Gottes letzter Ruf zur Besinnung (4)

Maleachi 3

(Gedanken zum Buch des Propheten Maleachi)

Kapitel 3 – Der HERR kommt

Der Bote des HERRN

«Siehe, ich sende meinen Boten, damit er den Weg vor mir her bereite. Und plötzlich wird zu seinem Tempel kommen der Herr, den ihr sucht; und der Engel des Bundes, den ihr begehrt: Siehe, er kommt, spricht der HERR der Heerscharen» (V. 1).

«Ich sende meinen Boten.» Das war Johannes der Täufer, der Vorläufer des Messias. Wenn es dann weiter heisst: «Plötzlich wird zu seinem Tempel kommen der Herr», dann bezieht sich das auf den Herrn Jesus selbst. Auch der Engel des Bundes, den sie begehrten, ist der Herr Jesus, der auf die Erde kommen sollte. In einem tieferen Sinn wird Er noch einmal erscheinen.

Wir denken beim Tempel daran, dass Er als Säugling in den Tempel gebracht wurde, als die Tage der Reinigung für Maria erfüllt waren und seine Eltern das im Gesetz vorgeschriebene Opfer brachten. Später war Er öfter dort, denn es war das Haus seines Vaters. Und doch ist es ein Haus gewesen, aus dem die Herrlichkeit Gottes längst gewichen war, ohne je zurückgekehrt zu sein. Der Geist Gottes sagt uns hier, dass der Herr plötzlich kommen wird. Da blicken wir in die Zukunft. In Matthäus 24 lesen wir, dass Er nach den Gerichten blitzartig auf der Erde in Erscheinung treten wird.

Gericht für das Volk Israel

«Wer aber kann den Tag seines Kommens ertragen, und wer wird bei seinem Erscheinen bestehen? Denn er wird wie das Feuer des Schmelzers sein und wie die Lauge der Wäscher. Und er wird sitzen und das Silber schmelzen und reinigen; und er wird die Kinder Levi reinigen und sie läutern wie das Gold und wie das Silber, so dass sie dem HERRN Opfergaben darbringen werden in Gerechtigkeit» (V. 2.3).

Der HERR greift auf den Vorwurf von Kapitel 2,17 zurück: «Wo ist der Gott des Gerichts?» Er sagt gleichsam: Passt auf, wenn der Tag meines Kommens da ist, könnt ihr ihn gar nicht ertragen! Deshalb seid froh, wenn Ich noch nicht komme.

Der Geist Gottes führt den Gedanken an das Gericht mit dem Bild vom Feuer des Schmelzers weiter. Das bedeutet: Wenn Gott kommt, übt Er Gericht aus. Dann geschieht, was sie zuvor nicht für möglich hielten. Er ist wie ein Schmelzer, der das Metall reinigt. Das ist ein äusserst schmerzhafter Prozess! Das ganze Volk ist betroffen. Die Kinder Israel hatten immer die Vorstellung, dass die Nationen ins Gericht müssten, sie selbst jedoch nicht. Hier muss der HERR ihnen sagen: Ihr, die Kinder Levi, ihr müsst ins Gericht! Das Gericht fängt immer beim Haus Gottes an, beim Besten, was Er hat, beim Stamm, aus dem die Familie Aarons hervorgegangen ist!

Der Massstab des Anfangs wird angelegt

«Dann wird die Opfergabe Judas und Jerusalems dem HERRN angenehm sein wie in den Tagen vor alters und wie in den Jahren der Vorzeit» (V. 4).

Nach erfolgter Reinigung gibt es auch reine Opfergaben. Im ersten Kapitel war dies das grosse Problem: Es gab keine reinen Opfergaben. Und Gott nimmt es sehr ernst, wenn man Ihm vorwirft, die Bösen könnten ja machen, was sie wollten.

Am Ende von Vers 4 sieht man, dass Er den Massstab des Anfangs an das Volk anlegt. Das Ideal des Anfangs ist immer der Massstab für das gewesen, was verfallen ist. Wie in den Tagen des Anfangs, so werden sie in der Zukunft wieder Opfer bringen.

Das sagt Gott uns auch heute, wo wir viel Trauriges sehen. Er lenkt unsere Blicke auf das zurück, was am Anfang war. Das ist Gottes Massstab. Er gibt keinen neuen! Dieses Prinzip stellt man in der Schrift immer wieder fest.

