Die Reihenfolge der Schläge des Gerichts
Nach einem letzten Appell an das Gewissen des Volkes (Jeremia 26) kam jetzt das angekündigte Gericht. Die in den folgenden Kapiteln enthaltenen Weissagungen Jeremias geschahen während der Zeit, in der es seinen Lauf nahm. Zum besseren Verständnis des weiteren Inhalts dieses Buches mag es daher gut sein, wenn wir den Ablauf dieser Ereignisse, wie sie in 2. Könige 23 bis 25, in 2. Chronika 36 und anderen Stellen beschrieben werden, in Kürze festhalten.
- Joahas, der Sohn Josias, regiert nach dem Tod seines Vaters drei Monate in Jerusalem. Der Pharao Neko bricht in Juda ein und setzt ihn in Ribla, im Land Hamat, gefangen. Joahas stirbt in Ägypten (2. Kön 23,33.34).
- Neko macht an dessen statt Jojakim, einen anderen Sohn Josias, zum König. Dieser regiert elf Jahre in Jerusalem (2. Kön 23,34-37).
- Erstes Regierungsjahr Nebukadnezars, des Königs von Babel. – Im 3. und 4. Jahr Jojakims (vgl. Jeremia 25,1 mit Daniel 1,1-2), kommt Nebukadnezar, um Jerusalem zum ersten Mal zu belagern und zu erobern.1 Jojakim wird drei Jahre lang sein Knecht, darf aber König in Jerusalem bleiben (2. Kön 24,1). Nebukadnezar nimmt einen Teil der Geräte des Hauses Gottes und bringt sie in das Haus seines Gottes. Er lässt durch Aschpenas Jünglinge aus königlichem Geschlecht und von den Vornehmen nach Babel bringen (Dan 1,3-5). Dadurch wird eine Weissagung an Hiskia erfüllt (Jes 39,7).
- Drei Jahre später empört sich Jojakim gegen Nebukadnezar. Der HERR sendet gegen ihn Scharen der Chaldäer, Syrer, Moabiter, Ammoniter, um Juda zu vernichten (2. Kön 24,1.2).2 Schliesslich führt ihn Nebukadnezar gebunden nach Babel, wo Jojakim ein unrühmliches Ende findet (2. Chr 36,6; Jer 22,18.19).
- Achtes Regierungsjahr Nebukadnezars. – Nach Jojakim wird dessen Sohn Jojakin König in Jerusalem. Regierungszeit drei Monate. Nebukadnezars Knechte und auch er selbst ziehen gegen ihn und belagern Jerusalem. Der König von Babel nimmt Jojakin und sein Haus, alle Obersten und alle kriegstüchtigen Männer, Handwerker und Mächtigen des Landes – insgesamt 10'000 Gefangene – mit nach Babel und lässt nur das geringe Volk in Jerusalem zurück. Er erbeutet alle Schätze des Hauses des HERRN und zerschlägt alle goldenen Geräte, die Salomo im Tempel gemacht hatte. Er macht Zedekia, den Onkel Jojakins, zum König und zieht davon (2. Kön 24,8-17).
- 17. – 19. Regierungsjahr Nebukadnezars. Neun Jahre später, nachdem Zedekia sich gegen ihn empört hat, kommt Nebukadnezar mit seinem ganzen Heer gegen Jerusalem und baut eine Verschanzung gegen die Stadt. Jerusalem kommt vom 9. Jahr bis zum 11. Jahr der Regierung Zedekias in Belagerung. Schreckliche Zeit. Der Hunger nimmt überhand, die Stadt wird erbrochen; alle Kriegsmänner fliehen mit Zedekia, aber das Heer der Chaldäer ergreift sie. Man schlachtet die Söhne Zedekias, blendet seine Augen und führt ihn gefangen nach Babel (2. Kön 25,1-7).
