Aus den sühnenden Leiden und dem Tod unseres Erlösers fliesst ein reicher Segen hervor, wie dieser Psalm ab Vers 23 deutlich macht. Es gibt drei Segensbereiche:
- die Gläubigen der Gnadenzeit (V. 23-25),
- die Erlösten aus dem Volk Israel in der Zukunft (V. 26.27) und
- die Gläubigen aus den Nationen, die ins Friedensreich eingehen werden (V. 28-30).
Am Schluss wird das Thema dieses Psalms zusammengefasst (V. 31.32).
Über den ersten Segensbereich haben wir in Teil 5 nachgedacht. Nun kommen wir zur zweiten Gruppe von Menschen, die gesegnet werden.
Die grosse Versammlung Israels
«Von dir kommt mein Lobgesang in der grossen Versammlung; bezahlen will ich meine Gelübde vor denen, die ihn fürchten» (V. 26).
Der zweite Segensbereich liegt noch in der Zukunft. Wenn der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit erscheinen wird, wird Er eine «grosse Versammlung» antreffen. Das ist der gläubige Überrest aus dem ganzen Volk Israel. Er wird herrlich in der Mitte dieser Erlösten stehen und von ihnen gelobt und angebetet werden. Zuerst werden sie wehklagen, aber ihre Wehklage wird sich in Freude verwandeln. Es wird ihnen wie den Brüdern Josephs in Ägypten ergehen, die erschraken, als er – der zweithöchste Mann in Ägypten – sich ihnen zu erkennen gab. Doch dann sprach Joseph gütige Worte zu ihnen, so dass ihre Furcht verschwand.
Eine ähnliche Erfahrung werden die Gläubigen aus Israel in der Zukunft machen. Sie werden in der Drangsalszeit zu Gott umkehren und den verheissenen Messias erwarten. Viele von ihnen werden jedoch nicht wissen, dass es der Herr Jesus ist. Wenn Er dann in ihrer Mitte stehen wird, werden sie auf Ihn blicken und Ihn fragen: «Was sind das für Wunden in deinen Händen?» Er wird ihnen antworten: «Es sind die Wunden, womit ich geschlagen worden bin im Haus derer, die mich lieben» (Sach 13,6). Sie werden Den sehen, den ihre Vorfahren einst durchstochen haben. Diese Erkenntnis wird zu einer tiefen Wehklage führen. Doch der Herr wird diese Klage in Freude verwandeln, wenn Er den Gläubigen seines irdischen Volkes zeigen wird, dass seine sühnenden Leiden am Kreuz die Grundlage ihres Segens bilden. Als Antwort darauf wird die grosse Versammlung Israels ihren Erlöser mit Lobgesang verehren.
Bei seiner Vereinigung mit den Gläubigen aus seinem irdischen Volk wird der Herr auch seine Gelübde vor denen bezahlen, die Gott fürchten. Was bedeutet das? Er wird seine Versprechungen an Israel erfüllen. Alle Verheissungen im Wort Gottes, die das geliebte irdische Volk Gottes betreffen, werden in Erfüllung gehen, wenn der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit erscheint.
Ein gesegnetes Leben mit Christus
«Die Sanftmütigen werden essen und satt werden; es werden den HERRN loben, die ihn suchen; euer Herz lebe ewig» (V. 27).
Dieser Vers beschreibt den Charakter des Überrests aus Israel in der Zukunft. Es sind Sanftmütige, die sich vor Gott gebeugt und Buße getan haben. Sie werden den wunderbaren irdischen Segen erben, der sich auf den Tod unseres Herrn gründet. Sie werden essen und satt werden. Auf der Grundlage des Werks des Erlösers werden sie zur Ruhe kommen, gerade so wie wir jetzt.
Sie werden den Herrn loben und echte Lebenserfüllung finden. Sie werden in das Friedensreich eingehen und 1000 Jahre lang ein wirkliches Leben im Glauben an ihren Messias führen. Was für ein Segen wird das für sie sein!
Die Menschen fragen sich immer wieder: Gibt es ein Leben nach dem Tod? Aber einmal fand ich an einem Haus in Zürich eine andere Frage. Da hatte ein junger Mensch an die Wand geschrieben: Gibt es ein Leben vor dem Tod? Das traf mich! Ich dachte darüber nach, was diesen jungen Menschen wohl bewegt hatte, einen solchen Satz zu schreiben. Wollte er damit nicht sagen: Gibt es überhaupt ein lebenswertes Leben auf der Erde? Die göttliche Antwort ist Ja! Das gibt es heute schon. Es ist ein Leben mit dem Herrn Jesus. Auch im Tausendjährigen Reich werden die Glaubenden aus Israel ein lebenswertes Leben in Glück und Frieden führen. Jeder von ihnen wird unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum sitzen und sich über den göttlichen Segen freuen (Micha 4,4).
