Der Dienstantritt der Leviten

4. Mose 8,5-19

Der HERR berief die Leviten zum Dienst am Zelt der Zusammenkunft (4. Mo 3). Er bestimmte auch, was jede Familie aus diesem Stamm zu tun hatte (4. Mo 4).

In 4. Mose 8 ordnet Gott an, wie die Leviten ihre Aufgabe beginnen sollten. Zuerst erfolgte ihre Reinigung. In einem weiteren Schritt wurden Opfer für sie dargebracht. Schliesslich machte sich das ganze Volk mit den Leviten eins und übergab sie dem HERRN.

Alle diese Punkte haben eine geistliche Bedeutung für uns. Sie illustrieren uns Grundsätze des christlichen Dienstes, die es in der Arbeit für den Herrn zu beachten gilt.

Die Reinigung

«So sollst du mit ihnen tun, um sie zu reinigen: Sprenge Entsündigungswasser auf sie, und sie sollen das Schermesser über ihr ganzes Fleisch gehen lassen und ihre Kleider waschen und sich reinigen» (V. 7).

Bevor die Leviten ihren Dienst am Zelt der Zusammenkunft begannen, wurden sie gereinigt. Diese einmalige Reinigung spricht vom Selbstgericht, das jeder Diener des Herrn immer wieder ausführen soll. Nur so kann er seine Aufgabe zum Nutzen der Gläubigen und zur Ehre Gottes erfüllen.

a) Das Entsündigungswasser sprengen

In einem ersten Schritt sprengte Mose das Wasser der Entsündigung auf die Leviten. Er weist auf den Herrn Jesus hin, der vom Himmel her die Füsse der Seinen wäscht. Er reinigt sie vom Schmutz, den sie sich auf dem Weg durch die Welt zuziehen. Dazu benutzt Er das Wasser des Wortes Gottes (Joh 13,5; Eph 5,26).

Wie nötig ist es für jeden Diener, dass er sich regelmässig vom Herrn reinigen lässt. Es geht darum, sich beim Bibellesen persönlich der Wirkung des Wortes Gottes auszusetzen. Dann kann uns der Herr von einer verkehrten Einstellung, einem unguten Wort, einer falschen Handlung oder einem schlechten Weg überführen. Er zeigt uns auch, dass Er dafür am Kreuz gelitten hat und gestorben ist. Wenn wir dann das begangene Unrecht bekennen, werden wir gereinigt (1. Joh 1,9).

b) Das Schermesser einsetzen

In einem zweiten Schritt sollten die Leviten mit einem Messer ihren ganzen Körper rasieren. Diese Anwendung des Schermessers spricht symbolisch davon, dass wir die Auswüchse der alten Natur verurteilen und gegen sie vorgehen. Was damit gemeint ist, erklärt uns der Apostel Paulus: «Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind: Hurerei, Unreinheit, Leidenschaft, böse Lust und die Habsucht … Jetzt aber legt auch ihr das alles ab: Zorn, Wut, Bosheit, Lästerung, schändliches Reden aus eurem Mund» (Kol 3,5.8).

Auch im Leben eines Dieners Gottes macht sich die alte Natur immer wieder bemerkbar. Sie ist wie ein abgehauener Wurzelstock, der noch seine Schösslinge treibt. Diese bösen und schädlichen Auswirkungen der Sünde gilt es radikal zu richten.

Der Apostel Paulus zählt in 1. Thessalonicher 2,3-6 sieben verkehrte Motive im Dienst auf: Betrug, Unreinheit, List, Wunsch nach Gefallen bei Menschen, Schmeichelei, Habsucht, Geltungsdrang. Wenn wir solche Ansätze bei uns erkennen, müssen wir sie sofort verurteilen.

c) Die Kleider waschen

In einem dritten Schritt oblag es den Leviten, ihre Kleider zu waschen. Die Kleider reden von dem, was die Menschen an uns sehen. Die Diener des Herrn werden besonders genau beobachtet. Wenn sie sich verkehrt verhalten, verliert ihre Botschaft an Gewicht und wird oft nicht angenommen.

Darum ist es für jeden von uns, der dem Herrn dienen möchte, unerlässlich, dass wir unser Verhalten immer wieder im Licht Gottes prüfen und wo nötig korrigieren. Drei Hinweise des Apostels Paulus an seinen Mitarbeiter Timotheus helfen uns dabei:

  • «Sei ein Vorbild der Gläubigen in Wort, in Wandel, in Liebe, in Glauben, in Keuschheit» (1. Tim 4,12). Ein vorbildliches Benehmen ist besonders für jüngere Mitarbeiter unerlässlich, damit niemand ihre Jugend verachtet, sondern alle ihren Dienst annehmen können.
  • «Einen älteren Mann fahre nicht hart an, sondern ermahne ihn als einen Vater, jüngere als Brüder; ältere Frauen als Mütter, jüngere als Schwestern, in aller Keuschheit» (1. Tim 5,1.2). Der Umgang des Dieners mit den Gläubigen erfordert Respekt gegenüber älteren Brüdern und Zurückhaltung gegenüber dem anderen Geschlecht.
  • «Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern gegen alle milde sein» (2. Tim 2,24). In der Zeit des Niedergangs ist es nötig, für die Wahrheit zu kämpfen, damit wir das Glaubensgut nicht verlieren. Doch zugleich sollen wir als Knechte des Herrn jeden fleischlichen Streit vermeiden und kein hartes Urteil fällen.