Gericht über Zauberer und falsch Schwörende

«Und ich werde euch nahen zum Gericht und werde ein schneller Zeuge sein gegen die Magier und gegen die Ehebrecher und gegen die falsch Schwörenden und gegen die, die den Tagelöhner im Lohn, die Witwe und die Waise bedrücken und das Recht des Fremden beugen und mich nicht fürchten, spricht der HERR der Heerscharen» (V. 5).

Weitere traurige Vorfälle sind vorgekommen. Nach den Belehrungen in Vers 2 überzeugt uns das sofort. Da gab es nicht nur Ehebrecher, sondern auch Zauberer und falsch Schwörende. Solche Menschen sind auch in unserer Zeit zur Genüge vorhanden. Dieses Verhalten ist für Gott ein Gräuel! Alles was dunkel und im Widerspruch zum hellen Licht der Wahrheit ist, hasst Er. Aber es ist noch ernster, wenn wir daran denken, dass Er diese Handlungen auf eine Stufe mit der Bedrückung der Schwachen – Tagelöhner, Witwen, Waisen, Fremde – stellt.

Bei uns Menschen müssen meistens die Schwachen herhalten. Aber der HERR sieht es anders. Für Ihn sind sie so wichtig, dass Er das Recht dieser schwachen Personen schützt und daher eingreift.

«Und mich nicht fürchtet»: Das hängt damit zusammen. Die Gottesfurcht bewahrt uns von diesen Einflüssen. Ohne Gottesfurcht kommen wir in jede Art des Bösen hinein.

Der HERR bleibt derselbe!

«Denn ich, der HERR, ich verändere mich nicht; und ihr, Kinder Jakobs, ihr werdet nicht vernichtet werden» (V. 6).

Gott droht und warnt. Doch Er mischt seine Worte gleichzeitig mit Zärtlichkeit. Er möchte niemand vernichten, aber Er kann manches nicht übersehen oder dazu schweigen.

Was können wir dabei auf uns anwenden? Vers 1 spricht vom Tag seines Kommens – das ist für uns ein wesentlicher Punkt. In 1. Thessalonicher 1,9.10 heisst es: «Wie ihr euch von den Götzenbildern zu Gott bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten.»

Manchen ist es wohl wie mir ergangen: Wenn man bei gläubigen Eltern aufwächst, ist der Gedanke furchtbar, beim Kommen des Herrn allein zurückgelassen zu werden. Welch eine Erleichterung ist es dann, wenn man sich bekehrt und weiss, dass man auch mitgehen wird, wenn Er kommt.

Unser Herr kommt, und die Menschen dieser Welt gehen, sie müssen abtreten. Natürlich gibt es zwischen unserer Erwartung und dem Kommen des Herrn in Maleachi einen grossen Unterschied: Der Heilige Geist spricht durch Maleachi nicht von der Entrückung der Gläubigen, sondern vom Kommen Gottes in der Person des Messias zum Gericht auf dieser Erde. Zeitlich gesehen finden wir dieses Kommen nach den schlimmen Gerichten der Offenbarung (Kap. 19). Das wird stattfinden, wenn keiner mehr da sein wird, der irgendein Wort von Spott und Verachtung gegen den Sohn Gottes zu sagen vermag. Das ist der Tag seines Kommens.

Gläubige Christen kommen nicht ins Gericht

Aber wir Christen kommen niemals ins Gericht, die Kinder Israel und die Nationen dagegen sehr wohl. Wir erleben zwar das erziehende Handeln Gottes. Wir haben Züchtigung nötig, um seiner Heiligkeit teilhaftig zu werden. Gott will uns in dieser Welt auch in unserem Verhalten zu dem machen, was wir in seinen Augen schon sind. Er will uns formen, damit wir auch äusserlich sein Bild abgeben.

Wenn früher ein Schmelzer ein Metall reinigte, war der Läuterungsprozess erst dann beendet, wenn er in der Oberfläche des flüssigen Metalls sein eigenes Bild sah. 1. Petrus 1,6.7 zeigt uns einen ähnlichen Gedanken: «Worin ihr frohlockt, die ihr jetzt eine kurze Zeit, wenn es nötig ist, betrübt seid durch mancherlei Versuchungen; damit die Bewährung eures Glaubens, viel kostbarer als die des Goldes, das vergeht, aber durch Feuer erprobt wird, befunden werde zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi.»

