Gottes letzter Ruf zur Besinnung (3)

Maleachi 2

(Gedanken zum Buch des Propheten Maleachi)

Kapitel 2 – Rebellion gegen Gott

Wenn wir in Kapitel 1 gelesen haben, worin die Verfehlung der Priester bestand, dann spricht Kapitel 2,1-9 mehr von der persönlichen Schuld der Priester. Wir wollen uns fragen, ob das nicht auch uns treffen mag.

Fluch und Segen

«Und nun, ihr Priester, an euch ergeht dieses Gebot! Wenn ihr nicht hört und wenn ihr es nicht zu Herzen nehmt, meinem Namen Ehre zu geben, spricht der HERR der Heerscharen, so werde ich den Fluch unter euch senden und eure Segnungen verfluchen; ja, ich habe sie schon verflucht, weil ihr es nicht zu Herzen nehmt» (V. 1.2).

Das Beachten solcher Aufforderungen Gottes ist eine Herzenssache. Wir finden dies auch im Propheten Haggai, wenn es heisst: «Richtet euer Herz auf eure Wege.» Der Herr sucht das Herz, von dem aus die Wege des Lebens sind. Wenn Er das Herz hat, hat Er alles, auch den Intellekt. Gott geht auch beim Ungläubigen nie den Weg über den Intellekt, sondern über das Gewissen. Auch wir sollten die Worte Gottes zu Herzen nehmen und sie nicht einfach an uns vorbeigehen lassen. Leider weiss man manchmal am Mittwoch schon nicht mehr, was am Sonntag verkündigt worden ist. Daran sehen wir, wie aktuell diese Ermahnung an sein Volk ist.

Der Herr sucht unsere Herzen, damit wir eine Ihm entsprechende Haltung einnehmen. Das betrifft auch das Bekennen. Ein Gläubiger aus dem 19. Jahrhundert antwortete auf die Frage, worin seine Gebete bestehen: «Im Bekennen.» Wir sollten unser Leben mehr ins Licht der göttlichen Gegenwart stellen!

Hier droht Gott der Priesterschaft Fluch an, was ein bekannter Gedanke aus den Büchern Mose ist. Israel hatte im irdischen Leben entweder Fluch oder Segen zu erwarten. Bei Gehorsam durften sie mit Segnungen rechnen, bei Ungehorsam drohte der Fluch. Wir denken an 5. Mose 27 und 28, an die Berge Gerisim und Ebal.

Doch bei Maleachi steht die Frage im Raum: Was ist genau gemeint? Was sind diese Segnungen? Sind es die Segenszuwendungen, die das Priestertum anderen zusprach? Im Zusammenhang mit Vers 3 bekommt man eher den Eindruck, dass die Priester Segen empfangen sollten.

Der göttliche Unwille

«Siehe, ich schelte euch die Saat und streue euch Mist in das Angesicht, den Mist eurer Feste, und man wird euch zu ihm hintragen» (V. 3).

Hier wird der göttliche Unwille beschrieben. So schlimm war ihr Verhalten in seinen Augen!

Das Zurückgreifen auf den Bund Levis

«Und ihr werdet wissen, dass ich dieses Gebot an euch gesandt habe, damit mein Bund mit Levi sei, spricht der HERR der Heerscharen. Mein Bund mit ihm war das Leben und der Frieden; und ich gab sie ihm zur Furcht, und er fürchtete mich, und er zitterte vor meinem Namen» (V. 4.5).

Jetzt kommt Gott auf den Bund mit Levi zu sprechen. Es ist oft so, wenn Gott seinem Volk oder uns persönlich etwas vorhält, dass Er den Blick auf die Vergangenheit richtet. Im Neuen Testament erinnert Er an das, was und wie es am Anfang war. Wenn sich Verfall zeigt, gibt es nur ein Heilmittel: die Rückkehr zum Anfang. Dieser göttliche Grundsatz zieht sich durch die ganze Bibel hindurch.

