Vielfältig sind die Bilder, die Gott gebraucht, um sein Handeln mit uns Menschen zu veranschaulichen. Seine Hände, Arme und Finger sind für uns vertraute Bilder. Es besteht aber die Gefahr, dass wir uns Gott zu figürlich vorstellen. Wenn Er jedoch von seinen Flügeln redet, wird völlig klar, dass Er in bildlicher Sprache redet. Der Herr Jesus hatte sicher keine Flügel, und doch rief Er Jerusalem zu: «Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen wie eine Henne ihre Brut unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt!» (Lk 13,34).
Gott ist ein Geist. Er ist der Ewige und für uns Unsichtbare. Er redet mit uns Menschen, die in Zeit und Schöpfung leben, in bildlicher Sprache, damit wir Ihn verstehen können. Der Vergleich des Herrn Jesus mit einer Henne, die ihre Küken sammeln will, ist zugleich lieblich, aber auch ernst. Wo wären Küken besser geschützt als bei ihrer Mutter? Wo wären wir Menschen besser geborgen als bei unserem Schöpfer? – Aber viele Menschen haben diese Bemühungen des Herrn Jesus in den Wind geschlagen. Sie wollten doch keine Küken sein, d.h. sie waren nicht bereit, zuzugeben, arm, bloss und blind zu sein. Oder gar seine Brut genannt zu werden, d.h. ein Geschöpf Gottes zu sein und einzusehen: «In ihm leben und weben und sind wir.» Der Heiland musste zu solchen sagen: «Ihr habt nicht gewollt.» Sie sind dem Gericht Gottes schutzlos preisgegeben.
Noch sind die Flügel des Herrn Jesus für jeden, der will, ausgebreitet. Sie bieten Zuflucht, Sicherheit und Geborgenheit. Wer möchte nicht unter ihrem Schutz bleiben?
1) Zuflucht unter Gottes Flügeln vor bösen Menschen
In Psalm 17 nennt David gewisse Menschen: «die auf ihn Trauenden». Das sind gläubige Menschen, die ihre eigene Hilflosigkeit einsehen und ihre Zuflucht beim HERRN suchen. Wie gern erhört Er ihr Rufen, wenn sie bedrängt werden: «Bewahre mich wie den Augapfel im Auge, birg mich im Schatten deiner Flügel» (Ps 17,8). Bewahren wie den Augapfel deutet auf Gottes Sorgfalt und Beständigkeit hin, mit der Er auf uns acht gibt, sowie auf den Wert, den wir in seinen Augen haben. Der Schatten seiner Flügel, die uns decken, redet von Zuflucht und Sicherheit.
In Psalm 36 waren es die Gottlosen, die David zu schaffen machten. Das waren Menschen, die Böses ersannen. Er fand Zuflucht, Schutz und Sicherheit im Schatten von Gottes Flügeln. «Wie köstlich ist deine Güte, o Gott! Und Menschenkinder nehmen Zuflucht zum Schatten deiner Flügel» (Psalm 36,8). Die notvollen Erfahrungen trieben ihn in die Gegenwart Gottes. Da fand er nicht nur Schutz, sondern Gottes Güte. An der Quelle des Lebens wurde seine Seele getränkt und gestillt.
2) Zuflucht unter Gottes Flügeln bis die Gefahr vorübergezogen ist
Es ist wieder David, der von seiner Erfahrung berichtet, die er in der Höhle mit Saul, seinem Verfolger, gemacht hat. «Sei mir gnädig, o Gott, sei mir gnädig! Denn zu dir nimmt Zuflucht meine Seele, und ich will Zuflucht nehmen zum Schatten deiner Flügel, bis das Verderben vorübergezogen ist» (Ps 57,2). David fand seine Zuflucht beim HERRN, und er blieb im Schatten seiner Flügel, bis die Gefahr – in diesem Fall die Versuchung – vorübergezogen war. Wie hätte er in eigener Kraft dem Druck seiner Vertrauten standhalten können, die die Gelegenheit nutzen wollten, Saul zu töten?
3) Weilen unter dem Schutz seiner Flügel
Nachdem David diesen einzigartigen Ort unter Gottes Flügeln gefunden hatte, wollte er für immer dort bleiben. «Ich werde in Ewigkeit in deinem Zelt weilen, werde Zuflucht nehmen zum Schutz deiner Flügel» (Ps 61,5).
Im Schatten der Flügel finden die Vogeljungen Schutz vor der Hitze. Für uns ist es gut, Erfahrungen mit dem Herrn zu machen, indem wir unsere Zuflucht immer wieder bei Ihm suchen. Doch noch besser ist, diesen Ort nicht zu verlassen, sondern immer zu bleiben. Das bedeutet: Wenn wir eine Erfahrung gemacht haben, wollen wir auch für den nächsten Schritt seinen Schutz beanspruchen. In seiner Nähe dürfen wir das Angesicht Gottes schauen. Güte und Wahrheit werden uns bewahren.
