Der Chalzedon
Nachdem wir uns mit den Steinen beschäftigt haben, die das Brustschild Aarons zierten, wollen wir kurz einen Blick auf fünf andere Edelsteine werfen, die die Grundlagen des himmlischen Jerusalems schmücken, aber nicht auf dem Brustschild zu finden sind.
Der erste ist der Chalzedon, der die dritte Grundlage dieser glorreichen Wohnung der himmlischen Erlösten ziert.
Dieser Stein ist durch seine weisse Farbe gekennzeichnet. Es ist wohl unnötig hervorzuheben, dass sie uns an die vollkommene Heiligkeit dieses Ortes erinnert, wo das Böse nie einzudringen vermögen wird. In jene Stadt wird nichts Unreines, weder Gräuel noch Lüge eintreten. Das Böse ist es, die Sünde, die stets die Ursache des Verfalls alles dessen war, was in der Welt eingerichtet worden ist. Ist das Böse auf ewig aus den heiligen Mauern verbannt, wird die Stadt in Ewigkeit bestehen. Welch ein Gegensatz zu den Städten dieser Welt, wo das Böse sich immer offensichtlicher breit macht und wir überall der Sünde und ihren Folgen begegnen!
Der Sardonyx
Der Sardonyx ist der fünfte Stein der Grundlage des himmlischen Jerusalems. Dieser Stein wird oft mit dem Sardis verwechselt, nicht nur wegen der Ähnlichkeit ihrer Namen, sondern auch weil ihr Rot mit einer anderen Farbe vermischt ist. Die aber, die diese Edelsteine bearbeiten, wissen, dass zwischen den beiden Steinen ein wesentlicher Unterschied besteht. Gott ist viel genauer als wir denken, sowohl in den Ausdrücken, die Er in seinem Wort verwendet, wie auch in den Bildern, die Er zu unserer Belehrung braucht. Die Mineralogen sagen, dass die Silbe «Sard» von einem sehr alten Wort herrühre, die «rot» bedeutet. Beim Sardis sahen wir das Rot und das Gold; hier bei dem Sardonyx haben wir es mit einem roten Stein in der Farbe des Blutes zu tun, die mit der Farbe des Nagels (Onyx) vereint ist. Sard und Onyx sind im Namen dieses Steines zu einem einzigen Wort verbunden. Diese beiden Farben erinnern uns an die Gewalttat und die Bosheit der Menschen, durch die Christus den Tod erdulden musste. Wenn aber der Sardonyx einerseits an das erinnert, was der Mensch getan hat, so ist anderseits dieser Tod die feste Grundlage, auf der der Friede und die Segnungen der Erlösten auf ewig ruhen. Gott ist erhabener als der Mensch. Wenn der Mensch das Mass seiner Bosheit am Kreuz erfüllte, so hat Gott gerade dort das Mass der unendlichen Grösse seiner Liebe offenbart.
Der Beryll
Der Beryll ist der «orientalische Aquamarin». Er ist ein heute wohlbekannter Stein, der in den Schaufenstern des Goldschmiedes häufig zu sehen ist. Dieses Wort «Aquamarin» bedeutet «Wasser des Meeres». Der Name dieses Steines rührt also unzweideutig von seiner meergrünen Farbe her. In dieser vom Schöpfer gewollten Eigenschaft haben wir die sinnbildliche Bedeutung zu suchen. Wir wissen, dass in der Heiligen Schrift das Meer ein Bild der Nationen in ihrer Unruhe und Auflehnung ist. Aus einer solchen Umwelt nimmt Gott arme sündige Geschöpfe heraus, um sie in das himmlische Jerusalem einzuführen. Es wird dort solche geben aus allen Stämmen, Sprachen und Nationen; die einen wie die anderen sind Gegenstände der wunderbaren Gnade Gottes in Christus Jesus. Welche Ruhe ist dort ihr Teil nach so viel Unruhe, Stürmen und Nöten! «Sie fahren hinauf zum Himmel, sinken hinab in die Tiefen; es zerschmilzt in der Not ihre Seele. Sie taumeln und schwanken wie ein Betrunkener, und zunichte wird all ihre Weisheit. Dann schreien sie zu dem HERRN in ihrer Bedrängnis, und er führt sie heraus aus ihren Drangsalen. Er verwandelt den Sturm in Stille, und es legen sich die Wellen. Und sie freuen sich, dass sie sich beruhigen, und er führt sie in den ersehnten Hafen» (Ps 107,26- 30). Selige Ruhe wird das Teil der glücklichen Bewohner der himmlischen Stadt sein. Der sanfte Glanz des Berylls ist ein schönes Bild davon. Welch ein Gott, der seine Wunder in diesen tiefen Wassern kundtut!
