Die Bilder, die Gott für sein Wirken gebraucht, enthalten eine Vielfalt von Gedanken, die im entsprechenden Zusammenhang gut zu erkennen und sehr eindrücklich sind. Bei den Bildern Arm bzw. Arme Gottes, Hände Gottes und Finger Gottes finden wir ähnliche Gedanken, aber mit verschiedenen Akzenten.
Wenn Gott z.B. von seiner Schöpfung redet, so tritt beim Arm seine grosse Kraft und Macht, durch die Er alles erschaffen hat, in den Vordergrund (Jer 27,5). Bei der Hand ist es sein Wirken, durch das Er gebildet und gebaut hat (Ps 19,2). In den Fingern sehen wir seine Liebe bis ins Detail. Die kleinste Einzelheit ist von einem Gott der Liebe ersonnen, geplant und ausgeführt worden (Ps 8,4).
Gottes Arm, seine Hand und seine Finger gehören zusammen. Da Er aber im Einzelnen davon spricht, ergibt sich eine gewollte Wiederholung, denn Gott ermüdet nicht, uns von dem zu berichten, was Ihm wichtig ist.
Der Arm Gottes nun ist ein Bild seiner Macht. «Er hat Macht geübt mit seinem Arm» (Lk 1,51). Die Arme Gottes (Mehrzahl) weisen auf sein mächtiges Wirken und Tragen zu unseren Gunsten hin. «Unter dir sind ewige Arme» (5. Mo 33,27).
1) Gottes Arm ist in der Schöpfung sichtbar
«Durch Glauben verstehen wir, dass die Welten durch Gottes Wort bereitet worden sind, so dass das, was man sieht, nicht aus Erscheinendem geworden ist» (Heb 11,3). An den Schöpfer-Gott zu glauben, geht dem Glauben an den Heiland-Gott voraus. Wie könnte Er unser Heiland sein, wenn Er uns nicht erschaffen hätte?
Im Kolosser-Brief lehrt uns Gott, dass sein Sohn bei der Schöpfung der Handelnde war. Alles ist durch Ihn und für Ihn geschaffen und alle Dinge bestehen durch Ihn. Er ist der Erstgeborene aller Schöpfung, das Bild des unsichtbaren Gottes (Kol 1,15-20). Sein Arm ist in der Schöpfung sichtbar durch seine grosse Kraft, in der Er Himmel und Erde gemacht hat (Jer 32,17).
Menschen mögen diese grosse Kraft in den Elementen Wasser, Erde und Luft sehen. Tatsächlich sind sie gewaltig und der Mensch ist, selbst mit all seiner Technik, oft hilflos dagegen. Aber wie viel grösser muss die Kraft Gottes als die Elemente sein, die Er nicht nur ins Dasein gerufen hat, sondern auch voneinander geschieden und geordnet hat.
Seinem ausgestreckten Arm müssen alle Dinge gehorchen. Sein gewaltiger Arm ist Gegenstand des Lobgesangs von Ethan, sowie von jedem, der Ihn als Schöpfer kennt und preist (Ps 89,11-14; Röm 1,25).
2) Rettung aus der Knechtschaft durch Gottes Arm
Das Volk Israel in Ägypten unter der Herrschaft Pharaos ist ein treffendes Bild von uns Menschen, die unter der Macht Satans der Sünde versklavt sind. Der Pharao drückte Israel mit Lastarbeiten. Er machte ihr Leben schwer und bitter durch harten Dienst. Es war ein Dienst, der zum Tod führte. Jeder Versuch, diese Sklaverei zu erleichtern oder sich daraus zu befreien, war völlig aussichtslos.
Doch Gott selbst griff ein und führte sie mit starker Hand und ausgestrecktem Arm und mit grossem Schrecken und mit Zeichen und Wundern heraus (5. Mo 26,8). Die starke Hand zeigt, wie Gott sie herausgeführt hat, indem Er sie sozusagen an der Hand fasste. In seinem ausgestreckten und erhobenen Arm hingegen sehen wir, wie Er sich gegen den Feind richtete und ihn unschädlich machte (Apg 13,17).
