Die Berufung der Leviten

4. Mose 3,5-13

Nachdem das Volk in 4. Mose 1 gemustert worden ist, legt Gott in Kapitel 2 die Lager- und Marschordnung für die einzelnen Stämme Israels fest. Das hat eine geistliche Bedeutung für uns: Gott hat jedem von uns, die wir als gläubige Christen zur Versammlung gehören, einen Platz am Leib des Christus gegeben.

In Kapitel 3 und 4 befasst sich der HERR mit dem Stamm Levi, der im Volk Israel eine Sonderstellung einnahm. Gott selbst berief die Leviten zu einer Aufgabe an seiner Wohnung und gab ihnen einen Lagerplatz in der Nähe des Heiligtums. Die Leviten zeigen uns bildlich, dass der Herr uns als seine Diener für sein geistliches Haus einsetzen will.

Wir erkennen aus diesen Kapiteln, dass wir sowohl Glieder am Leib des Christus als auch Mitarbeiter am Haus Gottes sind. Die zweite Tatsache wird uns durch die Leviten und ihren Dienst an der Stiftshütte veranschaulicht. Ihre Berufung in 4. Mose 3,5-13 zeigt uns wichtige Grundsätze für den christlichen Dienst, die wir im Neuen Testament bestätigt finden. Mit einigen Fragen gehen wir auf die einzelnen Punkte ein.

Wer beruft die Leviten zum Dienst?

«Der HERR redete zu Mose und sprach: Lass den Stamm Levi herzutreten» (V. 5.6).

Gott war es, der die Leviten zum Dienst berief. Sie suchten nicht selbst eine Aufgabe, sie liessen sich auch nicht von Menschen einen Auftrag geben. Nein, sie bekamen ihren Dienst vom HERRN. Dieser wichtige Grundsatz ist heute noch genauso gültig: Der Herr beruft seine Diener und gibt ihnen ihren Auftrag.

Paulus ist ein klares Beispiel dafür. Nachdem er sich bekehrt hatte, erklärte der Herr Jesus seinem Jünger Ananias im Blick auf Paulus: «Dieser ist mir ein auserwähltes Gefäss, meinen Namen zu tragen sowohl vor Nationen als Könige und Söhne Israels» (Apg 9,15). Der Herr wählte Paulus für eine bestimmte Aufgabe aus: Er sollte in erster Linie den Menschen aus den Nationen Jesus Christus bekannt machen und ihnen das Evangelium verkündigen (Apg 22,21). In Galater 1,1 wird ebenfalls auf den Herrn als Auftraggeber hingewiesen: «Paulus, Apostel, nicht von Menschen noch durch einen Menschen, sondern durch Jesus Christus und Gott, den Vater.»

Der Herr ist in der Berufung seiner Diener souverän. Er wählt aus, wen Er will. Er teilt die Aufgaben zu, wie Er will. Wir können uns den Dienst nicht selbst aussuchen oder von Menschen aufdrängen lassen. Es geht darum, dass wir aufrichtig nach dem Willen des Herrn fragen: Was willst Du, dass ich tun soll? (vgl. Apg 22,10). Oft braucht es Zeit in der Gemeinschaft mit Ihm, um Klarheit darüber zu bekommen.

Vor wem stehen die Leviten?

«Stelle ihn vor Aaron, den Priester, dass sie ihm dienen» (V. 6).

Mose sollte die Leviten vor Aaron stellen, damit sie ihm dienten. Alles, was sie taten, geschah unter der Aufsicht des Hohenpriesters. Nach seinen Anweisungen arbeiteten sie. Ihm waren sie für ihren Dienst verantwortlich.

Aaron ist ein Vorausbild auf den Herrn Jesus, der als verherrlichter Mensch im Himmel ist. Als seine Knechte stehen wir vor Ihm, um Ihm zu dienen. Wie wichtig ist es, dass wir bei jedem Dienst den Herrn vor uns haben und alles für Ihn tun. Ihm dienen bedeutet auch, Ihm in allem, was wir tun, verantwortlich zu sein. Das heisst weiter, dass wir in Abhängigkeit von Ihm und im Gehorsam zu Ihm unsere Aufgaben erfüllen. So hat der Prophet Elia gedient. Er erklärte König Ahab: «So wahr der HERR lebt, der Gott Israels, vor dessen Angesicht ich stehe, wenn es in diesen Jahren Tau und Regen geben wird, es sei denn auf mein Wort!» (1. Kön 17,1).

Auch der Apostel Paulus betont die Verantwortung des Dieners gegenüber dem Herrn, wenn er Timotheus schreibt: «Ich bezeuge ernstlich vor Gott und Christus Jesus, der Lebende und Tote richten wird, und bei seiner Erscheinung und seinem Reich: Predige das Wort, halte darauf zu gelegener und ungelegener Zeit; überführe, weise ernstlich zurecht, ermahne mit aller Langmut und Lehre» (2. Tim 4,1.2). Jeder Diener steht vor Gott und vor Jesus Christus, der Autorität und Würde besitzt. Er weiss, dass er für das, was er tut, seinem Herrn verantwortlich ist. Darum will er sich Ihm unterordnen und seinem Wort gehorchen.

