verwechseln, mit dem wir uns später beschäftigen werden. Der Sardis ist rot und gelb und hat somit die Farbe des Blutes und des Goldes. Diese beiden hier vereinigten Farben reden von zwei eng verbundenen Wahrheiten: Vom Wert des Blutes Jesu Christi und von der Gerechtigkeit, mit der der Schuldige kraft dieses Blutes bekleidet ist; denn das Gold bedeutet in der Heiligen Schrift göttliche Gerechtigkeit. Beide bilden die Grundlage unserer Beziehung mit Gott; anders wäre eine Gemeinschaft mit Ihm nicht möglich. Aufgrund des unschätzbaren Wertes dieses Blutes kann der ärmste Sünder angenommen, gerechtfertigt, reingewaschen und ein Gegenstand der ganzen Liebe des Vaters werden. Der errettete und auf ewig vollkommen gemachte Sünder ist vor seinen Augen wie ein kostbarer Juwel, der die Strahlen der Herrlichkeit seines geliebten Sohnes widerspiegelt. Wir verstehen daher, weshalb der erste Stein des Brustschildes ein Sardis war. Wie genau ist Gott in der Anwendung der Worte und Bilder, die Er in der Heiligen Schrift gebraucht! Wir können seine vollkommene Weisheit sowohl in den Werken der Schöpfung als auch in seinem Wort bewundern, das ewig bleibt.
Der Topas
Der zweite Stein auf dem hohenpriesterlichen Brustschild war ein Topas, und in den Grundlagen des himmlischen Jerusalems ist er der neunte Edelstein. Zweifellos ist hier vom Topas der Antike die Rede, auch «morgenländischer Topas» genannt. Obschon heute sehr selten, war er im Altertum doch wohlbekannt. Seine Farbe ist ein schönes Goldgelb. Er funkelt wie ein Sonnenstrahl, sagen die, die dieses Wunder der Schöpfung kennen. Schöne Exemplare werden zu hohen Preisen gehandelt. Diese Farbe von Gold, die der Topas widerstrahlt, redet von der göttlichen Gerechtigkeit, woran wir schon beim Sardis erinnert worden sind. Bei jenem Stein sahen wir die Gerechtigkeit versinnbildlicht, die den Schuldigen, der glaubend zu Jesus kommt, aufgrund des auf Golgatha vergossenen Blutes rechtfertigt. Der Topas dagegen ist mehr ein Bild von der in Herrlichkeit offenbarten Gerechtigkeit, die bei der Erscheinung des Messias Israels vor aller Welt sichtbar und öffentlich erglänzen wird. Der Prophet Maleachi schildert den kommenden König als «die Sonne der Gerechtigkeit mit Heilung in ihren Flügeln» (Mal 3,20), die die ganze Erde mit ihrem Glanz und ihrer Herrlichkeit erleuchten wird. Israel, das einst schuldige Volk, wird mit Gerechtigkeit bekleidet sein, als eine Ausstrahlung der Herrlichkeit seines Messias. In jenen Tagen wird sein irdisches Bundesvolk unter dem mächtigen Zepter des Königs der Herrlichkeit nicht mehr der Schwanz, sondern Haupt und Führer aller Völker der Erde sein (5. Mo 28,13). Dann wird sich Psalm 24,9 erfüllen: «Erhebt, ihr Tore, eure Häupter, und erhebt euch, ewige Pforten, damit der König der Herrlichkeit einziehe!» Der glänzende Topas redet also davon, wie der helle Glanz seiner Gerechtigkeit vor dem ganzen Universum erstrahlen wird.
Der Smaragd
Der Smaragd ist in der obersten Reihe des Brustschildes der dritte und in den Grundlagen des himmlischen Jerusalems der vierte Edelstein. Seine Farbe ist ein liebliches Grün wie das der Wiesen. Er ist ebenfalls eine der am meisten bewunderten und begehrtesten Juwelen. Seine grüne Farbe lässt uns an die Erde denken, im Gegensatz zum Blau des Himmels. Der Smaragd ist also das Sinnbild des Messias Israels in Verbindung mit der Herrlichkeit des Tausendjährigen Reiches. Der Herr liess die Menschen «auf dem grünen Gras lagern», als Er sie mit Brot sättigte (Mk 6,39). So erfüllte Er die Prophezeiung von Psalm 132,15: «Seine (Zions) Speise will ich reichlich segnen, seine Armen mit Brot sättigen.» Damit begann Er die Wunder, die Er im «zukünftigen Zeitalter» in noch grösserem Ausmass vollbringen wird. Dann wird Er Segen in Überfluss über sein Volk ausgiessen, wie es bis dahin noch nie der Fall war. Seine Segnungen werden die ganze Erde erfüllen. Der grüne Smaragd ist also das Sinnbild des herrlichen Tausendjährigen Reiches, von dem die Propheten reden. Sie geben ja Zeugnis von den Leiden und den «Herrlichkeiten danach», die auf Christus kommen sollten. Gott wird seine Verheissungen erfüllen. Die Leiden des Herrn sind vorüber, nun folgen nur noch die Herrlichkeiten! Bald werden sie vor den Augen aller offenbar, in derselben Welt, in der Er mit Dornen gekrönt wurde.
