Winke und Anregungen zum Bibelstudium (3)

Einprägen und auswendig lernen

2. Einprägen und auswendig lernen

In Verbindung mit dem täglichen Bibellesen ist es sehr wichtig, dass man sich gewisse Verse einprägt und auswendig lernt. Manche denken vielleicht, das sei etwas für Sonntagsschüler. Wir wünschten, dass Jugendliche und Erwachsene geradeso wie Kinder das Vorrecht dieser wertvollen Übung für sich in Anspruch nähmen. Ja, wir möchten die Notwendigkeit für alle betonen, die wachsen wollen in der Erkenntnis des Wortes Gottes und des Herrn Jesus und nützlich sein möchten in seinem Dienst.

Eine Schatzkammer der Wahrheit

Einer, der sich Bibelverse ins Gedächtnis eingeprägt hat, besitzt ein Lager guter Waffen gleich zur Hand, um dem Feind zu begegnen, eine Notration geistlicher Nahrung zu gegebener Zeit, Erfrischung für den müden Gläubigen oder den bedürftigen Sünder. Wenn jemand einen reichen Vorrat verschiedener Teile aus Gottes Wort in sein Gedächtnis eingeprägt hat und in Gemeinschaft mit dem Herrn bleibt, wird er um ein Wort der Warnung gegenüber einem leichtsinnigen Spötter nicht verlegen sein. Er wird auch ohne Schwierigkeiten einen Bibelvers zur Hand haben, der einer ängstlichen Seele Sicherheit gibt.

Der Geist Gottes wird uns den einen oder andern Vers, den wir uns gemerkt haben, wieder in Erinnerung rufen, so dass wir ihn richtig zitieren können. Aber Er kann uns nicht an das erinnern, was uns nicht geläufig ist. Je vertrauter wir mit Abschnitten der Schrift sind, umso mehr sind wir in der Lage, andere darauf aufmerksam zu machen. Hier kommt der grosse Vorteil der auswendig gelernten Bibelstellen zum Zug. Alles, was in Bezug auf das Wort Gottes in unseren Gedanken und im Gedächtnis vorhanden ist, schafft dem Heiligen Geist Möglichkeiten, uns und andere zu segnen.

Unser Herr verwahrte das Wort Gottes in seinem Herzen. Als Er von Satan in der Wüste versucht wurde, konnte Er Stellen aus dem 5. Buch Mose zitieren – Er hat sie bestimmt nicht abgelesen – und ihn damit besiegen. Er antwortete auch den Einwänden der Pharisäer und Schriftgelehrten mit dem Wort Gottes aus seinem Herzen. «In meinem Herzen habe ich dein Wort verwahrt, damit ich nicht gegen dich sündige.» (Ps 119,11). Es ist gut, das Wort Gottes in unseren Händen zu halten, aber noch besser, es auch im Sinn und im Herzen zu haben.

Es wurde schon gesagt, dass wenn wir jeden Tag einen Vers auswendig lernten, wir uns die ganze Bibel im Lauf von 25 Jahren einprägen würden. Was für einen reichen Vorrat hätten wir im Alter von 35 Jahren in unserem Gedächtnis und in unserem Herzen angelegt, wenn wir im Alter von 10 damit begännen!

Wir möchten darum besonders die jungen Gläubigen ermuntern, die Heilige Schrift systematisch auswendig zu lernen. Tut es jetzt, solange euer Herz noch jung, euer Gedächtnis noch aufnahmefähig ist, das Lernen noch leicht geht und die Wirkung dauerhafter ist.

Das Gedächtnis üben

Einige mögen sagen, sie seien eben vergesslich und könnten sich die Dinge schlecht merken. Ja, es gibt solche, die mit einem besseren Gedächtnis begabt sind als andere. Aber es ist ebenso wahr, dass nichts eine Kraft so sehr schwächt, als wenn man sie vernachlässigt. Wenn gewissen Gliedern unseres Körpers die Bewegung fehlt, bilden sie sich zurück und werden schwach. Genauso verhält es sich mit der Merkfähigkeit und dem Erinnerungsvermögen unseres Gedächtnisses. Je mehr sie geübt werden, umso stärker werden sie, und je mehr wir sie vernachlässigen, desto schwächer werden sie.