4) Jubeln im Schatten seiner Flügel
Wer diesen Zufluchts- und Wohnort kennt, hat Grund zum Jubeln: «Denn du bist mir zur Hilfe gewesen, und ich werde jubeln im Schatten deiner Flügel» (Ps 63,8). Unsere Not ist doch, dass wir oft mit Sorgen und Mühen oder mit Menschen beschäftigt sind. Dann sind eher Klagen und Bitten statt Jubel in unserem Mund. Doch wie liebevoll ist der Herr, dass Er uns in seinen Schutz und in seine Gegenwart führen will, damit wir danken anstatt zu klagen!
5) Zuflucht unter seinen Flügeln auch in Zukunft
«Wer im Schutz des Höchsten sitzt, wird bleiben im Schatten des Allmächtigen. Ich sage von dem HERRN: Meine Zuflucht und meine Burg; mein Gott, auf ihn will ich vertrauen … Mit seinen Fittichen wird er dich decken, und du wirst Zuflucht finden unter seinen Flügeln; Schild und Schutz ist seine Wahrheit» (Ps 91,1.2.4).
Wer all diese Erfahrungen gemacht hat, wird auch in Zukunft seine Zuflucht beim HERRN suchen. Dabei hat dieses Bild der Flügel zwei Seiten. Zum einen wird Er seine Flügel über dich decken. Zum anderen wirst du Zuflucht finden unter seinen Flügeln. Schutz und Geborgenheit kommen von Ihm. An dir ist es, zu Ihm zu eilen, heute und auch in künftigen Gefahren.
6) Getragen auf Gottes Flügeln
«Ihr habt gesehen, was ich an den Ägyptern getan habe, wie ich euch auf Adlers Flügeln getragen und euch zu mir gebracht habe» (2. Mo 19,4). In diesem Vergleich mit den Flügeln des Adlers malte Gott seinem Volk ein eindrückliches Bild vor Augen, wie Er es zu sich gebracht hatte. Es war Gottes wunderbares Eingreifen im Land der Knechtschaft sowie seine Führung, durch die Er es zu sich in seine heilige Gegenwart gebracht hatte.
In 5. Mose 32 zeigt Gott ein weiteres Bild seiner Flügel. Er vergleicht sich mit Adler-Eltern, die sich um ihre Jungen sorgen: «Er fand ihn (Jakob) im Land der Wüste und in der Öde, dem Geheul der Wildnis; er umgab ihn, gab auf ihn acht, er behütete ihn wie seinen Augapfel. Wie der Adler sein Nest aufstört, über seinen Jungen schwebt, seine Flügel ausbreitet, sie aufnimmt, sie auf seinen Schwingen trägt; so leitete ihn der HERR allein, und kein fremder Gott war mit ihm» (5. Mo 32,10-12). Wenn Er uns zu sich gebracht hat, dürfen wir seine Erziehung erfahren. Einerseits gibt Er acht auf uns, anderseits erzieht Er uns. Wie würden junge Adler fliegen lernen, wenn die Eltern das Nest nicht aufstören würden? Doch wenn sie es tun, sind sie zur rechten Zeit unter ihnen bereit, um ihnen wenn nötig beizustehen.
Genau so verhält sich der Herr mit uns. Welche Mühe hat Er mit einem Menschen, der sich aus der Welt bekehrt! Wie viel Ausdauer braucht Er, bis wir uns vom Weltlichen und Irdischen lösen, um als himmlische Christen zu leben! Mit welch zärtlicher Fürsorge trägt Er uns, wenn wir alt und schwach geworden sind!
7) Die Sonne der Gerechtigkeit mit Heilung in ihren Flügeln
Der Herr wirkt nicht nur für uns, sondern in der Zukunft auch für einen Überrest aus seinem irdischen Volk, der Ihn fürchtet. Die Sonne der Gerechtigkeit ist ein Bild auf den Herrn Jesus, der nach den Zeiten der Nationen – das ist die Zeit der Nacht – wie die Sonne aufgehen wird: «Aber euch, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen mit Heilung in ihren Flügeln» (Mal 3,20). Die Zeiten der Nationen werden viel Ungerechtigkeit, Leid, Kummer und Wunden bei seinem Volk hinterlassen haben, die Heilung nötig haben. Wenn der Herr Jesus als die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen wird, ist das für die einen wie ein brennender Ofen, der alle Ungerechtigkeit verbrennt. Für die anderen dagegen, das sind die Gottesfürchtigen, ist «Heilung in ihren Flügeln». Sie finden unter seinen Flügeln schnell Zuflucht und Schutz.
Dieses prophetische Bild ermuntert uns als Gläubige, unsere Zuflucht heute beim Herrn Jesus zu suchen. Wir werden bei Ihm Heilung und geistliches Wohlergehen finden.
- Ja, unter den Flügeln geborgen
und auf den Flügeln bewahrt,
das gibt ein seliges Ruhen,
das gibt eine glückliche Fahrt;
das gibt ein sicheres Wissen
bei wechselnder Pilgerschaft;
denn unter den Flügeln ist Frieden,
und auf den Flügeln ist Kraft.