- Einen Monat später kommt Nebusaradan, der Oberste der Leibwache Nebukadnezars nach Jerusalem. Er verbrennt das Haus des HERRN und jedes grosse Haus in Jerusalem. Er reisst die Mauern von Jerusalem nieder. Den Rest des Volkes führt er nach Babel. Nur Weingärtner und Ackersleute lässt er zurück. Das Metall, das nach dem Brand vom Tempel übrig blieb, verwertet er (2. Kön 25,8-17).
Er setzt Gedalja über den Überrest im Land Juda. Dieser wird aber zwei Monate später ermordet. Der Überrest des Volkes flieht aus Furcht vor den Chaldäern nach Ägypten. Sie zwingen Jeremia, mit ihnen zu gehen (2. Kön 25,22-26).
Die Wirksamkeit der falschen Propheten
Gott hatte sich «früh aufgemacht», um durch seine Propheten das Volk auf seinem bösen Weg aufzuhalten und zur Umkehr zu bewegen. Unmittelbar vor dessen Wegführung hatte Er in seinem Erbarmen Jeremia erweckt,
- um sie alle noch einmal in eindringlicher Weise zur Buße aufzurufen;
- um ihnen im Einzelnen den genauen Ablauf der Ereignisse anzukündigen und
- um ihnen zuzurufen, dass sie sich in allem der züchtigenden Hand ihres Gottes unterwerfen sollten.
Wie viel leichter wären die Leiden der Wegführung und der Gefangenschaft gewesen, wenn die Führer und das Volk der Stimme des HERRN durch Jeremia gehorcht hätten! Gerade ihr Widerstand war es, der den König von Babel, das Werkzeug der Züchtigung in der Hand Gottes, zu schärferen Massnahmen zwang.
Aber da waren andere Propheten, die durch ihre «Weissagungen» den Widerstand des Volkes nährten und schürten. Auch sie behaupteten, im Namen des HERRN zu reden, wenngleich ihre Worte in völligem Widerspruch zu den Aussagen Jeremias standen, die sich – wie die Geschichte beweist – buchstäblich erfüllten.
Diese falschen Propheten waren dabei, als die Priester und das Volk schon im Anfang der Regierung Jojakims Jeremia töten und seine treue, warnende Stimme für immer zum Schweigen bringen wollten. Als ihnen dies nicht gelang, suchten sie hinter ihm her auf Schritt und Tritt durch gegensätzliche Aussprüche und Prophezeiungen das Wort Jeremias zu entkräften und unwirksam zu machen (Jeremia 26).
Jeremia 27
In der Regierungszeit Zedekias zum Beispiel, als ein Teil des Volkes schon gefangen weggeführt war, musste Jeremia auf Geheiss Gottes Fesseln und Jochstäbe machen und sie um seinen Hals legen. In dieser eindrücklichen Aufmachung musste er den umliegenden Nationen und auch dem König von Juda im Auftrag des HERRN zurufen und befehlen: «Beugt eure Hälse unter das Joch des Königs von Babel und dient ihm und seinem Volk, so werdet ihr leben» (Jer 27,12). Wenn sie nicht gehorchten, hätte dies zur Folge, dass sie durch das Schwert, durch Hunger und Pest weggerafft, dass die im Tempel übriggebliebenen Geräte und alle verwertbaren Dinge im Haus des HERRN nach Babel weggeführt würden.
Jeremia 28
Aber da stand schon ein Hananja auf, um die Lüge auszurufen: «So spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, und sagt: Ich zerbreche das Joch des Königs von Babel. In zwei Jahren werde ich alle Geräte des Hauses des HERRN an diesen Ort zurückbringen …»
Jeremia 29
Auch den Weggeführten in Babel suchten die falschen Propheten zu schaden. Jeremia hatte jenem Teil des Volkes einen Brief geschrieben, um ihnen zu zeigen, wie sie in der Gefangenschaft Gott wohlgefällig leben sollten, um «Frieden zu haben». – Aber die Propheten Ahab und Zedekia verkündigten andere Dinge, und ihr Genosse Schemaja suchte von Babel aus die Stimme Jeremias zum Schweigen zu bringen
Es ist unschwer herauszufinden, wer hinter diesen falschen Propheten stand. Es ist Satan, der Widersacher Gottes und seines Volkes. Er sandte – wie einst in den Tagen Josaphats – einen Lügengeist in die Herzen dieser scheinbaren Diener Gottes (1. Kön 22,21-23), und diese fürchteten sich nicht, eigene Träume und Gedanken als Aussprüche Gottes zu etikettieren und zu verkündigen, die doch seinem heiligen Wort ganz entgegengesetzt waren.