Wofür setzen sich die Leviten ein?

«Sie sollen den Dienst für ihn (Aaron) versehen und den Dienst für die ganze Gemeinde vor dem Zelt der Zusammenkunft, um den Dienst der Wohnung zu verrichten» (V. 7).

Nach Gottes Willen hatte der levitische Dienst drei Zielrichtungen: Er geschah erstens für Aaron, zweitens für die ganze Gemeinde Israel und drittens für die Wohnung Gottes in seinem Volk. Alle drei Zielsetzungen lassen sich geistlich auf den christlichen Dienst übertragen:

  1. Wir tun unsere Aufgabe für den Herrn Jesus, auf den Aaron hinweist. Wir arbeiten an seinem Werk und für seine Sache (Apg 20,19; Röm 12,11). Dabei ist es unser Wunsch, dass Er geehrt und verherrlicht wird. Ob wir die Gläubigen im Wort unterweisen oder auf dem Glaubensweg ermutigen, immer soll es unser Anliegen sein, dass Christus in ihren Herzen Raum gewinnt, in ihrem Verhalten sichtbar wird und in ihrem Lob zum Ausdruck kommt. Dann setzen wir uns für Ihn und seine Ehre ein.
  2. Wir dienen den Gläubigen, die durch die Gemeinde Israel dargestellt werden. Darauf weist der Apostel Paulus hin, wenn er von den geistlichen Gaben spricht. Ihr Dienst ist «zur Vollendung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes des Christus» (Eph 4,12). Wenn wir den Gläubigen dienen, haben wir es auf dem Herzen, dass sie geistlich wachsen und den Herrn Jesus besser kennen lernen. Es soll ihnen immer mehr bewusst werden, was ihre christlichen Vorrechte sind, damit sie sich an ihnen freuen und ihnen in ihrem Verhalten entsprechen können.
  3. Wir führen unsere Aufgabe für das Zusammenkommen als Versammlung aus, von dem die Wohnung Gottes in der Wüste ein Bild ist. Jeder Dienst, ob er an Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen geschieht, soll zum Gedeihen der örtlichen Versammlungen beitragen. Das erfolgt einerseits dadurch, dass den Gläubigen der Herr Jesus gross gemacht wird, damit sie gern an den Ort gehen, wo Er in der Mitte der Seinen ist. Das geschieht anderseits durch eine gesunde Belehrung über die Versammlung Gottes und ihre örtliche Verwirklichung, so dass die Gläubigen mit einer fundierten Überzeugung im Namen des Herrn versammelt sind. Diesen Punkt spricht der Apostel Paulus in 1. Korinther 3,9-15 an. Er vergleicht dort die örtliche Versammlung mit einem Bau, an dem die Diener des Herrn mitarbeiten.

Wo arbeiten die Leviten?

In Vers 7 sagt der HERR auch, dass die Leviten ihren Dienst «vor dem Zelt der Zusammenkunft» tun sollen. Daraus ergeben sich zwei Punkte für den christlichen Dienst:

  1. Wir haben gesehen, dass die Diener ihren Auftrag vom Herrn bekommen. Doch zugleich sollen sie ihre Aufgabe in Gemeinschaft mit den Glaubensgeschwistern der örtlichen Versammlung ausüben. Wir haben bereits erkannt: Die Diener sind für das, was sie tun, dem Herrn verantwortlich. Das schliesst aber nicht aus, dass sie ihren Dienst in Verbindung mit den Gläubigen tun, mit denen sie sich versammeln. Wir dienen dem Herrn «vor dem Zelt der Zusammenkunft». Das hat der Apostel Paulus verwirklicht. Er tat seinen Missionsdienst im Einvernehmen mit der Versammlung in Antiochien (Apg 13,3; 14,26; 15,40).
  2. Es besteht eine Verbindung zwischen der Arbeit im Werk des Herrn und der Versammlung Gottes. Der Apostel Paulus spricht diese Tatsache in Epheser 4 an. Er zeigt zuerst, dass ein Leib besteht, wovon jeder Erlöste ein Glied ist (V. 1-6). Dann stellt er die verschiedenen Gaben vor, die der Herr gibt, damit die Gläubigen erbaut werden (V. 7-16). Wir lernen daraus, dass jeder Diener als Glied am Leib des Christus dafür besorgt sein muss, die Einheit des Geistes in einer guten Gesinnung zu bewahren. Gott will nicht, dass wir unseren Dienst unabhängig von der Einheit tun, die der Heilige Geist unter den Gläubigen auf der Grundlage des Wortes Gottes und in der Absonderung vom Bösen bewirkt.

Was tun die Leviten?

«Sie sollen alle Geräte des Zeltes der Zusammenkunft warten und den Dienst für die Kinder Israel versehen, um den Dienst der Wohnung zu verrichten» (V. 8).