Der Herr bringt uns in seinen Erziehungswegen in einen Läuterungsprozess hinein. Er will uns immer mehr in sein Bild verwandeln. Das ist für uns oft sehr schmerzhaft. Der Herr allein weiss, wann dieser Prozess zu Ende ist und Er sich selbst in uns sieht. Manchmal hat man den Eindruck, dass Er manche der Seinen besonders prüft. Warum, weiss Er allein. Der Herr ist der grosse Erzieher, und Er kennt die Herzen wie kein anderer. Eine Schwester, eine sehr leidgeprüfte Frau, hat mir wiederholt gesagt: «Der Herr liebt mich nicht mehr.» Aber ich musste ihr sagen, dass es so etwas nicht gibt. Doch es kann so weit kommen, dass man meint, man würde vom Feuer verzehrt. Als Nichtbetroffener kann man gut darüber reden. Wenn wir allerdings selbst in einer solchen Lage sind, hört sich das sicher anders an.

Die Erziehung durch den Herrn

Der Herr handelt in seiner Erziehung mit uns wie mit den «Kindern Levis», weil wir im übertragenen Sinn auch «Kinder Levis», Priester Gottes, sind (vgl. 5. Mose 33,8-10). Deshalb erprobt uns der Herr so besonders. Er prüft das Beste, was Er hat, um es zu läutern. Ob es uns gefällt oder nicht, wir müssen es annehmen. Dann kommt die Frucht zutage, die Ihn erfreut, auch wenn ich es vielleicht nicht erkennen kann. Möge es uns trösten, dass Er sich freut.

Beim ganzen Prozess des Fruchttragens geht es um Ihn. Wann bringe ich Frucht? Wenn ich die Charakterzüge Christi zeige. Manchmal meint man, als Frucht zähle nur, einen anderen zum Heiland zu führen. Das ist tatsächlich Frucht, aber nur ein Aspekt. Frucht bringen meint, seine Charakterzüge zu zeigen. Wenn es Ihm gelingt, dieses Gold und Silber so rein werden zu lassen, dass Er sein eigenes Bild darin sieht, dann beendet Er den Läuterungsprozess, dann erlischt das Feuer.

Wenn wir hier von Zauberern, Ehebrechern und falsch Schwörenden lesen, dann finden wir Grundsätze Gottes, an die Er sich immer gebunden sieht, besonders wenn es um den Schutz gegenüber Witwen, Waisen und Fremden geht. Es sind ewige, unveränderliche Grundsätze Gottes. Mögen wir nicht den Ansichten der Welt folgen und Menschen, die an sich schon schwach sind, noch weiter unter die Füsse treten. Die Grundsätze des Herrn verändern sich nicht – Er ändert sich ebenfalls nicht.

Gott bleibt bei dem, was Er von Anfang getan hat. Er ist der grosse Gott der sich nicht verändert. So ist z.B. der Gedanke des Hauses Gottes ein grosser Gedanke, der sich durch die ganze Bibel zieht.

Wie schön, dass Er gerade am Ende dieser Zeitperiode in Israel noch einmal sagt: «Ihr Israeliten, die ihr mich so betrübt habt, sollt wissen: Ich bleibe derselbe, auch wenn ihr euch verändert!» Er ist derselbe in jeder Hinsicht: in seiner Treue genauso wie in seinem Ernst; sowohl als Herr als auch als Retter. Er verändert sich nicht.

Die Aussage: «Und ihr, Kinder Jakobs, ihr werdet nicht vernichtet werden», bedeutet doch: Er bleibt mein Heiland, ich werde mein Heil nicht mehr verlieren. Eine grosse Zahl von gläubigen Christen meint, wieder verloren gehen zu können. Dieser Gedanke hat sich bei vielen sehr tief eingenistet, aber er ist dem Herrn fremd! Seine Hände halten uns fest, und keiner kann uns da herausreissen. Wer an diesem falschen Gedanken festhält, raubt sich nicht nur selbst die Freude, sondern nimmt zugleich dem Herrn seine Ehre weg. Aber wir Gläubige kommen manchmal in Herzensnöte, sodass wir anfangen zu zweifeln. Was dann? Dann dürfen wir uns neu dem Wort Gottes zuwenden und festhalten, was Er sagt, und Ihm neu dafür danken.

  • Wenn sein Wort nicht mehr soll gelten,
    worauf soll der Glaube ruhn?

Wir sollten uns als Christen auch weiterhin darauf stützen.

Das Kommen des Herrn ist eine Tatsache, seine Läuterung auch. Er kennt den richtigen Zeitpunkt, die notwendige Dauer und Intensität. Denken wir an Hiob, der seine zehn Kinder an einem Tag verlor! Gott kannte aber auch da das Ende. So heisst es in Jakobus 5,11: «Von dem Ausharren Hiobs habt ihr gehört, und das Ende des Herrn habt ihr gesehen, dass der Herr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist.» Das darf auch unser Blickwinkel sein. Wenn der Herr uns in seiner Weisheit läutern muss, bleibt Er doch der, der Mitgefühl hat. Er weiss, was zu unserem Nutzen ist.