Was bezweckte denn der Feind mit diesen Scheinpropheten? Oh, er wollte das Volk durch jedes Mittel daran hindern, Buße zu tun, sich unter Gottes Züchtigung zu beugen und auf diese Weise wiederhergestellt zu werden. Gott sagte von diesen Werkzeugen des Feindes: «Sie weissagen falsch in meinem Namen, damit ich euch vertreibe und ihr umkommt» (Jer 27,15).
Dieser uralte Kampf zwischen Wahrheit und Lüge besteht heute noch. Jeder von uns hat es mit den Listen des Feindes und seinen Täuschungen zu tun. Die Christenheit ist ein grosses Kampffeld, und ach! Wie manchen Sieg haben «die Weltbeherrscher dieser Finsternis», «die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern» durch ihre Mittelsmänner schon errungen, weil die, die sich Christen nennen, nicht mit der ganzen Waffenrüstung Gottes angetan waren. Möchten wir als Kinder des Lichts uns doch durch ein gläubiges, unverrücktes Anhangen an Gottes Wort kennzeichnen und jeden Angriff auf die Aussagen Gottes abwehren! Er hat uns die Wahrheit gegeben, um uns zu erretten, um uns freizumachen und zu segnen. Satan aber will uns übervorteilen und verderben; «seine Gedanken sind uns nicht unbekannt» (2. Kor 2,11).
Wie sich das Volk in der Gefangenschaft verhalten sollte
In dem Brief, den Jeremia an die Weggeführten in Babel sandte, schrieb er im Namen des HERRN: «Baut Häuser und bewohnt sie, und pflanzt Gärten und esst ihre Frucht …, mehrt euch dort und vermindert euch nicht» (Jer 29,4-6).
Der HERR hatte sie mit grausamer Züchtigung geschlagen. Sie waren um der Grösse ihrer Ungerechtigkeit, um ihrer zahlreichen Sünden willen in grosse Trübsal gekommen (Jer 30,14). Siebzig Jahre – kein einziges Jahr weniger – sollte ihre Gefangenschaft dauern (Jer 29,10). Gott musste sie nach Gebühr züchtigen und konnte sie keineswegs ungestraft lassen.
Je mehr sie sich dagegen auflehnten und aufbäumten, desto mehr litten sie unter dem Druck der Umstände. Einkehr, Überprüfung der eigenen Wege und Buße war jetzt am Platz. So nur konnte ihre Seele wiederhergestellt werden und die Güte Gottes wieder schmecken.
Ja, war es nicht eine grosse Güte Gottes, dass ihnen im Feindesland gestattet wurde, Häuser zu bauen und darin zu wohnen, Gärten zu pflanzen und ihre Frucht zu essen, Familien zu gründen und Kinder grosszuziehen? Wer seine Vergehungen und Sünden einsieht und weiss, dass ihm nur Gericht und Strafe gebührte, dem öffnen sich die Augen für die vielen Wohltaten Gottes.
Ferner sagte ihnen der HERR durch seinen Knecht: «Sucht den Frieden der Stadt, wohin ich euch weggeführt habe, und betet für sie zu dem HERRN; denn in ihrem Frieden werdet ihr Frieden haben» (Jer 29,7). – Ist das nicht auch ein Wort für uns? Wir sind zwar keine Gefangenen, aber auch wir sind hier nur Fremde, denen der Apostel zuruft: «Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen, für Könige und alle, die in Hoheit sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und würdigem Ernst» (2. Tim 2,1.2) Dadurch dürfen wir einen wirksamen Beitrag zu Friede und Ordnung leisten, und im Frieden der Länder werden auch wir Frieden haben.
