Die christliche Anbetung
13) Was können wir Gott in der christlichen Anbetung bringen?
Anbeten bedeutet, dass wir Gott in Ehrerbietung sagen, wer Er ist. Doch wie können wir Gott anbeten, den wir nie gesehen haben? Er hat sich in seinem Sohn offenbart. Der Herr Jesus hat in seinem Leben auf der Erde und besonders in seinem Sterben am Kreuz gezeigt, wer Gott wirklich ist. Deshalb bringen wir in unserer Anbetung zum Ausdruck, wer Christus ist und was Er am Kreuz getan hat. Dadurch beten wir Gott an und bringen Ihm als eine heilige Priesterschaft geistliche Schlachtopfer dar (1. Pet 2,5). Die Person und das Werk des Herrn Jesus – das ist heute und in Ewigkeit der Gegenstand unserer Anbetung.
Als Christen bringen wir also (ausser der Kollekte, 1. Kor 16,1.2) keine materiellen Opfer dar, wie es die Israeliten taten, sondern geistliche. Der Herr Jesus selbst kündigte diese neue, geistliche Form der Anbetung an (Joh 4,21.23; siehe Frage 15). Der Hebräer-Brief zeigt im Detail die Vortrefflichkeit der christlichen Anbetung auf.
Anbetung ist nicht etwas Sentimentales oder Emotionales – obwohl unsere Herzen in der Anbetung berührt werden und beteiligt sind. Der Wert von dem, was wir bringen, liegt in den Eigenschaften Gottes und in den Vorzügen seines Sohnes Jesus Christus, die wir Ihm vorstellen, und nicht in unseren Emotionen.
Noch eine kurze Bemerkung zu Römer 12,1, wo wir aufgefordert werden, unsere Körper als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer darzustellen. Diese Bibelstelle spricht nicht von Anbetung, sondern von einem Leben, das wir aus Dankbarkeit für unsere Errettung Gott zur Verfügung stellen. Im gleichen Sinn werden in Römer 15,16 die Ergebnisse des Dienstes (hier von Paulus) als Opfer für den Herrn betrachtet. Auch hier geht es nicht um Anbetung.
14) Wie wissen wir, dass Gott unsere Anbetung annimmt?
Nach 1. Petrus 2,5 sind die geistlichen Schlachtopfer «Gott wohlangenehm durch Jesus Christus». Gott nimmt das, was wir Ihm in Anbetung bringen, nicht aufgrund dessen an, was wir von Natur aus oder in unserem praktischen Leben sind. Es hängt auch nicht von unserer Beredsamkeit oder von der Grossartigkeit des benutzten Gebäudes ab. Nein, es ist der Herr Jesus, der unsere Anbetung für Gott annehmbar macht. Unsere Worte mögen einfach sein, aber wenn sie wahrhaftig sind und von Christus und seinem Werk sprechen, wird sich Gott darüber freuen.
Gott möchte, dass sowohl unsere Anbetung als auch unser tägliches Leben in Übereinstimmung mit seinem Wort sind. Sonst kann Er das, was wir Ihm bringen, nicht annehmen. Zwei Beispiele aus der Bibel dazu:
- Als Kain seine Feldfrüchte darbrachte, blickte Gott nicht auf seine Opfergabe (1. Mo 4,5). Warum? Weil sie auf dem Prinzip der «Gerechtigkeit aus Werken» beruhte. Kain brachte sie ohne Glauben dar und missachtete die Notwendigkeit des Todes, um sich Gott zu nähern.
- Der Prophet Amos musste dem Volk Israel sagen, dass Gott ihre Opfer wegen ihres schlechten Verhaltens nicht annehmen würde (Amos 5,21-26). So gilt auch für uns: Wenn wir den Herrn durch Sünden verunehrt haben, müssen wir die Sache im Selbstgericht in Ordnung bringen (1. Kor 11,27-31). Danach können wir wieder in Anbetung vor Gott erscheinen.
15) Was ist Anbetung «in Geist» und «in Wahrheit»?
Der Herr Jesus benutzte diesen Ausdruck in Johannes 4, als Er mit der samaritischen Frau über Anbetung sprach. Diese Frau kannte eine äusserliche, zeremonielle Anbetung, die vom jüdischen Gottesdienst abgeleitet war und auf Traditionen der Samariter beruhte (2. Kön 17). Der Herr erklärte ihr, dass eine neue Zeit beginnen würde, in der es eine neue Art von Anbetung geben würde: «Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden» (V. 23).
Anbetung «in Geist» drückt zweierlei aus:
- Christliche Anbetung ist geistlich und somit der materiellen Anbetung entgegengesetzt. Sie steht in einem klaren Kontrast zu den Elementen des israelitischen Gottesdienstes, bei dem es um Gebäude, Räucherwerke, Opfertiere, Kleider usw. ging. Dadurch entspricht die christliche Anbetung dem, was Gott ist: «Gott ist ein Geist» (Joh 4,24).
- Der Heilige Geist leitet die christlichen Anbeter in dem, was sie vor Gott zum Ausdruck bringen.