Versagen von Anfang an – dennoch ein Aufruf zur Umkehr

«Seit den Tagen eurer Väter seid ihr von meinen Satzungen abgewichen und habt sie nicht bewahrt. Kehrt um zu mir, so will ich zu euch umkehren, spricht der HERR der Heerscharen. Und ihr sprecht: ‹Worin sollen wir umkehren?›» (V. 7).

Auch in diesem Vers greift der Geist Gottes auf den Anfang zurück. Es handelt sich um verheerende Aussagen: Von den Tagen der Väter an war das Volk von den Satzungen Gottes abgewichen. Das ist die Erkenntnis, zu der man beim Lesen der Schrift kommt. Gott sagt etwas, und wir Menschen tun es nicht. Dies ist eine grundsätzliche Haltung des Menschen, dass er einfach nicht will, was Gott will. In einer Stelle in Jesaja heisst es: «Ich wusste, dass du sehr treulos bist und dass man dich von Mutterleib an einen Übertreter genannt hat» (Kap. 48,8). Ein kleines Kind kann natürlich nicht direkt nach der Geburt ein Übertreter sein, aber wir Menschen haben von Anfang an zu Gott «nein» gesagt. Deswegen sagt uns die Schrift das hier so deutlich.

Dann folgt aber beinahe unerwartet: «Kehrt um zu mir, so will ich zu euch umkehren, spricht der HERR der Heerscharen.» Man fragt sich, wie Gott in diesem Umfeld so etwas sagen kann. Er hat ein solches Herz für sein Volk, dass Er immer wieder an die Bereitschaft zur Umkehr appelliert. Gott will sich seinem Volk wieder zuwenden.

Das ist auch für uns heute wichtig. Es kann durchaus sein, dass es für den einen oder anderen das letzte Mal ist, einen solchen Appell zu hören. Morgen kann es für eine Umkehr zu spät sein! – In einem anderen Sinn gilt dieser Appell auch für uns Christen. Wir haben vieles, was wir immer wieder dem Herrn bekennen müssen. Das Volk damals war satt, selbstgefällig, selbstgerecht, arrogant und von sich selbst überzeugt: «Worin sollen wir umkehren? Bei mir kann doch gar nichts Sündiges sein!» Gott macht jedoch klar, dass im zeremoniellen Gottesdienst seines Volkes eine ganze Menge von Fehlverhalten lag.

Gott berauben

«Darf ein Mensch Gott berauben, dass ihr mich beraubt? Und ihr sprecht: ‹Worin haben wir dich beraubt?› Im Zehnten und im Hebopfer. Mit dem Fluch seid ihr verflucht, und doch beraubt ihr mich, ihr, die ganze Nation! Bringt den ganzen Zehnten in das Vorratshaus, damit Speise in meinem Haus sei; und prüft mich doch dadurch, spricht der HERR der Heerscharen, ob ich euch nicht die Fenster des Himmels öffnen und euch Segen bis zum Übermass ausgiessen werde. Und ich werde um euretwillen den Fresser schelten, dass er euch die Frucht des Bodens nicht verderbe; und der Weinstock auf dem Feld wird euch nicht mehr fehltragen, spricht der HERR der Heerscharen. Und alle Nationen werden euch glücklich preisen, denn ihr werdet ein Land des Wohlgefallens sein, spricht der HERR der Heerscharen» (V. 8-12).

Hier finden wir die interessante Aussage Gottes, dass Menschen Ihn berauben können. Natürlich müssen wir das vor dem Hintergrund des Opferdienstes verstehen. Es geht hier um den Zehnten und das Hebopfer. Diese hatte das Volk nicht Gott, sondern sich selbst gebracht. Um die Aussage besser zu verstehen, muss man das Wort ganzen unterstreichen. Hier geht es um die Quantität der Opfer.