Die drei Steine, von denen wir nun gesprochen haben, bilden also die oberste Reihe der Edelsteine des Brustschilds Aarons. Auf diese Steine waren die Namen der ersten drei Söhne Jakobs gestochen. Sie waren grosse Sünder, und Gott erzählt uns ihre Fehler, die sie begingen. Dennoch finden wir ihre Namen auf dem Herzen des Hohenpriesters Israels: Es sind kostbare Namen, leuchten sie doch als in Gold eingefasste Juwelen. Wie ist solches möglich? Darauf gibt es nur eine Antwort: Es ist die unumschränkte Gnade Gottes! Nichts anderes konnte ihnen diesen bevorzugten Platz geben. Wie ist doch diese Gnade so wunderbar! Je mehr wir dieses Wunder betrachten, desto mehr werden wir überzeugt, dass Gott hier und überall im Wort vor allem von Christus redet; der Heilige Geist will uns mit seinen Herrlichkeiten beschäftigen.
Diese erste Reihe von Steinen stellt uns wie das erste der Evangelien – Matthäus – die Herrlichkeit des Messias Israels dar, wie wir soeben gesehen haben. Er musste leiden; sein kostbares Blut musste fliessen. Aufgrund dieses Blutes wird das Volk von seinen vielen Sünden gerechtfertigt werden. Davon spricht der Sardis.
An jenem Tag der Erscheinung des Herrn wird diese Gerechtigkeit vor aller Augen in Herrlichkeit erglänzen. Davon zeugt die Goldfarbe des funkelnden Topas.
Endlich wird die von den Propheten angekündigte tausendjährige Segnung unter dem glorreichen Zepter des erwarteten Messias seine volle Erfüllung finden: Überall wird Gedeihen und Überfluss sein; jeder wird in Frieden und Glückseligkeit unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum sitzen. Ist es nicht der schöne, grüne Smaragd, der davon redet? Wir wollen nicht in weitere Details eingehen. Es würde zu weit führen und unsere Augen vielleicht sogar von der Vortrefflichkeit dessen ablenken, von dem wir in Matthäus 17,8 lesen, dass die Jünger «niemand sahen als Jesus allein». Eitle Neugierde könnte uns nur von Ihm wegführen. Lasst uns, wie Mose, vor dem, der im Dornbusch zu ihm sprach, die Schuhe ausziehen, denn der Ort, auf dem wir hier stehen, ist heiliger Boden (2. Mo 3,5).
Der Karfunkel
Mit diesem Stein beginnt die zweite Reihe der Edelsteine des Brustschildes. Auf den ersten Blick bemerken wir, dass wir hier die strahlendsten und wunderbarsten Steine der Schöpfung vor uns haben, Steine, die heute noch die begehrtesten sind, und deren Wert den aller anderen Steine weit übersteigt. Der erste ist also der Karfunkel, oder, wie er heute genannt wird, der Granat. Im Altertum war, wie uns die Mineralogen berichten, der rote Karfunkel wegen seines intensiven Glanzes sehr geschätzt. Wenn gut geschliffen, ist er von einem brennenden Rot, gleich einer glühenden Kohle. Deshalb hat er auch den Namen «Karfunkel», abgeleitet vom lateinischen Wort: carbunculus = kleine Kohle.
Nun wollen wir uns fragen, wovon der Karfunkel redet und was uns Gott in seinem Wort durch diesen Stein sagen will, der einen so wunderbaren, feuerroten Glanz hat. Wenn wir in der ersten Reihe der Steine auf dem Brustschild Aarons einige Strahlen der Herrlichkeit des Messias Israels, wovon das Evangelium Matthäus spricht, entdecken konnten, wird es für uns nicht schwer sein, hier die Herrlichkeiten des vollkommenen Dieners des HERRN zu sehen, von dem das zweite, das Evangelium nach Markus spricht. Was können wir von diesem treuen Knecht anderes sagen, als dies, dass Er inmitten der grössten Leiden und einer feindlichen Welt seinen Dienst ausgeübt hat, indem Er gehorsam war bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz. Das Feuer der Prüfung, durch das Er hindurchging, liess den Glanz seiner unendlichen Vollkommenheit nur umso herrlicher erstrahlen. «Dem HERRN gefiel es, ihn zu zerschlagen, er hat ihn leiden lassen» (Jes 53,10), und diese seine Leiden führten nur dazu, die Glut seiner Liebe denen gegenüber in Erscheinung treten zu lassen, für die Er herabgekommen war, um sie zu suchen und zu erretten. Ohne zu ermatten oder sich durch irgendetwas aufhalten zu lassen, vollführte Er seinen Dienst der Liebe bis zum Kreuz von Golgatha, wo Er durch das Feuer des Gerichts Gottes verzehrt wurde. Diese Liebestat wird von Ewigkeit zu Ewigkeit das Thema unseres Lobes sein.