Wenn ein Mensch sich bekehrt, geschieht mit ihm ein gewaltiger Wechsel: Gott befreit ihn aus der Macht Satans. Er führt ihn aus der Finsternis zum Licht (Apg 26,18). Das, was der Mensch nicht zu tun vermag, tut Gott durch seinen ausgestreckten Arm, das ist seine grosse Kraft (2. Kön 17,36). Gleichzeitig wird sein Arm auch der herrliche Arm Gottes genannt, der uns eine wunderbare Rettung und Erlösung erwirkt und sich dadurch einen ewigen Namen gemacht hat (Jes 63,12). Jeder, der diesen Schritt tut, d.h. die angebotene Erlösung im Glauben ergreift, ist nicht mehr länger ein Sklave Satans, sondern ein geliebtes Kind Gottes.
3) Die Einnahme des Landes durch Gottes Arm
Israel hat das verheissene Land weder durch sein eigenes Schwert noch durch seinen Arm, sondern durch Gottes Arm und das Licht des Angesichts Gottes eingenommen (Ps 44,3.4). Die Einnahme des Landes war eine Grosstat Gottes, die Er zugunsten seines Volkes gewirkt hat. Dies wurde bei der Eroberung Jerichos besonders deutlich. Sie mussten einfach Gottes Anweisungen befolgen. Durch das tägliche, sowie das siebenfache Umziehen der Stadt haben sie Schritt für Schritt das Eingreifen Gottes herbeigeführt (Jos 6).
Auch wir können unser Kanaan – ein Bild unserer geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern – nur durch Gehorsam Schritt für Schritt in Besitz nehmen. Wir lernen stückweise eine Wahrheit nach der anderen kennen und auch befolgen. Stetige Wiederholung festigt die Wahrheit in unseren Herzen und in unserem Leben.
Sobald wir uns für geistliche Dinge interessieren, bekommen wir es aber mit dem Widerstand der geistlichen Mächte der Bosheit zu tun. Da kommen wir nur weiter, wenn wir uns an das Wort Gottes halten und an Den, der durch seinen starken Arm diese Mächte besiegt hat (Eph 1,3; 6,12-18).
Der Herr Jesus als Mensch hat uns ein Beispiel gegeben, wie Er durch das genaue Anführen und Befolgen des Wortes Gottes den Feind in die Flucht geschlagen hat.
4) Gottes Arm wirkt Lohn und Vergeltung
Gottes Arm wird in Zukunft in seiner Regierung über Israel und die Nationen wirksam sein. Das irdische Volk Gottes hat in der ihm anvertrauten Regierung versagt. Die Nationen ebenso. Die Herrschaft des Menschen wird ein grosses Durcheinander und viele Trümmer zurücklassen. Gott wird selbst eingreifen müssen, indem Er seinen Arm entblösst, um seinem Volk Recht zu verschaffen (Jes 52,9.10).
Ein Facharbeiter entblösst seinen Arm, um eine Arbeit ungehindert ausführen zu können. Der HERR wird die Arbeit des Gerichts mit Entschlossenheit ausführen. Doch das Wort betont, dass dies für Ihn ein befremdendes Werk, eine fremdartige Arbeit ist (Jes 28,21).
Für Israel wird die Offenbarung des Arms des HERRN in zweierlei Hinsicht wirksam: «Siehe da, euer Gott! Siehe, der Herr, HERR, kommt mit Kraft und sein Arm übt Herrschaft für ihn; siehe, sein Lohn ist bei ihm, und seine Vergeltung geht vor ihm her» (Jes 40,9.10). Zum einen übernimmt Er die Herrschaft, damit Er seinem Volk Lohn austeilen kann. Durch seinen starken Arm werden sie den Segen des Landes geniessen (Jes 62,8.9). Zum anderen wird Er den Feinden nach ihrem Tun vergelten und alle Dinge ordnen.
Zudem wird seine Regierung über die Grenzen Israels hinausgehen. Sein Wirken wird auch bei den Nationen zweifach sein: in Gerechtigkeit und zum Heil. Einerseits übt Er Gericht über das Böse, anderseits ist sein Heil für alle da, die Ihn aufnehmen (Jes 51,4-9).
5) Gottes Arm ist zu unseren Gunsten wirksam
Gottes Arm war in der Schöpfung wirksam. Er war für sein Volk in der Vergangenheit tätig und wird es auch in der Zukunft wieder sein. Er ist aber auch gegenwärtig zu unseren Gunsten wirksam.