Beim Bund mit Levi denken wir an das goldene Kalb in 2. Mose 32 und an den Appell von Mose, als er sprach: «Her zu mir, wer für den HERRN ist!» Da traten die Söhne Levis zu ihm. Damit zeigten sie ihre klare Gesinnung für Gott und seine Interessen. Doch der Geist Gottes scheint hier besonders auf die traurige Geschichte Israels in Sittim und Moab anzuspielen (4. Mo 25). Dort lesen wir, dass Pinehas jene tötete, die sich so furchtbar gegen Gott vergingen. «Darum sprich: Siehe, ich gebe ihm meinen Bund des Friedens; und er wird ihm und seinen Nachkommen nach ihm ein Bund ewigen Priestertums sein, weil er für seinen Gott geeifert und für die Kinder Israel Sühnung getan hat» (4. Mo 25,12.13).

Auch in den Worten von Mose in 5. Mose 33 wird Levi erwähnt: «Und von Levi sprach er: Deine Tummim und deine Urim sind für deinen Frommen, den du versucht hast bei Massa, mit dem du hadertest beim Wasser von Meriba; der von seinem Vater und von seiner Mutter sprach: Ich sehe ihn nicht; und der seine Brüder nicht kannte und von seinen Söhnen nichts wusste. Denn sie haben dein Wort gehalten, und deinen Bund bewahrten sie. Sie werden Jakob deine Rechte lehren, und Israel dein Gesetz; sie werden Weihrauch legen vor deine Nase und Ganzopfer auf deinen Altar» (V. 8-10).

Man liest in der Bibel nicht sehr oft von der Nase Gottes. Oft werden Gottes Hände oder sein Herz erwähnt, aber hier finden wir seine Nase. Gott spricht so zu uns, wie ein Mensch zu uns sprechen würde.

Dieser Bund mit Levi war etwas Besonderes. Gerade diesen stellt Er dem verruchten Priestertum zur Zeit Maleachis vor. Vor ihrer Zeit waren Leute gewesen, die Liebe und Frieden und vor allem Gott kannten, sodass sie vor seinem Namen zitterten. An anderen Stellen finden wir die Tatsache, dass man vor Gottes Wort zittern sollte. Das ist jedoch keine ängstliche Furcht, sondern echte Gottesfurcht, die das Wort Gottes ernst und genau nimmt.

Die eigentliche Aufgabe der Priester

«Das Gesetz der Wahrheit war in seinem Mund, und Unrecht fand sich nicht auf seinen Lippen; er wandelte mit mir in Frieden und Geradheit, und viele brachte er von ihrer Ungerechtigkeit zurück. Denn die Lippen des Priesters sollen Erkenntnis bewahren, und das Gesetz sucht man aus seinem Mund, denn er ist ein Bote des HERRN der Heerscharen» (V. 6.7).

Vielleicht ist diese Stelle eine Anspielung auf unseren Herrn. Doch der Heilige Geist stellt auch das Priestertum nach seinen Gedanken vor. Ein Priester im Alten Testament war jemand, der andere belehrte, also ein Mann, an dem man sich orientieren konnte. Zu diesem ging man hin, um zu fragen, was zu tun sei. Ein lehrender Priester besass die Fähigkeit, zwischen Reinem und Unreinem, zwischen Bösem und Gutem zu unterscheiden. Das finden wir auch hier. Der Priester sollte ein Bote des HERRN der Heerscharen sein!

Falsche Boten Gottes

«Ihr aber seid abgewichen vom Weg, habt viele straucheln gemacht im Gesetz, ihr habt den Bund Levis zerstört, spricht der HERR der Heerscharen» (V. 8).

Nun musste ihnen ein Mann, der wirklich Gottes «Bote» war, dessen Namen «Bote Gottes» bedeutet, vorhalten: Ihr seid abgewichen. Ihr seid gar keine «Boten» des HERRN.