Diese Beispiele unterstreichen, wie wichtig unser Verhalten ist, damit der Herr unseren Dienst segnen kann. Prüfen wir deshalb unsere Lebensführung, damit wir den Menschen keinen Anstoss geben.

Die Darbringung von Opfern

«Sie sollen einen jungen Stier nehmen und sein Speisopfer: Feinmehl, gemengt mit Öl; und einen anderen jungen Stier sollst du nehmen zum Sündopfer» (V. 8).

«Die Leviten sollen ihre Hände auf den Kopf der Stiere legen; und du sollst dem HERRN den einen als Sündopfer und den anderen als Brandopfer opfern, um für die Leviten Sühnung zu tun» (V. 12).

Beim Dienstbeginn der Leviten wurden Opfer dargebracht. Sie weisen alle auf den Herrn Jesus und sein Werk am Kreuz hin.

a) Das Sündopfer

Die Leviten legten ihre Hände auf den Kopf des Stiers, der als Sündopfer dargebracht wurde.

Diese symbolische Handlung weist darauf hin, dass alle unsere Sünden auf den Herrn Jesus gelegt wurden, als Er während der drei Stunden der Finsternis im Gericht Gottes stand. Der heilige Gott vollzog an Ihm die gerechte Strafe für alle unsere Übertretungen. Durch den persönlichen Glauben an den Erlöser haben wir die Vergebung unserer Sünden erfahren. Wir wissen, dass Gott nie mehr darauf zurückkommt (Heb 10,17). Diese Sicherheit unserer Errettung versetzt uns in die Lage, dem Herrn zu dienen.

b) Das Brandopfer

Auch auf den Stier zum Brandopfer, der zusammen mit einem Speisopfer dargebracht wurde, legten die Leviten ihre Hände.

Damit kommt eine weitere Heilstatsache zum Ausdruck: Jesus Christus hat sich selbst ohne Flecken – d.h. nach einem vollkommenen Leben – durch den ewigen Geist Gott geopfert und Ihn in allen seinen Wesenszügen verherrlicht. So ist aus seinem Tod ein lieblicher Wohlgeruch zu Gott aufgestiegen. Durch den Glauben an den Sohn Gottes stehen wir in der ganzen Annehmlichkeit seines Opfers vor Gott. Wir sind angenehm gemacht in dem Geliebten (Eph 1,6). Wir wissen, dass wir in der Gunst Gottes stehen. Dieses glückliche Bewusstsein veranlasst uns, einen Dienst für Ihn zu tun.

Diese beiden Opfer, die bei der Reinigung und Weihe der Leviten dargebracht wurden, weisen auf zwei wichtige Voraussetzungen für jeden Diener hin: Er muss sich der ewigen Vergebung seiner Sünden und seiner völligen Annahme bei Gott sicher sein. Ohne diese Gewissheit kann er dem Herrn nicht treu und hingebungsvoll dienen. Wahrer Dienst ist also nur möglich, wenn der Diener im Bewusstsein lebt: Ich habe Gottes Gnade erfahren und stehe jetzt in seiner Gunst.

Die Übergabe zum Dienst

Bevor die Leviten zum Dienst antraten, machte sich das ganze Volk mit ihnen eins und stellte sie Gott zur Verfügung. Damit wir aus dieser Handlung die richtige Anwendung machen, erinnern wir uns an die Berufung der Leviten in 4. Mose 3 und bestätigen die geistliche Bedeutung mit dem Beispiel des Apostels Paulus. Wir möchten aus der Bildersprache des Alten Testaments nichts ableiten, was nicht mit dem Neuen Testament belegt werden kann.

a) Gott beruft die Leviten zum Dienst

«Der HERR redete zu Mose und sprach: Lass den Stamm Levi herzutreten und stelle ihn vor Aaron, den Priester, dass sie ihm dienen» (4. Mo 3,5.6).

So wie Gott die Leviten zum Dienst am Zelt der Zusammenkunft bestimmt hat, so beruft der Herr in der Zeit der Gnade seine Diener. Von Ihm geht alles aus. Er teilt ihnen die Arbeit zu, gibt die geistliche Fähigkeit dafür und bestimmt den Beginn des Dienstes.

