Die Edelsteine der Heiligen Schrift (3)

2. Mose 28,17-20; 2. Mose 39,10-13; Offenbarung 21,20

Der Opal

Der Opal ist der siebte Stein des Brustschildes und der erste in der dritten Reihe. Er ist durchscheinend; die schönen Exemplare davon sind von einem milchartigen, bläulichen Weiss, mit violetten, blauen, roten, grünen und gelben Reflexen, die ihm ein zauberhaftes Aussehen verleihen. Er ist ebenfalls einer der Steine, die im Altertum hochgeschätzt waren. In Bezug auf den Opal werden beinahe unglaubliche Dinge erzählt, aber man kennt ja die menschliche Torheit, die sich aus irgendetwas, sogar aus einem funkelnden Stein, einen Abgott macht.

Aber was hat der Opal uns zu sagen? Das zu wissen ist wichtig; denn materielle Werte, Gold, Silber und Edelsteine, werden mit der Welt, woher sie kommen, vergehen. Dagegen werden alle die verschiedenen Herrlichkeiten der Person Christi ewig vor unseren Augen leuchten und unsere Herzen mit Anbetung erfüllen für den, der schöner ist als die Menschensöhne.

Diese dritte Reihe von Edelsteinen entspricht dem dritten Evangelium, dem des Lukas, und lässt einige der Herrlichkeiten des Menschensohnes vor uns erstrahlen, so wie die zwei ersten Reihen vom Messias und vom Diener des HERRN zu uns sprachen. Dieser erste Stein, auf dem sich so mancher Widerschein verschiedener Farben zeigt, redet er nicht von der vollkommenen Reinheit dessen, der von einer Jungfrau geboren wurde und, obwohl wahrer Mensch, Sünde nicht kannte? Sind die bläulichen Reflexe nicht der Ausdruck seiner himmlischen Herkunft? Er ist der zweite Mensch, der letzte Adam, der aus dem Himmel herabgekommen ist. Seine Menschheit verhüllte seine Herrlichkeit, aber sie konnte vor den Blicken derer, denen Er die Augen öffnete, nicht verborgen bleiben. Welche sittliche Schönheit ist in diesem Menschen! Die verschiedenen Farben, die aus dem weissen Opal glitzern, sind wie die Strahlen der unendlichen Herrlichkeiten des vollkommenen Menschen. Wir begreifen, dass sich der Himmel über Ihm auftat und die glückseligen Bewohner jener heiligen Örter den betrachteten, der der Gegenstand des ganzen Wohlgefallens des Vaterherzens war: «Du bist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe», sagte Er zu Ihm. Ist der, von dem der Opal redet, auch unseren Herzen kostbar? Sind wir gewohnt, seine verschiedenen Herrlichkeiten zu betrachten, und ist Er für unsere Herzen wie ein Kleinod von unschätzbarem Wert?

Der Achat

Auch dieser Stein, von dem die Heilige Schrift spricht, hat seinen ganz bestimmten, ihm eigenen Charakter. Wir können nur die unendliche Weisheit des Schöpfer-Gottes bewundern, der alle diese Dinge mit einer vollkommenen Kenntnis des Zweckes schuf, den Er dabei vor sich hatte: Er wollte sie auf der Erde zur Verfügung des Menschen stellen, für den Er auch diese Wunder schuf. Das mit Verstand begabte menschliche Geschöpf hätte diese Werke bewundern und ihrem Schöpfer Ehre geben sollen. Aber ach! Wer tut dies? Nur der Gläubige findet immer wieder Anlass, den Gott zu loben, der sich in allen seinen Werken verherrlicht. Und mehr noch, durch den Heiligen Geist, der ihm gegeben worden ist, vermag er im Licht des Wortes in die Erkenntnis der tiefen Dinge Gottes einzudringen, wovon wir schon in der ersten Schöpfung zahlreiche Bilder finden. Das sind Dinge, die vor den Weisen und Verständigen verborgen, aber den Unmündigen offenbart sind.

Von allen Edelsteinen bietet der Achat die reichsten Zusammenstellungen von Farben und Zeichnungen. Seine in mannigfaltigen Ordnungen verlaufenden Adern bilden die verschiedensten Formen. Alle Farben und Abtönungen begegnen sich darin; sie reichen vom tiefsten Schwarz bis zum reinsten Weiss. In seinem Farbenspiel findet man oft wunderbare Verästelungen.