In Kapitel 1 ging es um die Qualität der Opfer. Dort brachte man Schlechtes, hier bringt man zu wenig. Die Quantität ist auch eins unserer Probleme als Menschen: Gott bekommt etwas, wir dagegen viel. Genau das bedeutet, Gott zu berauben! Wie oft muss der Herr in dieser Weise auch zu uns sprechen. Dann müssen wir bekennen: «Ich bin wieder abgewichen von dem, was Du von mir erwarten kannst.» Das ist in der Geschichte der Menschheit immer so gewesen. Sei es bei Adam, oder sei es bei Noah. Auch diesem hatte Gott die Herrschaft über die Erde anvertraut, aber er konnte nicht einmal sich selbst beherrschen. Und als Gott dem Menschen das Priestertum anvertraute? Sofort versagte es. Warum? Weil es von den Satzungen, vom Wort Gottes, abwich. Das ist sicher der Punkt, um den es hier geht. Wenn nicht Gottes Wort uns leitet, geht es schief. Leitet es uns, haben wir Erfolg. Gottes Wort ist der Massstab, um den es geht. Es vermittelt uns Weisheit, Klarheit und Licht. Wenn wir uns daran halten, gibt der Herr auch seinen Segen dazu. Das dürfen wir aus diesem Abschnitt lernen. Wir leben am Anfang des dritten christlichen Jahrtausends. Keiner will sich mehr beugen, jeder begehrt auf!

Gott sagt uns gewissermassen: Ihr Christen, wenn ihr treu sein wollt, seid ihr immer noch an mein Wort gebunden. Nur dann gibt es Segen. Wenn ihr es aber nicht wollt, gibt es keinen Segen. Das gilt auch bezüglich unseres geistlichen Wohlstands. Ich bin nur reich in Christus, wenn ich Ihm auch gehorsam sein will. Gott hat immer etwas für uns, Er möchte uns immer etwas geben.

Beeindruckend ist die Aussage über das Berauben: «Ihr beraubt mich.» Kann man das in unsere Praxis übertragen? Wird dies nicht wahr, wenn ich die christlichen Zusammenkünfte gleichgültig besuche? Wir haben schon darüber nachgedacht, dass es nicht gut ist, unseren Herrn in einer Art Automatismus anzubeten. Es reicht nicht, wenn wir nur körperlich in den Zusammenkünften sind. Er will unser Herz haben! Hat Er es nicht, berauben wir Ihn.

Was soll ich während der Woche tun, damit das Herz am Sonntag erfüllter ist von Ihm und seinem Werk? Kann ich nicht etwas mehr an meinen Heiland denken? Wir sollen uns nicht nur um die Bewahrung im Alltag kümmern, so wertvoll sie ist. Wir wollen uns ganz gezielt mit dem Herrn Jesus beschäftigen! Wir dürfen daran denken, wie und was Er ist, wie «schön» Er für Gott ist. Das erfüllt das Herz und gibt eine ganz andere Lebensausrichtung.

Da passierte Folgendes: Ein Bruder war oft am Sonntagmorgen in der Stunde des Brotbrechens zugegen, und man bemerkte, dass er Brot und Kelch an sich vorübergehen liess. Er hatte wohl einen Grund, der für ihn auch seine Berechtigung haben mochte. Vielleicht war etwas geschehen, das ihn bedrückte. Er meinte, das zeigen zu müssen, indem er Brot und Kelch vorbeigehen liess. War das richtig? Beraubt man nicht durch solch ein Verhalten den Herrn? Man kann tatsächlich durch manches, was in der Mitte der Gläubigen falsch ist, betrübt sein. Aber mit einer solchen Reaktion beraubt man den Herrn! Damit mache ich zudem die Geschwister traurig.

Natürlich kann man den Herrn nicht in absoluter Weise berauben. Denn Er besitzt alles in sich selbst. Er hat auf alles Anspruch und macht ihn auch geltend.

Aufstand gegen den HERRN

«Eure Worte sind trotzig gegen mich gewesen, spricht der HERR. Und ihr sprecht: ‹Was haben wir miteinander gegen dich beredet?›» (V. 13).

Sag uns doch, was wir miteinander über dich beredet haben, ist die Sprache eines rebellischen Volkes. Vielleicht sagen wir in unseren Herzen: «So reden wir ja nicht.» Aber könnte es nicht auch bei uns sein, ohne dass es uns auffällt? Das wäre traurig, und wir müssten uns darunter demütigen.

Wir sind in Vers 7 bereits einem ähnlich rebellischen Wort begegnet: «Worin sollen wir umkehren?» Ist es denn möglich, am richtigen Platz zu sein und dennoch umkehren zu müssen? Wir werden vor dem Herrn einsehen müssen, dass unser Leben immer erhebliche Defizite in der Treue und in der Hingabe aufweist. Auch wenn wir an das Zusammenkommen denken. Wie manches Ungute kommt vielleicht aus unserem Mund hervor! Und was haben wir manchmal für Empfindungen, die nicht von Ihm sind! Gibt es nicht Dinge, derentwegen wir umzukehren haben? Denken wir auch an das Thema Gewohnheiten. Es gibt eine verheerende Gewohnheitsmässigkeit, die den Blick auf den Kern des Zusammenkommens verschliesst! «Das machen wir doch immer so, wir sind immer hier, jede Woche dreimal!» Der Herr möge uns Frische und neue Klarheit geben, warum wir das tun. Wenn man diese Frage ernst nimmt, findet man eine ganze Reihe von Gründen, die uns zur Umkehr mahnen.

