Der Messias kommt zu seinem Volk (4)

Matthäus 8

Der Charakter der Sünde in Matthäus 8

Dieses Kapitel lässt uns nicht nur einen Blick auf die herrliche Person und das wunderbare Wirken Jesu werfen. Die verschiedenen Abschnitte zeigen uns auch die unterschiedlichen Charakterzüge der Sünde und ihre gravierenden Auswirkungen im Leben von Menschen.

1) Aussatz – ein Bild von ungerichteter Sünde sowie von Eigenwillen und Hochmut (V. 1-4)

Der Aussatz ist in der Bibel immer wieder ein Bild von der befleckenden, verderblichen Macht der Sünde. Aussatz ist ansteckend und breitet sich aus. So ist es auch bei ungerichteter Sünde. Wenn ein Mensch Sünde in seinem Leben nicht bekennt und richtet – das gilt auch für einen Gläubigen –, dann breitet sie sich in seinem Leben aus.

Eine Sünde bereitet den Weg für die nächste. Das sehen wir im Leben verschiedener Menschen in der Bibel. Denken wir nur an die Lüge Jakobs, die weitere Lügen «notwendig» machte (1. Mo 27). Im Neuen Testament finden wir das Gleiche, z.B. in einer örtlichen Versammlung. Wenn da eine Sünde nicht gottgemäss bereinigt wird, breitet sie sich aus – wie Sauerteig (1. Kor 5,6; Gal 5,9).

Bei den Beispielen von Aussätzigen im Alten Testament (Mirjam, Ussija/Asarja, Gehasi) kann man noch folgende Kennzeichen erkennen: Mirjam (und Aaron) waren eifersüchtig auf die Stellung ihres Bruders Mose (4. Mo 12). «Hat der HERR nur mit Mose allein geredet? Hat er nicht auch mit uns geredet?» War das nicht Hochmut? – Von Ussija bzw. Asarja wird gesagt, dass sein Herz sich erhob (2. Chr 26,16). Sein Hochmut, aber auch sein Eigenwille verleiteten ihn, wie die Priester in den Tempel zu gehen, um zu opfern – eine grosse Sünde! – Gehasi war hinter Naaman hergelaufen, um etwas vom Geld zu bekommen, das Elisa abgelehnt hatte. Er wollte es für sich haben und überhob sich.

Eigenwillen und Hochmut – kennen wir diese Sünden nicht aus unserem eigenen Leben? Wenn sie nicht bekannt und im Selbstgericht verurteilt werden und man davon lässt, breiten sie sich aus.

2) Gelähmt sein – ein Bild der Kraftlosigkeit als Folge der Sünde (V. 5-13)

Die zweite Begebenheit zeigt uns die Folge der Sünde: Sie macht den Menschen kraftlos (Apg 14,8). Er ist nicht in der Lage, ein Leben zur Ehre Gottes zu führen. In Römer 5,6 wird dies wie folgt beschrieben: «Christus ist, da wir noch kraftlos waren, zur bestimmten Zeit für Gottlose gestorben.» Nicht nur der Gottlose ist kraftlos, auch ein Gläubiger kann es werden, wenn er sündigt und die Sünde nicht bekennt.

War Lot noch in der Lage, für Gott zu handeln, als er in der sündigen Stadt Sodom lebte (1. Mo 19)? Welche Kraft hatte Simson, als er sich mit Delila einliess? (Ri 16)?

3) Fieber – ein Bild innerer Unruhe als Folge der Sünde (V. 14.15)

Hohes Fieber hat zur Folge, dass ein Mensch innerlich keine Ruhe mehr hat. Er wird unruhig und kann sich nicht mehr konzentrieren. Wenn Satan den Menschen zum Sündigen verleitet, nimmt er ihm die innere Ruhe. Diese Unruhe hindert ihn, über sein Schicksal nachzudenken. Zudem beschäftigt Satan ihn mit allem Möglichen, damit er sich nicht mit seiner Zukunft auseinandersetzt. Als verantwortliches Wesen kann er aber die Schuld nicht einfach auf den Teufel abschieben. «Ja, als ein Schattenbild geht der Mensch umher; ja, vergebens ist er voll Unruhe; er häuft auf und weiss nicht, wer es einsammeln wird» (Ps 39,7).

Was ist die Ursache der Unruhe bei Fieber? Krankheitserreger plagen den Körper und bringen ihn derart aus dem Gleichgewicht, dass er keine Ruhe mehr gibt, bis die Krankheit besiegt ist. So ist der Mensch durch die Sünde so sehr mit sich beschäftigt, dass er nicht in der Lage ist, das zu tun, was Gott gefällt. Auch der Gläubige gerät durch Sünde in seinem Leben in Unruhe, die erst wieder verschwindet, wenn er die Sünde bekennt und die praktische Gemeinschaft mit dem Vater wiederhergestellt ist.