Was will uns Gott wohl durch diesen zweiten Stein der dritten Reihe des Brustschildes sagen? Seine verschiedenen Farben sind wie die Ausstrahlung der Herrlichkeiten des einen Menschen, der Gott in allen Umständen, durch die Er zu gehen hatte, verherrlicht hat. Er, der immer derselbe war, hat jederzeit die Schönheit und Vollkommenheit seines Wesens offenbart, sei es in der Krippe in Bethlehem, in der Wüste, auf dem stürmischen See, angesichts der Leiden seiner Geschöpfe, in Schmach und Verachtung, wie auch auf dem Berg der Verklärung, und schliesslich in Gethsemane und auf Golgatha. Wie vermögen solch geringe Wesen, wie wir sind, vom Unendlichen zu reden? Und doch, ein solch wunderbarer Mensch ist für uns vor Gott, und trägt uns vor dem Thron der Gnade auf seinem Herzen!

Der Amethyst

Der Amethyst ist der dritte Stein in der dritten Reihe der Edelsteine des Brustschildes und der letzte der Steine, die die Grundlagen des himmlischen Jerusalems zieren. Der Amethyst ist ein seltener, violetter Stein mit roten Nuancen. Diese schöne Farbe erinnert an den Purpur, womit sich einst die Grossen dieser Welt bekleideten. In der Heiligen Schrift ist sie ein Sinnbild der königlichen Herrlichkeit des Sohnes des Menschen, der über das ganze Universum regieren wird, im Gegensatz zum Scharlach, der von der Herrlichkeit des Messias Israels redet. Das Geheimnis des Willens Gottes ist dies, alles unter die Herrschaft dessen zu stellen, den die Menschen verwarfen, mit Dornen krönten und zum Spott mit einem Purpurmantel bekleideten. Bald wird Er als Sohn des Menschen in glänzendem Licht und strahlender Pracht, mit Macht und grosser Herrlichkeit auf Wolken erscheinen; alle Knie werden sich vor Ihm beugen und jede Zunge wird bekennen, dass Er Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters. Eine glückliche Zeit für die, die Ihn während seiner Abwesenheit geliebt, aber ein Tag der Bestürzung für die, die Ihn hier auf der Erde gehasst und die Zeit seiner Langmut verachtet haben! Das ist es, was der Amethyst durch seine purpurne Farbe bezeugt.

Die drei Steine der dritten Reihe der Edelsteine des Brustschildes, die wir soeben betrachtet haben, stehen also mit der Herrlichkeit des Sohnes des Menschen in Zusammenhang:

  • der erste mit seiner vollkommenen sündlosen Menschheit;
  • der zweite redet von der Schönheit eines in allen Umständen völlig Gott geweihten Lebens, eine Schönheit, die vielfältiger ist, als die verschiedenerlei Farben und Zeichnungen, die wir im Achat bewundern;
  • der dritte sagt uns: diese Schönheit wird am Tag seines Triumphes und seiner Herrschaft vor aller Augen über das ganze Universum erstrahlen. Dann wird seine Herrlichkeit und Majestät über Himmel und Erde erhaben sein.

Wir begreifen, warum der Amethyst, der wie eine Ausstrahlung dieser Herrlichkeit ist, zur Zierde seiner herrlichen himmlischen Stadt dient (Off 21,20).

Der Chrysolith

Nun kommen wir zu der vierten und letzten Reihe der Edelsteine des hohenpriesterlichen Brustschildes. Da wir in den drei ersten Reihen die Charakterzüge der drei ersten Evangelien wahrnehmen konnten, sind wir ermächtigt, hier die Dinge zu sehen, die den Sohn Gottes betreffen, so wie das Evangelium Johannes Ihn uns vor Augen führt.