Dann heisst es weiter: «Ihr aber habt viele straucheln gemacht.» Ein furchtbares göttliches Urteil! Anstatt im Gesetz zu unterweisen, verhielten sich die Priester so, dass die Gebote übertreten wurden. Da ist jemand, dem der Herr eine (Auf)-Gabe gegeben hat. Aber was macht er? Das Gegenteil von dem, was Gott von ihm erwartet!

Der HERR macht die Priester verächtlich

«So habe auch ich euch beim ganzen Volk verächtlich und niedrig gemacht, in dem Mass, wie ihr meine Wege nicht bewahrt und die Person anseht beim Gesetz» (V. 9).

Stellen wir uns das vor: Gott veranlasste das Volk Israel, sich über die Priester lustig zu machen! Aber richten sich diese Worte nicht auch an uns, wenn wir lesen: «Und nun, ihr Priester, an euch ergeht das Gebot» (V. 1)? In 1. Petrus 2 und auch in Offenbarung 1 finden wir, dass wir Priester sind, dazu berufen, Gott wohlangenehme Schlachtopfer zu bringen. Wenn wir wirklich durch seinen Geist getrieben, unserem Gott und Vater geistliche Schlachtopfer darbringen, dann sind sie Ihm wohlangenehm durch den Herrn Jesus. Er macht aus dem Wenigen viel.

In 1. Petrus 2 ist die Rede von einer heiligen und einer königlichen Priesterschaft. In Vers 5 heisst es: «Werdet auch ihr selbst als lebendige Steine aufgebaut, ein geistliches Haus, zu einer heiligen Priesterschaft, um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlangenehm durch Jesus Christus.» Wir gehen gewissermassen mit der erklärten Absicht ins Heiligtum hinein, um geistliche Schlachtopfer darzubringen. In Vers 9 steht: «Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum, damit ihr die Tugenden dessen verkündigt, der euch berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.» Ich mache auf «um» in Vers 5 und «damit» in Vers 9 aufmerksam. Die Schrift macht da einen Unterschied. Wir gehen als heilige Priester mit geistlichen Schlachtopfern hinein. Wir kommen als königliche Priester heraus und verkündigen die Tugenden oder Vortrefflichkeiten unseres Herrn in dieser Welt, oder genauer gesagt, die Tugenden unseres Gottes, der uns berufen hat.

Nach Maleachi 2,8 besassen die Priester die Fähigkeit, anderen Wegweiser zu sein. Das dürfen auch wir sein. Gott wünscht es. Damals war es nur eine ausgewählte Gruppe – nämlich die Familie der Priester. Heute dürfen wir das alle in einem gewissen Sinn sein. Er wünscht es von uns allen. Vielleicht wird es bei dem einen oder anderen ausgeprägter sein.

Echte Priester sein

Wie kann ich als Gläubiger, von dem der Herr sagt: «Du bist ein Priester für mich, du sollst mir geistliche Schlachtopfer darbringen», die Erkenntnis bewahren? Doch nur, indem ich sein Wort kennenlerne und mich anstrenge, es genau zu lesen. Nicht nur fünf Minuten oder eben den Kalenderzettel, sondern die Bibel genau lesen und darüber nachdenken und sich auch einmal mit anderen Geschwistern darüber austauschen. Dann kann es sogar sein, dass andere mit Fragen kommen, weil sie merken, dass da jemand ist, den man fragen kann, jemand, der nahe beim Herrn lebt.

Ein wahrer Priester lebt nahe beim Herrn, in Gemeinschaft mit Ihm und im Dienst für Ihn. Der Stellung nach sind wir Priester Gottes, und doch kann es sein, dass wir nicht nahe bei Ihm sind! Gott wünscht jedoch, dass wir im wahren Sinn des Wortes Priester sind, damit Er uns auch beschenken und belehren kann. Sogar die Heiden erwarten, dass ein Priester eine besondere Beziehung zu Gott bzw. zur Gottheit hat.