Anbetung «in Wahrheit» beinhaltet auch zwei Aspekte:
- Anbetung basiert immer auf der offenbarten Wahrheit. Die Patriarchen beteten Gott an, nachdem Er ihnen erschienen war (1. Mo 12,7; 26,24.25; 35,1-7). Unter dem Gesetz musste die Anbetung auf den Anweisungen beruhen, die Gott dem Volk Israel gegeben hatte. Als Christen besitzen wir die volle Offenbarung Gottes. In seinem Sohn hat Er uns mitgeteilt, was in seinem Herzen ist, so dass wir Ihn als Vater kennen. Der Herr Jesus verkündete seinen Namen: mein Vater und euer Vater; mein Gott und euer Gott (Joh 20,17). Wir kennen also die volle Wahrheit über Gott, darum können wir in Wahrheit anbeten.
- Unsere Anbetung sollte echt sein. Wir sollten meinen, was wir sagen, und nicht einfach ein Lippenbekenntnis vortragen (Mt 15,8; Jes 29,13).
16) Wen beten wir an?
Anbetung steht nur Gott zu und nie Geschöpfen, seien es Menschen, Engel oder sonst jemand (2. Mo 20,2-5; 5. Mo 6,13; Mt 4,10; Apg 10,25.26; 14,13-18; Off 19,10; 22,8.9; siehe auch Joh 4,24; 1. Kor 14,25) Konkret heisst das:
- Wir beten Gott, den Vater, an. In Johannes 4,23 lesen wir, dass der Vater Anbeter sucht. Der Name «Vater» wird hier gebraucht, um Folgendes zu zeigen: Er sucht Anbetung von solchen, die sich ihrer Beziehung als Kinder zu Ihm als ihrem Vater bewusst sind (Eph 1,3; 3,14; 5,20). Wir beten unseren Gott und Vater für das an, was Er ist, und für seine herrlichen Pläne (Eph 1 und 3).
- Wir beten den Sohn Gottes an. Obwohl Er Mensch geworden ist, war und ist Er immer Gott. Er ist es würdig, angebetet zu werden. Sogar auf der Erde nahm Er Anbetung von den Menschen an (Mt 14,33; Joh 9,38). Als Er in den Himmel auffuhr, warfen sich seine Jünger vor Ihm nieder (Lk 24,52). Seitdem der Sohn Gottes gekommen ist, ist es unmöglich, den Vater wahrhaftig zu ehren, ohne seinem Sohn die gebührende Ehrerbietung zu geben (Joh 5,23).
17) Dann ist die Anbetung des Heiligen Geistes nicht biblisch?
Nein, das ist sie nicht. Das wird sofort klar, wenn wir Folgendes bedenken:
- Nirgends in der Bibel finden wir ein Beispiel, dass sich jemand in der Anbetung oder im Gebet an den Heiligen Geist wendet.
- Der Heilige Geist wohnt in uns und hilft uns unsere Beziehung zum Vater und zum Sohn zu geniessen (Röm 8,15.16; Joh 14,8-17). Wir werden ermahnt, im Heiligen Geist zu beten (Eph 6,18; Jud 20). Wir üben auch den Gottesdienst durch den Heiligen Geist aus (Phil 3,3). Die Anbetung ist also durch den Geist Gottes geleitet, aber nicht an Ihn gerichtet.
18) Welche Gabe benötige ich für die Anbetung?
Gar keine – weder für die persönliche noch für die gemeinsame Anbetung. Jeder Christ kann sich vor dem Herrn verneigen, dazu braucht er keine geistliche Fähigkeit. Wenn die Gaben aufgezählt werden, wird die Anbetung nicht erwähnt (Röm 12,6-8; 1. Kor 12; Eph 4,11). Gaben sind für die Erbauung des Leibes, d.h. für die Errettung von Sündern und die geistliche Entwicklung der Erlösten da (Eph 4,12). Anbetung hingegen richtet sich an Gott und ist nicht so sehr eine Frage des Wissens, sondern vielmehr eine Frage der Liebe und Hingabe.
19) Kann jeder anbeten und gibt es gewisse Voraussetzungen dafür?
Die erste Voraussetzung für Anbetung ist die persönliche Errettung. Nur Menschen, die erlöst sind und sich nicht mehr unter der Macht Satans befinden, können anbeten. Das wird in der Geschichte des Volkes Israel dargestellt. Es war den Israeliten nicht möglich, in Ägypten anzubeten (2. Mo 8,21-23). Sie mussten zuerst durch das Blut des Lammes erlöst und dann durch den Durchzug des Roten Meeres befreit werden. So ist es auch heute: Ein unbekehrter Sünder kennt Gott nicht als Vater. Zudem ist es ihm unmöglich, die herrlichen Eigenschaften Gottes zu erkennen.
Glaubende müssen Befreiung erfahren haben, um Gottes Gegenwart geniessen zu können. Erst dann können sie anbeten. Diese Freiheit werden sie nur haben, wenn sie die christliche Stellung kennen und geniessen (→ Frage 11): Sie sind gerechtfertigt, geheiligt und vollkommen gemacht (Röm 5,1, Heb 10,10.14). Sie haben eine himmlische Berufung (Heb 3,1). Die Kenntnis des vollbrachten Erlösungswerks des Herrn Jesus, die ewige Sicherheit des Glaubenden und die Reinigung von einem bösen Gewissen geben dem Erlösten die Freimütigkeit, Gott in Anbetung zu nahen (Heb 9,12.14; 10,19.22).
Zweifellos gibt es ein Wachstum in der Erkenntnis des Herrn Jesus und in der Qualität der Anbetung. Dennoch ist es wahr, dass jeder Erlöste, sobald er Heilssicherheit besitzt, Gott anbeten kann.