Die Leviten bekamen von Gott die Aufgabe, alle Geräte des Zeltes der Zusammenkunft zu warten. Sie sollten die Geräte durch die Wüste tragen und dafür sorgen, dass sie in einem guten Zustand erhalten blieben. Das war der allgemeine Auftrag des HERRN an die Leviten, der dann in Kapitel 4 genauer beschrieben und den einzelnen Familien zugeteilt wird. Darüber werden wir im nächsten Artikel nachdenken.

Der allgemeine Auftrag an die Leviten hat auch uns etwas zu sagen. Die Geräte weisen auf einzelne Herrlichkeiten des Herrn Jesus hin, die sich besonders auf die Versammlung Gottes beziehen. So spricht das «Warten» dieser Geräte davon, dass wir in jedem Dienst die biblische Wahrheit über die Person des Herrn Jesus, über sein Werk am Kreuz und über seine Versammlung festhalten. Das ist vor allem wichtig, wenn das Wort Gottes mündlich oder schriftlich weitergegeben wird. Es soll uns ein Herzensanliegen sein, in allem, was wir für den Herrn tun, das ganze christliche Glaubensgut zu bewahren (2. Tim 1,14). Nur so sind wir treue Verwalter der Wahrheit (1. Kor 4,2).

Wozu dienen die Leviten?

«Die Leviten sollst du Aaron und seinen Söhnen geben; ganz zu eigen sind sie ihm gegeben vonseiten der Kinder Israel. Und Aaron und seine Söhne sollst du bestellen, dass sie ihr Priesteramt versehen» (V. 9.10).

Die Leviten standen Aaron und seinen Söhnen zur Verfügung und waren ihnen unterstellt. Mit allen ihren Aufgaben im Transport und im Unterhalt des Zeltes der Zusammenkunft machten sie es möglich, dass die Priester ihren Dienst vor dem HERRN verrichten konnten.

Diese Anweisung lässt sich mit zwei Punkten auf unsere Zeit übertragen:

  1. Jeder praktische und geistliche Dienst an den Gläubigen und für das Zusammenkommen als Versammlung ist dem priesterlichen Dienst der Anbeter untergeordnet. Die gemeinsame Anbetung beim Brotbrechen in der Gegenwart des Herrn hat in den Augen Gottes einen höheren Stellenwert als die Verkündigung des Wortes. Der Grund dafür ist klar: Der Dienst als heilige Priester richtet sich an Gott, während wir die Aufgabe als Diener des Wortes an Menschen tun. Diesen Punkt sollen wir als Mitarbeiter am Haus Gottes nie aus den Augen verlieren.
  2. Jede Aufgabe im Volk Gottes soll die Anbetung fördern. Dazu einige Beispiele: Eine gute, gesunde Unterweisung im Wort Gottes führt die Erlösten zum Verständnis, dass sie Priester und Anbeter sind, die den Vater in Geist und Wahrheit anbeten. Eine zu Herzen gehende Erklärung der Opfer im Alten Testament hilft, die Person und das Werk des Herrn Jesus besser zu verstehen, was die Anbetung vertieft. Auch die praktischen Aufgaben – wenn wir z.B. den Raum für das Zusammenkommen zum Brotbrechen vorbereiten – unterstützen das gemeinsame Lob.

Warum dienen die Leviten?

«Ich habe die Leviten aus der Mitte der Kinder Israel genommen anstatt aller Erstgeburt, die den Mutterschoss durchbricht unter den Kindern Israel; und die Leviten sollen mir gehören» (V. 12).

In Ägypten hatte Gott die Erstgeborenen der Israeliten vor dem Gericht verschont. Der Preis für ihre Erlösung war das Blut des Passahlamms. Als Folge davon gehörten die Erstgeborenen dem HERRN. Doch nun sollten die Leviten diesen Platz einnehmen und Gott zur Verfügung stehen. Im übertragenen Sinn können wir uns in beiden Personengruppen erkennen.

Das Passahlamm weist auf den Herrn Jesus hin, der uns durch sein kostbares Blut erlöst hat (1. Pet 1,18.19). Durch den Glauben an den Erlöser sind wir gerettet und zu Gott gebracht worden. Wir gehören nicht mehr uns selbst, sondern sind ein Eigentum des Herrn Jesus. Das wirkt sich auf unser Leben aus. Einerseits hat der Herr nun einen Anspruch auf uns. Deshalb ruft Er uns in seine Nachfolge, damit wir von Ihm lernen und Ihm dienen. Anderseits veranlasst uns der hohe Preis, den Er zu unserer Erlösung bezahlt hat, dass wir uns Ihm freiwillig zur Verfügung stellen und Ihn fragen: «Was soll ich tun, Herr?» Wir sind gern bereit, Ihm zu dienen, weil Er uns errettet hat.

Schluss

  • Die Voraussetzung, um ein guter Diener des Herrn zu sein, ist unser Gehorsam. Wir möchten das befolgen, was Er uns in der Bibel sagt.
  • Der Beweggrund für jeden Dienst ist die Liebe zum Herrn Jesus, der sich selbst für uns hingegeben hat, um uns für sich zu erlösen.
  • Das Ziel jeder Arbeit, die wir für den Herrn und die Versammlung tun, ist seine Verherrlichung. In allem soll Er geehrt werden.