Erkenntnis bewahren

Wenn wir hier von «Erkenntnis bewahren» (V. 7) lesen, kann man sich fragen: Wie komme ich dazu, Erkenntnis zu bewahren? Das ist dadurch möglich, dass ich mir die Aussagen des Wortes Gottes mehr und mehr innerlich zu eigen mache. Ich darf aber auch auf bewährte Lehrer zurückgreifen, um aus ihren Schriften zu lernen. Das steht in Übereinstimmung mit der Bibel. Es ist ein unschätzbarer Reichtum, die Kommentare unserer geschätzten Brüder in Händen zu halten! Man kann diese Hilfsmittel kaum genug wertschätzen. Letztlich verweisen sie immer auf die Schrift selbst!

Es ist sehr ernst, von der Erkenntnis abzuweichen. Das bleibt nicht ohne Folgen. Wenn man das Abirren auf sich selbst beschränken könnte, wäre das schon schlimm genug. Tatsache aber ist, dass auch andere straucheln werden. Das war damals so, und das ist auch heute noch der Fall. Der Geist möchte unseren Blick auf die Zeiten des Anfangs lenken. Doch dafür müssen wir das Wort Gottes kennenlernen. Wir können nicht nur von unseren Vätern profitieren, von dem was sie einmal gedacht und geschrieben haben. Ich muss die Wahrheit selbst besitzen! Ein Dichter sagte einmal: «Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.» Dann habe ich auch selbst etwas in Händen. Sollte ein Sturm kommen, wirft mich dieser nicht so schnell um.

Treulos gegen den eigenen Schöpfer

«Haben wir nicht alle einen Vater? Hat nicht ein Gott uns geschaffen? Warum handeln wir treulos einer gegen den anderen, indem wir den Bund unserer Väter entweihen?» (V. 10).

Der Heilige Geist spricht jetzt nicht mehr eine bestimmte Gruppe an, sondern das ganze Volk an. Auch wir dürfen uns besonders angesprochen fühlen. Zunächst zwei Fragen: «Haben wir nicht alle einen Vater?», und: «Hat nicht ein Gott uns geschaffen?»

Es kommt in der Bibel nicht oft vor, dass der Heilige Geist darauf hinweist, dass der Schöpfer uns gemacht hat und wir Gott in diesem Sinn zum Vater haben. Einzelne Stellen sagen das auch im Hinblick auf Israel aus. Wenn wir vom Vater sprechen, denken wir meist an Kindschaft und Sohnschaft. Der hier zu findende Gedanke dagegen ist uns weniger geläufig. Wir denken normalerweise daran, dass ein Bekehrter in die erhabene Stellung der Sohnschaft im Blick auf Gott, den Vater, kommt. «Vater» im Sinn, wie es hier steht, finden wir auch in Epheser 4,6: «ein Gott und Vater aller».

So wollen wir festhalten, dass mit diesen zwei Fragen hier nicht die Gotteskindschaft gemeint ist, wie wir sie im Neuen Testament finden. Diese ist unendlich mehr als das, was hier steht. Es geht hier einfach um die Tatsache, dass wir wie jedes erschaffene Wesen letztlich Gott als unseren Ursprung haben.

Umso erstaunlicher ist dann die nächste Frage: «Warum handeln wir treulos …?» Das Wort treulos kommt hier fünf Mal vor: in den Versen 10.11.14.15.16! Die Treulosigkeit ist der Vorwurf, den der Geist Gottes mit einem besonderen Tadel hier verbindet. Wenn es um Scheidung und Wiederheirat geht, ist immer Treulosigkeit im Spiel. Das ist im Grund die tiefste Ursache.

Das Volk war also so weit gekommen, untereinander treulos zu handeln und den Bund zu entweihen. Man hat den Eindruck, dass dies im Zusammenhang mit den Eheschliessungen mit heidnischen Frauen gesagt wird (V. 11). Denn Juda hatte das Heiligtum des HERRN mit der Tochter eines fremden Gottes entweiht.

