Gott redet zu uns Menschen durch seine Worte und Werke. Im Alten Testament hat Er durch das Gesetz und die Propheten, im Neuen durch seinen Sohn selbst geredet. Seine Werke zeigt uns Gott in seiner Schöpfung und im Wirken des Herrn Jesus als Mensch.
Zudem bekräftigt Er seine Worte und Werke mit seinen Fingern, was uns auf zwei Gedanken hinweist: Einerseits verleiht Er seinen Worten Nachdruck, uns zur Mahnung, oder wenn nötig zur Warnung. Anderseits wirkt Gott durch seine Finger zum Wohl von uns Menschen.
1) Gottes Finger als Warnung vor dem Gericht
Gott wollte Israel, das Er sich zum Eigentumsvolk erwählt hatte, aus Ägypten befreien. Deshalb redete Er durch Mose und Aaron zum Pharao. Zusätzlich bestätigte Er seine Worte durch Zeichen und Wunder, indem Er Plagen über die Ägypter kommen liess. Der Pharao, der den HERRN weder anerkennen noch auf sein Wort hören wollte, liess diese Zeichen und Wunder durch seine Wahrsagepriester mit ihren Zauberkünsten nachahmen.
Das gelang ihnen bei den ersten beiden Plagen. Doch bei der Stechmückenplage versagte ihre Zauberei. Für diese Männer war es ohne jeden Zweifel, dass Gott durch Mose und Aaron wirkte, denn sie sprachen: «Das ist Gottes Finger!» (2. Mo 8,15). Weder Hand noch Finger wurden gesehen, und doch war diese Plage ein unmissverständliches und unleugbares Zeichen Gottes. Obwohl die Zauberer dies bezeugten, verhärteten sie sich nicht nur gegen Gottes Reden, sondern widerstanden auch Mose und Aaron (2. Tim 3,8). Auch der Pharao verhärtete sein Herz, bis Gott sein Herz verhärten musste.
Bei König Belsazar in Babel kündigte Gott das Gericht durch Finger einer Menschenhand an, die an die Kalkwand des königlichen Palastes schrieben: «Mene, mene, tekel upharsin.»
Der vor den König gerufene Daniel erklärte die aufgezeichnete Schrift mit den Worten: «Dies ist die Deutung der Sache: Mene – Gott hat dein Königtum gezählt und macht ihm ein Ende. Tekel – du bist auf der Waage gewogen und zu leicht befunden worden. Peres – dein Königreich wird zerteilt und den Medern und Persern gegeben.» Das Gericht wurde noch in der gleichen Nacht vollzogen (Dan 5,5.25-28.30).
Gottes Finger war in beiden Fällen die letzte Warnung vor dem Gericht. Gott gibt dem Menschen aber immer Gelegenheit, auf seine Stimme zu hören, bevor Er seine Warnung mit dem Finger ausspricht. Auch Hiob bestätigt dies: «Siehe, das alles tut Gott zwei-, dreimal mit dem Mann, um seine Seele abzuwenden von der Grube» (Hiob 33,29.30).
2) Gottes Finger als Mahnung zum Gehorsam
Vor dem Einzug des Volkes Israel in das Land Kanaan musste Mose in seiner Rede dem Volk sagen: «Erinnere dich daran – vergiss es nicht –, wie du den HERRN, deinen Gott, in der Wüste erzürnt hast! Von dem Tag an, als du aus dem Land Ägypten herausgezogen bist, bis ihr an diesen Ort kamt, seid ihr widerspenstig gegen den HERRN gewesen. … Und der HERR gab mir die zwei steinernen Tafeln, beschrieben mit dem Finger Gottes; und darauf standen alle Worte, die der HERR auf dem Berg mit euch geredet hatte» (5. Mo 9,7.10).
Selbstüberschätzung und Widerspenstigkeit des Volkes veranlassten Gott wohl, die zwei steinernen Tafeln mit seinem Finger zu beschreiben. Gottes Finger verleiht seinen Worten den nötigen Nachdruck und die Mahnung: Wenn du diese Dinge getan hast, wirst du leben (3. Mo 18,5; Röm 10,5). Zudem weisen diese Finger auf Gottes Autorität hin. So hatte Paulus den Brief an die Galater mit eigener Hand geschrieben, um seine apostolische Autorität zu unterstreichen (Gal 1,1; 6,11).