Der Chrysopras
Der Chrysopras ist der zehnte Stein, der die Grundlage des himmlischen Jerusalems schmückt. Sein Name kennzeichnet seinen Charakter und lässt uns seine sinnbildliche Bedeutung erkennen. Das Wort Chrysopras besteht aus zwei Worten: «Chrusos», dem wir bereits im Chrysolith begegneten und das «Gold» bedeutet, und «Prasos», das mit «Lauch» übersetzt wird, und auf dessen graugrüne Farbe hindeutet. Der Chrysopras ist also ein Stein von goldgrüner Farbe. Dieses grüne Gold ist in der bemerkenswerten Stelle von Psalm 68,14 zu finden: «Wenn ihr zwischen den Hürden liegt, werdet ihr sein wie die Flügel einer Taube, die mit Silber überzogen sind und ihre Schwingen mit grüngelbem Gold». Gewiss, dies sind Bilder, aber sind sie nicht wunderschön! Eine Taube ist ausserhalb ihres Nestes überall eine Fremde. Die Taube Noahs fand keinen Ruheplatz für ihren Fuss in einer Welt, die unter dem Gericht Gottes stand; nur in der Arche, die das Mittel zu ihrer Errettung war, war sie zu Hause. Der Psalmist sagt: «O dass ich Flügel hätte wie die Taube! Ich wollte hinfliegen und ruhen. Siehe, weithin entflöhe ich, würde weilen in der Wüste» (Ps 55,7.8). Die Taube ist ein schönes Bild des Erlösten auf der Erde. Er ist ein Fremder in der Welt und sehnt sich nach den himmlischen Wohnungen. Für ihn ist diese Welt befleckt, eine Stätte des Fluches. Wie wünscht er, in die himmlischen Vorhöfe, in das Jerusalem droben, zu entfliehen! Sein Schmuck ist die Erlösung, wovon das Silber ein Bild ist, und es ist die göttliche Gerechtigkeit, die ihm das Recht gibt, diese Erde zu verlassen und durch die Tore in die Stadt einzugehen. Diese Gerechtigkeit ist hier durch das grüngelbe Gold versinnbildlicht. Wir sind bereits mehreren Bildern dieser Gerechtigkeit begegnet:
- im Sardonyx der Gerechtigkeit, die den Schuldigen aufgrund des Blutes des Christus rechtfertigt;
- im Topas die in Herrlichkeit offenbarte Gerechtigkeit;
- im Chrysolith die in der Person Christi in der Welt offenbarte Gerechtigkeit;
- und hier im Chrysopras die Gerechtigkeit, die Schuldige aus der Welt herausnimmt und sie in das himmlische Jerusalem einführt.
Dort werden sie selbst der Ausdruck der Gerechtigkeit sein, einer Gerechtigkeit, die am kommenden Tag vor aller Augen sichtbar wird.
Der Hyazinth
Der Stein, der die elfte Grundlage der himmlischen Stadt schmückt, ist ein Hyazinth. Wir finden ihn aber auch inmitten der in Offenbarung 9,17 beschriebenen furchtbaren Gerichtsszene, wo wir von Reitern lesen, die mit feurigen, hyazinthenen und schwefligen Panzern angetan sind: Ein Bild höllisch-dämonischer Mächte, die sich durch grosse Verführung und schreckliche Plagen offenbaren. Jene Gerichte werden alle die treffen, die den Dämonen und den goldenen, silbernen, kupfernen, steinernen und hölzernen Götzen gedient und gehuldigt haben.
Der Hyazinth ist von blutroter Farbe und hat die bemerkenswerte Eigenschaft, dass er seine Farbe verliert, sobald er dem Feuer ausgesetzt wird. Der Heilige Geist verfolgt ein bestimmtes Ziel, wenn Er hier von diesem Stein spricht. Die Erlösten, die in das himmlische Jerusalem eingeführt werden, sind auf ewig von aller Schuld befreit. Das Urteil, das auf ihnen gelastet hatte und das auch an ihnen hätte ausgeführt werden sollen, wurde stellvertretend an dem heiligen Opferlamm vollzogen, das für sie durch das Feuer des Gerichts Gottes gegangen ist. Christus, unser Heiland, musste die ganze Glut des göttlichen Zornes erfahren, als unsere zahllosen Sünden und Ungerechtigkeiten auf Ihn gelegt wurden. Unsere Sünden, die rot waren wie Scharlach, sind weiss geworden wie Schnee, wie der Prophet Jesaja es zum Voraus angekündigt hat (Jes 1,18). Wunderbare Gnade Gottes gegenüber Schuldigen, die in kurzem die Stadt mit den Strassen von durchsichtigem Gold, wie reines Glas, betreten werden. Wer könnte sie aus jenem Heiligtum vertreiben, wer gegen sie Anklage erheben? Alles, was sie waren und was sie getan haben, ist für immer im Gericht Gottes weggetan. Niemand vermag dem Hyazinth, der durch das Feuer gegangen ist, die darin verlorene Farbe wiederzugeben.