Wenn wir unser Gedächtnis und unser Herz mit kurzen Texten der Schrift üben, ist dies eine gute geistliche Tätigkeit, die das Wachstum auf geistlichem und physischem Gebiet fördert. Vielleicht ist unser Gedächtnis schwach geworden, weil wir es lange Zeit nicht gebraucht haben. Das Gedächtnis möchte, dass wir uns darauf verlassen. Wenn wir ihm unser Vertrauen dadurch beweisen, dass wir es auf die Probe stellen, werden wir entdecken, dass es erstaunliche Fortschritte macht. Nimm einen Vers, präge ihn während des Tages immer wieder ein und sieh, ob du am nächsten Tag den grössten Teil davon noch weisst.

Das mehrmalige Wiederholen oder Abschreiben eines Verses hilft, ihn sich einzuprägen. Der Psalmist deutet noch eine andere Hilfe an, um sich das Wort Gottes zu merken: «An deinen Satzungen habe ich meine Wonne; dein Wort werde ich nicht vergessen.» (Ps 119,16). Dinge, die uns Freude machen und die uns interessieren, werden wir leichter behalten, aber solche, die uns weniger ansprechen, eher vergessen.

Wir möchten auch die ermuntern, die schon vorgerückt sind im Alter und die Übung des Auswendiglernens schwierig finden. Vielleicht ist der Anfang etwas schwerer, aber Übung wird auch euer Gedächtnis noch erweitern, vor allem, wenn es durch Nichtgebrauch schwach geworden ist. Alter schwächt das Gedächtnis nicht so stark, dass wir ihm keine Bibelverse mehr anvertrauen könnten.

Anfang und Fortsetzung

Das Wichtige ist, den Anfang zu machen. Lerne einen Vers und fahre auf diesem Weg mit dem nächsten fort. Nehmen wir an, du beginnst mit dem wunderbaren ersten Kapitel des Johannes-Evangeliums und lernst einen oder zwei Verse pro Tag. Jeden Morgen wiederholst du den des Vortages und lernst einen weiteren dazu. Bald wirst du das ganze Kapitel in dein Gedächtnis übertragen haben. Wenn du das gemeistert hast, prüfe es laut nach in einer stillen Stunde, z.B. am Sonntag oder auf einem Spaziergang. So werden die Worte noch fester in unseren Sinn eingebettet.

Wie wunderbar ist es, Gottes Wort so in unseren Herzen bewahren zu können und es vor uns zu haben, wenn wir nachts wach liegen. Auf diese Weise wird uns sein Wort kostbarer. Versuche es doch einmal!

Man könnte dann in dieser Weise fortfahren und weitere Kapitel in Angriff nehmen. In einem Jahr und sechs Monaten hätten wir uns so das ganze Johannes-Evangelium eingeprägt. Wie gut wäre es, auch die Briefe des Apostels Paulus und andere auf diese Art in unser Gedächtnis zu übertragen. Was für reiche Schätze sammelten wir so in unser Herz und Sinn! Der eine denkt vielleicht, das sei eine zu umfangreiche Aufgabe, aber kleine Dinge regelmässig getan, bringen Grosses zustande.

Nimm dir nicht zu viel vor aufs Mal. Aber das, was du tust, führe sorgfältig und mit grösstmöglicher Regelmässigkeit durch. Fahre fort und du wirst staunen, mit welcher Leichtigkeit du auf einmal auswendig lernst. Prüf das Gelernte nach, damit es frisch bleibt. So hast du dir eine Gewohnheit angeeignet, die für dein ganzes Leben von Nutzen sein kann.

Das Reisen, die Fahrt zum Arbeitsort und zurück, sind Gelegenheiten, um das Wort Gottes auswendig zu lernen. Das ist eine glückliche und nützliche Beschäftigung und bewahrt unseren Sinn vor dem Bösen und den Versuchungen um uns her.

Lasst uns beginnen, wenn wir es nicht schon getan haben, Bibelverse auswendig zu lernen und mit Gottes Gnade fortfahren zu seiner Ehre und zum Segen unserer Seelen und der Seelen anderer. Willst du nicht heute damit beginnen?