Treulosigkeit und Liebe

«Juda hat treulos gehandelt, und ein Gräuel ist verübt worden in Israel und in Jerusalem; denn Juda hat das Heiligtum des HERRN entweiht, das er liebte, und ist mit der Tochter eines fremden Gottes vermählt» (V. 11).

Hier ist nicht gemeint, dass Juda als Volk mit der Tochter eines fremden Gottes vermählt ist, sondern dass die einzelnen Menschen aus Juda, d.h. die Volksgenossen, mit heidnischen Frauen verheiratet waren.

Nebenbei bemerkt ist es ein besonders schöner Gedanke, dass Gott in Vers 11 noch einmal von seiner Liebe spricht. Selbst wenn das Heiligtum des HERRN entweiht wurde, liebte Er es. Gott hat ein besonderes Herz für sein Haus und sein Heiligtum. Lesen wir einmal, was Er über den Tempel Salomos, über sein Haus in 1. Könige 9,3 sagt: «Ich habe dieses Haus, das du (Salomo) gebaut hast, geheiligt, um meinen Namen dahin zu setzen in Ewigkeit; und meine Augen und mein Herz sollen dort sein alle Tage.»

Ich weiss nicht, ob es noch eine andere Stelle gibt, die das Herz Gottes so eng mit etwas auf der Erde in Verbindung bringt. Das Heiligtum und der Tempel, wo Gott seinen Namen wohnen lassen wollte, waren etwas ganz Besonderes für sein Herz. Es waren die Örtlichkeiten, die mit seinem Volk, das Er so liebte, zusammenhingen. Er sagt das hier zum wiederholten Mal Deswegen scheint es mir berechtigt zu sein, davon auszugehen, dass die Aussage: «Ich habe euch geliebt», das ganze Buch Maleachi kennzeichnet.

Ehescheidungen und Trotz

«Der HERR wird den Mann, der das tut, aus den Zelten Jakobs ausrotten, den wachenden und den, der einen Laut von sich gibt, und den, der dem HERRN der Heerscharen eine Opfergabe darbringt. Und zweitens tut ihr dieses: Ihr bedeckt den Altar des HERRN mit Tränen, mit Weinen und Seufzen, so dass er sich nicht mehr zu eurer Opfergabe wendet, noch Wohlgefälliges aus eurer Hand annimmt» (V. 12.13).

Gott sagt, was Er mit einem solchen tun wird, der sein Heiligtum mit fremden Frauen entweiht: Er wird ihn ausrotten. Das ist kein leichtverständlicher Vers. Ohne die Fussnote, die zu Vers 12 sagt: jeden nur lebenden Nachkommen und Verwandten, ist er kaum zu verstehen. Gott ist besonders sensibel, wenn es um solche Fragen wie Ehe und Beziehungen zwischen Mann und Frau geht.

Aber es geht weiter: «Zweitens tut ihr dieses.» Nun kommen die Ehescheidungen zur Sprache. Die Männer Israels liessen sich von ihren israelitischen Frauen scheiden, um heidnische heiraten zu können. Beides ist in den Augen Gottes eine schwere Sünde.

Das Volk bedeckte den Altar des HERRN mit Tränen, sodass Er sich nicht mehr zu ihrer Opfergabe wenden konnte, um sie anzunehmen. Einige Ausleger sagen, dass hier die Tränen der Frauen gemeint sein könnten. Aber es könnte ebenso die Sprache der trotzigen Männer sein. Sie weinten und klagten, weil Gott jetzt «nein» zu ihrer Opfergabe sagte! Das waren im Wesentlichen die Männer, auch wenn die Frauen sicher ebenso weinten. Wie böse waren doch diese Leute! Doch es folgen weitere trotzige Fragen.

Gott antwortet auch auf dieses rebellische «Warum?»