Jeremia hat dies in sehr misslichen Umständen zu seinem Trost erfahren. Während der Belagerung Jerusalems war er im Gefängnishof eingesperrt. Er hat zu Gott gebetet und Ihn an seine Schöpfung erinnert: «Ach Herr, HERR! Siehe, du hast die Himmel und die Erde gemacht durch deine grosse Kraft und durch deinen ausgestreckten Arm: Kein Ding ist dir unmöglich» (Jer 32,17). Gott hat auf dieses Gebet geantwortet und bestätigt, dass Ihm, dem Gott alles Fleisches, d.h. dem Schöpfer, kein Ding unmöglich ist (Jer 32,27). Die Erhörung des Gebets von Jeremia lag nicht darin, dass die Belagerung der Stadt gestoppt wurde – (sie war in Gottes Regierung unumgänglich) – noch in der Befreiung des Propheten aus seiner schrecklichen Lage, sondern in der Erfüllung der Verheissungen für dieses Volk und diese Stadt. Das war so gewiss, dass Jeremia noch während der Belagerung ein Stück Land kaufte.
So dürfen auch wir den Herrn im Gebet daran erinnern, was Er bereits durch seinen Arm gewirkt hat, und Ihn bitten, uns durch seinen Arm zu stärken, so wie Er einst David gestärkt hatte (Ps 89,21.22). Weiter dürfen wir Ihn daran erinnern, wie Er Israel durch seinen heiligen Arm gerettet hat, und Ihn bitten, auch uns zu retten (Ps 98,1.2). Wir dürfen durch seinen mächtigen Arm nicht nur Hilfe für uns erfahren, sondern auch, um sie der kommenden Generation weiterzusagen (Ps 71,18).
Wie kostbar war die Erfahrung, die Jehiskia machte: «Mit ihm (dem König von Assyrien) ist ein Arm des Fleisches; aber mit uns ist der HERR, unser Gott, um uns zu helfen und unsere Kämpfe zu führen!» (2. Chr 32,8).
6) Die Arme des Herrn Jesus
Obwohl Gott vielfältig und mächtig durch seinen Arm gehandelt hatte und zuletzt sogar durch seinen Knecht Jesu wohltuend und heilend gewirkt hatte, blieb den meisten Menschen verborgen, dass Gott am Werk war. Jesaja hat die Frage gestellt: «Wer hat unserer Verkündigung geglaubt, und wem ist der Arm des HERRN offenbar geworden?» (Jes.53,1). Wer hat im Mann von Nazareth, der weder Pracht noch Gestalt hatte, dass jemand Ihn begehrt hätte, den Arm Gottes erkannt? Wer hat in Ihm den Messias gesehen, der die verheissenen Werke Gottes erfüllen würde?
Nur einige Wenige haben sich Ihm anvertraut, der als der Hirte Israels gekommen war, um seine Herde zu weiden, wie Jesaja dies angekündigt hatte: «Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte, die Lämmer wird er auf seinen Arm nehmen und in seinem Schoss tragen, die Säugenden wird er sanft leiten» (Jes 40,11). Diese Stelle ist sehr kostbar, weil der Geist Gottes das Bild des Arms nicht nur für Gottes Macht, sondern fast gegensätzlich für sein sanftes Wirken gebraucht. Mit dem einen Arm trägt Er die Lämmer. Das sind die Kleinen und Schwachen. Mit dem anderen leitet Er die Säugenden, die Schonung nötig haben, in einer sanften Weise. Das Tragen in seinem Schoss zeigt, wie Er über sein Volk innerlich bewegt ist. Er hat für den Einzelnen einen Bergungsort an seiner Brust.
Eine Erfüllung dieser Stelle finden wir im Leben des Herrn Jesus, als Er sagte: «Lasst die Kinder zu mir kommen.» «Und er nahm sie in die Arme, legte die Hände auf sie und segnete sie» (Mk 10,14-16; siehe auch 9,36). Um Welten zu schaffen, genügte ein Arm des Herrn vollauf. Wenn Er jedoch zugunsten der Seinen wirkt, gebraucht Er beide Arme!
So dürfen wir uns immer wieder an die Worte von Mose erinnern: «Deine Zuflucht ist der Gott der Urzeit, und unter dir sind ewige Arme» (5. Mo 33,27). Wie dankbar wollen wir sein, von solch mächtigen Armen sanft getragen zu werden. Schliesslich dürfen wir uns der Bitte der Braut im Lied der Lieder anschliessen: «Lege mich wie einen Siegelring an dein Herz, wie einen Siegelring an deinen Arm!» (Hld 8,6).