Der erste Stein dieser Reihe ist also ein Chrysolith. Sein Name genügt, um uns seinen Charakter und seine Bedeutung erkennen zu lassen. Er besteht aus zwei griechischen Wörtern: «Chrusos» = Gold, und «Lithos» = Stein. Er ist also der Goldstein und hat auch die entsprechende Farbe. Wir dürfen ihn aber nicht mit dem Topas der ersten Reihe der Edelsteine des Brustschildes verwechseln, von dem wir schon geredet haben und der ihm in der Färbung gleicht. Seine Zusammensetzung ist aber verschieden, wie auch sein symbolischer Charakter. Wir sahen im Topas das Sinnbild der öffentlichen und glorreichen Offenbarung der Gerechtigkeit Gottes, die zutage tritt, wenn der Messias Israels sein Reich der Gerechtigkeit und des Friedens aufrichten wird. Der Chrysolith hingegen spricht von der Offenbarung dieser Gerechtigkeit in der Welt, die stattfand, als der Sohn als das fleischgewordene Wort vom Vater herabkam. Wir haben hier nicht so sehr die Anwendung dieser Gerechtigkeit gegenüber dem Schuldigen vor uns, als vielmehr die Offenbarung der Gerechtigkeit Gottes in der Welt, ihre Vortrefflichkeit, gesehen in einem Menschen, einem wahrhaftigen Menschen in dieser Welt, der aber gleichzeitig Gott offenbart im Fleisch war, der Gesandte des Vaters.

Diesen Stein finden wir ferner in den Rädern des Wagens der Regierung Gottes (vgl. Hes 1,16), und auch dort bedeutet er Gerechtigkeit. Die Menschen wollten von dieser Gerechtigkeit nichts wissen, als sie ihnen in der Person des Sohnes in Gnade offenbart wurde. Darum werden sie im Gericht erfahren müssen, was sie bedeutet. «Wenn deine Gerichte die Erde treffen, so lernen die Bewohner des Erdkreises Gerechtigkeit» (Jes 26,9).

Der Jaspis

Der zweite Stein in dieser vierten Reihe der Edelsteine des Brustschildes war ein Onyx. Wir haben schon bei der Betrachtung der Schulterstücke des Ephods davon geredet und wollen jetzt nicht länger dabei verweilen. Nur die Bemerkung sei noch eingefügt, dass Christus, der die vollkommene Offenbarung Gottes und seiner Gerechtigkeit war, vonseiten seiner Geschöpfe die schrecklichsten Ungerechtigkeiten zu erdulden hatte; die Hände sündiger Menschen hefteten Ihn sogar ans Kreuz. Die Welt ist von Sünde und von Gerechtigkeit und von Gericht überführt, lesen wir in Johannes 16,8. Die Welt hat den vom Vater gesandten eingeborenen Sohn Gottes getötet. Welche Sünde! Die Gerechtigkeit aber hat Ihn über alle Himmel erhöht.

Jetzt kommen wir zum Jaspis, zum letzten Stein des Brustschildes, der zugleich der erste der Edelsteine ist, die die Grundlage der himmlischen Stadt zieren. Dieser Stein von verschiedenen Farben unterscheidet sich von allen anderen durch seine vollständige Undurchsichtigkeit. Selbst in sehr dünnen Plättchen lässt er das Licht nicht hindurchdringen. In dieser Undurchsichtigkeit ist er wohl das Bild der Herrlichkeit Gottes in der Unerforschlichkeit seines Wesens. Er bewohnt ein unzugängliches Licht; keiner der Menschen hat Ihn je gesehen noch vermag Ihn zu schauen. Aber, o unergründliches Wunder! Dieser Gott ist in der Person eines Menschen, der inmitten der Menschen war, völlig offenbart worden. Er konnte sagen: «Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.» Dieser Mensch war der Sohn Gottes selbst, Gott, offenbart im Fleisch. Er ist jetzt für uns vor Gott, in der ganzen Vortrefflichkeit seiner Person und in der ganzen Kraft seiner Liebe. Bald wird seine Herrlichkeit im himmlischen Jerusalem in vollem Glanz erstrahlen. Dort wird sie während des glorreichen Tausendjährigen Reiches in der Braut, der Frau des Lammes, sichtbar sein. Seine Herrlichkeit wird das Licht und der Schirm dieser herrlichen Stadt sein. Gott selbst, offenbart in Christus, ist der feste Grund unserer Segnungen auf ewig. Der Jaspis ist also der erste Edelstein, der die Grundlagen der himmlischen Stadt ziert, die der Glaube Abrahams von fern gesehen und begrüsst hat.