«Und ihr sprecht: ‹Warum?› Weil der HERR Zeuge gewesen ist zwischen dir und der Frau deiner Jugend, an der du treulos gehandelt hast, da sie doch deine Gefährtin und die Frau deines Bundes ist. Und hat nicht einer sie gemacht? Und sein war der Überrest des Geistes. Und was wollte der eine? Er suchte einen Samen Gottes. So hütet euch in eurem Geist, und handle nicht treulos gegen die Frau deiner Jugend!» (V. 14.15).

Schon das vierte Mal finden wir eine trotzige, rebellische Frage aus dem Mund dieses Volkes. Gott gibt ihnen in seiner Langmut dennoch eine Antwort, indem Er sagt, dass Er Zeuge gewesen sei. Gott will nicht, dass man entlässt. Das macht Er im nächsten Vers noch deutlicher.

Der Überrest des Geistes – es sind solche die in Wahrheit bekehrt waren und die den Geist und das Wort in ihrer Mitte besassen, wie Haggai sagt –, sie hielten an den Regeln über die Ehe fest. Sie verstanden, wie wir es hier in Vers 15 lesen, einen Samen Gottes zu suchen. Damit ist wohl gemeint, dass die gottesfürchtige Nachkommenschaft für Gott ganz wichtig ist. Er gibt dieser Nachkommenschaft sozusagen eine Garantie für die Zukunft. Ist das nicht etwas, was auch unsere Herzen anspricht? Dann folgt die ernste Aussage in Vers 16:

Ich hasse Entlassung

«Denn ich hasse Entlassung, spricht der HERR, der Gott Israels; und er bedeckt mit Gewalttat sein Gewand, spricht der HERR der Heerscharen. So hütet euch in eurem Geist, dass ihr nicht treulos handelt!» (V. 16).

Dass Gott etwas hasst, finden wir nicht oft. Die Stelle hier macht wie keine andere klar, wie Gott zur Auflösung der Ehe steht. Das gilt aber nicht nur für die Ehe. Auch wenn Gott uns in seinen Dienst beruft, gibt es in gewissem Sinn keine Pensionierung, obwohl Er berücksichtigt, wenn einer körperlich nicht mehr so stark ist wie früher. Wenn Gott jemand «anstellt», ist dieser grundsätzlich immer im Dienst!

Am Schluss von Vers 15 sagt der HERR, wie frevelhaft es ist, wenn man an jener Frau treulos handelt, die man in der Jugend geliebt und geheiratet hat, und jetzt wegschickt. In Vers 10 sahen wir, dass der Prophet sich einschliesst: «Warum handeln wir treulos?» Wir haben oft einen geschärften Blick für die Treulosigkeit der anderen. Aber hier wirft der Prophet das Licht auch auf sich selbst. Wir alle können aus diesen Versen etwas lernen!

Es gibt manche Treulosigkeit unter Kindern Gottes ganz allgemein. Bei einem Gespräch unter mehreren Brüdern sagte einer traurig: «Es fehlt an Offenheit zwischen den Brüdern.» Da fehlte das gegenseitige Vertrauen! Treulosigkeit und mangelndes Vertrauen hängen sehr eng miteinander zusammen. Oder denken wir einmal an unser Geschäftsleben! Gibt es da nicht auch den Aspekt der Treulosigkeit? Wir Christen sind hier gelassen, um besonders treue Leute zu sein.

Wir sollten auch an unsere Treue gegenüber Gott denken. Er ist treu. Das ist auch der Herr Jesus. Seiner Treue steht meine Untreue gegenüber. Möge der Herr uns den Blick auf uns selbst schärfen!

Selbst in dem hier genannten, konkreten Punkt sollten wir nicht meinen, das in dieser Welt Übliche beeinflusse uns nicht. In der Welt wird über die Beziehung zwischen Mann und Frau sehr locker gedacht und gehandelt. Darum wollen wir in diesem Punkt überlegen, was der Herr dazu sagt. Fragen wir uns Männer einmal: Wie sieht unsere Beziehung zu unseren Frauen aus? Sie sind Miterben der Gnade des Lebens, denen wir als Männer Ehre geben sollen (1. Pet 3,7). Sagen wir überhaupt einmal unserer Frau, dass wir sie lieben? Das ist nötig.