Gottseligkeit ein Mittel zum Gewinn?

«Ihr sprecht: ‹Vergeblich ist es, Gott zu dienen, und was für Gewinn, dass wir seinen Dienst versahen und dass wir vor dem HERRN der Heerscharen in Trauer umhergingen?›» (V. 14).

Die Menschen damals scheinen die Nachfolge hinter Gott her als eine Art Gewinn angesehen zu haben. Ähnliche Gedanken findet man auch im 1. Timotheus-Brief. Es gab Menschen, die meinten, die Gottseligkeit sei ein Mittel zum Gewinn. Wenn sie enttäuscht wurden, wandten sie sich ab. Es ist besonders verwerflich, wenn man Gottes Wahrheit mit materiellem Gewinn verbinden will.

Hier sprachen die Menschen: «Was für ein Nutzen liegt überhaupt darin, dass wir auf die Gnade Gottes warten, dass wir in Trauer einhergehen?» Anders ausgedrückt: «Warum sollte ich Buße tun, was ist das für ein Gewinn?» Die gleiche Sprache der Rebellion! Gott sagt uns diese Dinge nicht, um uns den Kopf zu waschen, sondern die Füsse! Er will uns in die Gemeinschaft mit sich selbst zurückbringen. Das ist die Belehrung des Propheten Maleachi, der ein Prophet der Endzeit ist. Darum ist er auch ein Prophet für uns, die wir in der Endzeit des christlichen Zeugnisses leben.

Übermut – Furcht des HERRN

«‹Und so preisen wir nun die Übermütigen glücklich: Nicht nur sind die Täter der Gottlosigkeit aufgebaut worden, sondern sie haben auch Gott versucht und sind entkommen.› Da unterredeten sich miteinander, die den HERRN fürchten, und der HERR merkte auf und hörte; und ein Gedenkbuch wurde vor ihm geschrieben für die, die den HERRN fürchten und die seinen Namen achten» (V. 15.16).

Hier finden wir den gleichen Gedanken wie in Kapitel 2,17. Das Volk spricht: «Gott kümmert sich nicht um die Gesetzlosen, und den Gottlosen geht es gut.» Da haben wir also zunächst eine Verbindung zum vorher Gesagten.

Aber dann kommt etwas Neues: der wahre Überrest. Es sind Leute, die sich miteinander unterreden, die sich Gedanken machen, wie sie treu sein und Gott folgen können. Das bedeutet für uns, dass es auch heute noch möglich ist zu verwirklichen, was Versammlung heisst, sogar im 21. Jahrhundert. Wir haben Gemeinschaft «miteinander» über diese Fragen. Das ist die Belehrung von Vers 16.

Wenn die Situation am schlimmsten und der Tag am dunkelsten wird, strahlt die Gnade Gottes umso heller hervor. Ist die Finsternis am grössten, treffen sich die Treuen und reden miteinander. Historisch ist das z.B. der Fall gewesen, als der Herr Jesus Mensch wurde. Da warteten einige der damals Treuen auf Ihn. Wir denken an Simeon oder die Prophetin Anna, und sicher auch an Maria und Joseph; und manche andere, deren Blick auf den Kommenden gerichtet war.

Diese unterredeten sich. Das lesen wir bei Anna wörtlich. Sie sprach zu allen, die in Jerusalem auf Erlösung warteten, vom Messias (Lk 2,38). Da merkte Gott auf und hörte. Hat denn Gott vorher nicht aufgemerkt? Das ist sicher nicht so gemeint! Aber Gott nimmt von Menschen, die gern gehorsam sein wollen, besonders Kenntnis.

Das wird auch durch das Gedenkbuch ausgedrückt. Gott muss sein Gedächtnis natürlich nicht stützen. Aber Er macht uns klar, dass Ihm das so wichtig ist, dass darum ein Gedenkbuch vor Ihm geschrieben wird, um das für die Ewigkeit festzuhalten. Man stellt in der Bibel fest, dass wenn ein Gedenkbuch geschrieben wird, es für Ereignisse geschieht, die sich im Stillen abgespielt haben und sonst in Vergessenheit geraten wären. Es geht um Geschehnisse, die kaum aufgefallen sind. Hier handelte es sich um Menschen, die man heute als «fromme Schwärmer» oder «christliche Fundamentalisten» abtun würde. Aber Gott schreibt ein Gedenkbuch.