Gläubige Menschen aus den Nationen
«Alle Enden der Erde werden sich erinnern und zu dem HERRN umkehren; und vor dir werden niederfallen alle Geschlechter der Nationen» (V. 28).
Wir kommen nun zum dritten Bereich, der die Verse 28 bis 30 umfasst. Jetzt werden die Menschen aus den Nationen in den Segen des Tausendjährigen Reichs eingeführt. Wir lesen dazu in Offenbarung 7,9-12:
«Siehe, eine grosse Volksmenge, die niemand zählen konnte, aus jeder Nation und aus Stämmen und Völkern und Sprachen, und sie standen vor dem Thron und vor dem Lamm, bekleidet mit weissen Gewändern, und Palmen waren in ihren Händen. Und sie rufen mit lauter Stimme und sagen: Das Heil sei unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm! Und alle Engel standen um den Thron her und um die Ältesten und die vier lebendigen Wesen, und sie fielen vor dem Thron auf ihre Angesichter und beteten Gott an und sagten: Amen! Der Lobpreis und die Herrlichkeit und die Weisheit und die Danksagung und die Ehre und die Macht und die Stärke sei unserem Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.»
Diese vielen Menschen aus den Nationen werden nach der Entrückung zum Glauben kommen und auch auf der Grundlage des Erlösungswerks unseres Herrn Frieden finden.
«Alle Enden der Erde werden sich erinnern und zu dem HERRN umkehren.» Diese Menschen werden Buße tun und zu Gott umkehren. Aus Matthäus 24,14 wissen wir, dass die Boten des Reichs zu allen Nationen ausgehen werden, um Buße zu predigen und das Reich Gottes anzukündigen. Aus dem Gleichnis der Schafe und Böcke erkennen wir, dass einige Menschen diese Boten aufnehmen werden – das sind die Schafe – und andere sie ablehnen werden – das sind die Böcke (Mt 25,31-46). In diesem Gleichnis finden wir auch das Gericht der Lebendigen, bei dem die Menschen aus den Nationen beurteilt werden. Da stellt der Herr als der Richter die Schafe zu seiner Rechten und die Böcke zur Linken. Haben wir den Unterschied erkannt? Die Schafe gehören Ihm, weil sie Buße getan und geglaubt haben. Darum stehen sie zu seiner Rechten. Die Böcke hingegen haben die Botschaft abgelehnt. Sie haben keine Glaubensbeziehung zum Herrn. Darum stehen sie zur Linken und werden zu ewiger Strafe verurteilt. Wie schrecklich ist das!
Der Herr regiert
«Denn des HERRN ist das Reich, und unter den Nationen herrscht er» (V. 29).
In diesem Vers wird der Herr Jesus in zweierlei Hinsicht vorgestellt:
- «Des HERRN ist das Reich.» Damit wird seine königliche Regierung über das Volk Israel beschrieben. Das stimmt mit Psalm 2 überein, wo Christus als König Israels gezeigt wird.
- «Unter den Nationen herrscht er.» Das ist seine Universalherrschaft über alle Menschen. Er wird sie als Sohn des Menschen antreten, wie es uns Psalm 8 voraussagt.
Kennzeichen der Gläubigen aus den Nationen
«Alle Fetten der Erde essen und fallen nieder; vor ihm werden sich beugen alle, die in den Staub hinabfahren, und der seine Seele nicht am Leben erhält» (V. 30).
Dieser Vers ist nicht so einfach zu verstehen. Ich bin für mich zum Schluss gekommen, dass hier die Menschen aus den Nationen charakterisiert werden, die in der Zukunft Buße tun und glauben werden. Sie tragen drei Merkmale:
- Sie sind «die Fetten der Erde». Sie nähren sich im Glauben von der Person des Herrn Jesus und sind deshalb geistlich gesund.
- Sie wissen, dass sie «Staub» sind. Darum beugen sie sich vor dem Herrn und nehmen eine demütige Haltung ein.
- Sie sind sich bewusst, dass sie ihre «Seele nicht am Leben» erhalten können (siehe die Fussnote zu V. 30). Aus diesem Grund leben sie in bewusster Abhängigkeit von Gott.