Eine Botschaft an Eheleute und Eltern

Wie steht es um unser Gebetsleben als Eheleute? Es macht einen zutiefst traurig, wenn man Geschwister kennenlernt, bei denen man fühlt: Da ist die Beziehung zwischen ihm und ihr nicht in Ordnung. Oft stimmt dann das Gebetsleben nicht. Vielleicht haben sie noch nie zusammen gebetet. Gerade für eine Familie gibt es sehr viele Notwendigkeiten, gemeinsam zu beten. Das bringt auch Eheleute zusammen. Und wenn sich die Gefühle abzukühlen beginnen, dann ist das gemeinsame Gebet erst recht nötig.

Gott war Zeuge gewesen zwischen dem Mann und der Frau der Jugend. Wir wollen uns auch da nicht der Gewohnheit dieser Zeit anpassen, sich zu zügig zu binden. Eine Bindung vor Gott muss vorbereitet werden und durch Gebet gewählt sein. Da gibt es keine Freundschaft im üblichen Sinn.

Dann finden wir hier etwas von den Nachkommen Gottes. Das beeindruckt einen, wenn man das liest. Gott sucht auch in den Familien der Gläubigen eine Nachkommenschaft, die in der Stafette den «Stab» der Wahrheit weiterträgt. Er sucht Kinder und junge Menschen, die weiterhin den Weg des Glaubens gehen. Wir finden in der ganzen Schrift die Lehre, dass wir gläubige Eltern unsere Kinder in diesem Bereich in dreierlei Hinsicht erziehen sollten:

  1. Zum Glauben: ihnen den Herrn Jesus lieb machen und Ihn als persönlichen Heiland vorstellen, damit auch sie sich bekehren und an Ihn glauben.
  2. Zum Glaubensleben, d.h. sie dazu anweisen und es ihnen vorleben. Unser Leben soll auch ein glaubwürdiges Zeugnis sein, damit die Menschen sehen können: So lebt ein Christ.
  3. Die Kinder auf den Glaubensweg führen. Das ist nicht dasselbe wie die Punkte 1 und 2. Im Alten Testament fragten die Kinder ihre Väter: «Was soll euch dieser Dienst?» Die Kinder gehörten alle zum Volk Gottes, aber sie wollten über den Dienst Genaueres wissen. Es ist nicht nur entscheidend, dass die Kinder bekehrt und treu sind, sondern auch dass sie den gemeinsamen Weg des Glaubens mitgehen. Können wir Eltern dann eine Antwort geben, oder sind wir selbst nur mitgelaufen? Wissen wir, warum wir diesen Weg mit anderen gehen? Dann können wir davon auch weitererzählen.

Gott ermüden

«Ihr habt den HERRN mit euren Worten ermüdet; und ihr sprecht: ‹Womit haben wir ihn ermüdet?› Damit, dass ihr sagt: ‹Jeder Übeltäter ist gut in den Augen des HERRN, und an ihnen hat er Gefallen›; oder: ‹Wo ist der Gott des Gerichts?›» (V. 17).

Kann man Gott, von dem es heisst, dass Er nicht ermüdet noch ermattet, überhaupt müde machen? Wie geht das? Liest man weiter, dann scheint der moralische Hintergrund der zu sein: «Wo ist der Gott des Gerichts?» Sie meinten, dass Gott nicht Gericht übe, dass Er die Gottlosen laufen lasse: Gott kümmert sich weder um das eine noch um das andere. Wir können daher leben, wie wir wollen. Gott ist «müde» geworden.