Das Besondere war, dass diese Juden den HERRN fürchteten. Sie achteten auch seinen Namen. Sein Name spielt eine besondere Rolle in diesem Buch. Man kann ihn fürchten, vor ihm zittern, ihn achten, aber auch verachten. Gott bringt diesen Namen mit seiner Heiligkeit in Beziehung. Auch wir dürfen ihn immer direkt mit Ihm in Verbindung bringen. Das ist der Name, in dem wir Rettung haben.

Gott verschont die Seinen

«Und sie werden mir, spricht der HERR der Heerscharen, zum Eigentum sein an dem Tag, den ich machen werde; und ich werde sie verschonen, wie ein Mann seinen Sohn verschont, der ihm dient. Und ihr werdet wieder den Unterschied sehen zwischen dem Gerechten und dem Gottlosen, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient» (V. 17.18).

Diese treuen Leute sollen Gott zum besonderen Eigentum sein. Sie sind für Gott ein besonderer Schatz, wie ein Juwel in der abgefallenen Masse. So wichtig ist das Gott. Das erinnert uns an die Sendschreiben in Offenbarung 2 und 3, wo Gott am Überrest – es sind die Überwinder – ein besonderes Interesse zeigt. In Vers 18 macht Gott einen Unterschied zwischen dem Gerechten und dem Gottlosen. Wir Christen sind für Gott «interessante» Leute. Die Welt dagegen ist in diesem Sinn für Ihn uninteressant.

Alle Menschen sind von Natur aus Sünder und schuldig. Aber wenn es darum geht, mit wem sich Gott in seiner Gunst beschäftigt, gibt es einen grossen Unterschied zwischen seinen Kindern und der Welt.

Auffallend ist Vers 17, in dem Gott sagt: «Ich werde sie verschonen wie ein Mann seinen Sohn verschont, der ihm dient.» Warum ist das so interessant? Das Normale ist, dass ein Vater seinen Sohn verschont und ihn besser behandelt als einen anderen Menschen, der nicht sein Sohn ist. Aber gerade das hat Gott nicht getan! Er hat seinen Sohn nicht verschont, damit Er den anderen Heil anbieten konnte (Röm 8,32). Das ist tief beeindruckend!

Das Kommen des HERRN

«Denn siehe, der Tag kommt, brennend wie ein Ofen; und alle Übermütigen und alle Täter der Gottlosigkeit werden zu Stoppeln werden; und der kommende Tag wird sie verbrennen, spricht der HERR der Heerscharen, so dass er ihnen weder Wurzel noch Zweig lassen wird. Aber euch, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen mit Heilung in ihren Flügeln. Und ihr werdet ausziehen und hüpfen wie Mastkälber» (V. 19.20).

Der Schluss dieses Buches ist eine Art Zusammenfassung. Der kommende Tag, der Tag des Gerichts, wird noch einmal erwähnt. Dann werden alle Übermütigen und Täter der Gottlosigkeit vernichtet werden. Das ist die klare Antwort auf die rebellische Sprache von Kapitel 3,15. Dort haben die Leute gesagt: «Die Täter der Gottlosigkeit werden aufgebaut, die Übermütigen sind glücklich.» Aber wenn man das Wort gegen Ihn und gegen seine Heiligkeit richtet, antwortet Gott mit grossem Ernst. Das wird hier besonders deutlich. Er sagt dann auch, dass die, die seinen Namen fürchten, glücklich sein werden.

Dann finden wir hier den Ausdruck: Sonne der Gerechtigkeit. Wenn der Herr Jesus für den gläubigen Überrest aus Israel wiederkommen und Gericht ausüben wird, werden die Strahlen dieser Sonne alles Ungerechte verbrennen. Dann gibt es keine Gnade mehr. Dieser wichtige Gedanke lässt uns Christen nicht kalt, obwohl dieses Gericht uns nicht treffen wird. Wir Christen wissen, dass der gleiche Herr kurz vorher, wenn die Nacht am dunkelsten geworden ist, als der Morgenstern erscheinen wird.