Ausblicke auf die Wiederherstellung des Volkes
Die Kapitel 30 bis 33 enthalten Weissagungen, die Jeremia in den Tagen gegeben wurden, als schon ein Teil des Volkes nach Babel weggeführt worden war und weitere, noch schwerere Schläge des Gerichts in Aussicht standen. Das Herz des schwergeprüften Propheten, der den treuen Überrest darstellt, litt unsäglich unter der Trübsal, die über das geliebte Volk des HERRN hereingebrochen war. Sein Auge rann von Tränen, weil die Herde des HERRN gefangen weggeführt wurde.
Aber gerade jetzt, in diesen Kapiteln, liess ihn Gott prophetische Ausblicke auf die Wiederherstellung Judas und Israels tun, die für seine wunde Seele lindernder Balsam waren.
Das Wort berichtet uns in Esra und Nehemia von der Rückkehr eines Teils des Volkes Judas aus der siebzigjährigen Gefangenschaft. Der Tempel wurde wieder aufgebaut, die Mauer und die Tore ausgebessert und der Gottesdienst wieder eingerichtet. Aber das war nur eine vorübergehende Teilwiederherstellung. Die Nachkommen dieser aus den Stämmen Juda und Benjamin Zurückgekehrten verwarfen und kreuzigten ihren Christus. Ein schreckliches Gericht kam über sie: Jerusalem und der Tempel wurden zerstört und die Überlebenden den Nationen als Sklaven verkauft. – Auch die einst in die assyrische Gefangenschaft geratenen zehn Stämme sind noch immer unter den Nationen verschollen.
Aber in der Heiligen Schrift wird noch von einer endgültigen und völligen inneren und äusseren Wiederherstellung des ganzen zwölfstämmigen Volkes am Ende der Tage und von der Aufrichtung eines tausendjährigen Friedensreiches geredet.
Wenn wir nun die in den Kapiteln 30 bis 33 enthaltenen prophetischen Hinweise Jeremias auf die Zukunft Israels kurz zusammenfassen, wollen wir uns diese verschiedenen Phasen der Wiederherstellung vor Augen halten.
Was uns hier vor allem beeindruckt, ist Gottes unveränderliche Liebe zu seinem Volk. Er sagt von ihm: «Ja, mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt; darum habe ich dir fortdauern lassen meine Güte» (Jer 31,3) – «Denn ich weiss ja die Gedanken, die ich über euch denke, spricht der HERR, Gedanken des Friedens und nicht zum Unglück, um euch Ausgang und Hoffnung zu gewähren» (Jer 29,11). So, wie Er über sie gewacht hat, um niederzureissen, zu zerstören und zu verderben, so wacht Er über sie, um zu bauen und zu pflanzen (Jer 31,28).
Hinsichtlich der Wiederherstellung seines zwölfstämmigen Volkes und der Erfüllung seiner Verheissungen an David gibt Er eindrückliche Zusicherungen: «Wenn nicht mein Bund bezüglich des Tages und der Nacht besteht, wenn ich nicht die Ordnungen des Himmels und der Erde festgesetzt habe, so werde ich auch die Nachkommen Jakobs und Davids, meines Knechtes, verwerfen, dass ich nicht mehr von seinen Nachkommen Herrscher nehme über die Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs. Denn ich werde ihre Gefangenschaft wenden und mich ihrer erbarmen» (Jer 33,25.26).
Der Schlag des HERRN gegen sein Volk war so furchtbar, dass dessen Wunde unheilbar ist. Vonseiten der Menschen kann und will ihm niemand helfen. Aber der HERR sagt: «ich will dir einen Verband anlegen und dich von deinen Schlägen heilen» (Jer 30,17).