Diese Mahnung des Gesetzes besteht bis heute, um den Menschen von seiner Sünde zu überführen. Denn wie sollte er sonst wissen, was Sünde ist? (Röm 7,7). Das Evangelium dagegen weist auf den Heiland hin, der den Sünder von seinen Sünden erretten kann. In diesem Sinn erweist sich Gottes Finger nicht nur als Mahner, sondern auch als Wegweiser zum Leben.
3) Das Wirken der Finger Gottes in der Schöpfung
In Psalm 8 spricht David von der Herrlichkeit des Namens des HERRN und von seiner Schöpfung, die Er ins Dasein gerufen hat. Gott hat durch sein Wort geschaffen: «Er sprach, und es war; er gebot, und es stand da» (Ps 33,9). Er hat auch mit seinen Händen gewirkt und mit seinen Fingern gebildet.
Im Erschaffen durch sein Wort leuchtet seine Allmacht hervor: das Wort seiner Macht (Heb 1,3). Bei seinen Händen sehen wir, wie Er den Menschen gebildet und geformt hat (1. Mo 2,7). Beim Werk seiner Finger erkennen wir seine Liebe bis in die kleinste Einzelheit (Ps 8,4). Welche Macht, Weisheit und Liebe hat Er in seine Schöpfung hineingelegt!
Mond und Sterne, die Er für uns Menschen als Orientierungslichter bereitet hat, sind für uns in ihren Abmessungen und Entfernungen unendlich gross. Er aber ist grösser als die Schöpfung, die seiner Finger Werk ist. Deshalb gehört seinem Namen Ehre und Anbetung, nicht den Himmelsgestirnen. Sie sind uns gegeben, um uns auf Ihn hinzuweisen.
4) Gottes Finger im Sohn des Menschen offenbart – seine Macht über die Dämonen
In welch schlimmem Zustand fand der Herr Jesus sein Volk, als Er seinen Dienst begann! Gott hatte Israel verheissen, keine der Krankheiten der Ägypter über sie zu bringen, wenn sie seiner Stimme gehorchen würden. Und nun war dieses Volk durch viele Kranke, Leidende und von Dämonen Besessene gekennzeichnet (Mk 1,34).
Doch der Herr war gekommen und ging umher, «wohl tuend und alle heilend, die von dem Teufel überwältigt waren» (Apg 10,38). Er trieb Dämonen aus. Das war ein offensichtliches Zeichen seiner göttlichen Sendung (Lk 11,14-23). Anstatt für eine solche Befreiung dankbar zu sein, verkannten dies einige und sagten: «Durch Beelzebul, den Fürsten der Dämonen, treibt er die Dämonen aus.» Worauf Er mit der Frage reagierte: «Wenn ich aber durch Beelzebul die Dämonen austreibe, durch wen treiben eure Söhne sie aus?»
Mit dieser Frage suchte Er ihre Herzen und Gewissen zu erreichen. Leider vergeblich. Deshalb fügte Er das ernste Wort hinzu: «Darum werden sie eure Richter sein.» – Er selbst aber trieb die Dämonen durch den Finger Gottes aus (Lk 11,20). Damit wies Er einerseits die Dämonen in ihre Schranken, anderseits war dies für jene Menschen eine letzte Warnung vor dem Gericht.
5) Wenn Jesus Christus mit dem Finger auf die Erde schreibt
Im Johannes-Evangelium sehen wir den Herrn Jesus, wie Er von Anfang an von seinem Volk abgewiesen wurde. Er kam in das Seine, aber die Seinen nahmen Ihn nicht an. Er schien als das Licht in der Finsternis, doch die Menschen waren blind in Bezug auf sich selbst. Sie meinten, das Unrecht der anderen zu sehen und brandmarken zu müssen. Doch sie selbst scheuten das Licht, damit ihre bösen Werke nicht offenbar wurden.