4) Leidende – die Sünde führt nicht zum Glück, sondern zu Leid (V. 16.17)

Die Folge der Sünde ist Leid. Das gilt grundsätzlich für die ganze Schöpfung, trifft aber auch auf den Menschen im Allgemeinen und auf den Gläubigen zu: «Wir wissen, dass die ganze Schöpfung mitseufzt und mit in Geburtswehen liegt bis jetzt. Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir die Erstlinge des Geistes haben, auch wir selbst seufzen in uns selbst» (Röm 8,22.23).

Die Sünden führten den verlorenen Sohn zu regelrechten Qualen (Lk 15,16.17). Der Mensch verspricht sich inneres Glück von einem Leben in Sünde – aber das Gegenteil trifft zu, auch wenn er zeitweise meint, es laufe alles reibungslos und besser als bei Gläubigen (Ps 73,3.17.27). Auch ein Gläubiger fügt sich Leid zu, wenn er sündigt (Lot: 1. Mose 19; 2. Kor 2,7).

5) Selbstüberschätzung und falsche Prioritäten (V. 18-22)

Der erste Mann, der zum Herrn Jesus kam, war nicht von Ihm gerufen worden. Doch er meinte, er könne ein guter Jünger sein. Der Herr musste ihm zeigen, dass er sich nicht kannte und seine eigenen Fähigkeiten überschätzte. Viele religiöse, aber ungläubige Menschen überschätzen sich in ihrer Fähigkeit, Gott zufriedenstellen zu können. Dieses falsche Selbstbild ist ebenfalls eine Folge der Sünde. Man denke an die Pharisäer (Lk 18,11).

Eine andere Sache ist das Setzen von falschen Prioritäten. Der sündige Mensch denkt an sich und seine Interessen. Erst wenn er seine Sünden bekennt und gläubig wird, lernt er Gott und den Herrn Jesus an die erste Stelle zu setzen. Das sehen wir z.B. aus der Unterhaltung des Herrn mit der Frau am Jakobsbrunnen (Joh 4). Sünde im Leben eines Gläubigen hat leider die gleichen Folgen.

6) Sünde führt dazu, dass man verkennt, wer Jesus Christus wirklich ist (V. 23-27)

Ausser Judas Iskariot waren die Jünger gläubige Menschen. Aber in diesem Panorama über die Sünde zeigt uns diese Begebenheit vielleicht, dass die Sünde den Blick des Menschen für den wahren Charakter der Person des Herrn Jesus trübt. Er verkennt Ihn. So mussten die Jünger neu lernen, dass ihr Meister der Schöpfer ist.

Menschen um uns her sehen in Christus vielleicht noch einen ehrenwerten oder vorbildlichen Menschen. Mehr billigen sie Ihm nicht zu.

Sünde im Leben eines Gläubigen kann ebenfalls zur Folge haben, dass er den Herrn verkennt. Er sieht Ihn auf einmal als seinen Richter, obwohl gerade Er unser Gericht getragen hat. Oder er sieht Ihn auf einmal als harten Herrn, obwohl Er seine Gnade in unübertrefflicher Weise offenbart hat.

7) Besessen – als Folge der Sünde von Satan beherrscht (V. 28-34)

Durch die Sünde hat der Mensch statt Gott einen anderen Herrn – Satan – in sein Leben hineingelassen. Dieser ist durch die Sünde zum Fürst dieser Welt geworden (Joh 12,31; 14,30; 16,11). Dadurch ist er der Gott dieser Welt für die, «die verloren gehen, in denen der Gott dieser Welt den Sinn der Ungläubigen verblendet hat, damit ihnen nicht ausstrahle der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus, der das Bild Gottes ist» (2. Kor 4,3.4).

Wie Pharao in 2. Mose 5 – 14 nicht bereit war, das Volk Israel freizugeben, so will Satan den Menschen in Knechtschaft behalten. Dieser Besessene zeigt den entsetzlichen Zustand des Menschen unter der Macht Satans. Das ist uns nicht immer bewusst. Aber es ist tatsächlich so schrecklich, wie wir es an diesem Beispiel sehen.

Glücklicherweise ist Christus der Stärkere. Er hat dem Starken die Beute entrissen (Lk 11,21.22), so auch hier.

Obwohl der Gläubige Satan nicht mehr im absoluten Sinn unterworfen ist, kann der Teufel ihn doch in Teilbereichen wieder in eine gewisse Knechtschaft führen, wenn er Sünde in seinem Leben ungerichtet stehen lässt. Darum ist es so wichtig, Vorgefallenes zu bekennen und die Sünde zu lassen.