Die Perspektive von Israel ist die Sonne der Gerechtigkeit, die Perspektive der Christen der glänzende Morgenstern. Der Herr als der glänzende Morgenstern wird uns zu sich in die Herrlichkeit nehmen. Der Gedanke seines Kommens ist ein zentraler Aspekt der Bibel. Für uns bezieht er sich besonders auf die Entrückung. Kommt Er dann einige Jahre später als die Sonne der Gerechtigkeit, werden wir Ihn begleiten. Das Neue Testament macht uns das klar.

Wir haben nicht mehr viel Zeit, bis der Herr kommt. Daher sollten wir uns fragen: Was ist noch zu tun? Eines ist, die Menschen in dieser Welt vor dem Gericht zu warnen und ihnen die Botschaft des Evangeliums zu bringen. Aber manches muss bei uns in Ordnung gebracht werden! Auch Zwischenmenschliches muss geordnet sein, wenn der Herr kommt. Das sind ernste Erwägungen, denen wir nicht ausweichen sollten. Wenn der Herr gekommen ist, kann ich meinem Nachbarn nicht mehr sagen, dass er sich bekehren soll. Dann kann ich meinen Bruder nicht mehr um Vergebung bitten. Das Kommen des Herrn hat also auch für uns einen ernsten Aspekt.

Der Blick zurück und voraus

«Gedenkt des Gesetzes Moses, meines Knechtes, das ich ihm auf dem Horeb an ganz Israel geboten habe – Satzungen und Rechte. Siehe, ich sende euch Elia, den Propheten, ehe der Tag des HERRN kommt, der grosse und furchtbare» (V. 22.23).

Der Geist Gottes richtet unsere Gedanken noch einmal auf das Wort, und zwar auf das Gesetz, das Gott seinem Volk am Anfang seiner nationalen Geschichte gegeben hat. Wieder lenkt Er uns auf das zurück, was Er am Anfang getan hat. Allgemein angewandt können wir sagen: Was der Herr einmal gesagt und getan hat, darauf richtet Er immer wieder unsere Gedanken.

Gleichzeitig erwähnt Er Elia, den Propheten; nicht Elia, der zur Zeit der Könige Israels gelebt hat. Dieser Kommende wird eine Persönlichkeit sein, die in der Kraft und nach den Grundsätzen des historischen Elia auftritt. Auffällig ist aber, dass der Heilige Geist die Menschen zur Zeit von Maleachi zurück auf Mose und in die Zukunft auf Elia weist, der das Volk auf die Erscheinung des Herrn vorbereiten wird. Unser Leben, das in der Gegenwart abläuft, orientiert sich an diesen zwei Seiten: an dem, was das Wort Gottes früher gesagt hat, und an dem Kommen des Herrn in der Zukunft. Das ist wahres Christentum. Wir erinnern uns an das, was Er getan hat, aber auch daran, dass Er kommen wird. Unsere Gegenwart bestimmt sich durch den Blick zurück und den in die Zukunft.

Geordnete Familienverhältnisse

«Und er wird das Herz der Väter zu den Kindern und das Herz der Kinder zu ihren Vätern wenden, damit ich nicht komme und das Land mit dem Bann schlage» (V. 24).

Gott sagt abschliessend: Ich bringe auch die familiären Verhältnisse in Ordnung. Ein Schlagwort unserer Tage heisst «Generationenproblem». Damit sind die zwischen den Generationen bestehenden Spannungen gemeint. Sind diese Konflikte wirklich unausweichlich? Es ist traurig, dass nicht nur die Söhne, sondern auch wir Väter versagen! Doch das wird sich ändern, wenn der Herr kommt. Welch ein Trost! Wenn der Herr Jesus kommt, wird jede Unordnung verschwinden. Das betrifft vor allem den Überrest hier auf der Erde. Aber wir können das auch aufs Geistliche übertragen. Gott kann uns ein harmonisches Miteinander schenken. Doch das erfordert, dass wir nahe beim Herrn leben.

Dann gibt es einen grossen Unterschied zwischen dem Propheten Maleachi und dem Neuen Testament. Das Alte Testament endet mit dem Wort: «Damit ich nicht komme und das Land mit dem Bann schlage.» Gott kann beim alttestamentlichen Volk den Ernst des Gerichts nicht übersehen. Wie anders lauten die letzten Worte des Neuen Testaments! Der Herr Jesus kann hier nicht anders, als von Gnade reden (Off 22,21). Das ist ein charakteristischer Unterschied zwischen dem Alten und dem Neuen Testament: Gericht und Gnade. Trotzdem wollen wir festhalten, dass auch Maleachi im Zeichen der Liebe spricht, wie es Kapitel 1,2 angedeutet hat: «Ich habe euch geliebt, spricht der HERR.»