Wenn man dem Gedanken nachgeht, wie man Gott ermüden kann, ist dies absolut gesehen niemals möglich. Aber Gott kann in der Beziehung zu Menschen durchaus von uns müde gemacht werden. Der klassische Fall dazu ist vielleicht Jesaja 43,24: «Du hast mir nicht für Geld Würzrohr gekauft und mich mit dem Fett deiner Schlachtopfer nicht gelabt. Aber du hast mir mit deinen Sünden zu schaffen gemacht, du hast mich ermüdet mit deinen Ungerechtigkeiten.» Ähnliches ist hier gemeint. Vom Ermüden Gottes ist die Rede, wenn es um unsere Verantwortung geht. Wenn Gott sich um uns bemüht und uns auf den Weg zurückbringen möchte, können wir seine Geduld erschöpfen, auch wenn es im absoluten Sinn kein Ermüden Gottes gibt. Wenn ich nicht mehr hören will, dann wird auch Gott nicht mehr hören! Wenn ich mich verhärte, dann wird Gott selbst irgendwann diese Verhärtung bei mir bewirken.

Die Leute zur Zeit Maleachis haben den Gedanken des Ermüdens offensichtlich mit Worten ausgedrückt. Sie haben sich hier in einer rebellischen Weise über Gottes Handeln geäussert, wie Er mit Übeltätern umgeht. Das lässt Gott nicht einfach auf sich beruhen! Es ist eine sehr ernste Sache, wenn man liest, dass es dem Volk Gottes möglich ist, Gott durch Worte zu ermüden.

Worthülsen und inhaltsleere Worte

Wie viele Worte reden wir, ohne wirklich nachgedacht zu haben! Kommt das nicht auch vor, wenn wir zum Namen des Herrn hin zusammenkommen? Werden da nicht manchmal leere Worte gesagt, die Er nicht anerkennen kann? Wir finden im Buch des Predigers etwas davon, dass unsere Worte wenige sein sollen. Gott liebt leeres Gerede nicht. Das Neue Testament sagt, dass es besser ist, fünf überlegte Worte auszusprechen als zehntausend inhaltslose Worte daherzusagen.

Wenn ich mich frage, wie es bei meinen Tischgebeten ist – reden wir da nicht meistens dasselbe? Ob das Gott nicht ermüdet? Können wir uns nicht zu anderen Danksagungen aufschwingen? Wenn wir wirklich den Herrn bitten, uns auf diesem Gebiet beizustehen, dann wird Er uns auch helfen. Denken wir daran – auch wenn das sehr menschlich ist –, wie oft aus unseren Herzen und auch über unsere Lippen Worthülsen hervorkommen. Wir sollten uns vor Worten ohne Inhalt hüten. Damit kann man Gott müde machen.

Wenn mein Herz frisch ist und ich bei Ihm lebe, bin ich in der Lage, Ihm auch etwas Frisches aus dem Herzen zu sagen. Das sollte besonders dann der Fall sein, wenn wir zusammenkommen, um Brot zu brechen. Dann wollen wir den Herrn anbeten. Bringen wir etwas frisch aus dem Herzen? Nicht etwas Neues, aber doch etwas Echtes, was mir wirklich wertvoll ist!

Die Israeliten hatten eine falsche Vorstellung vom Schweigen Gottes. Sie meinten, Gott liesse die Übeltäter laufen. Aber das tut Er nicht, auch wenn Er ein langmütiger Gott ist. Das Gericht ist für Ihn ein fremdartiges Werk. Denn Gott ist ein Gott der Liebe, aber Er übt das Gericht aus, weil seine Heiligkeit es verlangt. Er hat Geduld und will nicht, dass jemand verloren gehe. Er will auch nicht, dass seine Worte an uns Gläubigen verpuffen. Er möchte, dass wir uns in unseren Herzen ansprechen lassen. Dieser Wunsch steht hinter der Langmut, über die wir oft staunen. Wenn wir in die uns umgebende böse Welt hineinsehen, dann fragen wir uns, warum Gott das Böse so lange zulassen kann. Aber Er ist ein Gott des Erbarmens, und wir wollen Ihm den Zeitpunkt des Eingreifens überlassen. Er macht uns im nächsten Kapitel deutlich, dass Er nicht an unsere Vorstellungen oder Ratschläge gebunden ist.