So brachten sie eine Frau, die sie im Ehebruch ergriffen hatten, zu Jesus, um von Ihm zu wissen, ob Er so handeln würde, wie Mose geboten hatte. Er gab zunächst keine Antwort, sondern bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde (Joh 8,1-11). Was hatte Er wohl geschrieben? Der Evangelist Johannes schweigt darüber. Doch im Licht von Jeremia 17,13 wissen wir genug, um für unser Leben die richtige Entscheidung zu treffen: «Alle, die dich verlassen, werden beschämt werden. – Und die von mir weichen, werden in die Erde geschrieben werden; denn sie haben die Quelle lebendigen Wassers, den HERRN, verlassen.»
Auf die Antwort des Herrn: «Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie», gingen alle hinaus, worauf Er sich wieder bückte und auf die Erde schrieb. Sie verliessen den Herrn, der Macht hatte, ihre Sünden zu vergeben. Deshalb wurden ihre Namen nur auf die Erde geschrieben. Jeder aber, der mit dem Bekenntnis seiner Sünden zu Ihm kommt, darf sich darüber freuen, dass sein Name unauslöschlich im Himmel angeschrieben ist (Lk 10,20).
6) Wie der Herr Jesus durch seinen Finger alles wohl gemacht hat
In der Begebenheit von der Heilung des Tauben, der schwer redete, berichtet uns der Evangelist Markus, wie der Heiland mit seinen Fingern heilte (Mk 7,31-37). Dieser Taube ist ein Bild vom Volk Israel, das, obwohl es Ohren hatte, für Gottes Botschaft taub war, und dessen Mund sich nur spärlich (oder schwer) zum Lob Gottes öffnete.
Sie baten den Herrn, ihm die Hand aufzulegen. Obwohl Er oft in dieser Weise vorging, tat Er es in diesem Fall nicht. Der Herr handelt nicht immer so, wie wir es uns wünschen oder ausdenken. Naaman, der syrische Heeroberste, dachte, der Prophet Elisa würde zur Heilung seine Hände über ihn schwingen. Dieser aber sandte nur seinen Diener, der ihm eine Anweisung überbrachte (2. Kön 5,11).
Bei der Heilung des Tauben benutzte der Herr seine Finger. Er legte diese in die Ohren des Kranken, spie und rührte seine Zunge an. Zudem blickte Er auf zum Himmel, seufzte und sprach zu ihm: «Ephata!, das ist: Werde aufgetan!» Dann heisst es: «Und sogleich wurden seine Ohren aufgetan, und das Band seiner Zunge wurde gelöst, und er redete richtig.»
Beachte, wie der Herr als Knecht Gottes den kranken Menschen für sich allein auf die Seite nahm, weil Er keine Sensation wollte. Der Blick zum Himmel zeigt seine Abhängigkeit, und sein Seufzen offenbart seine Kenntnis des tragischen Zustands dieses Menschen sowie des ganzen Volkes.
Die Dämonen trieb der Herr mit dem Finger Gottes aus. Zur Heilung dieses Tauben gebrauchte Er seine Finger! Sein Machtwort «ephata» weist darauf hin, dass der Mensch nicht nur zu seinem Wohl geheilt werden sollte. Seine Ohren wurden geöffnet, um auf Gott zu hören, und seine Zunge gelöst, um sie zum Lob Gottes zu gebrauchen.
Möge der Herr auch unsere Ohren öffnen, um auf Ihn zu hören, sowie unseren Mund, um Ihn zu loben. Jakobus schreibt von der Zunge das ernste Wort: «Mit ihr preisen wir den Herrn und Vater, und mit ihr fluchen wir den Menschen, die nach dem Gleichnis Gottes geworden sind» (Jak 3,9).
Möchten wir Zacharias nachahmen, von dem Lukas bezeugt: «Sogleich aber wurde sein Mund aufgetan und seine Zunge gelöst, und er redete und lobte Gott» (Lk 1,64). Oder lasst uns David gleichen, der gesagt hat: «Meine Zunge wird von deiner Gerechtigkeit reden, von deinem Lob den ganzen Tag» (Ps 35,28).