So geschah es bei Paulus. Nach seiner Bekehrung erklärte der Herr: «Dieser ist mir ein auserwähltes Gefäss, meinen Namen zu tragen sowohl vor Nationen als Könige und Söhne Israels» (Apg 9,15). In der darauffolgenden Zeit bereitete der Herr seinen Diener auf diese Aufgabe vor. Paulus ging nach Arabien, wo er zurückgezogen lebte (Gal 2,17). Später tat er einen Dienst der Belehrung in der örtlichen Versammlung von Antiochien (Apg 11,25.26).

Der Herr legte auch den Zeitpunkt fest, an dem Paulus beginnen sollte, den anvertrauten Auftrag auszuführen: «Während sie aber dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: Sondert mir nun Barnabas und Saulus zu dem Werk aus, zu dem ich sie berufen habe» (Apg 13,2).

b) Das Volk Israel macht sich mit den Leviten eins

«Die Kinder Israel sollen ihre Hände auf die Leviten legen» (4. Mo 8,10).

Die Israeliten legten ihre Hände auf die Leviten, um sich mit ihrem Dienst eins zu machen. Das fand vor dem Zelt der Zusammenkunft statt. In dieser Handlung erkennen wir symbolisch, wie die örtliche Versammlung ihr Einverständnis und ihre Gemeinschaft mit dem Diener ausdrückt, den der Herr für eine besondere Aufgabe gebrauchen will.

So war es, als sich Paulus und Barnabas auf die Reise machten, um nach göttlichem Auftrag das Evangelium zu verkündigen. Nachdem den Gläubigen in der Versammlung von Antiochien klar geworden war, dass der Herr Paulus und Barnabas zu diesem Werk berufen hatte, «entliessen sie sie, nachdem sie gefastet und gebetet und ihnen die Hände aufgelegt hatten» (Apg 13,3).

Das Beispiel von Paulus und Barnabas zeigt einen weiteren wichtigen Punkt: Das Bezeugen der Gemeinschaft im Dienst durch die örtliche Versammlung betrifft vor allem Brüder und Schwestern, die sich zeitlich ganz für die Arbeit im Werk des Herrn freimachen und demzufolge auf materielle Unterstützung angewiesen sind.

Zugleich ist es für jeden Diener unerlässlich, dass er das Vertrauen der Geschwister der örtlichen Versammlung besitzt. Dieses Vertrauen kann er nicht von ihnen fordern, sondern muss es sich durch ein gutes und treues Verhalten erwerben.

c) Das Volk Israel webt die Leviten vor Gott

«Aaron soll die Leviten als Webopfer vonseiten der Kinder Israel vor dem HERRN weben» (4. Mo 8,11).

Die Israeliten brachten die Leviten als Webopfer Gott dar. So wurden sie dem HERRN geweiht. Daraus können wir zwei Gedanken für unsere Zeit ableiten:

  • Die Gläubigen der örtlichen Versammlung stellen den Diener dem Herrn zur Verfügung, damit er im Auftrag Gottes für den ganzen Leib des Christus tätig sein kann. Das bedeutet für die Geschwister am Ort einen Verzicht, denn sie werden von seinem Dienst nicht mehr im gleichen Mass profitieren. Das war auch in Antiochien der Fall, als sich Paulus und Barnabas auf die Reise machten.
  • Die örtliche Versammlung darf den Diener in der Fürbitte immer wieder vor Gott bringen. Wie nötig haben alle, die im Werk des Herrn arbeiten, dass die Geschwister für sie beten und so ihren Dienst unterstützen! Der Apostel Paulus hat wiederholt die Bitte geäussert: «Brüder, betet für uns!» (1. Thes 5,25; 2. Thes 3,1). Er war sich im Klaren, dass der Segen seiner Arbeit vom Wirken des Herrn abhing.

Schluss

Wir stehen immer in Gefahr, einen biblischen Grundsatz zu stark zu betonen und dabei ein anderes göttliches Prinzip zu vernachlässigen.

  • Einerseits können wir einseitig darauf pochen, dass der Diener seinen Auftrag vom Herrn bekommt und Ihm in allem verantwortlich ist. Dann lassen wir ausser Acht, dass die Gläubigen der örtlichen Versammlung beurteilen und bestätigen können und sollen, dass der Dienst vom Herrn aus geschieht. Als Folge davon handeln wir eigenwillig und unabhängig.
  • Anderseits ist es möglich, dass wir in die Rechte des Herrn über seine Diener eingreifen. Wie kann das geschehen? Wir drängen jemand zu einer Arbeit, obwohl er dazu keinen göttlichen Auftrag hat. Oder wir halten jemand von einem Dienst ab, den er vom Herrn bekommen hat. Diese menschliche Einflussnahme wird zum Schaden im Werk des Herrn sein.

Der Herr kann uns durch sein Wort und durch seinen Geist eine geistliche Ausgewogenheit schenken, damit wir seine Rechte an den Dienern anerkennen und zugleich die Beurteilung des Dienstes durch die örtliche Versammlung berücksichtigen.