Frucht aus den Leiden
«Ein Same wird ihm dienen; er wird dem Herrn als ein Geschlecht zugerechnet werden» (V. 31).
Wir kommen nun zur Zusammenfassung dieses Psalms. Die beiden letzten Verse bilden einen herrlichen Höhepunkt.
In Jesaja 49,4 sagt der Herr prophetisch im Blick auf seinen Dienst während seines Lebens hier: «Umsonst habe ich mich abgemüht, vergeblich und für nichts meine Kraft verzehrt.» Wir erkennen jedoch, dass Er am Kreuz nicht vergeblich gelitten hat und gestorben ist. Mit grosser Freude und tiefer Dankbarkeit sagen wir Ihm: Geliebter Heiland, Du bist nicht umsonst gestorben! Es gibt Frucht aus deinem Tod! Darum heisst es hier: «Ein Same wird ihm dienen.»
Was ist mit «Same» gemeint? Ein Same ist das, was aus einem Samenkorn, das in die Erde gefallen und gestorben ist, emporwächst und die gleichen Charakterzüge wie das gesäte Samenkorn trägt. Wir lesen dazu in Johannes 12,24: «Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.» Der Same, der dem Herrn dienen wird, sind jetzt die Gläubigen in der Gnadenzeit und zukünftig die Gläubigen im Tausendjährigen Reich. Diese Menschen tragen die Eigenschaften des Herrn Jesus an sich.
Ist das nicht schön? Gott blickt vom Himmel auf die Erde und sucht Menschen, bei denen Er etwas von Christus sieht. In unserer Stellung stehen wir in Ihm vor Gott. Da tragen wir die gleichen Merkmale wie Er. Aber wenn wir an unser Verhalten denken, was sieht Gott da? Erkennt Er an uns Eigenarten des Feindes, die Merkmale des Fleisches, die Kennzeichen der Welt? Oder sieht Er etwas von Christus? «Ein Same» – wie schön! Das ist jemand, der dem Herrn gleicht, der ganz persönlich seine Eigenschaften zeigt.
Im zweiten Teil des Verses geht es um das Kollektive: «Es wird dem Herrn als ein Geschlecht zugerechnet werden.» Das ist ein Volk für Christus! Es gibt in der Beziehung der Gläubigen zu Ihm eine persönliche und eine gemeinsame Seite. Das Geschlecht spricht vom Kollektiven. In Jesaja 53,8 ist von einem bösen Geschlecht die Rede. Damit ist das ungläubige Volk der Juden gemeint, das den Herrn gekreuzigt hat. Hier ist es ein Geschlecht, das dem Herrn zugerechnet wird. Es ist ein Volk, das Ihm angehört und zur Frucht seiner Leiden gehört.
Das Werk und die Person des Erlösers
«Sie werden kommen und seine Gerechtigkeit verkünden einem Volk, das geboren wird, dass er es getan hat» (V. 32).
Die Gerechtigkeit des Herrn Jesus ist seine Übereinstimmung mit Gott in seinem Leben und in seinem Sterben. Diese Wahrheit wird immer weiter getragen – von einer Generation zur nächsten. Schon in der Zeit der Gnade ist das so. Wir haben die wunderbare Errettung in Jesus Christus angenommen und haben seine herrliche Person kennen gelernt. Nun möchten wir diese Glaubenstatsachen der nächsten Generation weitergeben. Wir tragen die christliche Wahrheit an ein Volk weiter, das geboren wird. Das sind Menschen, die das Evangelium annehmen und von neuem geboren werden.
Diese Weitergabe von Glaubenstatsachen, die die Person und das Werk des Herrn Jesus betreffen, wird sich auch im Tausendjährigen Reich fortsetzen. Die Gläubigen, die ins Reich eingehen, werden das wunderbare Werk unseres Erlösers denen weitererzählen und gross machen, die im Reich geboren werden.
Am Ende dieses Psalms führt der Geist Gottes uns vom Werk des Herrn Jesus zu seiner herrlichen Person. Das Erlösungswerk, das Er vollbracht hat, ist gross! Aber die Person, die es ausgeführt hat, ist noch grösser! Damit kommen wir zum Höhepunkt dieses Psalms: Er hat es getan!
Unsere Gedanken werden jetzt von der Gabe zum Geber gelenkt. Wie gross ist die Hingabe des Herrn Jesus am Kreuz auf Golgatha! Wie gross ist Er selbst, der es getan hat! Dafür werden wir Ihn ewig anbeten.