Er wird die Kinder Israel heraufführen aus all den Ländern, wohin Er sie vertrieben hatte, und wird sie in ihr Land zurückbringen, das Er ihren Vätern gegeben hat. «Siehe, ich will zu vielen Fischern senden, spricht der HERR, dass sie sie fischen; und danach will ich zu vielen Jägern senden, dass sie sie jagen von jedem Berg und von jedem Hügel und aus den Felsenklüften» (Jer 16,15.16).
Aber die Rückkehr des Volkes ins Land genügt nicht. Es muss auch eine innere Umkehr stattfinden. In Sacharja 13,8.9 lesen wir, dass zwei Teile des Volkes im Land, die im Unglauben verharren, ausgerottet werden und verscheiden. Den dritten Teil wird der HERR ins Feuer der Drangsal bringen und sie läutern. Sie werden Ihn anrufen und Er wird sich von ihnen finden lassen. – Andere wieder, besonders Ephraim, d.h. die zehn Stämme, werden schon in den fremden Ländern zur Buße gelangen und sagen: «bekehre mich, damit ich mich bekehre, denn du bist der HERR, mein Gott. Denn nach meiner Umkehr empfinde ich Reue, und nachdem ich zur Erkenntnis gebracht worden bin, schlage ich mich auf die Hüften. Ich schäme mich und bin auch zuschanden geworden, denn ich trage die Schmach meiner Jugend» (Jer 31,18.19). Wie wird der HERR antworten? «Siehe, ich bringe sie aus dem Land des Nordens und sammle sie vom äussersten Ende der Erde … Mit Weinen kommen sie, und unter Flehen leite ich sie; ich führe sie zu Wasserbächen auf einem ebenen Weg, auf dem sie nicht straucheln werden. Denn ich bin Israel zum Vater geworden, und Ephraim ist mein Erstgeborener» (Jer 31,7-9).
Das geläuterte Volk wird «dem HERRN, ihrem Gott, dienen und ihrem König David, den ich ihnen erwecken werde.» Denn «sein Machthaber wird aus ihm sein und sein Herrscher aus seiner Mitte hervorgehen» (Jer 30,9.21).
Der HERR wird mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund machen: «Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben; und ich werde ihr Gott, und sie werden mein Volk sein … sie alle werden mich erkennen von ihrem Kleinsten bis zu ihrem Grössten, spricht der HERR. Denn ich werde ihre Schuld vergeben und ihrer Sünde nicht mehr gedenken» (Jer 31,31-34).
Jerusalem wird dem HERRN dann «zum Freudennamen, zum Ruhm und zum Schmuck sein bei allen Nationen der Erde, die all das Gute hören werden, das ich ihnen tue.» Die Stadt wird genannt werden: «Der HERR, unsere Gerechtigkeit»3
Ja, dann wird eine nie endende Freude und Wonne sein: «Sie werden kommen und jubeln auf der Höhe Zions und herbeiströmen zu den Gütern des HERRN: zum Korn und zum Most und zum Öl und zu den jungen Schafen und Rindern; und ihre Seele wird sein wie ein bewässerter Garten, und sie werden fortan nicht mehr verschmachten. Dann wird die Jungfrau sich freuen beim Reigen, und Jünglinge und Greise miteinander; und ich will ihre Trauer in Freude verwandeln und sie trösten und will sie erfreuen, indem ich sie von ihrem Kummer befreie» (Jer 31,12.13).
Das war, in kurzen Zügen, die Schau, die dem niedergebeugten Propheten gegeben wurde. Im zehnten Jahr Zedekias, als die Wälle des Belagerers bis an die Stadt reichten, um sie einzunehmen, als Jerusalem durch das Schwert, durch den Hunger und die Pest in die Hand der Chaldäer gegeben und Jeremia im Gefängnishof war, forderte der HERR ihn sogar auf, vor den Augen aller Juden ein Feld zu kaufen. (Jeremia 32). Er wollte ihm damit ein Unterpfand in die Hand geben auf jene herrliche Zeit, wo sich dies alles erfüllen sollte, und fügte hinzu: «Ich bin der HERR, der Gott allen Fleisches; sollte mir irgendein Ding unmöglich sein?» (Jer 32,27).