Der Karfunkel findet sich nicht unter den Steinen, die die Grundlagen des himmlischen Jerusalems in Offenbarung 21 zieren, aus dem einfachen Grund, weil in jener herrlichen Stadt die Vollkommenheiten des Christus nicht mehr inmitten von Leiden und Mühsal erglänzen werden. Wenn wir dort angelangt sein werden, haben diese aufgehört; alles wird Herrlichkeit sein!
Der Saphir
Der zweite Stein in der zweiten Reihe der Edelsteine des Brustschildes war ein Saphir. Dieser Stein war schon im grauen Altertum bekannt; er war für die Alten ein besonders erlesener Stein. Auch heute noch hat er hohen Wert. Seine blaue Farbe genügt, um uns seine sinnbildliche Bedeutung erkennen zu lassen. Es ist die Farbe des Himmels. Sie steht im Gegensatz zum grünen Smaragd, der das Sinnbild der irdischen Herrlichkeit des Messianischen Reiches ist. Wenn wir beim Karfunkel etwas von Christus sahen, der Seinen Dienst inmitten tiefster Leiden erfüllte, wird es uns leicht sein, hier die Herrlichkeit dieses in den Himmeln sitzenden Knechtes zu erkennen, von dem der Prophet Jesaja schrieb: «Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln; er wird erhoben und erhöht werden und sehr hoch sein» (Jes 52,13). Mit welcher Weisheit, Liebe und Demut übte Er seinen Dienst aus, als Er in dieser Welt war, und mit welcher Herrlichkeit ist Er jetzt droben bekleidet, wo wir Ihn mit den Augen des Glaubens betrachten (Heb 2,9). Von den Evangelisten berichtet nur Markus, dass der Herr, nachdem Er mit seinen Jüngern geredet hatte, in den Himmel aufgenommen wurde und sich zur Rechten Gottes gesetzt hat (Mk 16,19). Wie gross ist der Gegensatz zwischen der Glut der Leiden, wovon der Karfunkel redet, und dem Frieden, der Ruhe und der himmlischen Herrlichkeit, wovon der Saphir ein Bild ist. Diese beiden funkelnden Steine, die nebeneinander gesetzt waren, sind sie nicht wunderbar? In einer anderen Weise will uns auch der Apostel Petrus dieselbe Lektion erteilen, wenn er uns sagt, dass der Geist des Christus, der in den Propheten war, von den Leiden, die auf Christus kommen sollten und von den Herrlichkeiten danach zuvor zeugte (1. Pet 1,11). Das ist ein unerschöpfliches Thema zur ewigen Betrachtung und Anbetung.
Der Saphir ist der zweite Stein, der die Grundlage der in Offenbarung 21 beschriebenen Stadt Jerusalem ziert. Es ist eine himmlische Stadt.
Der Diamant
Der Diamant war der dritte Stein in der zweiten Reihe der Edelsteine des hohenpriesterlichen Brustschilds. Sein Name kommt aus dem Griechischen und bedeutet «unbesiegbar»; dieser Stein ist in der Tat mit keinem anderen zu vergleichen. Er ist zu sehr bekannt, als dass wir ihn lange beschreiben müssten. Es ist der strahlendste, härteste und kostbarste der Edelsteine, die den Menschen zum Schmuck dienten. Ohne Farbe und durchsichtig, funkelt er in grosser Pracht und wirft die einzelnen Farbtöne des Lichts in tausend Strahlen zurück. Dieser einzigartige Stein ist wohl die Krönung der wunderbaren Reihe der Edelsteine des Brustschildes. Beim Karfunkel sahen wir die Herrlichkeit des Christus in den Leiden, die Seinen Dienst hier auf der Erde begleiteten, beim blauen Saphir seine gegenwärtige Erhöhung auf den höchsten Platz im Himmel; der Diamant aber redet von seiner Herrlichkeit, die Er haben wird, wenn Er vor den Augen des ganzen Weltalls mit der unzählbaren Schar seiner Erlösten, der glorreichen Frucht seines Dienstes, offenbart wird. An jenem Tag wird Er in seinen Heiligen verherrlicht und in allen denen bewundert werden, die geglaubt haben. Sind diese Steine nicht Symbole der mannigfaltigen Strahlen seiner unaussprechlichen Herrlichkeit? Sie wird die glänzende Krönung seines Dienstes sein. Wie gross ist unser Gott, dem es gefällt, sich in all seinen Werken zu verherrlichen! In der ersten Schöpfung finden wir bereits tausend Dinge, die uns zum Voraus die Schönheiten der neuen Schöpfung zeigen, zu der wir schon gehören, denn «wenn jemand in Christus ist, da ist eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden» (2. Kor 5,17). Wie herrlich muss diese neue Schöpfung sein, vor der alle Wunder der ersten erblassen werden, selbst aber ewig besteht! Haben wir Augen, um ihre Pracht zu erkennen?